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Veröffentlicht am 01.01.2025

Schwedischer Weihnachtszauber mit Liebesverwirrungen

Schneezauber über Stockholm
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Alice hat das letzte Jahr seit der Trennung von ihrem Freund zurückgezogen und in ihrer eigenen Welt verbracht und auch das aufkeimende Weihnachtsfest will sie ignorieren. Ein neuer Job bringt aber wieder ...

Alice hat das letzte Jahr seit der Trennung von ihrem Freund zurückgezogen und in ihrer eigenen Welt verbracht und auch das aufkeimende Weihnachtsfest will sie ignorieren. Ein neuer Job bringt aber wieder etwas Abwechslung in ihr tristes Leben und dass ihr Auftraggeber Samuel auch noch attraktiv ist, lässt dann doch wieder Lebensfreude zurückkehren. Vielleicht ist ja doch nicht alles schlecht und vielleicht kann Alice im romantischen Stockholm um die Weihnachtszeit das Leben und die Liebe wieder neu für sich entdecken?

Camilla Davidsson hat mit "Schneezauber über Stockholm" einen atmosphärischen Weihnachtsroman geschrieben, der uns während der Weihnachtszeit in die schwedische Hauptstadt mitnimmt. Als begeisterten Skandinavien-Fan hat mir das sehr gut gefallen und ich konnte tatsächlich während des Lesens die Atmosphäre in Stockholm etwas nachfühlen - ein großer Pluspunkt dieses Romans. Alice ist sympathisch, aber auch etwas flatterhaft. Erst trauert sie ein Jahr lang ihrer alten Beziehung mit Sebastian nach und plötzlich wirft sie sich jedem Mann an den Hals, der es irgendwie gut mit ihr meint.

Die Geschichte selbst hält wenig Überraschungen bereit und ist vorhersehbar, aber das erwartet man bei einem Feelgood Roman ja auch irgendwie. Was mich tatsächlich gestört hat war, dass im Buch die Geschichte eines anderen Buches, das Alice als Lektorin bearbeiten soll, allzu detailliert beschrieben ist, es wirkte auf mich, als sollten dadurch einige Seiten gefüllt werden.

Insgesamt ist Camilla Davidsson mit "Schneezauber über Stockholm" ein gemütlicher Weihnachtsroman gelungen, der Atmosphäre verbreitet, aber durchaus auch einige Schwachstellen hat.

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Veröffentlicht am 10.12.2024

Ein Pseudo-Freundschafts-Thriller

Was uns zusammenhält
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Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie ...

Billie und Cassie waren jahrelang beste Freundinnen und haben viel gemeinsam erlebt. Doch wie das Leben so will, haben sich beide weiterentwickelt - jede in eine andere Richtung. Während Billie nach wie vor an der Freundschaft festhalten will, zieht Cassie ihrer Wege und orientiert sich anderweitig. Als Cassies Baby jedoch plötzlich verschwindet, erfährt die Beziehung zwischen den beiden jungen Frauen eine neue Wendung. Sind sie sich doch näher, als sie immer dachten? Oder ist die Freundschaft von einst tatsächlich nicht mehr zu kitten?

"Was uns zusammenhält" war für mich ein sehr zwiespältiges Buch. Auf der einen Seite ist Carola Lovering damit ein Freundschafts-Roman gelungen, der durchaus Psycho-Thriller Elemente aufweist. Der Schreib-Stil ist packend und durch die Gliederung in viele Kapitel ist man durchaus geneigt, immer weiter lesen zu wollen, weil man einfach wissen möchte, wie es weitergeht. Auf der anderen Seite fand ich das Buch samt seiner Charaktere leider sehr oberflächlich, sodass ich mich nicht wirklich dafür begeistern konnte.

Weder Cassie noch Billie sind wirkliche Sympathieträgerinnen. Erstere nervt durch ihr Pseudo-Influence-Dasein und ihr egoistisches Gehabe, zweitere durch ihre Mitleidsmasche und ihre selbst auferlegte Abhängigkeit von einer Freundschaft, die es so eben nicht mehr gibt.

Schön fand ich die Rückblicke in die gemeinsame Vergangenheit der beiden Protagonistinnen, in eine Zeit, zu der die beiden vieles gemeinsam erlebt haben. Die Gegenwart hat Tendenzen, spannend zu sein, wurde aber meiner Meinung nach viel zu sehr in die Länge gezogen, sodass das Buch im Endeffekt weder die Freundschaft mit Tiefgang behandelt, so wie ich es eigentlich anhand des Klappentextes erwartet hätte, noch zu einem wirklichen Thriller taugt - das zentrale Geschehen, die Entführung von Cassies Baby wurde dafür einfach zu oberflächlich abgehandelt.

