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Veröffentlicht am 09.11.2024

Wenn Schönheit zur Waffe wird: Eine ergreifende Geschichte über Mut, Liebe und Pflicht.

A Song to Drown Rivers
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“»Wenn Ihr Erfolg hab, Xishi «, sagte er ruhig, » werdet ihr die Retterin des Königreichs sein. Ihr werdet den Verlauf der Geschichte verändern.«“

„A Song to Drown Rivers“ von Ann Liang erzählt die Geschichte ...

“»Wenn Ihr Erfolg hab, Xishi «, sagte er ruhig, » werdet ihr die Retterin des Königreichs sein. Ihr werdet den Verlauf der Geschichte verändern.«“

„A Song to Drown Rivers“ von Ann Liang erzählt die Geschichte der schönen Xishi, basierend auf einer alten chinesischen Legende, und schafft damit einen wundervollen Roman über Intrigen, Opfer und tiefer Gefühle. Die Handlung beginnt in einem beschaulichen Dorf im Königreich Yue, wo Xishi mit ihrer Familie lebt und ein einfaches Leben führt. Noch nie hat sie ihr Dorf verlassen oder einen Jungen geküsst. Doch ihre Welt wird auf den Kopf gestellt, als der königliche Berater Fanli sie auswählt, um innerhalb weniger Wochen zur Spionin ausgebildet zu werden. Als Tribut soll sie im Königreich Wu die Gunst des gegnerischen Königs Fuchai gewinnen und so die Zukunft des Königreiches Yue sichern. Während Xishi ihre Mission annimmt, entspinnt sich eine heimliche, doch tiefe Verbindung zwischen ihr und Fanli, was die ohnehin heikle Mission noch komplizierter und gefahrvoller macht.

Die ersten Kapitel weckten sofort meine Neugier, und ich fand mich schnell in die Geschichte vertieft. Ann Liangs Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern auch voller Atmosphäre und Detailtreue, die die historische Kulisse lebendig werden lässt. Ihre bildhafte und blumige Sprache entführt einen direkt ins alte China und verstärkt das Gefühl, an Xishis Seite durch Höfe und Paläste zu wandeln. So wird jede Szene zu einem filmischen Erlebnis, das einen mühelos in die Handlung zieht.

Xishi ist als Protagonistin stark und faszinierend. Sie musste mit ihren jungen Jahren bereits einiges durchmachen und verkörpert den Mut, den ein solches Vorhaben erfordert, ohne ihre Verletzlichkeit zu verbergen. Mit ihrem Scharfsinn und ihrer Fähigkeit, sich auch in schwierigen Situationen zu behaupten, macht sie das zu einer greifbaren Figur. Fanli, der unnahbare und pflichtbewusste Berater von König Goujian, und König Fuchai, der zunehmend unberechenbar und impulsiv auftritt, bilden interessante Charaktere, die für zusätzliche Spannung und Dynamik sorgen. Besonders die behutsam aufgebaute Liebesgeschichte zwischen Xishi und Fanli fügt der Handlung Tiefe hinzu, ohne die zentrale Mission und die politische Spannung zu überlagern.

Auch das Buch selbst ist ein optisches Highlight: Umschlag, Farbschnitt und Buchdeckel sind kunstvoll gestaltet und passen hervorragend zum fernöstlichen Thema. Die hochwertige Aufmachung verleiht dem Buch das gewisse Extra und spiegelt die Liebe zum Detail, die sich auch im Text widerspiegelt.

Für mich ist „A Song to Drown Rivers“ ein echtes Lesehighlight in diesem Jahr und eine Empfehlung für Fans von Mulan oder Die Geisha. Mit seinem packenden und bewegenden Mix aus Emotion, Spannung und Tragik hat das Buch bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Ein berührender Einblick in das Leben mit Autismus

All die kleinen Vogelherzen
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All die kleinen Vogelherzen von Viktoria Lloyd-Barlow ist ein ergreifender Roman, der mit viel Detailtreue die Welt der Protagonistin Sunday beleuchtet. Sunday, die mit Autismus lebt, ist eine ebenso ungewöhnliche ...

All die kleinen Vogelherzen von Viktoria Lloyd-Barlow ist ein ergreifender Roman, der mit viel Detailtreue die Welt der Protagonistin Sunday beleuchtet. Sunday, die mit Autismus lebt, ist eine ebenso ungewöhnliche wie interessante Figur: geschieden, Mutter einer 16-jährigen Tochter und von unverwechselbarer Art. Ihr Alltag ist geprägt von ihren Eigenarten – sie trinkt nur kohlensäurehaltige Getränke, bevorzugt weißes Essen und orientiert sich zur Bewältigung sozialer Interaktionen an einem alten Benimmratgeber für Damen aus den 1950er Jahren. Ihre besondere Art machen sie zu einer einzigartigen und liebenswürdigen Protagonistin, die mich hin und wieder durch ihre teils schroffe Art zum Schmunzeln brachte.

