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Veröffentlicht am 06.10.2024

Kein cozy Crime: Harter Krimi mit hohem Spannungsbogen und expliziten Details

Wintersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 2)
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"Wintersonnenwende" ist der zweite Teil der Krimiserie um den traumatisierten Kommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben, kann man diesen spannenden ...

"Wintersonnenwende" ist der zweite Teil der Krimiserie um den traumatisierten Kommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg. Auch ohne den ersten Band gelesen zu haben, kann man diesen spannenden Thriller problemlos verstehen. Die schwedischen Bestsellerautoren Pascal Engman und Johannes Selåker, beide erfahrene Journalisten, haben es wieder geschafft, einen packenden Krimi zu liefern, der seine Leser:innen nicht loslässt.

Worum geht's?

In einer eiskalten Silvesternacht wird Stockholm von einem grausamen Mord erschüttert: Ein Mann wird durch einen Kopfschuss hingerichtet, während eine junge Frau spurlos verschwindet. Der traumatisierte Kommissar Tomas Wolf übernimmt die Ermittlungen und stößt auf dunkle Geheimnisse. Zeitgleich recherchiert Journalistin Vera Berg an einem Vermisstenfall, der Tomas selbst in ein verdächtiges Licht rückt. Als ein weiterer Mord geschieht, müssen Tomas und Vera widerwillig zusammenarbeiten, um die Täter:innen zu stoppen. Doch unter dem Schnee verbirgt sich eine Wahrheit, die das Leben beider für immer verändern könnte.

Meine Meinung

Obwohl ich die Autoren und die Serie vorher nicht kannte, war ich positiv überrascht, wie gut sich der zweite Band ohne Vorkenntnisse lesen lässt. Die relevanten Informationen aus dem ersten Buch sind geschickt in die Handlung eingebettet, sodass man die Beziehungen der Figuren problemlos nachvollziehen kann. Besonders gefallen hat mir das hohe Tempo des Romans. Der Krimi startet ohne lange Einführungen und zieht einen direkt in die Handlung hinein. Die Spannung bleibt durchweg konstant hoch, und die zahlreichen Wendungen sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es ist den Autoren gelungen, einen kontinuierlichen Spannungsbogen aufrechtzuerhalten – eine beachtliche Leistung.

Dennoch hat mich das Ende des Buches nicht völlig überzeugt. Es wirkte im Vergleich zum restlichen Roman etwas schwächer und hat etwas unzufrieden zurückgelassen. Auch wenn die Hauptgeschichte gut aufgelöst wird, bleiben einige Nebenstränge offen, die sicherlich im nächsten Band fortgeführt werden, was mir wiederum gut gefallen hat.

Die Vielzahl an Figuren im Buch hätte leicht unübersichtlich werden können, aber die Autoren schaffen es, dass man den Überblick behält. Leider konnte ich keine enge Bindung zu den Hauptfiguren aufbauen. Besonders beeindruckend fand ich jedoch die historischen Hintergründe, die in die Handlung eingeflochten wurden, wie der Bosnienkrieg und schwedische politische Themen. Diese Elemente haben der Geschichte zusätzliche Tiefe verliehen.

Der Roman ist definitiv nichts für zartbesaitete Leser:innen, da viele Beschreibungen sehr explizit sind, besonders in Bezug auf sexualisierte Gewalt. Einige Aspekte wirkten auf mich nicht ganz logisch, etwa dass vor Kindern offen über Morde gesprochen wird oder dass die Polizei so viel Handlungsspielraum hat. Zudem haben mir die Bemühungen um respektvolle Sprache und der Umgang mit "kritischen" Themen im Buch gefallen, auch wenn nicht durchgängig gegendert wurde und Begriffe wie "Flüchtlingswelle" verwendet wurden.

