Gamander López und Una López zeigen, dass Natur uns immer und überall umgibt. Die Aufnahmen sind phänomenal schön. Ich konnte mich nicht sattsehen . Man kann auch eine Fotosafari im eigenen Garten organisieren. ...
Gamander López und Una López zeigen, dass Natur uns immer und überall umgibt. Die Aufnahmen sind phänomenal schön. Ich konnte mich nicht sattsehen . Man kann auch eine Fotosafari im eigenen Garten organisieren. Oder im Wald. Wer die Umgebung bewusst wahrnimmt, kann erstaunliches entdecken. Vor allem aber, dass der Mensch ein Teil der Natur ist, auch wenn er sich als ihr Beherrscher aufführt. Gamander López ermahnt uns Menschen auch: “Bei deinen Beobachtungen bist Du stets Gast im Revier der Tiere. Sei immer rücksichtsvoll und halte respektvollen Abstand” (S. 225).
Die Geschwister Una und Gamander zeigen uns in diesem wundervollen Buch, wie nahe die Natur doch ist: im Garten, im Stadtwald, im Park. Ihre beobachteten Tiere sind Füchse, Eichhörnchen, Mäuse, Haubentaucher, Buchfinken, Kleiber, Gimpel, Spatzen, Meisen, Rotkehlchen, Enten, Hasen, Wildschweine, Käuze, Spitzmäuse, kurz: alles was die heimische Natur so hergibt und was wir leider so oft, viel zu oft, übersehen.
Die praktischen Tipps sind für Anfänger (und nicht nur) der Tierfotografie von großem Nutzen. Da wir heutzutage aber fast ganz von den Fotoapparaten, sei es analog oder digital abgekommen sind und wir nur noch zum Handy für Naturaufnahmen während unserer Spaziergänge greifen, hätte ich einige Zeilen über Handyfotografie geschätzt. Oder habe ich die Zeilen überlesen? Ich muss zugeben, die Bilder haben mich sofort in ihren Bann gezogen. Zuerst einmal habe ich das Buch “gelesen” wie ein Kleinkind, nur auf die Bilder geschaut, gestaunt und mich daran erfreut und danach erst habe ich es “richtig” gelesen, Text und Aufnahmen zusammen rezipiert. Und beide Male hat mir das Buch ein Hochgefühl hinterlassen.
Klimaaktivisten? Klimakleber? Waren für mich leicht anders tickende Menschen, die irgendwo weit weg ihre Späße trieben. Bis ich ihre Folgen hautnah spürte, als sie im Dresdner Zwinger sich an einen Originalrahmen ...
Klimaaktivisten? Klimakleber? Waren für mich leicht anders tickende Menschen, die irgendwo weit weg ihre Späße trieben. Bis ich ihre Folgen hautnah spürte, als sie im Dresdner Zwinger sich an einen Originalrahmen eines Cranach Gemäldes klebten. Wir haben den Zwinger erst 2 Tage später besucht und merkten erst an der Nervosität der Museumsangestellten, dass etwas nicht stimmt. Als wir erfuhren, was passiert war, haben wir uns bemüht, keine abrupten Bewegungen zu machen, die geforderte Distanz zu allen Exponaten zu wahren.
Wir wohnen in einer kleinen fränkischen Stadt. Bei uns gibt es keine Straßenkleber. Die gibt es nur in Berlin, dachte ich. Katrin Burseg zeigt, Klimaaktivisten und -kleber kann es überall geben, auch im beschaulich-touristischen Lübeck hoch im Norden. Lübeck? Marzipan, Thomas Mann, Treppengiebel, Holstentor, Hansestadt.Und eben Straßenkleber. Es beginnt alles so harmlos. Ruhig schildert die Autorin den normalen Montagmorgen einer Papierhändlerin. Als ein junges Mädchen den Laden betritt, ändert sich alles schlagartig. Die Klimaaktivistin bringt Leben und Aufregung in den Alltag der Frau und in Lübeck den ganzen Verkehr zum Erliegen. Dass sich die Händlerin mit Luzie solidarisiert und sich auch auf die Straße setzt, um sie vor einem zudringlichen Autofahrer zu schützen, konnte ich noch verstehen. Aber dass Anika Luzie nach Hamburg folgt, sie dort nicht aus den Augen lässt, sie auf Schritt und Tritt bewacht, bei der großen Demo komplett ausrastet und die Kontrolle verliert und verhaftet wird, da dachte ich mir, das geht über das Gebaren einer braven Hausfrau und Händlerin hinaus. Da muss etwas dahinter stecken. Anikas Kette von Kurzschlussreaktionen sind zuerst unverständlich. Erst als Anika peu à peu ihre Vorgeschichte enthüllt, beginnen sich die Puzzleteile zusammenzufügen und die Romanhandlung zieht uns in ihren Bann. Die junge Luzie und die mitten im Leben stehende Anika ergänzen sich, die eine sorgt für die andere, hilft ihr, wenn sie nicht mehr weiter kann. Für Anika ist Luzie einerseits die Tochter, die sie nie haben konnte, und gleichzeitig Milena, Anikas Freundin aus der Jugendzeit. Mit dem Unterschied, dass Luzie ihr nicht die Liebe ihres Lebens ausspannen will.
