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Veröffentlicht am 13.10.2024

Alpenglühen

Lückenbüßer (Ein Kluftinger-Krimi 13)
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Zum ersten Mal leitet Kommissar Kluftinger als Interimspolizeipräsident eine Antiterror-Übung. Nicht alles geht glatt, aber alles in allen. Gerade im Moment des Zurücklehnens kommt die Meldung, dass ein ...

Zum ersten Mal leitet Kommissar Kluftinger als Interimspolizeipräsident eine Antiterror-Übung. Nicht alles geht glatt, aber alles in allen. Gerade im Moment des Zurücklehnens kommt die Meldung, dass ein Kollege tot aufgefunden wurde. Ist bei der Planung etwas schief gelaufen oder war nicht genug für Sicherheit gesorgt? Klufti ist verunsichert, besonders als sich herausstellt, dass der Kollege Lothar Schaller überhaupt nicht für die Übung eingeteilt war. Diese ganze Sache ist garnicht gut. Zudem ist Kluftinger auch abgelenkt, der er hat sich bereit erklärt, für den Gemeinderat zu kandidieren. Zwar soll er nur die Liste auffüllen, aber irgendwie beginnt er doch den Wahlkampf ernst zu nehmen.

In seinem 13. Fall hat Klufti ganz schön viel zu tun, auch wenn nicht immer die Arbeit gemeint ist. Der Wahlkampf nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, schließlich ist Doktor Langhammer als Konkurrent mit dabei. Den gilt es auszustechen, das wäre doch gelacht, wenn Klufti es nicht schaffte, mehr Wähler zu gewinnen. Außerdem ist Pilzsaison, da muss man auch aufmerksam schauen, um genug Steinpilze für ein leckeres Mahl zusammen zu kriegen. Der Tot des Kollegen Schaller wirft einige Rätsel auf. Zunächst besteht die Hoffnung, es könnte ein Unfall gewesen sein, doch die zerschlagt sich schnell.

In seinen guten Momenten läuft Kommissar Kluftinger zu Höchstform auf. Man kennt ihn einfach schon eine Weile und so fühlt sich ein neues Buch wie ein Wiedertreffen mit alten Bekannten an. Kommissarischer Polizeipräsident ist nicht Kluftis Traumjob, aber er gewöhnt sich dran. Und dann noch der Wahlkampf. Wenn sich einer wie Kluftinger aufstellen lässt, mit Erika und Eltern im Hintergrund, kann man schon ahnen, dass es zeitweilig hoch hergeht. Politikersprech liegt Klufti eigentlich nicht, da muss er sich ganz schön zusammenreißen. In Momenten, in denen das nicht klappt, sitzt jede Pointe. Über den ganzen Ablenkungen, denen Klufti ausgesetzt ist, kommt der Fall manchmal etwas zu kurz. Bei den vielen humorvollen Eskapaden verzeiht man das aber schnell. Gefühlt hört der Roman allerdings einen Satz zu früh auf.

Das Hörbuch wird super interpretiert von den Autoren selbst, die die Mundart von Klufti und seinen Kollegen wirklich lebendig machen. Dazwischen sorgt Martin Umbach für etwas ruhigere Momente. Eine sehr gelungene Mischung.

Das Cover passt zum Inhalt, denn Kluftinger ermittelt mehr als ein Mal im Wald und kann dabei an den Pilzen kaum vorbeigehen.

Veröffentlicht am 12.10.2024

Zeitbeben

Going Back – Wo fing das Böse an?
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Die Anwältin Jen und Kelly sind seit Jahren glücklich verheiratet. Wie wahrscheinlich jede Mutter fragt sich Jen, ob sie mit der Erziehung ihres Sohnes Todd alles richtig gemacht hat. So manches Mal war ...

Die Anwältin Jen und Kelly sind seit Jahren glücklich verheiratet. Wie wahrscheinlich jede Mutter fragt sich Jen, ob sie mit der Erziehung ihres Sohnes Todd alles richtig gemacht hat. So manches Mal war ihr die Arbeit wichtiger. Nun ist Todd fast erwachsen und er scheint Geheimnisse vor seinen Eltern zu haben. Aus seiner Beziehung mit Clio macht er ein Geheimnis. Und machmal ist er doch etwas ruppig zu Jen. Als Todd jedoch eines Morgens nach Hause kommt, muss Jen mit ansehen, wie er einen Fremden ersticht. Jan traut ihren Augen nicht. Ihr hochintelligenter Sohn soll einem anderen Menschen nach dem Leben trachten?

Das möchte wohl keine Mutter erleben, mitansehen zu müssen, wie das eigene Kind gewalttätig wird. Sie und Kelly begleiten Todd auf die Polizeistation, es darf alles nicht wahr sein. Trotz aller Aufregung schläft Jen irgendwann ein. Ihr letzter Gedanke ist, sie muss Todd unbedingt helfen, koste es, was es wolle. Und als sie am nächsten Morgen aufwacht, ist es der Tag vor dem Ereignis. Wie kann das sein? Die Zeit läuft vorwärts. In Jen wächst die Hoffnung, dass sie doch verhindern kann, dass ihr geliebter Sohn zum Täter wird. Als Jen das nächste mal erwacht, ist das Datum noch einen Tag zurückgesprungen.


