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Veröffentlicht am 25.09.2024

Sörensen lässt nach

Sörensen macht Urlaub
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Sörensen macht Urlaub in Triol, beinahe. Tatsächlich strandet er schon in Hamburg, wo Neles Freundin Probleme hat. Da könnte er sich doch kurz mal kümmern? Einen Tag später fahren? Lotta freut sich doch ...

Sörensen macht Urlaub in Triol, beinahe. Tatsächlich strandet er schon in Hamburg, wo Neles Freundin Probleme hat. Da könnte er sich doch kurz mal kümmern? Einen Tag später fahren? Lotta freut sich doch auch, Papa zu sehen. Also gerät Sörensen in Dinge. Und Jenny in Katenbüll gerät an seine Urlaubsvertretung und auch in Dinge. Schon wieder ein Mord.

Ich bin Sörensen Fan der ersten Stunde und sage es nicht gerne, aber es muss gesagt werden: Sörensen lässt nach. Es ist ein bisschen die Luft raus. Vielleicht wäre es auch an der Zeit, dass seine Angststörung Fortschritte macht, in welche Richtung ist eigentlich egal. Wir sind mittlerweile in Buch fünf und Sörensen suhlt sich inzwischen ausführlich in der Angst vor der Angst, die er bekommen könnte und die er nur zu gut kennt. Ja, aber wir inzwischen auch.

Dazu hat Nele Freundin noch Verfolgungswahn und es wird hingebungsvoll psychologisiert. Das ist aber ehrlich gesagt nicht das, was ich an Sörensen-Büchern liebe. Ich liebe den wunderbaren Humor, die schrägen Typen, die Schafe und den leicht vertrottelten Helden, der trotz Handicap verwickelte Fälle löst und sich nicht beirren lässt. Seine Therapie möchte ich ehrlich gesagt nicht mitmachen müssen.

Also, es wird Zeit, mal am Prinzip zu schrauben. Dass wir nie seinen Vornamen erfahren ist ein hübscher running gag, aber ansonsten wünsche ich mir Innovatives. Er löst bestimmt auch noch Fälle, wenn es ihm besser geht. Und in dieser Folge gönnt man uns noch nicht mal einen verpeilten Praktikanten. Ich bin enttäuscht.

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Veröffentlicht am 18.09.2024

Wie werde ich Psychopatin in fünf Stunden

Mein Mann
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Wenn man mal so richtig schlechte Laune haben möchte, sollte man zu diesem Buch greifen. Hier hält eine Frau einen langen Monolog und erzählt von ihrem Leben.

Eigentlich hat sie alles, einen Mann, zwei ...

Wenn man mal so richtig schlechte Laune haben möchte, sollte man zu diesem Buch greifen. Hier hält eine Frau einen langen Monolog und erzählt von ihrem Leben.

Eigentlich hat sie alles, einen Mann, zwei Kinder, Haus und Halbtagsjob, gutes Aussehen und den gepflegten Vorgarten, trotzdem ist sie unzufrieden und sucht das Haar in der Suppe.

Liebt er sie genug, ihr Mann? Achtet er sie ausreichend? Er hat ihre neue Frisur nicht gelobt, guckt er sie überhaupt noch an?

In kürzester Zeit steigert sie sich hinein in einen Wahn und führt uns vor, wie man zur Psychopatin wird, die ihr Fehlverhalten mit schlüssig kranker Logik begründet und meint, sie hatte gar keine andere Wahl.

Das alles erzählt sie uns engagiert und eindringlich und natürlich ist es satirisch überspitzt gemeint, nur ein Lesevergnügen ist es ganz und gar nicht. Diese Frau nervt unendlich und nach etwa fünf Minuten denkt man: Gut, verstanden, aber was willst du mir sagen? Dass man so nicht sein soll? Das ist offensichtlich, also, was ist die Botschaft dieses Buches?

Im Grunde bekommt man hier stundenlanges hysterisches Gejammer und Gehetze ohne größeren Mehrwert. Der Schlussgag ist ganz hübsch, aber das ist schon alles, was ich dem Werk abgewinnen konnte. Zum Glück ist es kurz.

Lob gebührt der Hörbuchsprecherin. Stefanie Wittgenstein präsentiert souverän und glaubwürdig jede Gehässigkeit dieser Frau 5 Stunden und 37 Minuten lang. Das war ein harter Job.

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Veröffentlicht am 09.09.2024

Unterhaltsam mit einigen Längen

Die Abschaffung des Todes
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Es kann sein, dass man dieses Buch gerne liest, wenn man ganz ohne Erwartungen herangeht. Ich habe mit visionärer Science Fiction voller Überraschungen und Hochspannung gerechnet und das findet man hier ...

Es kann sein, dass man dieses Buch gerne liest, wenn man ganz ohne Erwartungen herangeht. Ich habe mit visionärer Science Fiction voller Überraschungen und Hochspannung gerechnet und das findet man hier noch nicht einmal im Ansatz.

Der Science Fiction Teil ist im Grunde nur der Anlass für ein paar kluge Gedanken zum Sinn des Lebens und eher ein Gedankenexperiment als wirklich futuristische Handlung. Da suchen ein paar Visionäre Investoren für ein Forschungsprojekt. Sie behaupten, den Schüssel für ewiges Leben gefunden zu haben, theoretisch.

Praktisch ist ihre Idee nicht ganz so neu, wie sie möchten (ich habe Ähnliches schon mehrfach gelesen). Zwei Science Fiction Autoren haben mit der gleichen Idee gespielt und mussten sie aufgeben. Einer ist tot, der andere verschwunden. James Windover, Herausgeber einer elitären Zeitung, wird beauftragt herauszufinden, was da los ist und damit beginnt eine gefahrvolle Suche und eine Verfolgungsjagd, die den Hauptteil des Buches bestimmen.

