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Veröffentlicht am 25.11.2024

Ich hab es geliebt.

My Dark Romeo
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Welches Buch war euer letztes Highlight?

Ich sags mal so … Ich hatte schon länger keine wieauchimmergeartete Romance mehr in der Hand, die mich aus unerklärlichen Gründen derart mitgerissen und unterhalten ...

Welches Buch war euer letztes Highlight?

Ich sags mal so … Ich hatte schon länger keine wieauchimmergeartete Romance mehr in der Hand, die mich aus unerklärlichen Gründen derart mitgerissen und unterhalten hat wie 𝐌𝐲 𝐃𝐚𝐫𝐤 𝐑𝐨𝐦𝐞𝐨.

Ja, die Ehe von Dallas Townsend und Romeo Costa basiert auf einem perfiden Plan und Zwang, ist im Gesamten eher ungesund und beide sind durch und durch Redflags. Auch einige Inhalte sind sensibler Natur und Themen kontrovers. Da hätten wir eine patriarchische, gelangweilte, noble Gesellschaftsschicht, Trauma, geboren in einer grausamen Kindheit und aus Verlust, zahlreiche Probleme – angefangen beim Vertrauen bis hin zu Aggressionen und der Impulskontrolle –, Rache(gelüste), destruktive Verhaltensweisen, Manipulation, Erpressung, Untreue, Romeos Macht innerhalb der und Ansicht über die Waffenlobby, Dallas' verschwenderisches, provozierendes Verhalten, beleidigende Wortgefechte usw. Die Liste ist lang.
Nichtsdestotrotz konnte ich mich dem Sog, der der Geschichte von L.J. Shen und Parker S. Huntington inneliegt, nicht verwehren. Denn ich hab den Humor gefeiert: die (harmlos ausgedrückt:) „Sticheleien“ zwischen Shortbread und ihrem Mann, die (übertrieben gesagt:) „Unterhaltungen“ zwischen Romeo und seinen Freunden. Der Sarkasmus, die ironischen Monologe, etliche der skurrilen – und dramatisch inszenierten – Situationen, von denen Dallas' Unerfahrenheit, ihre Neugier und Rebellion häufig ein Bestandteil waren.
Dieses Buch machte einfach Spaß.
Sowohl die Hauptakteure einzeln kennenzulernen, hinter ihre Fassade zu dringen, ihre wahren Intentionen und den Ursprung von Wünschen und speziellen Wesenszügen herauszufinden als auch die zwischenmenschliche Entwicklung zu verfolgen. Und was gab es hier für still schwelende Konflikte, die sich in explosive Konfrontationen wandelten, verletzende Unterhaltungen, scheinbar unüberwindbare Krater und Hass. Bis hin zu süßen Momenten und dem Erblühen unerwarteter Zuneigung. Aber selbst in den Augenblicken, als die weiße Fahne über der Ehe schwankte, verblasste die Frage, wo der Haken ist, nicht, scheint doch keiner der beiden wahrlich gewillt, sich in dieser Zweckgemeinschaft einfinden, sich aufrichtig miteinander arrangieren zu wollen.
Im Verlauf finden sich immer wieder ausreichend Informationen, die dem einen oder anderen Charakterzug und Reaktionen Tiefe verleihen und helfen, zu verstehen – abseits von richtig und falsch. All der Schmerz, der in diesem Roman zu finden ist, ist spürbar, so manch Eingeständnis, so manch Wahrheit tun weh, die Abgründe unendlich schwarz.
Pure Emotionen, bittere Verzweiflung, Hoffnung kamen in „My Dark Romeo“ definitiv nicht zu kurz.

»𝗗𝘂 𝗯𝗶𝘀𝘁 𝗺𝗲𝗶𝗻 𝗹𝗶𝗲𝗯𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗣𝗹𝗼𝘁 𝗧𝘄𝗶𝘀𝘁.«