Fazit

"Wintersonnenwende" ist ein fesselnder Krimi, der mit einem hohen Erzähltempo, spannenden Wendungen und historischem Tiefgang überzeugt. Trotz kleiner Schwächen, vor allem am Ende und in der Logik mancher Szenen, bietet das Buch hervorragende Unterhaltung. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Ein intensiver Psycho-Thriller mit aktuellen Themen

Stalker – Er will dein Leben.
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Arno Strobel gelingt es auch in seinem neuesten Psycho-Thriller "Stalker", die Leserinnen und Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche zu entführen. Im Mittelpunkt steht der aufstrebende Schauspieler ...

Arno Strobel gelingt es auch in seinem neuesten Psycho-Thriller "Stalker", die Leserinnen und Leser in die Abgründe der menschlichen Psyche zu entführen. Im Mittelpunkt steht der aufstrebende Schauspieler Eric Sanders, dessen Leben sich auf erschreckende Weise verändert, als jemand beginnt, sich in seine Identität zu drängen. Strobels Schreibstil ist ebenso prägnant wie fesselnd, und er spielt gekonnt mit den Ängsten seiner Figuren. Strobel, der für seine packenden Thriller bekannt ist, lebt als freier Autor in der Nähe von Trier. Seine Bücher behandeln oft Themen, die er im Alltag aufspürt und die zu Bestsellern avancieren.

Worum geht's?

Eric Sanders hat es geschafft: Seine Rolle im Münchner Tatort bringt ihm die erhoffte Aufmerksamkeit, seine Karriere scheint im Aufwind. Doch dann beginnt ein Unbekannter, sich als Eric auszugeben – zuerst digital, dann auch in der realen Welt. Was anfangs wie ein simpler Identitätsdiebstahl wirkt, entwickelt sich schnell zu einem gefährlichen Spiel. Eric fühlt sich bedroht, als er die beunruhigende Nachricht erhält: Gestehe den Mord, oder alle, die du liebst, werden sterben. Plötzlich tauchen Erinnerungen an seine Kindheit auf, die alles infrage stellen. Was hat Eric damals wirklich getan, als er elf Jahre alt war?

Meine Meinung

Arno Strobel war mir als Thriller-Autor bereits ein Begriff, und "Stalker" hat meine Erwartungen in vielerlei Hinsicht erfüllt. Ich habe das Buch als Hörbuch gehört und war sofort von der intensiven Atmosphäre gefesselt. Strobel versteht es meisterhaft, die Spannung kontinuierlich zu steigern und die Leser:innenschaft mit unerwarteten Wendungen zu überraschen. Besonders die vielen Twists und das überraschende Ende haben mich beeindruckt, da sie perfekt zur düsteren und bedrohlichen Stimmung des Buches passen.

Trotz der Spannung konnte ich mich jedoch nicht mit der Hauptfigur Eric anfreunden. Eric blieb mir bis zum Ende unsympathisch. Auch wenn das nicht zwingend negativ ist – schließlich sind nicht alle Protagonist:innen dazu da, gemocht zu werden – hätte ich mir manchmal mehr Tiefe oder Sympathiepunkte bei seiner Charakterentwicklung gewünscht. Die Thematik rund um Social Media und die damit verbundenen Gefahren fand ich äußerst aktuell und gut in die Handlung integriert. Strobel greift hier ein Thema auf, das in unserer Zeit eine große Rolle spielt und zeigt, wie schnell der Ruhm zur Gefahr werden kann.

Einige Erklärungen wirkten allerdings auf mich nicht ganz ausgereift oder blieben zu oberflächlich, was mich gelegentlich aus der ansonsten spannenden Erzählung herausgerissen hat. Diese kleineren Ungereimtheiten haben letztlich dafür gesorgt, dass das Buch für mich nicht die vollen fünf Sterne verdient hat.

