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Veröffentlicht am 30.09.2024

Babyglück

Nebelblau
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Die Polizistin Eira Sjödin ist wegen ihrer Schwangerschaft im Innendienst. In einem nahegelegenen Hafen sind Taucher unterwegs. Zu deren Entsetzen finden sie in den kalten Frühjahrsfluten die Überreste ...

Die Polizistin Eira Sjödin ist wegen ihrer Schwangerschaft im Innendienst. In einem nahegelegenen Hafen sind Taucher unterwegs. Zu deren Entsetzen finden sie in den kalten Frühjahrsfluten die Überreste einer Leiche. Es wird vermutet, dass der Tote bei einem Brückeneinsturz kurz nach dem zweiten Weltkrieg ums Leben gekommen sein könnte. Untersuchungen ergeben jedoch, dass die Leiche jüngerem Datums sein muss. Es handelt sich um einen männlichen Toten, der offensichtlich erschossen wurde. Und nun gibt es doch eine Untersuchung für Eire, die froh ist, mal von ihrem Schreibtisch wegzukommen. Wird es möglich sein nach so langer Zeit noch die Identität des Opfers herauszufinden?

Bei diesem dritten Band der Eira Sjödin Reihe bzw. Trilogie handelt es sich, wenn man dem glauben darf um den letzten Band um die hartnäckige Polizistin. Wegen ihrer Schwangerschaft wird Eira nicht mehr in Fällen eingesetzt, bei denen sie mit unvorhergesehenen Ereignissen zu rechnen hat. Der Tote aus dem Hafen jedoch ist schon so lange tot, dass von einem möglichen Täter keine Gefahr mehr drohen dürfte. Weiterhin kümmert sich Eira um ihre dezente Mutter, die inzwischen im Pflegeheim untergebracht ist. Über ihren Bruder Magnus ärgert sich Eira manchmal, denn er ist für einen Mord ins gegangen ist, denn er nicht begangen hat.

Dieses dritte Hörbuch wird wieder auf sehr angenehme und zur Handlung passende Art vorgelesen von Heike Warmuth. Ob es sich bei diesem Band tatsächlich um den letzen Band handelt, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Einen Hinweis auf einen Folgeband gibt es allerdings bisher nicht. Eira ist ja schließlich im Mutterschutz. Der vermeintlich harmlose Fall gestaltet sich doch spannender als zu vermuten gewesen wäre. Mit ihrer Hartnäckigkeit schafft es Eira tatsächlich mehr über den Toten herauszufinden. Nicht ohne ist auch die Sorge um ihre Mutter und auch um Magnus versucht sie sich zu kümmern. Von ihrer Schwangerschaft will sie sich eigentlich nicht beeindrucken lassen, aber irgendwann kann sie die Veränderungen nicht mehr ignorieren.

Vielleicht sind die beinahe schon euphorischen Besprechungen nicht zu hundert Prozent nachvollziehbar, aber die Reihe bietet solide und spannende Krimi-Unterhaltung, die gerne weiterempfohlen werden kann.

Veröffentlicht am 30.09.2024

India House

Antichristie
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Die Queen ist tot. Und die fünfzigjährige Durga hat gerade ihr Mutter verloren. Sie und die Familie sind dabei, die Asche zu verstreuen, bekommt sie Nachrichten aus der neuen WhatsApp Gruppe. Durga hat ...

Die Queen ist tot. Und die fünfzigjährige Durga hat gerade ihr Mutter verloren. Sie und die Familie sind dabei, die Asche zu verstreuen, bekommt sie Nachrichten aus der neuen WhatsApp Gruppe. Durga hat einen neuen Job, es soll Neuverfilmungen von Agatha Christie geben. Dabei soll auch die britische Kolonialzeit aufgearbeitet werden und die Krimis in ein politisch korrektes Gewand gekleidet werden. Dass Durga, die indische Wurzeln hat, sich plötzlich im London des Jahres 1907 wiederfindet, um im India House mit indischen Revolutionären zu debattieren.

Agatha Christie neu interpretieren, geht das eigentlich? Oder braucht man das? Nun, immerhin ist es für Durga ein Job und eine interessante Aufgabe. Christie Verfilmungen gibt es immer wieder neu und vielleicht kann sie mit dem Team noch etwas Neues dazu geben. Aus heutiger Sicht ist Christie natürlich nicht politisch korrekt. Daraus lässt sich sicherlich eine Geschichte spinnen. Auf die Zeitreise nach London zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist Durga nicht gefasst. Allerdings ist ihr Vater aus Indien nach Deutschland eingewandert, so dass sie tatsächlich ein wenig in ihrer eigenen Geschichte landet.

Auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 hat dieser Roman einen tollen Platz. Die Beschreibung des Brainstormings zur Erstellung von Drehbüchern zur Neuverfilmung von Romanen von Agathe Christie ist eine Idee, die jeden triggern kann, der die Serien und Filme gerne schaut. Mit der indischen Revolution und den Unabhängigkeitsbestrebungen wird es da schon etwas schwieriger, insbesondere wenn man sich da eher nicht auskennt beziehungsweise, die eigenen Kenntnisse mit Gandhi beginnen und aufhören. Damit wird der Roman noch anspruchsvoller zu lesen, zumal man auch geneigt ist, etwas zu tun, womit Durga auch schnell bei der Hand ist, man fragt mal das www. Also bleibt der Roman zwar recht fordernd, aber auch sehr interessant. Auch die Rahmenhandlung mit dem Tod sowohl von Durgas Mutter als auch der Queen ist ein genialer Schachzug.

Das auffällige Cover bringt den Inhalt dieses herausfordernden und intelligenten Romans bestens auf einen Nenner.

Veröffentlicht am 23.09.2024

Hungermord

Erdschwarz
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In einem abgelegenen Haus im Wald wird ein Mann tot aufgefunden. Die Streifenpolizistin Eira Sjödin hat gute Ortskenntnisse, deshalb wird auch sie mit der Bearbeitung der Spuren betraut. Der Mann war ...

In einem abgelegenen Haus im Wald wird ein Mann tot aufgefunden. Die Streifenpolizistin Eira Sjödin hat gute Ortskenntnisse, deshalb wird auch sie mit der Bearbeitung der Spuren betraut. Der Mann war schon als vermisst gemeldet und Eira hatte die Sache behandelt. Doch fast hätte Eira den Mann nicht erkannt, denn er ist verhungert und hatte sich somit stark verändert. Kann er sogar gefoltert worden sein? Ihm wurden Finger abgetrennt. Das Haus wurde vererbt und die Erben haben es verkauft. Möglicherweise hat der Mord damit zu tun? Das Opfer war Schauspieler, allerdings nicht sehr erfolgreich. Könnte auch da ein Motiv liegen?

Zum zweiten Mal wird Eira Sjödin von ihrem Chef Georg Georgsson zu einem Fall hinzugezogen. Sie kommt aus der Gegend und kann sich gut in die Menschen hineinfühlen. Jedoch ist Eiras Mutter an Demenz erkrankt. Schweren Herzens musste Eira sie im Pflegeheim unterbringen. Zum Glück fühlt sich die Mutter im Heim recht wohl. Nur nach Magnus, Eiras Bruder fragt sie jedes Mal. Magnus sitzt allerdings wegen eines Mordes im Gefängnis, den er gestanden, aber nicht begangen hat. Doch wie soll Eira das der Mutter erklären. Manchmal ist sie ganz froh, wenn sie zur Arbeit gerufen wird.

Das Hörbuch wird sehr ansprechend vorgetragen von Heike Warmuth. Der eher ruhige, aber doch mit Überraschungen aufwartende Krimi kommt durch ihre angenehme Stimme gut zur Geltung. Inhaltlich ist es rätselhaft, wieso jemand etwas gegen den Schauspieler gehabt haben soll. Erst als noch ein ähnlicher Fall auftaucht, kommen Eira Sjödin und ihre Kollegen langsam weiter. Das fesselt beim Zuhören, eben weil es erst in eine Richtung geht, die einem selbst vielleicht auch zunächst in den Kopf geht, sich dann aber doch etwas ganz anderes ergibt. Richtig packend wird es eher gegen Ende, als ein weiterer Fall auftaucht und Eira noch eine Möglichkeit sieht die Person zu retten.

Ein dritter Band der Reihe ist bereits erschienen.

Veröffentlicht am 16.09.2024

Der Garten

Dinner mit den Schnabels
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Die Pandemie hat seiner Firma den Rest gegeben. Eigentlich ein aufstrebender Architekt mit ein paar Angestellten war Simon Larsen plötzlich pleite. Er und seine Frau mussten das Haus verkaufen und zur ...

Die Pandemie hat seiner Firma den Rest gegeben. Eigentlich ein aufstrebender Architekt mit ein paar Angestellten war Simon Larsen plötzlich pleite. Er und seine Frau mussten das Haus verkaufen und zur Miete in eine Drei-Zimmer-Wohnung ziehen, mit ihren beiden Kindern. Und nun ist Simon schon eine ganze Weile arbeitslos und antriebslos. Seine Frau Tansy muss die Familie über Wasser halten. Für Tansys verstorbenen Vater, der ihre Mutter schon vor Jahren verlassen hat, soll es eine Gedenkveranstaltung geben. Dafür muss aber der Garten, in dem die Veranstaltung stattfinden soll, in Ordnung gebracht werden. Simon soll sich des Gartens annehmen und dafür hat er eine Woche Zeit.