Erzählt wird in einem echten, direkten, oft trockenen Tonfall aus wechselnder Perspektive. Romeo. Der pragmatische, milliardenschwere Workaholic strebt den CEO-Posten jener Firma an, die seit Generationen in Familienbesitz ist. Was ihm im Weg steht, ist er bereit, aus dem Weg zu räumen. Und als er von Dallas' Existenz und ihrer Unschuld Wind bekommt, sieht er die Chance, gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Bereitwillig nimmt er in Kauf, ihr Leben zu zerstören, lässt nichts unversucht, sie zu brechen – Hauptsache er geht siegreich aus seinem persönlichen Rachefeldzug hervor. Tja, nur dass seine Angetraute keine devote, handzahme Prinzessin ist, die nichts im Kopf hat und stillschweigend erträgt, solange sie eine Black Card besitzt … „Shortbread“ verfolgt eigene Ambitionen, ist provokant, liebt Bücher und Essen gleichermaßen, hasst es, sich zu langweilen, eingesperrt zu sein und vor allem: keine Wahl zu haben. Binnen weniger Tage bringt sie nicht nur Chaos in Romeos klinisch sauberes Haus, sondern in jeden einzigen Teil seines Lebens. Und richtet sich ganz nebenbei auch mit Vehemenz und Feuer einen Platz in seinem eiskalten Herzen ein.
Hass und Leidenschaft liegen manchmal so nah beieinander, ein Funke, und alles explodiert.

Auf gewisse Weise war diese Romance sehr berührend, kommt mit unerwarteten Wendungen, Sarkasmus und Spannung um die Ecke, hält romantische, dramatische und innige Momente sowie ziemlich trashige bereit. Die Spicy-Szenen waren anschaulich, manches Mal vielleicht übertrieben – absolut passend für die beiden –, hart und heiß. Bitte mehr davon. Außerdem bringen die Autorinnen einige interessante Gedanken und Themen ein, die selten aufgegriffen werden. Romeo & Dallas sind unberechenbar und durchlaufen im Verlauf eine deutliche Entwicklung, wenn sie ihre Eigenheiten auch nicht ablegen. Die Nebenfiguren, allen voran Hettie, Frankie, Zach und Oliver, fand ich absolut cool und genauso unterhaltsam wie die Protagonisten. Obgleich ich mich des Gefühls nicht verwehren konnte, dass manche Sätze – wahrscheinlich der Übersetzung geschuldet – nicht zu 100 % rund sind, las sich die Story wirklich gut und rasant, sodass ich schon jetzt auf den nächsten Roman von Shen & Huntington hinfiebere.

„My Dark Romeo“: intensiv, leidenschaftlich und – moralisch verwerflich.

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Gute Fortsetzung.

Der Kampf um Tokito - Aufstieg des Schmetterlings
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„Die Clans von Tokito“ – ein Fantasy-Roman, der sich vielseitiger Begeisterung erfreuen durfte. Den Hype hatte ich damals bewusst ausgelassen und erst vor einigen Wochen zu der Geschichte gegriffen. Ganz ...

„Die Clans von Tokito“ – ein Fantasy-Roman, der sich vielseitiger Begeisterung erfreuen durfte. Den Hype hatte ich damals bewusst ausgelassen und erst vor einigen Wochen zu der Geschichte gegriffen. Ganz ehrlich? Ich fand vieles durchaus interessant, aber ein Highlight wurde die Story für mich nicht.
In „Aufstieg des Schmetterlings“ geht's nun weiter …

Um Zugang zu den bisherigen Geschehnissen zu bekommen und sich in den Gegebenheiten – komplex, originell, gefährlich – zurechtzufinden, wartet zu Beginn eine kleine Zusammenfassung.
„Tokito“ wird von sechs Clans beherrscht, die den Zugehörigen den in dieser Welt dringend benötigten Schutz geben. Erzählt wird wieder aus drei Perspektiven:

Erin, die mittlerweile nicht nur vor den Schwierigkeiten steht, sich anzupassen, einzugliedern und einen Job zu finden, hadert jetzt auch mit der Existenz des Distelkönigs. Dem Dämon, den sie befreite und seitdem ein Teil von ihr ist.
Ryanne ist ihrem Traum, ein Schmetterling zu werden, so nah wie noch nie, bis sie skrupellos verkauft wird und auf jede Verführung angewiesen ist, die sie beherrscht, um nicht zu zerbrechen.
Kiran, der noch immer trauert, auf Rache aus ist und sich in einem Clan wiederfindet, in dem er sich nie gesehen hat. Zusätzlich versucht er, die Bindung zu seinem Geist zu intensiveren und den Morden, die sich durch das Land ziehen, auf die Schliche zu kommen … Denn alles deutet darauf hin, dass Unheil über Tokito hereinbrechen wird.

