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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.09.2017

Smells Like Teen Spirit

Aquila
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Nika ist neunzehn, studiert irgendwas in Sienna (zur Info: Das ist in Italien!) und spricht kein Wort Italienisch. Eines Tages wacht sie völlig verwirrt in ihrer WG auf und bemerkt, dass sie einen Filmriss ...

Nika ist neunzehn, studiert irgendwas in Sienna (zur Info: Das ist in Italien!) und spricht kein Wort Italienisch. Eines Tages wacht sie völlig verwirrt in ihrer WG auf und bemerkt, dass sie einen Filmriss von zwei Tagen hat. Ihre WG-Zimmergefährtin Jenny ist spurlos verschwunden, sie selbst ist eingesperrt und sowohl Schlüssel als auch sämtliche ihrer Devices sind verschwunden. Als wäre das nicht genug, wird Jenny plötzlich tot aufgefunden, und alle Anzeichen deuten darauf, dass Nika sie umgebracht hat. Doch hat sie das wirklich? Mithilfe einer von ihr selbst erstellten, codierten Liste und eines gutaussehenden Italieners macht sie sich daran, ihren Blackout zu durchdringen und Stück für Stück die Puzzleteile der Geschehnisse an ihren richtigen Platz zu legen.

Ein wirklich dicker Pluspunkt an der Geschichte ist die Sprecherin. Mal davon abgesehen, dass sie richtig gut Italienisch spricht oder es zumindest für mich so klingt, gibt sie den Leuten auch die absolut passenden Stimmlagen und lässt Untertöne entstehen, die für Gänsehaut sorgen können. Ich denke, hätte ich "nur" das Buch gelesen, wären es wohl sonst nur 2 Punkte geworden, denn es ist eine echt unglaubwürdige Geschichte mit einer Protagonistin, die ich in regelmäßigen Abständen schütteln wollte. Sie ist nicht gerade die Hellste (was man ja schon daran merkt, dass sie in einem fremden Land studieren möchte, ohne überhaupt die Sprache zu sprechen - wer macht denn so was überhaupt?), aber auch so konnten mich die meisten ihrer Reaktionen nicht überzeugen. Auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn die vernünftigste Handlung und eins die dümmste darstellt, rutschte sie zielsicher meistens auf einer zwei bis drei herum. Ein paar eher seltsame Äußerungen ihrerseits machten es auch nicht besser. (Beispiel: Ein Typ, der ihr nur Ärger bereitet, sie gekidnapt, gefesselt und mit verbundenen Augen in einem Wald herumrennen und fast ertrinken lässt, bezeichnet sie ziemlich zum Schluss als "eigentlich netten Kerl". Hm. Wie gesagt, sie ist nicht die Hellste.) Eigentlich hat mir die Idee des Buches gefallen, aber die Umsetzung ließ zu wünschen übrig. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 12.09.2017

Bibliomantische Verwicklungen

Die Spur der Bücher
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Als Adoptivtochter eines Buchhändlers kennt sich Mercy Amberdale nicht nur in der Welt der Bücher, sondern auch der Bibliomanten aus. Doch eines Tages geht bei einem Einbruch im Haus einer chinesischen ...

Als Adoptivtochter eines Buchhändlers kennt sich Mercy Amberdale nicht nur in der Welt der Bücher, sondern auch der Bibliomanten aus. Doch eines Tages geht bei einem Einbruch im Haus einer chinesischen Gangsterchefin alles schief, und Grover, einer ihrer Freunde, stirbt dabei. Mercy konnte ihn selbst durch ihre Bibliomantik nicht retten, also beschließt sie, sie nie wieder zu nutzen, zieht zu Hause aus, bricht den Kontakt zu allen Leuten ab und nimmt nur noch Bücherbeschaffungsaufträge für reiche Sammler am. Doch dann holt sie die Vergangenheit wieder ein: ein Buchhändler am Cecil Court ist ermordet worden - mit Feuer, ohne dass auch nur eines der vielen tausend Bücher um ihn herum Schaden genommen hat. Mercy muss den Spuren der Bücher nachgehen und erfährt dabei auch einiges über sich.