Fazit

"Stalker" ist ein packender Psycho-Thriller, der mit vielen Wendungen und einem überraschenden Ende überzeugt. Arno Strobel versteht es, die Spannung kontinuierlich aufrechtzuerhalten und greift dabei auf hochaktuelle Themen wie die Gefahren von Ruhm und Identitätsdiebstahl zurück. Zwar blieben einige Aspekte für mich nicht ganz rund, doch insgesamt bietet das Buch spannende Unterhaltung. 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Auf der Suche nach verlorener Verbundenheit

Ich komme nicht zurück
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„Menschen sind erst da, sind Teil von dir, und dann sind sie es nicht mehr. Viel mehr passiert in einem Leben nicht. Was ist ein Leben wert, wenn niemand sich mit dir erinnert? Wenn niemand sich mit dir ...

„Menschen sind erst da, sind Teil von dir, und dann sind sie es nicht mehr. Viel mehr passiert in einem Leben nicht. Was ist ein Leben wert, wenn niemand sich mit dir erinnert? Wenn niemand sich mit dir an deinen Schulweg erinnert, an deine erste Liebe, an die Menschen, die dich gemacht haben, erinnert. Was ist ein Leben wert, wenn du die Einzige bist, die sich über Fotos beugt und denkt - damals.“ (Seite 32)

Diese tiefgründigen Überlegungen zur Vergänglichkeit und Erinnerung ziehen sich wie ein roter Faden durch Rasha Khayats Roman Ich komme nicht zurück. Die Autorin, geboren 1978 in Dortmund und aufgewachsen in Jeddah, Saudi-Arabien, bringt ihre vielfältigen Erfahrungen in diesem Werk zum Ausdruck. Sie studierte Vergleichende Literaturwissenschaften und Germanistik und hat sich seit 2005 als freie Autorin einen Namen gemacht. Mit ihrem Debütroman und zahlreichen Auszeichnungen zeigt sie sich als starke Stimme in der deutschsprachigen Literatur.

Worum geht's?

Im Zentrum des Romans stehen die Freundschaften zwischen Hanna, Zeyna und Cem, die in den späten 1980er Jahren in einer Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet aufwachsen. Ihre Verbindung, geprägt von unbeschwertem Kinderspiel und gegenseitiger Unterstützung, wird jedoch durch die gesellschaftlichen Spannungen und Vorurteile nach dem 11. September 2001 auf die Probe gestellt. Während sich die Unterschiede zwischen den Charakteren zunehmend verdeutlichen, bricht die langjährige Freundschaft zwischen Hanna und Zeyna auseinander. Jahre später kehrt Hanna in ihre alte Heimat zurück und begibt sich auf eine emotionale Reise, um Zeyna zu finden und die Gründe für das Zerbrechen ihrer Freundschaft zu ergründen.

Meine Meinug

Die ersten Eindrücke, die das Buch vermittelt, sind durch das Cover geprägt, das mir zunächst nichts über die Handlung verrät. Im Nachhinein interpretiere ich die Auswahl der Farben als eine subtile Hommage an die drei Protagonisten: Hanna, Zeyna und Cem. Ich war neugierig, da ich bisher kein Buch von Rasha Khayat gelesen hatte, doch die bildhafte und poetische Sprache fesselte mich sofort. Das Buch ist nicht laut oder übertrieben dramatisch, sondern entfaltet seine Kraft auf eine subtile Weise.

Die abwechselnde Erzählweise zwischen Gegenwart und Rückblenden hat mir gut gefallen, da sie die Komplexität der Freundschaften und die sich verändernden Beziehungen der Charaktere anschaulich darstellt. Die behandelten Themen sind vielfältig und relevant: Klassismus, Einsamkeit, Verlust, Rassismus und Identität sind nur einige der Fragen, die in diesem Roman behandelt werden. Besonders angetrieben von der Frage, was zwischen Hanna und Zeyna geschehen ist, war ich gespannt auf die Auflösung. Leider fand ich die Erklärung zum Bruch zwischen den beiden Freundinnen am Ende etwas schwach. Obwohl die letzte Enthüllung einige Überraschungen bereithielt, kam mir die Entwicklung zu abrupt und hätte meiner Meinung nach mehr Raum für eine tiefere Auseinandersetzung verdient.