Aufgrund der verschiedenen Perspektiven werden die Protagonisten und ihre Situationen, ihre Ängste und Zweifel greifbar dargelegt. JedeR verfolgte eigene Ziele, versucht, sich mit dem Leben zu arrangieren, und doch es zu ändern. Sowohl Ryanne als auch Kiran und Erin kommen gefährlichen Geheimnissen nahe, begeben sich öfter in brenzlige Situationen, die dazu verleiten, mitzufiebern, mitzurätseln.
Durch die hauptsächlich kurzen Kapitel, den raschen Szenenwechsel und etliche Informationen ist die Storyline temporeich, legt Fäden frei, die sich erst nach und nach zusammen knüpfen lassen. Großteils empfand ich die Atmosphäre als dunkel, schwer; etliche Momente waren emotionaler, verzweifelter Natur, doch bedingungslose Freundschaften, Liebe, wie sie Mikko und Erin teilen, der Sarkasmus des Dämons und der niedliche Schweinswal an Kiran Seite, die unbeholfene Verbindung mit seinem Geist, sorgten hin und wieder für Leichtigkeit.
Caroline Brinkmann schreibt wie gewohnt locker, modern und auf sehr bildhafte Weise, dennoch fehlte es mir manches Mal an Tiefe. „Aufstieg des Schmetterlings“ ist actionreich, zeigt, dass es mehr als Schwarz und Weiß, richtig und falsch gibt und wirkt im Vergleich zu anderen Geschichten frisch und originell.

Ich bin gespannt, ob es einen dritten Teil geben wird, denn nicht alle Fragen sind beantwortet und Schicksale geklärt.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Gelungener Auftakt.

Royal Institute of Magic, Band 1: Die Hüter der verborgenen Königreiche
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Vor zwei Jahren verschwanden Bens Eltern spurlos. Alle Fäden örtlicher Behörden verliefen ins Nichts, doch unterstützt von seinem besten Freund hat der Junge nie aufgehört, nach ihnen zu suchen. Ohne Erfolg. ...

Vor zwei Jahren verschwanden Bens Eltern spurlos. Alle Fäden örtlicher Behörden verliefen ins Nichts, doch unterstützt von seinem besten Freund hat der Junge nie aufgehört, nach ihnen zu suchen. Ohne Erfolg. Bis eines Tages ein merkwürdiger Brief auftaucht, dessen Inhalt ihn und Charlie zu einem Haus im Herzen Londons führt, das von einem imposanten Wappen gezeichnet ist.
Willkommen im „𝐑𝐨𝐲𝐚𝐥 𝐈𝐧𝐬𝐭𝐢𝐭𝐮𝐭𝐞 𝐨𝐟 𝐌𝐚𝐠𝐢𝐜“, in dem Magie und sämtliche Wunder aus Büchern existieren. Eingeschlossen aller Gefahren, versteht sich.
Kaum angekommen und die erste Begegnung mit mächtigen Drachen verdaut, lernen Ben und Charlie Nathalie kennen. Gemeinsam mit der Halbelf machen sich die unerfahrenen Menschen auf, das Geheimnis um das Greenwood-Ehepaar zu ergründen, und tauchen dabei tief in die Mysterien einer magischen Welt ein…

