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Veröffentlicht am 25.09.2024

Die Illusion der Unsterblichkeit

Die Abschaffung des Todes
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Andreas Eschbach schafft es in „Die Abschaffung des Todes“, ein faszinierendes und gleichzeitig beunruhigendes Zukunftsszenario zu entwerfen. Im Zentrum steht der Journalist James Windover, der eine Zeitung ...

Andreas Eschbach schafft es in „Die Abschaffung des Todes“, ein faszinierendes und gleichzeitig beunruhigendes Zukunftsszenario zu entwerfen. Im Zentrum steht der Journalist James Windover, der eine Zeitung leitet, die sich strikter Objektivität verschrieben hat. Für eine seiner wohlhabenden Kundinnen nimmt er an einer Präsentation von Youvatar teil, einem Unternehmen, das verspricht, den Tod durch das Hochladen des menschlichen Bewusstseins in Computer zu überwinden. Was zunächst nach einer wissenschaftlichen Sensation klingt, wird bald zu einer wilden Reise, die James quer durch Europa führt, während er versucht, die Wahrheit hinter den geheimnisvollen Machenschaften aufzudecken.

Die Thematik des ewigen Lebens und die ethischen sowie gesellschaftlichen Konsequenzen, die sich daraus ergeben könnten, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Handlung. Eschbach gelingt es, diese Fragen sowohl philosophisch als auch spannend zu beleuchten. Besonders interessant sind dabei die Überlegungen, wie der Zugang zu dieser Technologie die soziale Ungleichheit verstärken könnte – das ewige Leben wäre wohl nur den Superreichen vorbehalten.

Die Action-Sequenzen, die James durch verschiedene europäische Städte jagen, unterbrechen dabei immer wieder die ruhigeren, gedanklichen Passagen. Für mich persönlich waren diese Verfolgungsjagden manchmal zu viel des Guten. Zwar lockern sie den Roman auf, lenken aber oft von den wirklich spannenden Fragen ab. Es hätte für meinen Geschmack mehr Raum für die tieferen Überlegungen und die detaillierte Beschreibung von James' Zeitung geben können, die durch ihre radikale Objektivität schon allein eine faszinierende Idee darstellt.

Dennoch bleibt „Die Abschaffung des Todes“ ein Roman, der lange nachwirkt. Eschbach regt an, über die großen Fragen des Lebens, der Sterblichkeit und der Zukunft unserer Gesellschaft nachzudenken. Ein Buch, das nicht nur unterhält, sondern auch Diskussionen anstößt. Es mag vielleicht nicht als Highlight unter Eschbachs Werken dienen, aber es ist definitiv ein Roman, der zum Nachdenken anregt und seinen festen Platz in der Science-Fiction-Literatur verdient.

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Tolle Fortsetzung

Winterwölfe
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Dan Jones zieht uns in „Winterwölfe“ wieder mitten ins 14. Jahrhundert, eine Zeit voller Krieg, Intrigen und roher Gewalt. Die Geschichte der Essex Dogs geht spannend weiter, und man merkt richtig, ...

Dan Jones zieht uns in „Winterwölfe“ wieder mitten ins 14. Jahrhundert, eine Zeit voller Krieg, Intrigen und roher Gewalt. Die Geschichte der Essex Dogs geht spannend weiter, und man merkt richtig, wie die Söldner nach der Schlacht bei Crécy völlig erschöpft sind. Trotz allem halten sie zusammen, während der englische König die Belagerung von Calais unerbittlich vorantreibt. Die ständigen Herausforderungen und moralischen Konflikte, mit denen die Charaktere konfrontiert werden, machen den Roman zu einer packenden Lektüre.

Jones gelingt es großartig, historische Ereignisse und fiktive Geschichten so zu verbinden, dass man die harte Realität des mittelalterlichen Kriegslebens förmlich spürt. Besonders eindrucksvoll ist, wie der Belagerungszustand beschrieben wird – nicht nur aus der Sicht der Soldaten, sondern auch der Zivilisten. Die Charaktere, wie der junge Bogenschütze Romford oder die flämische Söldnerin Hircent, werden lebendig und greifbar. Vor allem der mysteriöse Captain, der trotz seiner Verletzungen ums Überleben kämpft, bleibt einem im Gedächtnis.