So viel Potenzial. So viele coole Ideen. So ein guter Sprecher (Simon Jäger). Kann doch eigentlich nicht schiefgehen? Direkt schief gegangen ist es nicht. Aber ein Reißer auch nicht. Dafür ist es einfach viel zu langatmig, viel zu dialoglastig, wenn es doch einer Actionszene bedurft hätte. Logiklücken gab's auch hier und da. Philanders Schwester zum Beispiel. Wie konnte ihr aufgelauert werden? Oder wie logisch klingt es, dass jemand nicht die Gabe nutzt, die einem das Leben retten kann als einziger Ausweg, wenn er gefesselt und geknebelt ist? Das war eines der Probleme, die ich mit Mercy hatte. Bis zum Schluss fand ich zu ihrer Denkweise keinen Zugang und meistens war sie mir äußerst unsympathisch. Dazu kam, dass anscheinend alle Antagonisten das Handbuch der Superschurken gelesen hatten und vor dem großen Showdown große Reden schwangen, damit die in Bedrängnis geratenenen Helden in der Zeit Möglichkeiten überlegen oder finden konnten, um einen Ausweg zu ersinnen. Gefallen hat mir der Besserwisser und ein paar der bibliomantischen Ideen und der Bezug zu den Penny Dreadfuls und Simon Jäger, der das Buch immer wieder aufwerten konnte. Ansonsten führt mich die Spur der Bücher hier zum Ende, zumal einige der Ereignisse auch recht vorhersehbar waren und mich die Fortsetzungen nicht reizen. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 28.08.2017

Hexen im Harz

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 10
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1895: In einem Gasthaus im deutschen Reich, mitten im tiefsten Harz, begegnen sich drei englische Gentlemen. Sie erfahren, dass sich unweit von ihnen der Brocken befindet, der Berg, der im Volksmund auch ...

1895: In einem Gasthaus im deutschen Reich, mitten im tiefsten Harz, begegnen sich drei englische Gentlemen. Sie erfahren, dass sich unweit von ihnen der Brocken befindet, der Berg, der im Volksmund auch Blocksberg genannt wird, und auf dem angeblich die Hexen tanzen. Sie verlachen diesen Aberglauben, obwohl der Wirt sie eindringlich davor warnt, diese Erzählungen auf die leichte Schulter zu nehmen, und als sich dann noch eine junge, hübsche Frau als Führerin auf den Berg anbietet, können sie nicht widerstehen. Trotz aller händeringenden Warnungen des Wirts begeben sie sich mit der jungen Frau auf eine Wanderung - eine, die nicht nur ihr Leben, sondern auch das in ganz England zerstören kann. Wenige Wochen später in London: Ein junger Mann aus dem Adel, der in einer Bank arbeitet, unternimmt einen Angriff auf die Geldreserven des Königreichs ... und das ist erst der Anfang. Wilde hat wieder alle Hände voll zu tun, die Schergen des Zirkels davon abzuhalten, ihr Schlimmstes zu tun.

Dieses Hörbuch war wieder geringfügig besser als die letzten beiden, wenn es auch noch weit zu der Genialität der ersten Folgen fehlt. Was niemals zu schwanken scheint, ist die Qualität der Sprecher, die sind durchweg motiviert und scheinen trotz der oft verkorksten Plots Spaß an der Sache zu haben. In letzter Zeit ist mir die Vorgeschichte oftmals zu lang, so auch hier, denn dann bleibt weniger Zeit für die Aufklärung und wirkt manchmal gehetzt, aber da es dieses Mal nicht so völlig unlogisch war wie in vergangenen Folgen, werde ich ausnahmsweise hoffnungsvoll-milde bewerten in dem Glauben, dass es wieder bergauf geht - langsam, als würde man den Brocken besteigen, aber doch mit einem Ziel im Blick. 2,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.10.2024

Sündenspiegel

Empire of Sins and Souls 1 - Das verratene Herz
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Die junge Zoe lebt verarmt mit ihrer kranken und dementen Mutter in einem bruchfälligen Haus. Um sie beide über Wasser zu halten, ist sie gezwungen zu stehlen und sich zu prostituieren. Als eines Tages ...

Die junge Zoe lebt verarmt mit ihrer kranken und dementen Mutter in einem bruchfälligen Haus. Um sie beide über Wasser zu halten, ist sie gezwungen zu stehlen und sich zu prostituieren. Als eines Tages ein Freier versucht, sie umzubringen, wehrt sie sich und tötet stattdessen ihn. Da ihr das als Mord ausgelegt wird, köpft man Zoe - und damit landet ihre Seele in Xanthia, der Vorhölle, dort, wo alle SünderInnen landen. Der Herr über diese Vorhölle, Graf Alejei, macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann: Wenn sie ihm drei Relikte stiehlt, schickt er sie zurück in die Menschenwelt. Doch nicht nur das Stehlen der Relikte in Xanthia ist gefährlich, auch seine Bewohner sind es. Und welches Spiel treibt Alexei mit ihr?