Eine Woche für eine Gartenumgestaltung und das ohne Hilfe - ein ambitioniertes Projekt, das Simon erstmal damit beginnt, etwas anderes zu machen. Mit Tansy steht er am Bahnhof und wartet auf die Ankunft von Tansys Halbschwester, die die Familie eigentlich nicht kennt, bzw. von der sie beinahe nichts gewusst haben. Monica ist die Tochter des Vaters, die er mit seiner neuen Frau hatte. Die Tochter, deren Vater nicht während ihrer Kindheit verlassen hat. Als Tansy dann auch noch auf die Idee kommt, Monica einzuladen, bei ihr und Simon zu übernachten, ist Simon entsetzt. Nur die Kinder Mia und Lachie sind begeistert.

Ein Buch von der Wunschliste von einer bekannten Autorin, da kann man in der Bücherei schnell zugreifen. Und wenn es nicht so gut gefällt, kann man es zurückbringen, ohne es durchgelesen zu haben. Das war hier nicht der Fall, der Roman lässt sich gut bis zum Schluss lesen und gerade zum Ende hin dreht er richtig auf. Davor jedoch hat man etwas Mühe Sympathie für Simon, diesen Schlonz, zu empfinden. Er lässt sich zu sehr hängen. Da bringt die neue Halbschwester schon mir frischen Wind zwischen die Seiten, ihr hätte man eine größere Rolle gewünscht. Wenn man aber nach und nach mitbekommt, wer diese Schnabels eigentlich sind, wächst der Respekt vor dieser ungewöhnlichen Familie, bei denen man dann doch mal gerne zum Dinner eingeladen würde.

Veröffentlicht am 11.09.2024

Serienmörder

In Zeiten des Todes
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Anfang der 1990er wird in Bozen die Leiche einer jungen Prostituierten gefunden. Der relativ neu eingesetzte Kommissar Luther Krupp übernimmt den Fall. Er ist in eine eingeschworene Gemeinschaft hineinversetzt ...

Anfang der 1990er wird in Bozen die Leiche einer jungen Prostituierten gefunden. Der relativ neu eingesetzte Kommissar Luther Krupp übernimmt den Fall. Er ist in eine eingeschworene Gemeinschaft hineinversetzt worden, die ihm die Ermittlungen nicht leicht macht. Deshalb fordert er eine der wenigen Frauen an, die bei der Polizei arbeiten. Eigentlich ist der Einsatz vonFrauen bei der Mordkommission noch nicht erlaubt, aber Krupp setzt durch, dass Ariana Lici in die Nachforschungen eingebunden wird. Die akribischen Ermittlungen ergeben zunächst nicht viel. Krupp empfindet den Umfang mit der Familie des Opfers als sehr belastend. Durch die Erzählung der Eltern wird das Opfer von der Prostituierten zum Menschen.

Der neue Kommissar Luther Krupp will einen frischen Wind in die Truppe bringen. Schnell muss er feststellen, dass das nicht so einfach ist. Für viele seiner Kollegen ist die Verstorbene nur eine Nutte, drogensüchtig, und der Mord wahrscheinlich im Milieu zu verrotten. Also ein Fall, dem kaum weitere Bedeutung zuzumessen ist. Zu Fällen, die Ähnlichkeiten aufweisen, seien keine Zusammenhänge zu sehen. Krupp sieht das anders. Er vermutet, dass ein Serienmörder seine Stadt Bozen heimsucht. Sein Chef meint, was sei schon eine Tote gegen die vielen Drogentoten. Dem mag Krupp nicht folgen, er will den Mörder finden.

Es ist schon eine Tortur, die Kommissar Krupp durchmacht und die damit auch dem Leser zugemutet wird. Sein Enthusiasmus zu Beginn, die Intrigen der Kollegen, die Zusammenarbeit (oder auch nicht) mit der Presse, die Veränderung, die er im Laufe der Zeit durchmacht. Dazu die Schicksale der Opfer, das ist nicht leicht zu ertragen. Hinzu kommt, dass der Fall einem echten Fall nachempfunden ist. Bei dem Gedanken an die düstere Handlung zieht es einen eh schon runter, die Information das dem ein echter Fall zugrunde liegt führt zum Rumrätseleien, wie nah der Autor der Wirklichkeit gekommen ist oder wo er hineininterpretiert hat. Wie viel Unheil kann einer kleinen Großstadt wie Bozen innewohnen. Wenn man von den anderen Bücher des Autors zumindest einige kennt, kann es sein, dass man mit etwas unglücklichen Erwartungen an die Lektüre herangehen. Dennoch ist der Roman spannend und durch die strukturierte Erzählweise gut zu lesen.