Das Versprechen, das Leben neu zu entdecken
Für immer und ein JahrFür immer und ein Jahr ist ein Roman, der leise und doch intensiv eine Familiengeschichte nach einem unfassbaren Verlust erzählt. Was mich besonders berührt hat, ist nicht nur die Schwere der Trauer, die ...
Für immer und ein Jahr ist ein Roman, der leise und doch intensiv eine Familiengeschichte nach einem unfassbaren Verlust erzählt. Was mich besonders berührt hat, ist nicht nur die Schwere der Trauer, die Jan und seine Kinder durchleben, sondern wie alltägliche, schnelle unscheinbare Momente, um den Weg zurück ins Leben zu finden. Der Geburtstagskalender, den Jan pflichtbewusst nutzt, ist dabei mehr als nur ein symbolisches Versprechen an seine verstorbene Frau Kaya – es wird zu einem Katalysator für Begegnungen, die Jan Schritt für Schritt aus seiner emotionalen Isolation holen.
Die Telefonate, die Jan führt, sind manchmal banal, manchmal tiefgreifend, aber sie spiegeln das reale Leben weiter – es fühlte sich nichtswegs kitschig an. Vielmehr brachte es eine tröstliche Wärme in die Geschichte, die zeigt, dass Liebe über den Tod hinaus Bestand haben kann.
Besonders gelungen finde ich, wie die Autorin die Dynamik zwischen Trauer und Hoffnung balanciert. Die stillen Kämpfe von Jan mit sich selbst, seine Unsicherheiten als Vater und seine Abneigung gegen Veränderung – all das wurde so authentisch dargestellt. Ich konnte die Erschöpfung und den inneren Widerstand förmlich spüren. Und doch gibt es humorvolle, schnell skurrile Szenen, wie mit dem Papagei, die mir ein Schmunzeln entlockt haben
Es gibt nur einen kleinen Punkt, der mich ein wenig gestört hat: Die Kinder von Jan und Kaya hatten meiner Meinung nach noch mehr Raum in der Erzählung verdient. Ihre Trauer und wie sie mit dem Verlust ihrer Mutter umgehen, blieben für mich etwas im Hintergrund. Da hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, gerade weil der Verlust für Kinder oft ganz anders empfunden wird.
Insgesamt ist „Für immer und ein Jahr“ ein Buch, das nicht nur zum Nachdenken anregt, sondern auch leise tröstet. Es zeigt, dass das Leben weitergeht – nicht ohne Schmerz, aber auch nicht ohne Hoffnung. Ein Buch, das man nicht einfach zur Seite legt, sondern das einen noch lange begleitet.