Einige der BewerterInnen zogen vor dem Lesen Parallelen zu dem bekanntesten Zauberschüler. Ich für meinen Teil nahm aus dem Klappentext lediglich 0815-Vibes diverser urbaner Jugend-Fantasy-Storys wahr. „Royal Institute of Magic“ folgt definitiv keinem gänzlich neuen Plot, jedoch greift Victor Kloss zu originellen, frischen Elementen. Trotz einer Vielzahl Wesenheiten, sich auftürmender Fragen und der verständlich geschilderten Gegebenheiten wirkt der Verlauf zu keiner Zeit überladen oder unausgereift. Etliche Ideen, die wir in „Die Hüter der verborgenen Königreiche“ erspähen können, waren zauberhaft und einfallsreich – U-Bahnen, die von Drachen geführt werden, eine Akademie, die eine direkte Verbindung zu Queen Elizabeth I. vorweisen kann, faszinierende Gadgets –, Gefahren passend dosiert und das komplette Worldbuilding, allen voran das Institut selbst und die Stadt Taecia, bunt und aufregend. Es machte großen Spaß, Ben und Charlie kennenzulernen, Teil ihrer innigen Beziehung und dabei zu sein, wie sie Natalie in ihre Gemeinschaft integrieren. Welche Wahrheiten sie zusammen aufdecken, welche Rätsel das Trio lösen muss und welche Hürden samt Ängsten es zu überwinden gilt, war durchweg temporeich, spannend und oftmals überraschend inszeniert. Gerade die Zweifel gegenüber der Loyalität des RIOM, Ungereimtheiten und das drohende Unheil sorgen für anhaltendes Interesse.
Der Autor bedient sich einerseits einem altersgerechten, leichten Stil, andererseits geizt Kloss nicht mit Details, lebendigen Ausschmückungen und bedrohlichen Momenten. Wir bekommen nachvollziehbare Einblicke in Charaktere und Welt, Humor und Gefühl. Aber auch Familiengeheimnisse, die Ben erschüttern, und Gegner wie Dunkelelfen. Trotz aller Ereignisse, niederschmetternden Erkenntnissen und unbeantworteten Fragen hält dieses Abenteuer eine große Chance für den jungen Greenwood & Charlie bereit ...
Band 2 erscheint im Februar.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Unterhaltsame Story.

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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„Ich fürchte, Ihr habt Drachen“ ist ein neuer Fantasy-Roman aus der Feder von Peter S. Beagle, der vor allem durch seinen allseits beliebten Klassiker „Das letzte Einhorn“ Bekanntheit erlangte.

In diesem ...

„Ich fürchte, Ihr habt Drachen“ ist ein neuer Fantasy-Roman aus der Feder von Peter S. Beagle, der vor allem durch seinen allseits beliebten Klassiker „Das letzte Einhorn“ Bekanntheit erlangte.

In diesem Buch liegt der Fokus auf drei Charakteren, die sich im Verlauf selbst finden und den Druck von Erwartungen und lästigen Pflichten abstreifen, während sie dieses eine große Abenteuer erleben: einen Drachen erlegen. Einen von der gigantischen Sorte, versteht sich.

Ein Prinz, eine Prinzessin und ein Drachentöter – alle drei sind ziemlich unterschiedlich und verfolgen eigene Ziele, doch in einem sind sie sich einig: Ihre auferlegte Bestimmung, die mit der Rolle, in der sie geboren wurden, einhergeht, ist ihnen lästig. 

Robert, der in die Fußstapfen seines Vaters gezwungen wird, obgleich er als Kämpfer gegen die sich ausbreitende Drachenplage weder geeignet noch sonderlich motiviert ist –  empfindet er doch hauptsächlich Mitgefühl und Ehrfurcht den mächtigen Geschöpfen, die hier durch Individualität glänzen, gegenüber. 
Prinzessin Cerise, die sich doch bitte endlich, und zwar bald, vermählen soll. Dabei handelt es sich bei dieser Adeligen nicht um eine Maid in Nöten. Sondern um eine schlagfertige, willenstarke Frau, die sich allein vor Bestien verteidigen kann.
Prinz Reginald, zukünftiger König des Nachbarreiches, soll auf Auftrag seines Vaters eine Heldentat begehen. Ruhm einheimsen, der den Sprössling ja so gar nicht interessiert.

Das Innenleben dieser drei Charaktere, ihre Zweifel und der Zwiespalt, in den sie durch die ihnen zugeteilten Aufgaben geraten, ihre eigenen Wünsche und Träume werden ausgiebig beleuchtet, so dass es ein Leichtes ist, sich einzufühlen. Sobald sich ihre Wege kreuzen, geht das Abenteuer los – skurril, unterhaltsam und gefährlich. Peter S. Beagle führt uns durch das Land, inmitten in die drachenstarke Plage. Ob klein, groß, riesig, freundlich oder wütend: Wir treffen auf eine Vielzahl der geschuppten Wesen und erkennen schnell, dass sich die Protagonisten nicht in die zu erwartenden Schubladen packen lassen. Ebenso humorvoll, mit einem Hauch Ironie, geht der Autor mit fantastischen Elementen um – bricht Schemen und überrascht. Selbst der Ton ist trotz des historischen, gehobenen Einschlags locker-modern. Empfand ich die Welt von Bellemontagne als nicht ausreichend inszeniert, gab es sympathische Figuren, die mit Tiefe ausgearbeitet wurden, charmante, intelligente Gespräche, Drachen und eine Menge Spaß. 