Wenn man den Anfang des Buches liest, denkt man, wie soll das denn klappen. Selbst wenn Jen weiß, dass sie die Zeit rückwärts erlebt, so weiß es doch niemand sonst. Dass heißt, jeder der ihr helfen könnte, am nächsten oder rückwärtigen Tag nichts mehr weiß. Immerhin, Jen schafft es an jedem Tag kleine Informationsschnipsel zusammenzufügen. Und sie findet heraus, dass in ihrer Familie kaum etwas so ist, wie es scheint. Auch wenn man manche der Schnipsel selbst in einen Kontext bringen kann und somit einige Wendungen erahnt, ist dieser Thriller sehr spannend zu lesen. Zum einen fühlt man mit Jen, die alles ihre Welt einsetzt, um ihren Sohn zu retten. Und zum anderen hat man einen packenden Roman, der das Leben förmlich auf den Kopf stellt und einen anregt, mal andersherum zu denken.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Ab in den Süden

Sörensen macht Urlaub
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Sörensen muss seinen Resturlaub nehmen und hat sich für zwei Wochen in Österreich auf einem Bauernhof eingemietet. Auf dem Weg will er bei seiner Ex-Freundin Nele und der gemeinsamen kleinen Tochter in ...

Sörensen muss seinen Resturlaub nehmen und hat sich für zwei Wochen in Österreich auf einem Bauernhof eingemietet. Auf dem Weg will er bei seiner Ex-Freundin Nele und der gemeinsamen kleinen Tochter in Hamburg Station machen. Nele hat einer Bekannten ein Zimmer überlassen, die offensichtlich einige Probleme hat. In der Zwischenzeit wird in Katenbüll ein Toter aufgefunden. Endlich ein Fall für Jenni Holstenbeck, denkt sie. Aber ihr wird ein KHK Mommsen vor die Nase gesetzt, der zumindest selbst von sich überzeugt ist. Jenni gerät doch stark in Versuchung einige Untersuchungen selbst in die Hand zu nehmen.

In diesem fünften Band der Reihe macht Sörensen tatsächlich Urlaub. Das kann man sich garnicht vorstellen, wenn man ihn so kennt. Dann meint man doch eher, es ist im am Liebsten, wenn alles ist wie immer. Natürlich gerät dann schon die Fahrt nach Hamburg länger als man so meinen würde. Zumindest in Sörensens Gedanken. Und dann muss er sich auch noch damit abfinden, dass Nele einer entfernten Bekannten einfach ein Zimmer zur Verfügung stellt. Und dann legt diese Bekannte ein so seltsames Verhalten an den Tag, dass Sörensen sich gezwungen sieht, ein wenig vor sich hin zu ermitteln, um der Dame, die sich Achim nennt, zu helfen.

Das ist mal was anderes, ein Kommissar auf Urlaub, der Schwierigkeiten hat, sich überhaupt richtig auf den Weg zu machen. Und weil er nicht anders kann, ermittelt er irgendwie doch, obwohl es eigentlich keinen Fall gibt. Denn Fall hat dafür Jenni, die sich mit diesem eitlen Gockel Mommsen rumplagen muss und die eigentlich viel klüger an die Nachforschungen herangeht als jener, der es am ehesten versteht, sich mit fremden Federn zu schmücken. Das Ganze erscheint erstmal alles ein wenig weit hergeholt. Erst nach und nach erfasst man, was für eine spannende und ausgeklügelte Geschichte den Roman zusammenhält. Wenn man sieht, dass die Bücher der Reihe immer umfangreicher werden, könnte man schon denken, es muss nicht immer mehr sein. Natürlich entscheidet ein Autor selbst, wann seine Story erzählt ist. Gerne liest man wieder die witzigen Dialoge und folgt Sörensens Gehirnfeuerwerk, wenn er versucht, die Normalität festzuhalten und dabei mitunter erfolgreich ist und das sogar obwohl es Normal eigentlich nicht gibt.

Die Reihe um Sörensen möchte man nicht mehr missen, ebenso wenig wie die Verfilmungen, die der Erzählung gut gerecht werden.

Veröffentlicht am 27.09.2024

Fast romantisch

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Die Tänzerin Juno lebt in Leipzig zusammen mit ihrem Mann. Dieser, Jupiter, ist schwer krank und braucht Junos Unterstützung. Das Geld ist knapp und der Zerstreuung wenig. Juno kann nicht gut schlafen. ...

