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Veröffentlicht am 23.10.2024

Mordermittlungen im Emsland

Vor der Stille
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Im Emsland wird eine junge Frau tot aus einem Kanal geborgen. Sie ist ertrunken, allerdings nicht im Kanal, sondern schon vorher in Leitungswasser. Da die eingerichtete Soko allein nicht weiterkommt, werden ...

Im Emsland wird eine junge Frau tot aus einem Kanal geborgen. Sie ist ertrunken, allerdings nicht im Kanal, sondern schon vorher in Leitungswasser. Da die eingerichtete Soko allein nicht weiterkommt, werden der Psychologe Jan de Bruyn und die Ermittlerin Hanna Will hinzugezogen, wobei das nicht jedem bei der Soko zupasskommt.

Lisa Kramer hatte in ihrem kurzen Leben schon einige Schicksalsschläge hinnehmen müssen, nach dem ganz frühen Tod ihrer Eltern, starb auch ihre Großmutter, kurz nachdem Lisa erwachsen war. Ihr wird zwar Mitleid, aber nicht unbedingt Verständnis entgegengebracht und sie scheint eine recht einsame Person gewesen zu sein.

Eine Anstellung in einer Bäckerei hatte sie nicht lange nach der Ausbildung aufgegeben und so forschen die Ermittler nach ihren Geldquellen und wie sie sich überhaupt ihr Leben finanziert hat. Dadurch ergeben sich erste Anhaltspunkte, wenn auch keine Tatverdächtigen.

Es braucht schon stundenlange Sichtung von Unterlagen, viele und auch wiederholte Befragungen, bis sich endlich Motive finden lassen.

Die beiden Sonderermittler haben die Lösung auf jeden Fall vorangebracht, denn die Soko hatte in die richtige Richtung noch gar nicht ermittelt. Und wie so oft, lag die Lösung in einem Vorfall der Vergangenheit. Da brauchte es aber schon eine gute Beobachtungsgabe, um dem Motiv auf die Spur zu kommen.

Zum Schluss waren dann auf einmal gleich mehrere Fälle gelöst, die ursächlich nichts miteinander zu tun hatten und doch über Lisa Kramer miteinander in Verbindung gebracht werden konnten.

Das Buch liest sich gut und flüssig, wenn man einmal angefangen hatte, konnte man schlecht wieder damit aufhören. Natürlich kommt auch das Privatleben der Ermittler nicht zu kurz, hatte man am Anfang noch den Eindruck, die beiden seien nur Freunde, so wird die Beziehung im Laufe der Ermittlungen enger. Ihre Interaktion mit der Soko ist allerdings von Abneigung geprägt, hier bleiben die einzelnen Mitglieder auch eher blass. Lediglich Herr Plagge macht seinem Namen alle Ehre, er ist eine Plage.

Die Lösung des Falles ist nachvollziehbar, war aber tatsächlich schwer zu erkennen, hier war schon eine lange Erfahrung vonnöten.

Schade finde ich, dass für die Buchdeckel eine sehr dünne Pappe verwendet wurde. So sieht das Buch schon nach einem Mal Lesen aus, als ob es durch mindestens 10 Hände gegangen sei. Das hat aber nicht die Autorin zu verantworten.

Der Buchdeckel zeigt eine Moorlandschaft, etwas, das zu Norddeutschland passt, er ist auch farblich gut aufeinander abgestimmt. Der Titel ist im Zusammenhang mit dem Inhalt aber eher nichtssagend.

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Veröffentlicht am 03.10.2024

Weckt und verstärkt den Wunsch, in die Bretagne zu reisen

Bretonische Nächte
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Kadegs Tante ist plötzlich verstorben, obwohl sie sich selbst mit fast 90 Jahren noch bester Gesundheit erfreute. Es hatte Vorboten für ihren Tod gegeben. Elstern, ein um Mitternacht krähender Hahn, ein ...

Kadegs Tante ist plötzlich verstorben, obwohl sie sich selbst mit fast 90 Jahren noch bester Gesundheit erfreute. Es hatte Vorboten für ihren Tod gegeben. Elstern, ein um Mitternacht krähender Hahn, ein Wiesel im Garten. Jeder Bretone kennt diese Vorzeichen und glaubt daran.