Katrin Burseg beschreibt meisterhaft, wie Anika die Aufarbeitung der dramatischen Ereignisse aus ihrer Jugend vollbringt. Sie hat das dreißig Jahre lang verdrängt und nun lässt sie Stück für Stück alles hervordringen, bringt die quälenden Gedanken zur Ruhe und dem Leser eine Erklärung für Anikas Handeln einst und jetzt.
Hausbesetzer von damals und Klimaaktivisten von heute: beide Gruppen kämpften gegen das System.
Sabin Tambrea legt uns hier ein vielschichtiges Werk vor: Zuerst ist seine Reise aus Rumänien, der alten Heimat und der Großfamilie, nach Deutschland, zur kleinen Familie: Eltern und die große Schwester. ...
Sabin Tambrea legt uns hier ein vielschichtiges Werk vor: Zuerst ist seine Reise aus Rumänien, der alten Heimat und der Großfamilie, nach Deutschland, zur kleinen Familie: Eltern und die große Schwester. Wie der Vater während einer Auslandstournee nach Deutschland floh und nach zwei Jahren die Familienzusammenführung schaffte. Die Schikanen, denen die Mutter in Tîrgu Mures bis zur Ausreise ausgesetzt war, die Repressionen, denen die anderen Mitglieder der Großfamilie ebenfalls ausgesetzt waren. Tambrea lässt nichts aus, was "Vaterlandsverrätern", die das “heiß geliebte Rumänien", nicht zu schätzen wussten. passierte.
Zweitens ist die erste Zeit in Deutschland, wie die Eltern beruflich Fuß fassten, in diversen Orchestern ihren Beruf ausüben konnten und wie die beiden Kinder in Schule, beziehungsweise Kindergarten Anschluss fanden. Alina wird zu einer begnadeten Violinistin während für Sabin die Geige zum ungeliebten Zwangsinstrument wird.
Drittens sind die aufgeschriebenen Memoiren von Sabins Großvater mütterlicherseits aus der langen und schrecklichen Zeit als politischer Gefangener des terroristischen kommunistischen Regimes. Folterungen, Schläge, Aushungern, menschenunwürdige Haftbedingungen, die Securitate ließ nichts aus, um die Gefangenen und deren Familien gefügig zu machen. Genau wie die Nazis galt auch für die Kommunisten Sippenhaft. Wurde ein Mitglied der Familie für schuldig befunden, galt die ganze Familie auch als schuldig und hatte zu leiden. Mir fiel auf, dass der Großvater akribisch die Namen all seiner Mithäftlinge samt deren Herkunftsort und Beruf aufschrieb. Er tat das, falls ihn Angehörige dieser Mithäftlinge jemals kontaktieren sollten, er ihnen gewissenhaft Auskunft geben konnte, was er über deren Verbleib wusste. Das war in dem gefährlichen “dunklen Jahrzehnt”, wie die Zeit Ende der 40er bis Anfang der 60er Jahre in Rumänien hieß, oft die einzige Möglichkeit der Familie, etwas über den Gefangenen zu erfahren.
Viertens beschreibt Sabin Tambrea die Zeit nach der Wende, nach Ceausescus Tod, wie die Großfamilie in Rumänien sich in der neu erlangten Freiheit zurechtfindet, wie Familie Tambrea, also die Eltern und die beiden Kinder, jeden Sommer beladen mit Geschenken nach Rumänien fährt und das Wiedersehen mit allen wärmstens feiert.
