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Veröffentlicht am 04.11.2024

Herzerwärmende Geschichte über Trost und Freude der Blumen…

Die Geschichte vom zauberbunten Garten
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Die Geschichte vom zauberbunten Garten von Andrea Rübben und Stella Dreis ist wahrhaft eine zauberhafte Erzählung. Dabei überzeugt nicht nur die rührende Geschichte um eine alte Frau, die sich in einer ...

Die Geschichte vom zauberbunten Garten von Andrea Rübben und Stella Dreis ist wahrhaft eine zauberhafte Erzählung. Dabei überzeugt nicht nur die rührende Geschichte um eine alte Frau, die sich in einer grauen Stadt in ihrem eigenen Garten eine blühende Oase angelegt hat. Diese Schönheit und die Kraft der Pflanzen in die Stadt zu tragen, macht sie sich zur Aufgabe, steckt den Menschen die ihr begegnen Blumen zu und verbreitet so die Magie ihres Gartens in der ganzen Stadt. Die Hauptrolle spielen für mich jedoch die traumhaft schönen Zeichnungen, die die Geschichte illustrieren! Die Schattierungen und fast nebelartigen Skizzen erzeugen eine ganz eigene Stimmung, die vom Text fast nur noch ergänzt werden. Was daraus entsteht, erinnert an ein modernes Märchen. Das Buch zieht so trotz der Kürze jung und alt in einen Bann von Geschichte und zauberhaften Illustrationen. Durch hochwertige Umsetzung in Inhalt und Einband eignet sich das Buch auch wunderbar als Geschenk.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Wenn es Liebe ist… Eine authentische, wie zarte Erkundung des Kennen- und Liebenlernens in der Generation Z

Okaye Tage
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Sam und Luc sind Ende 20 als sie auf einer Party in London aufeinandertreffen. Sam ist nur wenige Monate für ein Praktikum in der Stadt, und lebt eigentlich in Stockholm. Luc jobbt nach seinem Master vorübergehend ...

Sam und Luc sind Ende 20 als sie auf einer Party in London aufeinandertreffen. Sam ist nur wenige Monate für ein Praktikum in der Stadt, und lebt eigentlich in Stockholm. Luc jobbt nach seinem Master vorübergehend in einer Boutique und sucht seinen Traumjob als Umweltingenieur. Die toughe, aktive Sam ist das Gegenteil der britischen Politeness, die Luc gewohnt ist, Luc wiederum begeistert Sam mit seinem Witz und seiner Sensibilität, die ihr ein Gefühl von zu Hause und Verstandenwerden vermitteln. So unterschiedlich diese beiden Menschen auf den ersten Blick sind, so nah sind sie sich in wesentlichen Aspekten und so beginnt eine der schönsten Geschichten, die ich in diesem Jahr gelesen habe.

Die Liebe, die wir hier begleiten, über das Kennerlernen und Verliebtsein, die Hürden dieses in einen gelungenen Alltag zu überführen, hat etwas Magisches und ganz Natürliches zugleich. Und da ist noch eine zweite Liebe: die zu London, als Sams Sehnsuchtsort und Wahlheimat, mit der ebenso die Beziehung nicht immer konflikt- und widerspruchsfrei ist.

Aus diesen Zutaten webt die Autorin eine wundervolle Erzählung, die tief in die Gefühlswelten von Luc und Sam eintauchen lässt und dabei auch weitere typische Gedanken und Herausforderungen einer Generation geschickt und authentisch integriert - von Klimaschutz über Karriere und Selbstverwirklichung im Job, sowie (nationale) Identität, Fremdheit und Zugehörigkeit in einer vernetzten Welt.

Ganz wundervoll sind die Unsicherheiten und das Gefallenwollen der ersten Verliebtheit bei Sam und Luc von Mustard eingefangen, ebenso wie später die ersten Konflikte. Die beiden Perspektiven erlauben der Autorin in einem feinen Wechselspiel Selbst- und Fremdwahrnehmung gekonnt zu kontrastieren. Dabei sind diese sensibel aufeinander abgestimmt. Beim Lesen gewinnt das Bild aus der ersten Perspektive im Anschluss immer wieder und abwechselnd eine neue Dimension und erfährt zum Teil auch eine Revision. Dies hat mir unglaublich gut gefallen!

Gelungen und komplex sind auch die Hintergründe und Sozialisation der beiden Protagonist:innen. Sams Vater stammt aus Bukarest und heiratete eine Schwedin, sodass sie selbst in Stockholm geboren wurde. Luc hat früh seine Mutter verloren. Die Dynamik der Erzählung lebt förmlich von den zwei alternierenden Perspektiven Sams und Lucs, die jeweils auch durch ihre Herkunft und Sozialisation geprägt sind. So erleben wir deren Innenleben, Kennenlernen und gleichzeitig Missverständnisse und Missdeutungen des Verhaltens des jeweils anderen. Wer kennt das nicht?