Die Tänzerin Juno lebt in Leipzig zusammen mit ihrem Mann. Dieser, Jupiter, ist schwer krank und braucht Junos Unterstützung. Das Geld ist knapp und der Zerstreuung wenig. Juno kann nicht gut schlafen. Also hängt sie spät abends oft am Computer und scrollt so vor sich hin. Immer häufiger stößt sie auf Love-Scammer und zum Glück kennt sie die Mache und das Wort. Sie wird auf keinen von ihnen hereinfallen. Ein wenig dreht Juno den Spieß um und lügt was das Zeug hält bis sie blockiert wird. Bis da einer ist, der nett antwortet, dem sie ein wenig von der Wahrheit erzählt.

Möchte man in Junos Haut stecken? Sie ist nicht mehr ganz jung, aber Tänzerinnen müssen ihren Körper fit halten und so bekommt sie hin und wieder Auftritte. Jupiter ist Autor, aber krank. Manchmal müssen sie vom Pflegegeld leben, doch machmal gibt es einen unerwarteten Geldsegen. Dann wieder flüchtet Juno für ein paar Tage in ihr Elternhaus, um mal rauszukommen, um das Schlafen wieder zu lernen. Ihr und Jupiter geht es nicht schlecht, es könnte nur einfacher sein. Da sind die Nachrichten, die sie mit dem Unbekannten austauscht wie eine Insel.

Auf der Shortlist der Nominierungen für den Deutschen Buchpreis ist dieses Buch zu finden. Und genau darüber hat man selbst es auch gefunden, sonst wäre es leicht zu übersehen gewesen. Doch dieser kleine Roman besticht mit seiner Leichtigkeit, in der doch einiges an Tiefgang verborgen ist. Vor Love-Scammern wird gewarnt, die Schicksale einiger Frauen, von denen Juno erfährt, sind mitunter herzzerreißend. Schön, wenn es mal eine einen Scam mit den Scammern wagt. Und doch handelt Juno auch aus einer Not heraus. Obwohl sie und Jupiter sich einander zugetan sind, leben sie doch nebeneinander her. Da bekommt der Nachrichtenaustausch etwas von einem Ersatz und auch etwas Bittersüßes. Man möchte sie wie Juno auf den Boden legen und die Decke betrachten. Ein Roman, der richtig auf der Shortlist tanzt.

Veröffentlicht am 22.09.2024

Der Anruf

Mauern und Lügen
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Mit einem unerwarteten Anruf wird Hauptkommissar Philipp Gerber über einen Anschlagsplan auf seinen ehemaligen Chef Hiram C. Anderson informiert. Alarmiert eilt er zum Frankfurter Flughafen, wo sich die ...

Mit einem unerwarteten Anruf wird Hauptkommissar Philipp Gerber über einen Anschlagsplan auf seinen ehemaligen Chef Hiram C. Anderson informiert. Alarmiert eilt er zum Frankfurter Flughafen, wo sich die Maschine schon im Anflug befindet. Mit knapper Not kann er das Attentat verhindern. Dabei kommt einer der Attentäter um, während die andere, eine russische Scharfschützin. Diese pocht auf ihren Diplomatenstatus. Derweil ist Gerbers Lebensgefährtin, die Journalistin Eva Herden in Berlin. Anfang August 1961 berichtet sie über die täglich steigenden Zahlen von Menschen, die aus der DDR flüchten. Um die Stimmen der Menschen einzufangen, fährt sie zu den Auffanglagern und landet unversehens im Osten der Stadt.

Zum vierten Mal kommt Kommissar Philipp Gerber, der im zweiten Weltkrieg auf Seiten der Amerikaner kämpfte, in direkte Berührung mit der deutschen Geschichte. Durch Anderson erfährt er von einem möglichen Verräter in den Reihen der deutschen Behörden. Und Eva bringt aus Ostberlin ein Gerücht über einen möglichen Mauerbau mit, von dem sowohl der Bundeskanzler als auch die Amerikaner erfahren sollen, damit verhindert werden kann, dass die Menschen in Ost und West völlig voneinander abgeschottet werden. Zu allem anderen versucht Philipp Gerber auch die Hintergründe zu dem Attentat aufzuklären, wenn schon die Täterin nicht dingfest gemacht werden konnte.

Wie schon bei seinen anderen Krimis um Hauptkommissar Philipp Gerber und Eva Herden versteht es der Autor gekonnt, seine Fälle mit Ereignissen der deutschen Zeitgeschichte zu verbinden. Hätte der Mauerbau verhindert werden können? Doch welche Auswirkungen hätte das auf die dauernde Kriegsbedrohung aus dem Osten gehabt? Hinzu kommt noch, dass Gerber persönlich eingebunden ist und ebenfalls eine Mission in Berlin zu erfüllen hat. Eva Herden sieht einige Dinge aus einer anderen Perspektive, was die Lektüre umso spannender macht. Gut, dass sie und Philipp nicht immer einer Meinung sind. So erhält man selbst nochmal andere Denkansätze zu einer fesselnden zeitgeschichtlichen Phase. So mag man Geschichte, so mag man Krimis oder Thriller.