Fünfter Teil des Buches beschreibt wie die kurze Zeit der Öffnung Rumäniens nach Westen aber auch im Inneren immer stärker reduziert wurde, wie die Securitate wieder erstarkte, Intellektuelle von der Zensur immer mehr mundtot gemacht wurden. Und Ende der 70er Jahre begann die Lebensmittelknappheit, wie sie nach dem Krieg nie bestanden hatte. 5 Eier, 0,75 l Öl pro Mensch und Monat, 3 mal im Jahr Fleisch: rund um die nationalen Feiertage 01. Mai, Tag der Arbeit, 23 August Tag der Waffenwende gegen Nazi-Deutschland, 30. Dezember Tag der Republik. Das bedeutete aber nicht, dass diese Lebensmittel tatsächlich zur Verfügung standen. Meistens war nicht genug da und die Mehrzahl der Menschen ging leer aus. Der Verkehr war auch streng reguliert. Sonntags durften die Autos nur im Wechsel fahren, einen Sonntag die mit gerader Zahl und nächsten Sonntag die mit ungerader Zahl im Nummernschild fahren. Aber bei 30 l Benzin, die pro Auto monatlich betankbar waren, hielt man meistens das Benzin für Notfälle und blieb sonntags zu Hause. Krankenwagen rückten nur noch für schwangere Frauen und arbeitende Menschen aus. Wenn ein Rentner einen Krankenwagen brauchte, gaben die Angehörigen meistens ein jüngeres Alter an, denn die Aussage war klar: Für Rentner sparen wir uns das Benzin für den Krankenwagen.
Thomas Kunze schrieb ein gut dokumentiertes Buch über den Lebensweg von Nicolae Ceausescu und seiner Frau Elena. Tambrea nimmt Bezug auf dieses Werk. Ich habe es auch gelesen und finde, Tambrea hat den Bezug zu Kunzes Buch sehr gut rübergebracht. Nicolae und ELena Ceausescu schafften es vom Schulabbrecher und Schuster- und Textilweberinlehre (auch nicht beendet) Karriere zu machen. Sie erkannten schnell das Potenzial, das ihnen die RKP bot. Sie erklommen politische Posten innerhalb der Partei ohne je wieder einen Tag zu arbeiten, bis in die höchsten Ebenen der rumänischen Politik. Elena Ceausescu, die nicht die Grundschule abgeschlossen hatte, wurde Doktor der Chemie, Präsidentin der rumänischen Akademie der Wissenschaften und wertete dadurch das Ansehen der Akademie gehörig runter. Ein Staatsbesuch in China und Nordkorea der beiden Genossen und die Idee des Persönlichkeitskultes fasste Fuß und war aus dem öffentlichen Leben in Rumänien nicht mehr wegzudenken.
Tambreas Stil ist jeweils dem Geschehen im Buch angepasst. Der Autor beschreibt die Abfahrt aus Rumänien, die Ankunft in Deutschland und die sommerlichen Besuche in Rumänien nach der Wende aus der Sicht eines Kindes inklusive humorvolle Episoden wie das Hüpfen auf dem Bett oder der Vater der heimlich die Katze im Hof füttert. Ernst und fast schon grausam sind die Memoiren des Großvaters Sava im Gefängnis oder die letzten Jahre der Ceausescu-Diktatur. Über Schläge und Zwangsarbeit oder Strom-, Wasser und Wärmeausfall kann man nicht lachen.
Sabin Tambreas Buch ist sehr empfehlenswert. Er gibt einen sensiblen Überblick, was es heißt, ein Vaterland zu verlassen und in der Fremde sich in ein neues Vaterland einzufinden und heimisch zu fühlen. Das Entstehen und den Untergang der rumänischen Diktatur führt Tambrea dem Leser sehr eindringlich vor Augen.
Titel, Klappentext und Titelbild lassen auf einen humorvollen Roman schließen. Aber dem ist
nicht so. Corona hat Gewalt gegen Frauen und Kinder durch den strengen Lockdown
verstärkt. Zwar leider schon ...
Titel, Klappentext und Titelbild lassen auf einen humorvollen Roman schließen. Aber dem ist
nicht so. Corona hat Gewalt gegen Frauen und Kinder durch den strengen Lockdown
verstärkt. Zwar leider schon immer präsent im Leben vieler Familien, tritt sie nun ungehemmt zu Tage, erzwungen durch das enge Beisammensein. „In Großbritannien kommt im Schnitt alle drei Tage eine Frau durch einen Mann zu Tode; beim Großteil der Fälle handelt es sich um den gegenwärtigen oder ehemaligen Lebenspartner. Im Corona-Lockdown verdoppelte sich diese Anzahl: In den ersten drei Wochen kamen vierzehn Frauen um, bei denen ein Mann der Tat verdächtigt oder angeklagt wurde.“ (S. 392)
Kein Wunder, dass einige Frauen sich nun endlich wehren. Es ist pure Notwehr, die die eine
zur gusseisernen Pfanne und die andere zum Gift greifen lässt, um ihre Teenager Tochter vor einer Zwangsheirat mit einem viel älteren Mann zu schützen.. Und die dritte ihr weinendes Baby beschützen muss. Meine Damen, das war längst fällig und die gewalttätigen Ehemänner haben ihren Tod selbst verschuldet..