Für mich war "Was uns zusammenhält" leider kein wirkliches Highlight, aufgrund des Erzählstils, der mir durchaus gefallen hat, ist mir das Buch dennoch 3 Sterne wert.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Schicksalsgeschichten aus einer ostdeutschen Kleinstadt

Verlassene Nester
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Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. ...

Kurz nach der Wende spielt diese Geschichte in einer ostdeutschen Kleinstadt. Ein Betonwerk muss schließen, die Bewohner der Stadt versuchen mit den vielfältigen Veränderungen in ihrem Leben klar zu kommen. Teenager Pilly versucht zwischen ihrem alkoholabhängigen Vater, ihren schrulligen Tanten und ihren 2 Freundinnen, die in Wahrheit keine sind, ihren Platz im Leben zu finden - von ihrer Mutter fehlt leider von längerem jede Spur. Während jeder für sich mit den Veränderungen klar zu kommen versucht, hält das Schicksal schon wieder die nächsten Überraschungen für Pilly und ihre Familie bereit.

Patricia Hempel hat mit "Verlassene Nester" einen sehr kritischen Roman geschrieben, der wohl in vielen Arbeitersiedlungen in ostdeutschen Städten zur Zeit um die Wende stattgefunden haben könnte. Der Umbruch, all das Neue und gleichzeitig die Trostlosigkeit, die die Veränderungen mit sich bringen, werden sehr schön geschildert. Die Unsicherheit über das was kommt und das was gewesen ist, wird sehr schön herausgearbeitet. Manche haben die Stadt bereits verlassen, andere überlegen, es ihnen gleich zu tun. Dass plötzlich die Erkenntnis aufkommt, dass viele von ihnen einst dem System gedient haben und andere bespitzelt haben, trägt zur Unsicherheit bei.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die dreizehnjährige Pilly, die von Anfang an meine Sympathie gewonnen hat. Aber auch mein Mitleid, allzu traurig sind doch die Entwicklungen in ihrem Leben und ihre Suche nach Liebe und Stabilität wird nicht nur einmal erschüttert. Die Hilflosigkeit, mit der Pilly sich manchen Situationen stellt, überträgt sich auch auf den Leser, man möchte das Mädchen am liebsten mal richtig in den Arm nehmen und drücken. Hempel ist es auch gelungen, in ihrem Buch die triste Atmosphäre, die wohl in dieser Stadt geherrscht hat, sehr gut einzufangen, ich hatte beim Lesen den Eindruck, alles sei "grau".

Mir hat die Geschichte an sich sehr gut gefallen, auch wenn manche Situationen ohne Hintergrundwissen der damaligen Zeit ein bisschen schwer zu verstehen waren. Was mir leider nicht gefallen hat (und dem Buch von meiner Seite daher auch nur 3 Sterne einbringt), ist der Schreibstil. Fast in jedem Kapitel wird die Zeit gewechselt aus der erzählt wird, und auch die Sicht der Personen ist immer wieder eine andere. Bei den kurzen Kapiteln fand ich das sehr verwirrend. Kaum hatte man sich in eine neue Episode eingelesen, kam wieder ein Wechsel, das war gerade am Anfang sehr verwirrend. Auch fand ich das Buch zu wenig emotional. Es gab sooo viele Umbruchssituationen, aber was die mit den Menschen gemacht haben, durften wir leider nicht erfahren.

"Verlassene Nester" ist schwere Kost, kein Buch für fröhliche Lesestunden. Aber ich denke, das war so beabsichtigt und sollte ja auch die Stimmung der Bewohner widerspiegeln, zu einer Zeit, in der so viel geschehen ist und sich so vieles verändert hat. Es ist auch kein Buch, das man einfach in einem durchlesen möchte. Patricia Hempel hat es mit ihrem Roman jedoch geschafft, mein Interesse zu wecken, mich näher mit dieser Episode unserer Geschichte zu beschäftigen und einen ersten Eindruck zu verschaffen, wie das Leben der Menschen in dieser Umbruchszeit wohl gewesen sein mag.

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Veröffentlicht am 29.04.2024

Alltag in der Telefonzentrale

Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks
2

"Stunden des Glücks" handelt vom ganz normalen Alltag der Damen in der Telefonzentrale, von ihren Problemen und ihren Sehnsüchten. Es wird sehr schön geschildert, wie sich die Telefonistinnen durchs Leben ...