Tante Joelle hatte die Gelegenheit noch genutzt, sich von der Familie zu verabschieden und so waren alle noch einmal in der Abbaye des Anges vorbeigekommen. Sie hatte weder Zeit noch Stunde gewusst und eines Abends hatte man sie tot in ihrem Lieblingssessel gefunden.

Kadeg hatte sich am selben Tag auf den Weg in den Norden der Bretagne gemacht und war im Garten niedergeschlagen worden. Er liegt seitdem mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus und die ganze Mannschaft ist angereist, um diesen Mordanschlag zu untersuchen.

Es bleibt nicht bei einem Mordanschlag, es gibt weitere Opfer. Wie immer braucht es einige Zeit und viele verschiedene Anläufe, um Licht ins Dunkel zu bringen. Glücklicherweise sind die Menschen an der Nordküste nicht nur Liebhaber guten Essens, sondern auch äußerst hilfsbereit und arbeiten den Ermittlern mit Insider-Informationen zu.

Für mich hat der Autor in diesem Roman wieder einmal die richtige Mischung aus Krimi und bretonischen Besonderheiten gefunden. Natürlich faszinieren mich die so verschiedenen Regionen der Bretagne, seit ich vor einigen Jahren den ersten Krimi dieser Reihe „Bretonische Verhältnisse“ gelesen habe und die Region steht ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste.

Aber in erster Linie steht mir der Sinn nach einem Krimi, bei dem ich mitraten und mitfiebern kann. Ich gebe zu, dass ich die Bücher nicht in der richtigen Reihenfolge gelesen habe. Band 12 hatte ich vor Band 11 gelesen. Und in Band 12 schien ich es mit der Werbebroschüre der Touristen-Information an der Loire-Mündung zu tun zu haben. Da hat mir Band 11 „Bretonische Nächte“ doch deutlich besser gefallen.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Die undurchdringliche Mauer des Schweigens

Akte Nordsee - Das schweigende Dorf
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Der dritte Teil der Nordsee-Krimis von Eva Almstädt ist in St. Peter Ording und auf einem Bauernhof auf Eiderstedt angesiedelt.

Fentje hat sich ihre Anwaltskanzlei auf dem Bauernhof ihrer Großeltern eingerichtet. ...

Der dritte Teil der Nordsee-Krimis von Eva Almstädt ist in St. Peter Ording und auf einem Bauernhof auf Eiderstedt angesiedelt.

Fentje hat sich ihre Anwaltskanzlei auf dem Bauernhof ihrer Großeltern eingerichtet. Mit ihnen, ihrem Bruder Bendix und ihrer Nichte Sofia lebt und arbeitet sie dort und fühlt sich auch wohl.

Nur das Geschäft könnte besser anlaufen, auch nach zwei Jahren hat sie nur hin und wieder einen Fall zu bearbeiten und wenn, dann sind es meistens Verkehrssünder, die sie vertreten muss.

Da ruft eines Tages kurz vor Mitternacht ein Unbekannter bei ihr an, stellt sich als Sascha vor und gibt an, einen Anwalt zu brauchen, weil er offenbar kurz vorher jemanden umgebracht habe. Mehr passiert erst mal nicht und Fentje kann mit diesen Informationen auch nicht allzu viel anfangen. Doch am nächsten Tag werden in dem kleinen Ort Helenendeich zwei Tote in einem Haus gefunden. Zunächst scheint es sich um Totschlag und Suizid zu handeln, später stellt sich heraus, dass beide Männer ermordet wurden. Einer davon ist der besagte Sascha.

Auch der schon aus den zurückliegenden Bänden bekannte Journalist Niklas John wird von der Staatsanwaltschaft in den Fall einbezogen und so ergeben sich für Fentje bald Ansatzpunkte, zu ermitteln und wieder mit Niklas zusammenzuarbeiten.