Das Buch beeindruckt nicht nur mit historischen Details, sondern auch mit der intensiven Darstellung der harten Lebensbedingungen jener Zeit. Die packende Atmosphäre und die Einbettung der fiktiven Story in den historischen Kontext machen „Winterwölfe“ zu einem echten Highlight für alle, die das Mittelalter mögen. Und der Cliffhanger am Ende sorgt dafür, dass man den nächsten Band kaum erwarten kann.

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Veröffentlicht am 25.04.2024

Zwischen Schönheit, Neid und Mut

Loreley - Die Frau am Fluss
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Ich tauche ein in "Loreley: Die Frau am Fluss", eine fesselnde Reise an den Mittelrhein zur Zeit der Romantik. Die Protagonisten Julie, ihre Schwester Ruth und Gregor nehmen mich mit auf eine Achterbahn ...

Ich tauche ein in "Loreley: Die Frau am Fluss", eine fesselnde Reise an den Mittelrhein zur Zeit der Romantik. Die Protagonisten Julie, ihre Schwester Ruth und Gregor nehmen mich mit auf eine Achterbahn der Gefühle, durchsetzt von Neid, Schönheit und Mut. Die Autorin Susanne Popp verwebt geschickt historische Ereignisse wie die Rheinbegradigung mit märchenhaften Elementen und bietet eine mitreißende Lektüre, die mich durch die Seiten fliegen ließ. Obwohl das Ende ein wenig enttäuschend war und einige Fragen offen bleiben, verleihe ich diesem Buch vier von fünf Sternen und freue mich bereits auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 24.03.2024

Ein Sommer der Enthüllungen: Familie, Tragödien und Hoffnung

Sommerhaus am See
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Als die Starling-Familie für ihr alljährliches Wochenende im Sommerhaus am See zusammenkommen, ahnen sie nicht, dass dies ihr letztes gemeinsames Treffen sein wird. Richard und Lisa, die Eltern, ...

Als die Starling-Familie für ihr alljährliches Wochenende im Sommerhaus am See zusammenkommen, ahnen sie nicht, dass dies ihr letztes gemeinsames Treffen sein wird. Richard und Lisa, die Eltern, haben beschlossen, das Anwesen zu verkaufen und nach Florida zu ziehen. Doch ein tragisches Ereignis, als ein Kind im See ertrinkt und Michaels Rettungsversuch scheitert, erschüttert ihr Wochenende zutiefst. Innerhalb kürzester Zeit werden sie mit einer Vielzahl von persönlichen Dramen konfrontiert - Suizidversuche, Suchterkrankungen, ungewollte Schwangerschaften und mehr. Trotz aller Tragödien und Geheimnisse wird die Stärke und Liebe der Mutter, als stärkstes Bindeglied deutlich spürbar. Der Schreibstil des Autors ist facettenreich, mal einfühlsam, mal schonungslos ehrlich, und bietet einen tiefen Einblick in die Psyche der Charaktere. Das Buch mag regt zum Nachdenken an und hinterlässt in seinen letzten Zeilen dann doch noch einen Funken Hoffnung, auch wenn das Ende meiner Meinung nach zu unrealistisch wirkt.

Insgesamt ist Poissant ein meisterhafter Autor, der die Komplexität menschlicher Beziehungen auf eindrucksvolle Weise darstellt und die Familiendynamik sehr gut herausarbeitet.

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Eine vielversprechende Idee, aber eine enttäuschende Umsetzung

Mein Name ist Lilith
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Als ich diesen Roman las, hatte ich hohe Erwartungen, doch leider hat er mich nicht vollkommen überzeugt. Die Idee, Lilith als erste Frau Adams zu porträtieren und ihren Kampf für Gleichberechtigung ...

Als ich diesen Roman las, hatte ich hohe Erwartungen, doch leider hat er mich nicht vollkommen überzeugt. Die Idee, Lilith als erste Frau Adams zu porträtieren und ihren Kampf für Gleichberechtigung darzustellen, fand ich zunächst faszinierend. Die Geschichte beginnt vielversprechend mit Liliths Verbannung aus Eden und ihrem Liebesverhältnis mit einem gefallenen Engel. Auch die Suche nach der verschwundenen Göttin Asherah wirkt interessant. Doch im Verlauf des Romans verliert die poetische Sprache an Kraft und die Handlung wird zunehmend verwirrend. Trotz des klaren Schreibstils der Autorin wurde es für mich anstrengend, die umgedrehten biblischen Erzählungen aus feministischer Sicht zu verfolgen. Der Roman konnte mich letztendlich nicht überzeugen, auch wenn der Ansatz, die Geschichte aus Liliths Perspektive zu erzählen, durchaus interessant ist.

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