Ich fand den Beginn des Buches richtig stark, besonders wenn man bedenkt, dass es sich um Romantasy handelt. Aber Zoe wurde erstmal als eine toughe junge Frau eingeführt, die alles tut, um zu überleben und ihre kranke Mutter zu versorgen. Leider ging die Stärke Zoes in dem Moment krachen, als sie in der Vorhölle auf Alexei trifft. Beinahe instant verwandelt sie sich in ein typisch hilfloses Dummchen, das dem Grafen hinterherhechelt. Auch ist das gesamte Konzept der Vorhölle äußerst wirr und unlogisch aufgebaut, was sich immer dann, wenn Zoe dabei war, ein Relikt zu stehlen, offenbarte. Wie holte Alexei sie aus diesen Situationen? Warum fragt Zoe nicht genau nach, in was sie da verwickelt wird? Viele Dinge werden einfach nicht erklärt. Anfangs gefiel mir auch der Schreibstil ganz gut, bis ich entweder empfindlicher oder er überladender wurde. Sätze wie "Mit jedem Schritt, den ich machte, strömte er (ein bestimmter Duft) tiefer in meine Lungen, wallte in meiner Brust auf wie die stürmische See, mein Herz ein herrenloses Boot, das darauf trieb" waren eher die Regel als die Ausnahme.

Was mich ebenfalls gestört hat: Zoe, die sich selbst verteidigt und um ihr Leben gekämpft hat, wird hier als Mörderin hingestellt und als Sünderin und das in keiner Form reflektiert wird. Mir ist klar, dass die zu der Zeit bzw. in dieser Welt so denken, aber dass das auch für die LeserInnen als allgemeine Wahrheit vermittelt wird, finde ich schrecklich. Ebenso, dass sie sich immer für Sachen entschuldigt hat, die nicht ihre Schuld oder in ihrem Ermessen lagen. Von daher werde ich diese Trilogie nicht weiterverfolgen oder empfehlen.

Veröffentlicht am 23.09.2024

Lückenfüller

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ...

Kluftinger geht in die Politik - oder: Wenn Autoren nichts mehr einfällt, machen sie es genauso. Zumindest fühlte sich für mich das Buch so an. Ich meine, die Reihe geht ja schon seit den letzten Büchern ordentlich den Bach runter, aber so langweilig wie dieses war bisher noch keines. Dabei fing es eigentlich ganz gut an: Kluftinger, als Interimspolizeichef ist verantwortlich für eine Übung am Berg. Doch statt der Fake-Toten gibt es plötzlich einen echten - auch noch einen echten Polizisten und Personenschützer. Also müssen sich Klufti, Richi und Co auf die Suche nach dem Täter machen. Und weil der eigentlich von seinem ersten Auftauchen schon feststand, musste der Krimi mit richtigem Schmarr'n gewürzt werden.

Denn Kluftinger soll jetzt Politiker werden. Damit er sich wieder während des Wahlkampfs und beim Bedienen der ach-so-modernen (gähn) Social Media so richtig subintelligent anstellen kann. Apropos kann: Kann darüber eigentlich wirklich noch jemand lachen? Wenn sich Klufti in sämtlichen technischen Belangen anstellt wie ein Neandertaler? Es fiel schon schwer, in den letzten Büchern überhaupt ein müdes Schmunzeln rauszupressen, aber hier wollten sich die Mundwinkel nicht einmal mehr nach oben bewegen. Und ich selbst nicht zum Lachen in den Keller. Hier wurden so viele Worte verschwendet für Klufti fährt mit Richi durch die Gegend und Klufti streitet sich ewig mit Langhammer und Klufti sucht Pilze oder drückt sich davor, Pilze zu putzen (aber nicht, sie zu essen), dass der eigentliche Fall auf der Strecke blieb. Was in dem Fall allerdings nicht mal einen Verlust bedeutete, da er so konstruiert wurde, dass nicht mal mehr Richi ihn irgendwie schönreden konnte. Was mich zum Fazit bringt: Klufti sollte nicht in die Politik, sondern wirklich langsam in Rente gehen. Fünfhundert Lückenfüllerseiten sind einfach zu viel für ein bisschen Allgäukolorit.