Als die neuen Nachbarn Vita und Rollo einziehen, verändern sie das Leben von Sunday und ihrer Tochter Dolly auf unvorhersehbare Weise. Vitas Charme übt eine besondere Faszination aus, die nach und nach sowohl Sunday als auch ihre Tochter in ihren Bann zieht und im Verlauf der Geschichte weitreichende Folgen hat.

Die Handlung entfaltet sich behutsam und ermöglicht einen tiefen Einblick in Sundays Gedanken- und Gefühlswelt. Meisterhaft lässt die Autorin uns Sundays Beziehungen in der Vergangenheit und Gegenwart reflektieren – zu ihren Eltern, ihrer Schwester, ihrem Ex-Mann, ihrer Tochter und den neuen Nachbarn Vita und Rollo. Man taucht in Sundays Sicht auf ihre täglichen Begegnungen ein und fühlt dabei intensiv mit ihr mit.

Der Schreibstil ist zwar nicht anspruchslos, doch gerade das macht den Roman so eindringlich. Sunday beschreibt oft alltägliche Situationen in einer Weise, die dem Lesenden neue Perspektiven eröffnet und interessante Gedankengänge anstößt. So benötigt man etwas länger für das Buch, doch die Lektüre lohnt sich: Man wird mit einer besonderen Tiefe und emotionalen Bandbreite belohnt, die einen nachhaltig berührt. Kein Wunder, dass dieser Roman 2023 für den englischen Literaturpreis nominiert war.

Lediglich der Epilog konnte mich nicht vollends überzeugen; hier hatte ich einfach etwas anderes erwartet. Tatsächlich wäre das Buch für mich sogar ohne Epilog besser abgerundet gewesen. Dennoch ist All die kleinen Vogelherzen ein rundum gelungenes Werk, das mich bewegt zurückgelassen hat.

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Veröffentlicht am 14.10.2024

Eine gelungene Märchenstunde

Feenstaub und Enterhaken
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Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender ...

Die Geschichte von „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage" von Jacqueline Weichmann-Fuchs entführt Lesende in eine fesselnde Märchenwelt voller Abenteuer, Magie und überraschender Wendungen. Im Mittelpunkt steht die Fee Seira, die sich entgegen ihrer Bestimmung als Tierfee auf ein Piratenschiff begibt, um ihr eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Dort trifft sie auf den griesgrämigen Piratenkapitän Raven, der mit seinen eigenen Dämonen kämpft und vor einer herausfordernden Aufgabe steht. Was folgt, ist eine spannende Reise voller Action, unerwarteter Wendungen und einer Slow-Burn-Romance.

Bereits nach den ersten Seiten konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm, was das Eintauchen in die Geschichte besonders leicht macht. Trotz der eher geringeren Anzahl an Absätzen, was vielleicht ungewohnt erscheint, wird der Lesefluss dadurch in keiner Weise gestört. Im Gegenteil: Die zahlreichen Dialoge und der Perspektivwechsel zwischen Seira und Raven verleihen der Erzählung eine besondere Lebendigkeit und treiben die Handlung voran. Diese dynamische Erzählweise fesselt und sorgt für eine Nähe zu den beiden Hauptfiguren.

Die beiden Hauptcharaktere wirken durchdacht und vielschichtig: Seira ist mutig, frech und manchmal auch unbeholfen, während Raven mit seinen inneren Konflikten und seiner Vergangenheit kämpft. Wer eine klassische Märchenromanze erwartet, in der die Fee von ihrem Märchenprinzen gerettet wird, wird überrascht sein. Nicht nur einmal ist es Seira, die das Steuer übernimmt und Raven mit ihren kreativen Lösungen aus brenzligen Situationen hilft. Die vertrauten Märchenmotive werden auf kreative Weise neu interpretiert, was der Handlung eine frische und moderne Note verleiht. Neben Abenteuern und einer schönen Liebesgeschichte werden auch große Themen wie Selbstfindung, Familienkonflikte, verpasste Chancen und Suchtprobleme geschickt eingeflochten, wodurch die Geschichte zusätzliche Tiefe gewinnt. Besonders hervorzuheben sind die vielen unerwarteten Wendungen und die Vielfalt der Szenen, die auch mit Hilfe anderer Charaktere mal actiongeladen, mal emotional und humorvoll daherkommen.

Das Buch ist nicht nur eine spannende Abenteuergeschichte, sondern auch ein Märchen für Erwachsene, die sich noch einmal in eine magische Welt träumen wollen. Besonders gefällt mir, wie die Autorin es schafft, mit Liebe zum Detail ein Setting zu kreieren, das zum Träumen, Mitfiebern und Schmunzeln einlädt. Jacqueline Weichmann-Fuchs integriert dabei Elemente und Figuren aus bekannten Märchen und Disney-Filmen, um eine ganz neue Welt zu schaffen. Insgesamt hat mich „Feenstaub und Enterhaken: Ein Märchen für 1001 Nachmittage“ nicht nur gut unterhalten, sondern auch ein wohliges Gefühl hinterlassen. Für mich gehört es definitiv in die Kategorie Wohlfühlbuch, das sich leicht lesen lässt und dennoch berührt. Es war sicher nicht meine letzte Märchenstunde von Jacqueline Weichmann-Fuchs.