Die Situation ist absolut verstörend. Aber wie die Frauen die Morde innerlich verarbeiten und
sich gegenseitig beistehen, ist genial. Sie versuchen an alles zu denken, jedes kleinste
Detail vorauszusehen, zu planen, alle Risiken abzudecken, den Fragen und Nachforschungen der Polizei glaubhaft entgegenzusteuern, alles ist meisterhaft geschrieben. Der Zusammenhalt der Frauen reicht über Generationen hinweg: „Ihre Generation hat einfach keinen Respekt mehr vor Älteren. Als wären Sie die ersten Frauen, die je dieses Problem hatten...“ (S. 390) sagt die strenge ältere Nachbarin und schließt sich der Gruppe einfach an.
Das brachliegende Grundstück in der Nachbarschaft der einen Frau wird zum Dreh- und Angelpunkt des Romans und gleichzeitig zum heimlichen Friedhof der zu entsorgenden Ehemännern. Die Frauen beantragen bei der Stadtverwaltung das Recht, das Grundstück in eine kleine öffentliche Grünanlage umzuwandeln, mit Blumen und Sträuchern und einem Birnbaum. Ein Kirschbaum steht ja schon darauf. Der Antrag wird bewilligt und die Damen können – natürlich mit gebührendem Abstand – loslegen mit dem Umgraben für das Blumenbeet. Zum Glück überprüft niemand, wieso dieses Beet solch tief eingegrabenen Untergrund hat. Der Kirschbaum wird auch noch eine Rolle spielen, sozusagen als Vorreiter.
„Der Club der heimlichen Witwen“ ist nun komplett und bedarf hoffentlich keiner Fortsetzung… Aber leider hört die Gewalt gegen Frauen nie auf.
Schwester Holiday ist eine katholische Schwester ganz nach meinem Geschmack. Ihr Kloster mit der Eliteschule ist mitten in New Orleans. Allein die Location macht diesen Krimi schon interessant. Als nun ...
Schwester Holiday ist eine katholische Schwester ganz nach meinem Geschmack. Ihr Kloster mit der Eliteschule ist mitten in New Orleans. Allein die Location macht diesen Krimi schon interessant. Als nun das erste Feuer ausbricht und die Polizei im Dunkeln tappt, hilft Schwester Holiday den Ermittlern immer wieder auf die Sprünge, liefert ihnen Indizien und Beweisstücke, die bei der Bestandsaufnahme übersehen wurden.
Interessant ist, es tauchen immer wieder kompromittierende Teile auf, die auf Schwester Holiday selbst als Täterin hinweisen. Der die das Mörder (wir wollen ja niemanden benachteiligen) handelt aus religiös-fanatischen Gründen, geht aber sehr methodisch und überlegt vor. Auch wie immer wieder die Schuld auf Schwester Holiday gelenkt wird, ist verstörend. Der Leser weiß zwar, dass sie nicht Schuld sein kann, weil wir sie ja jeden Augenblick der Handlung begleiten, aber wir fürchten um sie. Die Polizisten Decker und Grogan würden nur zu gern jemanden verhaften, um endlich einen Schuldigen zu haben, ob wahr oder nicht. Die Einzige, die zu ihr hält, ist die Polizistin Riveaux, mit der Holiday während der Untersuchungen zusammen arbeitet. (Und den Grundstein für einen Folgekrimi legt.)
Die Dialoge im Buch sind oft sarkastisch, ironisch, aber immer treffend. Da redet niemand um den heißen Brei herum. Die Vorlieben und Antipathien unter den wenigen Lehrern dieser Schule, ob weltlich oder Ordensfrauen, werden auch klar ausgedrückt. Schwester Honoria kann Schwester Holiday nicht ausstehen, brummt ihr die schwersten Strafarbeiten auf, wie das mühselige Putzen der Hinterglasmalereien. Aber für die junge Nonne ist das keine Strafarbeit, sondern tiefste Meditation und eine Möglichkeit zur inneren Ruhe zu kommen.
Das Coverbild, mit der rauchenden Nonne auf Hinterglasmalerei, ist ein Stilbruch in der katholischen Tradition, aber der Hingucker schlechthin.