Einige kraftvolle Sätze, die Khayat auch von anderen Autor:innen übernommen hat, laden zum Nachdenken ein. Phrasen wie „Jeder Tod, selbst einer, auf den man gefasst ist, ist der erste Tod.“ (Seite 48) und „Nacht funktioniert wie Schnee. Löscht Landschaft aus.“ (Seite 32) hinterlassen bleibende Eindrücke und lassen Raum für eigene Interpretationen. Während ich emotional gepackt war, hielt mich das Buch zugleich auf einer gewissen Distanz. Am eindrücklichsten fand ich den Kontrast zwischen der kindlichen Unschuld und dem Ernst des Lebens, der sich mit dem 11. September manifestiert. Die gesellschaftlichen Unterschiede und Vorurteile, die vorher nicht so offensichtlich waren, treten plötzlich zwischen die drei Freundschaften und führen zu einem schmerzlichen Auseinanderdriften.

Die Wahl der Du-Perspektive war für mich geschmacklich ein interessantes Experiment, das ich mochte. Die poetischen Passagen, die gekonnt im Text eingestreut wurden, trugen zur emotionalen Tiefe des Romans bei, ohne überhandzunehmen.

Fazit

"Ich komme nicht zurück" ist ein einfühlsamer Roman, der die Komplexität von Freundschaften und Identität in einer sich verändernden Welt thematisiert. Rasha Khayat gelingt es, wichtige gesellschaftliche Themen mit einer poetischen Sprache zu verbinden, auch wenn die Auflösung der zentralen Konflikte für mich etwas hastig erschien. Insgesamt hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, weshalb ich 4 von 5 Sternen vergebe.

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Veröffentlicht am 26.09.2024

Kreatives und glutenfreies Backvergnügen für Zuhause

Einfach glutenfrei backen
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"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. ...

"Einfach glutenfrei backen" von Cherie Lyden ist ein umfassendes Kochbuch, das zeigt, wie man köstliche glutenfreie Backwaren ohne den Einsatz von teuren, stark verarbeiteten Produkten zubereiten kann. Mit über 80 süßen und herzhaften Rezepten und einem Theorieteil zu glutenfreien Mehlmischungen bietet es eine Fülle von Möglichkeiten für Menschen mit Zöliakie oder Glutensensibilität. Die Autorin, Cherie Lyden, ist selbst von Zöliakie betroffen und setzt sich leidenschaftlich für glutenfreies Kochen ein. Mit ihrer Bäckerei, Wholegreen Bakery in Sydney, hat sie einen Ort geschaffen, der glutenfreies Gebäck auf höchstem Niveau anbietet.

Worum geht's?

Das Buch ist in drei Hauptkategorien unterteilt: süße Backwaren, herzhafte Gerichte und Brot. Zu Beginn gibt es einen Theorieteil, der die Grundlagen des glutenfreien Backens erklärt und beschreibt, wie man eigene Mehlmischungen herstellen kann. Viele der Rezepte sind zuckerreduziert und frei von Zusatzstoffen, und es gibt Tipps zu laktosefreien Alternativen. Die Rezepte sind übersichtlich aufgebaut, mit Zutatenlisten auf der linken Seite und den Zubereitungsschritten rechts. Jedes Rezept ist zudem mit wunderschönen Fotografien versehen, die Lust aufs Nachbacken machen. Praktische Hinweise zur Haltbarkeit runden das Angebot ab, sodass man auch gut planen kann, welche Rezepte sich im Voraus für besondere Anlässe zubereiten lassen.