"Stunden des Glücks" handelt vom ganz normalen Alltag der Damen in der Telefonzentrale, von ihren Problemen und ihren Sehnsüchten. Es wird sehr schön geschildert, wie sich die Telefonistinnen durchs Leben kämpfen und welche Hürden sie dabei zu bewältigen haben. Während der Anfang relativ ereignislos ist und sich eher darauf konzentriert, Leser und Protagonistinnen miteinander bekannt zu machen, so geschehen im 2. Teil des Buches einige unvorhergesehene Ereignisse und Freude und Leid liegen oft gar nahe beisammen. Wie alle Menschen sehnen sich auch die Telefonistinnen nach Liebe, Spaß und Freude und es wird sehr schön aufgearbeitet, in welchem Loyalitätskonflikt sich die Menschen in der Nachkriegszeit oft befanden. Darf man überhaupt wieder glücklich sein, wenn so viele nahe Angehörige im Krieg ihr Leben lassen mussten? Gerade am Beispiel der alleinerziehenden Mutter Gisela wird das sehr deutlich.

Auch die gesellschaftlichen Regeln der damaligen Zeit werden anschaulich geschildert, die Entbehrungen, die die Menschen noch auf sich nehmen mussten und die Hoffnungen in denen sie lebten. Ich finde, das Buch wird dem sehr gut gerecht.

Nadine Schojer ist mit dem 1. Teil der "Telefonistinnen" ein schöner Auftakt für ihre Trilogie gelungen. Die Schilderungen ermöglichen es, sich gut in die damalige Zeit zurück zu versetzen und die Probleme zu verstehen, die damals an der Tagesordnung standen. Auch die gesellschaftlichen Strukturen werden sehr schön verdeutlicht.

Ich persönlich hätte mir ein bisschen mehr Handlung erwartet und ich hätte lieber einen roten Faden gehabt, der sich durch das Buch zieht, anstelle von vielen Einzelereignissen und was mir besonders gefehlt hat, waren die Emotionen der Telefonistinnen, ob all der Ausnahmesituationen in der Nachkriegszeit.

Insgesamt hat mir "Die Telefonistinnen - Stunden des Glücks" aber gefallen und ich freue mich, im nächsten Band mehr über Hanni, Gisela, Julia und Charlie zu erfahren. Ich bewerte das Buch gerne mit 3 Sternen für die ausgereiften Charaktere und die schönen Schilderungen, in Sachen Handlung und Spannung gibt es aber durchaus noch ein bisschen Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 31.03.2024

Die Geheimnisse der Division Street

Leuchtfeuer
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Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf ...

Vorstadtidylle - aber es lasten Geheimnisse auf der Division Street. Ein folgenschwerer Unfall und eine Geburt, beides verändert das Leben zweier benachbarter Familien für immer und hat Auswirkungen auf jeden einzelnen der Bewohner. Bei einem Verkehrsunfall stirbt ein Mädchen und kurz darauf wird ein kleiner Junge geboren, dessen Leben ursprünglich auch auf des Messers Schneide stand. Die Auswirkungen der beiden Ereignisse erstrecken sich über mehrere Jahrzehnte und verweben die Schicksale der beiden Familien miteinander. Wie gehen die einzelnen Familienmitglieder miteinander um? Schaffen sie es, trotz der Vorkommnisse wieder ein sorgenfreies Leben zu führen? Oder lasten die Geheimnisse der Division Street für immer auf ihren Bewohnern?

Dani Shapiros Roman lässt uns über mehrere Jahrzehnte mitverfolgen, wie 2 benachbarte Familien mit Schicksalsschlägen umgehen. Über mehrere Zeitebenen erstreckt sich der Roman und Kapitel für Kapitel lernen wir die einzelnen Familienmitglieder kennen, erfahren, wie sie den Unfall bzw. die Geburt des kleinen Waldos erlebt haben und sehen, wie sie im Laufe der Zeit damit zurecht kommen. Welche Bewältigungsstrategien gibt es, um das Erlebte zu verarbeiten? Geschieht das überhaupt oder lasten die Geheimnisse weiter über den einzelnen Menschen.?

Im Roman werden viele Themen angeschnitten, angefangen vom traurigen, durch 2 Teenagern aus Unachtsamkeit verursachten Unfall, bei dem ein Mädchen ums Leben kam, über eine traumatische Geburt, Alkoholsucht, bis hin zur Demenzerkrankung, die die sympathische Mimi ereilt. Alles ist hoch interessant und es gäbe über jedes Thema eine eigene Geschichte zu erzählen. Leider wird jedes Problem nur sehr oberflächlich gestreift und es gelingt aus meiner Sicht nicht, sich wirklich in das Buch hineinzuversetzen. Die Charaktere sind auf den ersten Blick teilweise so farblos wie Ben, manche auch richtig unsympathisch, wie der arrogante Shenkman und man möchte sie eigentlich besser kennen lernen. Sobald man jedoch ein bisschen tiefer eintaucht, ist das Kapitel um, und die nächste Person wird kurz beschrieben. Für mich hat diese Erzählweise das Buch eher mühsam zu lesen gemacht und es ist mir nicht gelungen, mich dafür zu begeistern, auch wenn das ursprüngliche Thema, die auf den Familien lastenden Geheimnisse, sehr interessant geklungen haben.

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