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Veröffentlicht am 16.09.2024

Hamlet nach Haig – nur unterhaltsamer.

Nachricht von Dad
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Matt Haigs neuer Roman ist Shakespeares Rachetragödie nachempfunden und bietet, wie vom Autor gewohnt, philosophische Ansätze, Charme und Humor.

Erzählt wird aus der Sicht von Philip Noble – Typ-Einzelgänger, ...


Matt Haigs neuer Roman ist Shakespeares Rachetragödie nachempfunden und bietet, wie vom Autor gewohnt, philosophische Ansätze, Charme und Humor.

Erzählt wird aus der Sicht von Philip Noble – Typ-Einzelgänger, der sich in der Schule mit Mobbing herumschlagen und nun auch den plötzlichen Tod seines Vaters verkraften muss.
Immer häufiger taucht seit dem Onkel Alan zu Hause auf, schmiegt sich an seine Mutter – und Philip? Der sieht den Geist seines Dads, der den vermeintlichen Unfall eine Lüge straft. Es ist an dem Jungen, ihn zu rächen. Denn nur wenn sein Sohn den Täter zur Strecke bringt, kann er in Frieden ruhen ...
Ganz schön viel Tobak für ein trauriges Kind, oder?

Etliche Aspekte der Geschichte stimmen nachdenklich, animieren zum mitfiebern und – zumindest erging es mir so – lösen Stress aus. Denn wer vermutet, hier ist ein verständnisvoller Vater am spuken, der irrt. Dieser Geist ist fordernd, zornig, setzt den Protagonisten unter Druck und erpresst ihn emotional. Mich machte das mehrfach wütend, und ich verstand Phils Zwiespalt, litt mit ihm, haderte.
Denn was ist Wahr, was Wahn; was Richtig und was Falsch?

»𝗠𝗮𝗻𝗰𝗵𝗺𝗮𝗹 𝗺𝘂𝘀𝘀 𝗺𝗮𝗻 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝘁𝘂𝗻, 𝘄𝗮𝘀 𝗳𝗮𝗹𝘀𝗰𝗵 𝗶𝘀𝘁, 𝘂𝗺 𝗲𝘁𝘄𝗮𝘀 𝗚𝗿𝗼𝗲ß𝗲𝗿𝗲𝘀 𝘇𝘂 𝘁𝘂𝗻, 𝗱𝗮𝘀 𝗿𝗶𝗰𝗵𝘁𝗶𝗴 𝗶𝘀𝘁.«

In vielen Rezensionen wird der Ton der Geschichte kritisiert. Ich möchte darauf hinweisen, dass das Geschehen aus der Perspektive eines Kindes wiedergegeben wird. Heißt: hochtrabende Worte und konsequente Taten würden der Authentizität keinen Gefallen tun. Wir bekommen Naivität und Angst, sind Teil von Problemen und Gedanken(gängen), die dem Alter entsprechen. Philipp hinterfragt Kleinigkeiten, ist begeisterungsfähig, lernt und versucht sich am Klang von Worten. Und dabei schmiedet er halbgare Pläne, um seinen Onkel unter die Erde zu- und seine Mutter von ihren rosa Plänen abzubringen.
Durch die – beeinflusste – Sicht des Jungen können sich die LeserInnen nie sicher sein, was für ein Mensch der potenzielle Mörder wirklich ist – dieser Umstand hält das Interesse zusätzlich der Frage, ob es den Geist wirklich gibt oder er nur eine Folge der Trauerverarbeitung, eine Antwort auf das "Warum?" ist, aufrecht.
Während des Verlaufs bringt der Autor neue Menschen in das Leben des Elfjährigen, manifestiert und verändert Dynamiken, überrascht mit ungeahnten Ereignissen. Mit Lügen, deren Konsequenzen auf ewig nachhallen, mit Schuld.
Leider empfand ich das Ende weder rund noch schlüssig und im Gesamten zu abrupt.

Schonungslos ehrlich, trocken und humorvoll, ohne an Ernst und Gefühlen einzusparen, detailreich, ohne sich in Nichtigkeiten zu verlieren – das ist „𝐍𝐚𝐜𝐡𝐫𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐯𝐨𝐧 𝐃𝐚𝐝“.

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