"Verloren sein"
Der Roman "Vor der Nacht" umfasst 320 Seiten auf 32. Kapiteln.
Kurzer Plot:
1986 - Der 14-jährige Jonas Kovacs, der später Jimmy genannt wird, kommt durch das Jugendamt in die "Kindertagesstätte" Marienkäfer. ...
Der Roman "Vor der Nacht" umfasst 320 Seiten auf 32. Kapiteln.
Kurzer Plot:
1986 - Der 14-jährige Jonas Kovacs, der später Jimmy genannt wird, kommt durch das Jugendamt in die "Kindertagesstätte" Marienkäfer. Jimmys Mutter war bereits vor einiger Zeit an Krebs verstorben, sein Vater war im Gefängnis.
"Es ist das Unwesentliche und Unwichtige, das unsere traumatischen Erinnerungen überdeckt, damit wir nicht zu schnell am Leben danach zerbrechen." - Seite 12
Das Stigma Heimkind teilt sich Jimmy mit Pappel, Frei, den Geschwistern Beria und Sinan, und der erst 8- jährigen Lilly. "Alle im Heim waren Suchende." - Seite 25
Alle warten auf die "magische 18" um diesen Ort am Autobahnwald verlassen zu können. Und trotz des Zusammenhalts und der gegenseitigen Unterstützung sind sie alle von Orientierungslosigkeit geprägt. Erst verschwinden Sinan und Frei, und später trennen sich auch die Wege der Anderen.
Jimmy, der Erzähler, jobbt in einem Theater, schreibt Kurzgeschichten und hat daraus einen Roman gemacht. Der Blick zurück, zu seinen alten Freunden, lässt Jimmy auf die Suche gehen. Er, der Schriftsteller, möchte die Menschen, die ihn eine Zeitlang begleitet und auch auf die eine oder andere Weise geprägt haben, finden. "Jedes Wiedersehen ist ein bisschen Wiederauferstehung." - Seite 164
Doch "Irgendwann ist die Distanz zu deinem früheren Leben zu entfernt für ein Zurück und dann hat man sich verloren, und du vermisst das, was du nicht mehr bist und nie wieder sein wirst." - Seite 206
Fazit:
Salih Jamal schreibt in seinem neuen Roman über Liebe, Angst, Scham und Schmerz.
Wie entwickeln sich Menschen, die schon in sehr jungen Lebensjahren von Verlust geprägt werden, und doch einen unbändigen Drang nach Freiheit haben...
"Am Ende wollen wir nur jemanden, der es geschissen kriegt, uns zu ertragen." - Seite 125
Salih Jamal lässt den Lesenden seine oft sehr melancholischen und auch düsternden Charaktere fühlen, und macht sie sichtbar.
Wie die Vorgängerromane "Briefe an die grüne Fee", "Orpheus", "Das perfekte Grau" und "Blinder Spiegel" stechen die Romane durch die Wortgewandtheit und den poetischen Schreibstil des Autors heraus.
Ein Roman, der die Frage stellt: Wie beeinflusst die Vergangenheit die Gegenwart?
5. Sterne!