In Helenendeich zu ermitteln, stellt sich als praktisch unmöglich heraus. Das Dorf mauert, keiner will etwas wissen, keiner hat etwas gesehen. Alle Tricks, die Fentje anwendet, um im Dorf Gesprächspartner zu finden, werden rüde abgebrochen. Und so ziehen sich die Ermittlungen lange dahin, ohne wirklich weiterzukommen. Das gilt übrigens genauso für die Polizei.

Auch die Motivsuche für die Tat führt lange nicht weiter, beide Männer waren keine Sympathieträger, aber für einen Mord hätte es dann doch nicht gereicht, zumal man ihnen bislang auch keine Verbrechen hatte nachweisen können.

Aber wie auch in den vorausgegangenen Fällen lassen die beiden nicht locker, zumal sie auch viel zu gerne zusammenarbeiten. Oma Gretje hat zwar ganz andere Pläne, aber Fentje geht da ihren eigenen Weg.

Das Buch ist solide geschrieben, aber das ist man von Eva Almstädt auch nicht anders gewohnt. Die langwierige Ermittlungsarbeit, wenn die Erfolge auf sich warten lassen, hat die Autorin so gut geschildert, dass man als Leser fast schon ungeduldig wurde. Aber zum Schluss kommt durchaus noch Spannung auf und man fiebert mit. Für mich war es ein Buch, das ich gut zwischendurch lesen konnte, dessen Inhalt ich aber wahrscheinlich bald wieder vergessen werde.

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Niemand sollte so viel ertragen müssen!

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Dies war mein erstes Buch von Rebecca Yarros, ich hatte den Erfolg ihrer Fantasy-Bücher verfolgt und war gespannt darauf.

Wer sehr viele Gefühle mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient, es ist tatsächlich ...

Dies war mein erstes Buch von Rebecca Yarros, ich hatte den Erfolg ihrer Fantasy-Bücher verfolgt und war gespannt darauf.

Wer sehr viele Gefühle mag, ist mit diesem Buch sehr gut bedient, es ist tatsächlich gefühlsbeladen. Für mich war es zu viel Pathos, von allem zu viel. Das Schicksal hatte sich eindeutig Ella ausgesucht und scheint sie mit allem zu belasten, was man sich an Schlägen so vorstellen kann. Die Eltern sterben bei einem Unfall, sie wächst bei der Großmutter auf. Knapp volljährig wird sie schwanger und ihr Partner verlässt sie und will fortan nichts mehr von ihr wissen. Sie bringt Zwillinge zur Welt, um die sie sich alleine kümmert. Die Zwillinge sind zu Beginn der Handlung 6 Jahre alt und sehr nett miteinander. Ihr Bruder geht zu den Special Forces und kommt in Afghanistan um.

Und es geht noch weiter mit den Schicksalsschlägen. Nebenbei führt sie auch noch ein Hotel, das viel ihrer Zeit beansprucht. Wenigstens hat sie dafür auch engagierte Mitarbeiter, die sie auch manchmal mit den Kindern entlasten.
Über ihren Bruder Ryan freundet sie sich mit einem seiner Kameraden - Chaos alias Becket - in einer Brieffreundschaft an. Die beiden kennen sich nicht, aber gerade das erleichtert es beiden, sich tatsächlich über ihre Sorgen und Nöte auszutauschen und ehrlich miteiander zu sein. Als der Bruder getötet wird, hat er seinem Kameraden einen Brief hinterlassen und fordert ihn auf, sich um seine Schwester zu kümmern. Der stellt sich allerdings nicht mit seinem Spitznamen sondern mit seinem richtigen Namen bei Ella vor und so weiß sie lange nicht, dass sie ihren Brieffreund vor sich hat.

Das Problem, das die beiden nun miteinander haben, schien mir konstruiert. Es ist kein wirkliches Problem, auch wenn Ella immer wieder betont, wie sehr sie Menschen verabscheut, die sie angelogen haben.

Becket hingegen, der es bislang so gar nicht mit Menschen hatte, verwandelt sich in einen selbstlosen Übermenschen, der sich eher selbst aufgeben würde, als seinen Versprechen nicht nachzukommen. Das ist zwar toll, ich fand es aber eher unrealistisch.