Meine Meinung

Das Buch hat mich durch seine ästhetische Gestaltung sofort angesprochen. Der dunkelblaue Farbschnitt und die wunderschönen Fotografien, die nahezu jedes Rezept begleiten, machen es zu einem echten Hingucker. Die Aufmachung allein weckt die Lust, sich direkt an den Ofen zu stellen und die verschiedenen Gerichte auszuprobieren. Besonders positiv finde ich, dass viele der Rezepte auf Zutaten basieren, die man üblicherweise im Haushalt hat oder leicht beschaffen kann. Allerdings muss man sich für die glutenfreien Mehlmischungen manchmal etwas mehr Zeit für die Recherche nehmen, um die passenden Zutaten zu finden.

Ein weiteres Highlight des Buches ist der Abschnitt zu den glutenfreien Mehlen. Es wird genau erklärt, wie man verschiedene Mehlmischungen selbst herstellen kann, was für viele sicher ein großer Pluspunkt ist, da man so mehr Kontrolle über die Zutaten hat. Besonders praktisch fand ich, dass auch laktosefreie Alternativen (bspw. Milchalternativen) genannt werden. Hier hätte ich mir allerdings gewünscht, dass noch mehr Hinweise zu veganen Alternativen gegeben werden. Auch wenn viele der Rezepte vegetarisch sind, wäre eine breitere Berücksichtigung von veganen Optionen hilfreich gewesen.

Die Einteilung des Buches in die drei Kategorien – süß, herzhaft und Brot – fand ich sehr gelungen. Besonders die Angabe zur Haltbarkeit der einzelnen Backwaren hat mir gut gefallen, da man so leicht im Voraus planen kann, wann welche Rezepte für Feste oder Besuche vorbereitet werden können. Die Rezepte selbst sind klar strukturiert und gut nachvollziehbar. Besonders praktisch sind auch die Tipps, die zu jedem Rezept gegeben werden, um das Backergebnis zu optimieren.

Nachdem ich das Buch durchgeblättert habe, war ich beeindruckt von der Vielfalt der Rezepte. Obwohl es sowohl süße als auch herzhafte Gerichte gibt, hat mich vor allem der süße Teil angesprochen. Die Zitronentarte, die Birnen-Polenta-Tarte mit Zitronen-Rosmarin-Sirup und die Muffins mit Himbeeren und weißer Schokolade werden definitiv die ersten Rezepte sein, die ich ausprobiere.

Fazit

"Einfach glutenfrei backen" ist ein durchdachtes und ansprechend gestaltetes Kochbuch, das sowohl glutenfreie Einsteiger:inenn als auch erfahrene Bäcker:innen begeistern wird. Die Rezepte sind vielseitig, gut erklärt und verwenden größtenteils leicht zugängliche Zutaten. Zwar hätte ich mir mehr vegane Alternativen gewünscht, doch insgesamt überzeugt das Buch mit einer tollen Mischung aus Rezepten und der wunderschönen Gestaltung. Deshalb vergebe ich 4 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 05.09.2024

Wut, Mut und Freiheit – Gilda Sahebi gibt den Frauen (und Männern) im Iran eine Stimme

»Unser Schwert ist Liebe«
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In "Unser Schwert ist Liebe" widmet sich Gilda Sahebi der aktuellen Protestbewegung im Iran, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 ausgelöst wurde. Der Untertitel des Buches „Die feministische ...

In "Unser Schwert ist Liebe" widmet sich Gilda Sahebi der aktuellen Protestbewegung im Iran, die durch den Tod von Jina Mahsa Amini im Jahr 2022 ausgelöst wurde. Der Untertitel des Buches „Die feministische Revolte im Iran“ deutet bereits an, dass es dabei vor allem um den mutigen Widerstand der Frauen geht, die für ihre Freiheit und Rechte kämpfen. Sahebi, selbst im Iran geboren und in Deutschland aufgewachsen, ist eine bekannte Journalistin und setzt sich intensiv mit Themen wie Rassismus, Frauenrechten und den Entwicklungen im Nahen Osten auseinander. Durch ihre enge Verbindung zu den Ereignissen im Iran und ihre Arbeit als Berichterstatterin ist sie eine wichtige Stimme in der Debatte.