Gut gefallen hat mir die Idee dieser Zeitung. Die Windover View in Amsterdam möchte neutral berichten, recherchiert akribisch und verfasst dann ihre Berichte so knapp und unvoreingenommen wie möglich. Nur ganz Reiche können sich diesen Service leisten, da kann man nur neidisch sein. Das Team ist eine eingespielte Gruppe von Nerds und Spezialisten und wenn nichts mehr geht, geht Fine telefonieren, die wickelt jeden ein.

Dieser Teil des Buches hat mir großen Spaß gemacht, alles andere kam mir etwas zäh vor. Es gibt ewig lange technische oder philosophische Betrachtungen zum Wesen und Sinn des Lebens, zur Funktion des Gehirns und eine unendliche Verfolgungsjagd im James-Bond-Stil (es fließt Blut, aber sie haben immer Glück, wundersame Technik und Fluchtfahrzeuge am Start).

Das neue Buch von Andreas Eschbach liest sich leicht und bietet gute Unterhaltung, es ist allerdings nicht mein Lieblingsbuch des Autors.

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Veröffentlicht am 19.08.2024

Unfreiwillig komisch

Das Lied des Propheten
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Dieses Buch ist Atmosphäre pur, das muss man ihm lassen. Wenn man die unfreiwillige Komik dieses schwer verschraubten Erzählstil ausblenden kann, kann es einen wirklich berühren. Die Geschichte ist zwar ...

Dieses Buch ist Atmosphäre pur, das muss man ihm lassen. Wenn man die unfreiwillige Komik dieses schwer verschraubten Erzählstil ausblenden kann, kann es einen wirklich berühren. Die Geschichte ist zwar nicht sonderlich innovativ, aber mitreißend leidvoll.

In Nordirland ist plötzlich ein Terrorregime an der Macht, das einen Bürgerkrieg ausgelöst hat mit allen Konsequenzen. Die Infrastruktur bricht zusammen, Nahrung wird knapp, Strom gibt es nur manchmal und Ehemänner verschwinden. So auch der von Eilish, die sich plötzlich alleine mit vier Kindern durchschlagen muss.

Was hier passiert, kennt man eigentlich schon alles, originell ist diese Katastrophe nicht, durchaus plastisch beschrieben, aber nichts Neues. Eilish ist eher hilflos als eine spannende Figur. Sie scheint die Letzte zu sein, die den Ernst der Lage sieht und kassiert die Rechnung dafür. Als Leserin möchte man ihr andauernd zurufen: Mach die Augen auf, du dumme Nuss.

Der Erzählstil ist eigen und poetisch, allerdings überschreitet er ständig sowohl die Kitschgrenze als auch die Grenzen des guten Geschmacks.

„Sie betrachtet ihn mit einem geschmerzten Lächeln.“

„Die Uhr im Flur schickt sich sirrend zum Läuten an.“

„…, beider Willen in stummer Gegnerschaft verkeilt.“

„Sie will in diesem Nullraum des Schweigens bei ihm bleiben.“

So etwas scheint vielen zu gefallen. Ich finde es grausig und musste leider ständig an unpassenden Stellen lachen.

Die Lobeshymnen auf dieses Buch kann ich nicht verstehen. Ich finde es wenig originell und nahezu unlesbar. Es hilft ein wenig, wenn man die Hörbuchversion hört. Kaja Sesterhenn liest es tapfer und unbeirrt 8 Stunden und 29 Minuten lang. Man kann sich zurücklehnen, sich amüsieren und wundern.

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Veröffentlicht am 28.07.2024

Manchmal ist weniger mehr

Anna O.
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Anfangs hat mir das Buch gut gefallen. Die Geschichte ist finster, originell und ein bisschen spooky.

Anna Ogilvy liegt seit vier Jahren im Koma. Sie soll zwei Menschen getötet haben, während sie geschlafwandelt ...

Anfangs hat mir das Buch gut gefallen. Die Geschichte ist finster, originell und ein bisschen spooky.

Anna Ogilvy liegt seit vier Jahren im Koma. Sie soll zwei Menschen getötet haben, während sie geschlafwandelt ist. Oder war sie wach? Warum schläft sie jetzt und wacht nicht auf? Der Fall ist ein Rätsel, das die Medien seit Jahren beschäftigt, Anna O. ein Mysterium, Dornröschen mit blutiger Vergangenheit. Benjamin Prince, forensischer Psychologe, soll Licht in den Fall bringen.

Unterschiedliche Protagonisten erzählen uns ihren Blick auf die Ereignisse und werden auch von unterschiedlichen Sprechern vorgetragen. Leider passt die männliche Stimme überhaupt nicht gut zur Figur von Ben, der den Hauptteil erzählt und den attraktiven Helden abgeben soll. Der sonore Märchenerzählerton nimmt ihm einiges an Charme.

Die Geschichte selbst ist verzwickt, rätselhaft, gemäßigt spannend und hat mir zu etwa zwei Dritteln gut gefallen. Dann holt sie aus zum großen Showdown, der ein Feuerwerk an falschen Fährten, vermeintlichen Klärungstheorien und überraschenden Wendungen abbrennt. Nach der zweiten hatte ich keine Lust mehr, es geht aber noch ewig weiter und braucht noch stundenlange Erklärungen, um das mittlerweile recht wackelige Logikgerüst zu stützen.

Dieses Buch hatte das Zeug zu einem originellen Thriller, hat sich aber gegen Ende verlaufen. Manchmal ist weniger mehr.

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