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Veröffentlicht am 02.10.2024

Die traumatische Zeit amerikanischer Frauen rund um den Vietnamkrieg

Die Frauen jenseits des Flusses
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Dass Frauen Helden sein können, zeigt auch dieser Roman, der größenteils auf Coronado Island in Kalifornien und an diversen Krankenhauseinrichtungen in Vietnam spielt. Beschrieben wird das behütete, bereits ...

Dass Frauen Helden sein können, zeigt auch dieser Roman, der größenteils auf Coronado Island in Kalifornien und an diversen Krankenhauseinrichtungen in Vietnam spielt. Beschrieben wird das behütete, bereits festgeschriebene Leben der zwanzigjährigen Frances Grace McGrath, mit Heirat, Kindererziehung etc., aus dem sie bewusst aussteigt durch ihren freiwilligen Beitritt in den Army Nurse Corps 1966. Die Briefkorrespondenz aus den Staaten gibt die nicht enden wollenden Protestbewegungen gegen den Vietnamkrieg und auch die Rassenunruhen während der Regentschaft mehrerer Präsidenten wieder, während im Kriegsgebiet Napalm-Bomben und Agent Orange nicht nur gegen die Vietkong eingesetzt werden. Lebenslange Freundschaft, Liebe und Kameraderie untereinander wird überzeugend beschrieben neben viel Trauer, Schmerz und Tot nicht nur in den eigenen Reihen. Nach der Rückkehr 1969 hat sich Frankie nicht nur mit sich selbst auf Kriegsfuß gestanden, sondern auch mit der amerikanischen Regierung mit ihrer Verleumdungspolitik gegenüber Frauen als Kriegsveteranen. Ihr persönlicher, auch zwischenmenschlicher Kampf neben Alpträumen, Stimmungsschwankungen, Alkohol und Drogen wirkt überzeugend. Die Heroisierung des Krieges mit väterlicher Heldenwand voller männlicher Familienmitglieder schmerzt, begreift man die Scham, Lügerei und den fehlenden Stolz gegenüber den 10.000 Frauen, aktiv in diesem Krieg. Die verschiedene Charaktere der Hauptfiguren Ethel, Barb und Frankie gefällt. Interessant sind auch die Informationen zur Arbeit der National League of Families, zur Operation Homecoming, zu Posttraumatischer Belastungsstörung und Hanoi Hilton.

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Veröffentlicht am 01.10.2024

Ein kurviger Weg zu privatem und beruflichem Erfolg

Okaye Tage
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Das Cover mit blonder Frau in sommerlichem Look passt gut zum Image einer Schwedin. Unsere weibliche Hauptperson Sam ist jedoch dunkelhaarig. Ansonsten hält man den Buchtitel im ersten Moment für einen ...

Das Cover mit blonder Frau in sommerlichem Look passt gut zum Image einer Schwedin. Unsere weibliche Hauptperson Sam ist jedoch dunkelhaarig. Ansonsten hält man den Buchtitel im ersten Moment für einen Rechtschreibfehler, der sich aber relativiert beim Eintauchen in diese durchgängig vibrierende Liebeserklärung wie auf Seite 87: Aber selbst wenn es uns jetzt mies geht, sagt Luc, verbringe ich lieber noch zwei miese Tage mit dir als zwei okaye Tage ohne dich. Beide Hauptfiguren Sam und Luc sind im Charakter sehr verschieden, doch einige Gemeinsamkeiten wie Musiktitel auf Spotify oder genüssliche Filmabende mit Popcorn und Alkohol verhelfen dieser Liebesbeziehung zu mehr Tiefe trotz einiger emotionaler Turbulenzen.
Der Schreibstil ist kreativ auch in der Wortfindung, realistisch in der Charakterdarstellung von Familienmitgliedern, Freunden und Arbeitskollegen. Die Szenarien spielen in London, Stockholm und Griechenland. Landestypische Verhaltensweisen und Rituale sind geschickt eingebunden. In zwei Teilen verfolgt man zunächst abwechselnd aus beider Perspektive das volle Erblühen bis zum Absturz ihrer Liebesbeziehung, um dann mit erneutem Spannungsbogen im zweiten Jahr nach neuen Dates und anderen Tiefs und Zweifeln einen positiven, warmherzigen Ausgang zu finden.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Mehr als nur ein mehrdeutiger Buchtitel.

Das große Spiel
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Das ruhig wirkende Cover in Blautönen zeigt dahin gleitende Rochen, quasi eine passende Hinführung zum Thema Ozean mit all ihren geheimnisvollen Vorkommnissen. Die Szenerien spielen in Chicago, Montreal ...