Ganz besonders gefällt mir die ehrliche und zugleich zarte Sprache von Jenny Mustard. Ich erkenne hier einen Stil, der bereits seit einiger Zeit die junge britische Literatur prägt und mir unglaublich gut gefällt, weil er die Stimmung einer Generation so authentisch einzufangen vermag.

Okaye Tage hat sich bereits nach den ersten Seiten zu einem meiner Lesehighlights in diesem Jahr entwickelt. Die Geschichte um Sam und Luc ist ein authentisches und zart gezeichnetes Porträt des Liebens und der Herausforderungen einer Generation, das mit sensiblen Einblicken in die Gefühlswelten der Protagonist:innen, wichtigen Gegenwartsthemen und viel Leichtigkeit zugleich überzeugt!

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Informatives Handbuch und tolles Coffeetablebook zugleich!

Das Möbel-Handbuch
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In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht ...

In neun Kapiteln vermittelt Frida Ramstedt in Das Möbelhandbuch alles was man über Möbel, ihre Herstellung, Ergonomie, Materialen und Anordnung wissen muss. Das im Buch vermittelte Wissen ist dabei nicht nur informativ und bildend, sondern hat auch praktische Relevanz und gibt Hilfestellungen für die eigene Einrichtung und den Möbelkauf.

Die Möbel sind je Kapitel nach Arten untergliedert in Sitzmöbel, Tische, Stauraum (Schränke, Vitrinen, Regale, etc.) und Betten. Zu jedem Möbelstück gibt es Informationen zur Geschichte, Herstellung, Varianten und Kauftipps am Ende jedes Unterkapitels. So eignet sich das Buch nicht nur als informativer Leseband, sondern auch als Nachschlagewerk bei Neuanschaffungen.

Ganz besonders haben mir jedoch auch die „Rahmenkapitel“ zu Beginn und am Ende gefallen. Als Holzliebhaberin fand ich das Kapitel am Ende zu Materialen sehr informativ und aufschlussreich, hier werden u.a. Holzarten, ihr Aussehen und Eignung vorgestellt, aber natürlich auch viele weitere Materialen im Möbelbau, von Glas über Leder bis hin zu Textilien und Metallen. Zu Beginn vermittelt die Autorin Hintergründe und Herleitungen zum Möbeldesign im Kapitel „Der Mensch als Maßstab“. Ich fand es unglaublich spannend zu lesen, welche Überlegungen hinter einem gelungenen, ergonomischen Möbelstück stecken.

Ich äußere mich selten zum Einband, doch in diesem Fall muss es sein. Das Buch ist in einem wunderschön, wertigen Leineneinband eingefasst, sodass man ein bisschen das Gefühl bekommt Frida Ramstedts Fachkunde zu Möbeln, wurde auch bei der Gestaltung des Buchs umgesetzt. So macht das Handbuch gleich doppelt Spaß und eignet sich auch super als Geschenk oder dekoratives Coffetablebook.

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Wenn die Freiheit von Frauen zu einem Geschenk für Männer wird

Ex-Wife
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Mit nur 24 Jahren ist Patricia Mitte der 1920er verlassene Ehefrau. Ihr Mann Peter hat sie wegen einer neuen Frau, Hilda, verlassen. Obwohl Patricia, genannt Pat, durchaus in einigen Aspekten als emanzipiert ...

Mit nur 24 Jahren ist Patricia Mitte der 1920er verlassene Ehefrau. Ihr Mann Peter hat sie wegen einer neuen Frau, Hilda, verlassen. Obwohl Patricia, genannt Pat, durchaus in einigen Aspekten als emanzipiert gelten kann, sie ist Werbetexterin, pflegt Freundschaften mit Männern etc., setzt die Trennung ihr schwer zu. Dies liegt nur zum Teil daran, dass sie Peter noch immer liebt. Schwer wiegt jedoch auch, dass die vermeintliche Freiheit, die sie als Frau nun genießt, in der noch immer tief patriarchalen Gesellschaftsordnung, keine echte Freiheit ist und sie von den Zwängen einer Ehe, dem Urteil eines Mannes, in die Zwänge der patriarchalen Gesellschaft und dem Urteil vieler Männer manövriert.