Wenn in manchen Romanen schon eine Triggerwarnung aufgrund einer halben Seite gegeben wird, so wäre es hier auf jeden Fall notwendig gewesen. Das Buch ist harter Tobak und zeigt wie gemein das Leben manchmal sein kann.

Der Schreibstil hat mir gut gefallen, besonders die Briefe sind so lebendig verfasst, dass man das Gefühl hat, die beiden sprechen gerade miteinander.
Das ist sicherlich auch das Verdienst der Übersetzerin Michelle Landau, aber ich gehe davon aus, dass es auch im Original von Rebecca Yarros sehr schön geschrieben ist.

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Veröffentlicht am 20.08.2024

Ein Albtraum für Lavandou

Verräterisches Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 10)
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Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.

Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt ...

Auch im 10. Provence-Krimi von Remy Eyssen haben es Leon Ritter und Isabell Morell mit einem aufregenden Fall zu tun.

Am Strand wird die Leiche einer jungen Frau gefunden, kurze Zeit später wiederholt sich die Situation. Hat es die Polizei dieses Mal mit einem Serientäter zu tun? Steht der Ruf Lavandous als Ferienort auf dem Spiel? Und dann hat sich auch noch der Staatspräsident für seinen Sommerurlaub angekündigt.

Auf fast 500 Seiten jagen Polizei und Rechtsmedizin einen Mörder, der es an Grausamkeit nicht fehlen lässt. Obwohl die Reize der Provence nie zu kurz kommen und Leon immer mal wieder bei einem Rosé oder Café verschnaufen kann, würde ich die Handlung nicht als cozy bezeichnen. Es geht zur Sache, nicht nur die jungen Polizisten werden hier manchmal an ihre Grenzen gebracht, auch den Leser gruselt es, vor allem als die Gefahr dann immer näher rückt und die Familie ins Fadenkreuz des Mörders gerät.

In den Bänden um Lavandou trifft man immer wieder auf alte Bekannte, in der Bar habe ich mich gefreut, dass Veronique sich noch guter Gesundheit erfreut. Ich hatte auch wenigstens ein Boule-Spiel erwartet, aber dafür blieb dieses Mal keine Zeit.

Remy Eyssen scheint gerne Fährten zu legen, die dann ins Nichts führen und später auch keine Erwähnung mehr finden. Eine dieser Fährten ist eine offenbar folgenreiche Affaire vor vielen Jahren, eine andere ist der lüsterne Bäcker, der sich an Lilou heranmachen will. Außerdem erhält Lilou auch noch anonyme Liebesbotschaften. Glücklicherweise ist sie, nachdem sie in den Vorgängerbänden schon mal in Gefahr geriet, mittlerweile so selbstbewusst, dass sie souverän damit umgehen kann, ohne jemanden vor den Kopf zu stoßen.

Es gab in diesem Krimi einige Ungereimtheiten. Die zweite Tote schien die Kollegin von Lilou zu sein. Sie war Leon vorgestellt worden und war im Ort bekannt. Aber ihre Identität spielt später überhaupt keine Rolle mehr. Außer von ihrem Arbeitgeber am ersten Tag ihres Fehlens scheint Françoise von niemand vermisst zu werden, auch Lilou spricht zuhause nie von ihr.

Dass Unternehmensberater eine Auflösung der Rechtsmedizin in Saint Sulpice vorantreiben und damit Leons Arbeitsplatz gefährden, fand ebenfalls keine Erwähnung mehr.

Außerdem gibt es ein paar Fehler, die ein aufmerksameres Lektorat hätte verhindern können. Auf S. 168 findet Lilou einen weiteren anonymen Brief, im nächsten Satz zieht dann aber Isabell den Zettel hervor. Auch mit den Jahreszeiten war ich mir nie zu 100 % sicher, ob wir uns nun im Frühjahr oder im Herbst befinden.

Ich habe im Laufe der Jahre alle Bände von Remy Eyssen um Lavandou gelesen und freue mich auch jedes Jahr, wenn wieder ein Folgeband erscheint. „Verräterisches Lavandou“ war spannend, hatte süd-französisches Flair, hat mich aber trotzdem nicht zu 100 % abgeholt, von daher entscheide ich mich für 4 Punkte.

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