Das ruhig wirkende Cover in Blautönen zeigt dahin gleitende Rochen, quasi eine passende Hinführung zum Thema Ozean mit all ihren geheimnisvollen Vorkommnissen. Die Szenerien spielen in Chicago, Montreal und der Insel Makatea in Französisch-Polynesien. Das interessante Leben in verschiedenen Disziplinen von vier Hauptfiguren wird in mehreren Erzählsträngen nicht chronologisch beschrieben. Während die männlichen Figuren Rafi Young, der Literatur-Nerd und der visionäre Computer-Nerd Todd Keane über die Brettspiele Schach und Go an ihrer langjährigen tiefen Freundschaft zu zerbrechen drohen, dreht sich das Berufsleben der Taucherin Evelyne Beaulieu nicht nur um das geheimnisvolle Spiel der Riesenmantas in weltweiten tiefen Ozeanen. Die Künstlerin Ina Aroita verarbeitet unter anderem Strandgut zu gewaltigen Skulpturen. Die Kolonialgeschichte von Makatea gleitet mit ihren zweiundachtzig Bewohnern hinüber zu dem zukunftsorientierten Projekt Seasteading, über das demokratisch abgestimmt wird nach Einbeziehung der künstlichen Intelligenz von Profunda, einer interaktiven Plattform. Diese vier Menschen finden sich schließlich auf dieser Insel wieder, teils geplagt von Lewy-Körper-Demenz, teils immer noch neugierig auf die unverstandenen Verhaltensweisen vieler Meerestiere. Nicht nur die Schönheit der tierischen und pflanzlichen Unterwasserwelt in seiner farbenprächtigen Üppigkeit wird poetisch vorgestellt, auch naturwissenschaftliche Begriffe zur Meeresgeologie wie z.B. Kontinentalverschiebungstheorie oder Langmuir-Zirkulation fließen thematisch ein. Ethische Fragen zu künstlicher Intelligenz und unsere großen Probleme mit Umweltverschmutzung und Artensterben regen zum Nachdenken an.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Fakten gut in Romanform gewandet.

Sing, wilder Vogel, sing
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Das Cover überzeugt durch ein modernes Gemälde einer jungen Frau, die still in gewisser Trotzhaltung den Betrachter ansieht – stellvertretend für die weibliche Hauptfigur Honora aus dem Dorf Doolough an ...

Das Cover überzeugt durch ein modernes Gemälde einer jungen Frau, die still in gewisser Trotzhaltung den Betrachter ansieht – stellvertretend für die weibliche Hauptfigur Honora aus dem Dorf Doolough an der Westküste Irlands. Durch Alice und ihre mystischen Weissagungen erhält der Roman einen mächtigen Zauber, der besonders auch in dem Symbol des Rotkelchens das Buch wie einen roten Faden durchzieht. Ab 1849 werden ihr Außenseiter-Dasein und das von Honora neben der dortigen großen Hungersnot beschrieben. Aus historischen Quellen ist der Marsch der hungrigen Iren aus diesen abgelegenen Gebieten nach Louisburgh zur Delphi Lodge, einem Jagdhaus, belegt, auch der dramatische Ausgang des Rückweges mit 400 Toten. Die Kolonisierung durch englische Willkür steht am Pranger. Honora mit ihrer Willensstärke, ihrem Mut und Überlebenswillen kämpft gegen willkürliche Gesetze zunächst in Irland an, aber auch in Amerika. Ihr Widerstand gegen Fremdbestimmung steht stellvertretend für den irischen Kampfgeist und Stolz. Ebenso historisch interessant ist die Parallele zu den indigenen Völkern im wilden Westen. Das indigene Volk der Choctaws hatte 1847 den Iren eine Spende aus Solidarität zukommen lassen, aus der eine dauerhafte Verbindung entstand. Denn gerade sechzehn Jahre zuvor hatten sich die Choctaws auf den Pfad der Tränen begeben und Tausende von ihnen ebenfalls durch Hunger und Krankheiten verloren. Die Themen nach sozialer Gerechtigkeit und Solidarität laden hier zum Nachdenken ein bei der Aufdeckung der vielen Hintergründe durchs Googeln. So wie ein wildes Rotkelchen seine rote Farbe auf der Brust in Gefangenschaft verliert, so spiegelt sich auch Honoras Andersartigkeit wieder: nur in Freiheit entfaltet sich ihr innerstes Wesen.
Manche Zeitsprünge in Kapitelübergängen sind etwas verwirrend. Ansonsten ist viel irische Historie wunderbar in Romanform verpackt.

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Veröffentlicht am 25.09.2024

Gleich zwei Liebesgeschichten

Im Warten sind wir wundervoll
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Zwei Liebesgeschichten werden hier auf zwei Zeitsträngen wechselnd erzählt:
1948 verliebt sich Luise Adler in Marburg in den Amerikaner Jo Hunter im Nachkriegsdeutschland. Mit ihrer Landung in New York ...

Zwei Liebesgeschichten werden hier auf zwei Zeitsträngen wechselnd erzählt:
1948 verliebt sich Luise Adler in Marburg in den Amerikaner Jo Hunter im Nachkriegsdeutschland. Mit ihrer Landung in New York als seine Verlobte nach dem Fiancée Act, einer Ergänzung der Bestimmungen des War Brides Act, wandert dieser Romanstrang entlang einem historischen Vorbild aus recherchierten Zeitungsartikeln etc.
2018, also siebzig Jahre später, beginnt ihre Enkelin Elfie ihrer Zufallsbekanntschaft Stephan auf dem Flug nach Ney York vom Schicksal ihrer Großmutter zu erzählen. Eigentlich will sie ihren dortigen Verlobten mit ihrer Ankunft überraschen und erlebt eine unerwartete Wendung.
Trotz der Kälte und des großen Nahrungsmittelmangels über mehrere Jahre nach Kriegsende verströmt der angenehme Schreibstil eine gewisse Leichtigkeit und Humor in kreativen Dialogen, trotz der doch ernsten Thematik. Während Luise in ihrem starken Charakter Geduld und Durchhaltevermögen zeigt, wirkt Elfie eher naiv, spontan und Halt suchend. Insgesamt wirken alle Beteiligten authentisch, sympathisch und liebenswert, auch der alte Karl.
Luises Lieblingsbild heißt übrigens Der Soldat und das lachende Mädchen (Jan Vermeer), wie Jo und Luise – sehr romantisch, wie überhaupt der ganze Roman.

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