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Veröffentlicht am 28.09.2024

Bewegender Roman über ungelebte Leben von Frauen

Die Ungelebten
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Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen ...

Auf den ersten Blick scheint Jennifer Boyard alles erreicht zu haben: Sie ist verheiratet, Mutter von drei Kindern und leitet erfolgreich eine Plattenfirma in der Schlagerbranche. Doch hinter der makellosen Fassade wird deutlich, dass ihr Leben von den Entscheidungen und Erwartungen anderer dominiert wird. Als ein Vergewaltigungsvorwurf gegen ihren Vater Bernd, den Gründer der Firma, ans Licht kommt, beginnt diese Fassade zu bröckeln.
Die Ungelebten von Caroline Rosales ist ein bedrückender und eindringlicher Roman, der generationsübergreifende Benachteiligungen von Frauen durch toxische Familienstrukturen, Sexismus, gesellschaftliche Rollenbilder und sexualisierte Gewalt im Musikgeschäft thematisiert.
Rosales' Schreibstil ist zugleich angenehm zu lesen und dabei anspruchsvoll sowie tiefgründig. Obwohl der Roman nicht von vielen Spannungsbögen getragen wird, zieht er die Lesenden dennoch in seinen Bann. Besonders gelungen ist die Darstellung des psychosozialen Umfelds der Protagonistin und wie dieses Jennifers Leben prägt und einschränkt. Vor allem die Figur des Vaters sticht als toxischer, manipulativer Charakter heraus.
Es gelingt der Autorin, eine Protagonistin zu erschaffen, mit der man auf vielschichtige Weise mitfühlt, auch wenn sie nicht immer Sympathie erweckt. Man schwankt zwischen dem Wunsch, sie zu schütteln, ihr eine Schulter zum Ausweinen anzubieten, sie zu bemitleiden, zu schützen und sie zugleich für ihre Entscheidungen zu kritisieren.
Die Ungelebten hat mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Obwohl die dargestellten Schicksale extrem wirken, glaube ich, dass viele Frauen zumindest Teile von sich in den Figuren wiederfinden können.

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Veröffentlicht am 04.11.2024

Eine gemütliche und leichte Herbstlektüre aus der Welt der Bücher

Die Abende in der Buchhandlung Morisaki
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"Die Abende in der Buchhandlung Morisaki" von Satoshi Yagisawa nimmt Lesende mit in die stille Welt eines Antiquariats im Herzen Jinbochos (Japan). Die Protagonistin Takako findet in dem traditionsreichen ...

"Die Abende in der Buchhandlung Morisaki" von Satoshi Yagisawa nimmt Lesende mit in die stille Welt eines Antiquariats im Herzen Jinbochos (Japan). Die Protagonistin Takako findet in dem traditionsreichen Buchladen ihres Onkels Satoru einen Ort der Zuflucht und Ruhe. Obwohl es sich um die Fortsetzung von "Die Tage in der Buchhandlung Morisaki" handelt, lässt sich der Roman meines Erachtens auch eigenständig gut lesen (den ersten Teil habe ich zumindest nicht gelesen).

Der Schreibstil ist schlicht und fängt dennoch die besondere Atmosphäre der Buchhandlung sowie der Umgebung ein, die mit dem gemütlich gestalteten Cover identisch ist. Yagisawa verzichtet dabei auf Kapitelüberschriften und Nummerierungen, was einen fließenden Lesefluss ermöglicht – neue Kapitel sind allein durch die Formatierung erkennbar.

Der Roman zeichnet ein detailreiches Bild der kleinen Buchhandlung und des Verhältnisses zwischen Takako und ihrem eigenwilligen, aber warmherzigen Onkel. Beim Eintauchen in das Antiquariat Morisaki begegnet man nach und nach verschiedenen Charakteren, die alle das Interesse an Büchern gemeinsam haben. Neben der Erzählung rund um Takakos Alltag im Antiquariat thematisiert der Roman übergeordnete Themen wie Freundschaft, Familie, Liebe und Tod, die ihn zumindest teilweise an Tiefe gewinnen lassen.

Insgesamt ist Die Abende in der Buchhandlung Morisaki kein Roman voller Spannung oder überraschender Wendungen, und die Charaktere sowie ihre Beziehungen wirken stellenweise etwas flach. Dennoch bietet die Geschichte eine leichte, herbstliche Lektüre – ideal für ruhige Stunden auf dem Sofa. Ein kurzweiliges Wohlfühlbuch für alle, die gerne in Bücherwelten eintauchen und eine entschleunigte Erzählung genießen möchten.

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