Worum geht's?

Das Buch beleuchtet die vielfältigen Aspekte der Proteste im Iran und zeigt, wie tiefgreifend die Bewegung ist. Die Autorin beschreibt, wie der Tod von Jina Mahsa Amini zu landesweiten Protesten führte, die über alle Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten hinweg von Solidarität und dem Wunsch nach Freiheit geprägt sind. Neben den brutalen Repressionen des iranischen Regimes hebt Sahebi die Kraft der Liebe hervor, die den Widerstand antreibt. Dabei widmet sie sich sowohl der Rolle der Musik, die zum Ausdrucksmittel der Proteste geworden ist, als auch der langen Geschichte der Unterdrückung im Iran. Besonders eindrücklich ist, wie sie den Frauen, die an der Bewegung beteiligt sind, eine Stimme gibt und deren Perspektiven in den Mittelpunkt stellt.

Meine Meinung

Dies ist mein zweites Buch von Gilda Sahebi, nachdem mich ihr Werk "Wie wir uns Rassismus beibringen" bereits begeistert hat. Auch dieses Buch hat mich sehr bewegt, da es die mutigen Frauen und Männer im Iran in den Fokus rückt und ihre Geschichten authentisch und eindrucksvoll erzählt. Besonders schätze ich Sahebis nüchternen Schreibstil, der sachlich bleibt, obwohl das Thema extrem emotional ist. Das Buch hat eine angenehme Länge von 272 Seiten und lässt sich dank der Kapitelstruktur sehr flüssig lesen.

Was mir besonders gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass Sahebi immer wieder anderen Frauen ihre Stimme leiht. Diese persönlichen Berichte bringen das Geschehen näher und verleihen dem Buch eine besondere Tiefe. Sahebi selbst ergreift deutlich Partei für die Frauen im Iran, was sowohl eine Stärke als auch eine kleine Schwäche des Buches ist. Einerseits verleiht es dem Text Authentizität und Leidenschaft, andererseits fehlt dadurch manchmal die journalistische Distanz. Einige Kapitel basieren auf Reden/Texten (nicht nur ihre eigenen), die auf Demonstrationen gehalten wurden, was zwar sehr kraftvoll ist, aber für mich hin und wieder den roten Faden vermissen ließ. Besonders bei den Übergängen zwischen den Kapiteln hat mich das manchmal im Lesefluss gestört.

Es gibt auch einige Wiederholungen im Buch, was vermutlich darauf zurückzuführen ist, dass unterschiedliche Texte zusammengeführt wurden. Dennoch bleibt jedes Thema für sich betrachtet spannend, wichtig und oft auch emotional aufwühlend – Wut ist ein Gefühl, das während der Lektüre immer wieder hochkommt. Sehr beeindruckend finde ich erneut die Liste der Todesopfer, die Sahebi anführt, um den Opfern der Bewegung ein Denkmal zu setzen – ähnlich wie sie es schon in ihrem Buch über Rassismus in Deutschland getan hat. Das Cover des Buches passt ebenfalls hervorragend zum Inhalt und hat mir auf Anhieb gefallen.

Fazit

"Unser Schwert ist Liebe" ist ein wichtiges und bewegendes Buch, das die feministische Revolte im Iran eindrucksvoll dokumentiert. Auch wenn es an manchen Stellen durch die fehlende Stringenz und Wiederholungen im Lesefluss etwas stockt, überzeugen die persönlichen Berichte, die Emotionalität und scharfen Analysen. Gilda Sahebi gelingt es, die Wut und den Mut der Protestierenden auf packende Weise zu vermitteln. Ich gebe dem Buch 4 von 5 Sternen und eine klare Leseempfehlung.

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