Ein Trost und auch eine Form von Rettung ist die Bekanntschaft mit der 5 Jahre älteren Lucia, ebenfalls Ex-Frau, die Pat unter ihre Fittiche nimmt und mit ihr zusammenzieht. So lernt Patricia mehr über ihre neue Rolle als junge hübsche Exfrau in dieser Gesellschaft, ihre Möglichkeiten und besonders ihre Grenzen. Ehe, Kloster, Straße: das sind in Kurzform die begrenzten Möglichkeiten der Frauen dieser Zeit. Der viel beschworenen neuen Freiheit fallen die Frauen eher zum Opfer, als dass sie davon tatsächlich profitieren. Denn dies tun die Männer. Die Macht der Männer und des Patriarchats wirken auf Patricia und ihre Freundinnen weiterhin fort, bei gleichzeitigem Zwang wirtschaftlich für sich zu sorgen in einem patriarchalen, ungerechten Arbeitsleben, ohne wirtschaftliche Sicherheit. Die Männer wiederum müssen keine Stabilität mehr liefern und können sich unverbindlichen Abenteuern ohne Verpflichtungen mit attraktiven jungen Exfrauen hingeben.

Eine echte Emanzipation Patricias von den patriarchalen Vorstellungen findet auch in Patricias Haltung kaum statt. Patricia leidet, beugt sich jedoch den Zwängen und kann sie auch innerlich nicht ablegen. Konsequent bedient sie ihre Rolle als Frau in dieser Gesellschaft, die stets hübsch, kokett, unterhaltsam, sorgend und verfügbar für Männer zu sein hat, egal ob als Ehefrau oder Exfrau. Die Frau als Objekt und Projektion für Schönheit.

Ex Wife ist daher vor allem ein Zeitzeugnis und zeigt in allen Nuancen auf, welchen gesellschaftlichen Zwängen Frauen in dem vermeintlichen Jahrzehnt der Freiheit unterworfen waren. Jenseits der Ehe wartet auf sie keine Freiheit, vielmehr waren sie vogelfrei - auf Gedeih und Verderb dem Wohlwollen von Männern in Wirtschaft und Gesellschaft ausgeliefert ohne die Stabilität und Sicherheit in einer Ehe. Was dies bedeutet, buchstabiert Ursula Parrott in einem unterhaltsamen und nachdenklich machenden Roman anhand von Patricas Geschichte aus. Besonders ihre Gedanken und Gefühle sind sehr nahbar gezeichnet und werden so nachvollziehbar und letztlich zu einem Spiegel der damaligen Gesellschaftsordnung.

Hervorzuheben ist auch das Vorwort und darin die Einordnung des Romans von Mareike Fallwickl.

Ex-Wife ist ein unterhaltsamer, wie nachdenklicher Roman und ein beeindruckendes Zeitzeugnis gleichermaßen. Mit feinem Gespür und großem sprachlichen Talent zeigt Ursula Parrott die Möglichkeiten und Zwänge von Frauen der Upperclass in den USA der 1920er Jahre auf und wirkt dabei in einigen Aspekten erschreckend aktuell! Ein beeindruckender Roman, der zu lange und zu unrecht in Vergessenheit geraten ist. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 17.08.2024

Auf der Suche nach einer Leerstelle

Seinetwegen
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Seinetwegen beschreibt als autofiktionales Werk die Suche Zora del Buonos nach E.T., dem Verursacher des Autounfalls, bei dem ihr Vater tödlich verletzt wurde. Sie selbst war damals noch ein Säugling, ...

Seinetwegen beschreibt als autofiktionales Werk die Suche Zora del Buonos nach E.T., dem Verursacher des Autounfalls, bei dem ihr Vater tödlich verletzt wurde. Sie selbst war damals noch ein Säugling, der Vater über den ihre Mutter aus Schmerz und Trauer mit ihr nie vermochte zu sprechen, blieb eine ewige Leerstelle in ihrem Leben, ebenso wie die Umstände, die zu seinem Tod führten. Erst in ihrer zweiten Lebenshälfte, unter dem Eindruck der fortschreitenden Demenz der Mutter wagt sie sich auf die Reise diese Leerstelle zu füllen. Dies ist sowohl wörtlich, als Reise und Suche nach dem Unfallverursacher gemeint, jedoch ebenso im übertragenen Sinne als Reise und Erkundung ihrer selbst, ihrer Vergangenheit und der Beziehung und Haltung zu dem Vater, der eine Leerstelle, aber dessen Fehlen in ihrem Leben auf andere Art immer präsent war, sei es als Halbwaise, als Tochter einer verwitweten Mutter oder als Tochter eines Italieners, jeweils mit entsprechenden Vorurteilen konfrontiert. So kommt die Autorin mit der Recherche nach E.T. auch, und das ist vielleicht viel entscheidender, dem Vater näher, über den nie gesprochen wurde, und damit letztlich auch einem Teil von sich selbst.

Was Seinetwegen für mich jedoch primär ist, ist eine sensible, schonungslos ehrliche Selbsterkundung, die mich sehr an Annie Ernaux erinnert hat. Wie Ernaux erkundet del Buono nicht nur aufmerksam ihre Umwelt und Vergangenheit, sondern entdeckt und legt als „Ethnologin ihrer Selbst“ in der Introspektion ihre Gefühle und Prägung offen und teilt diese mit uns als Leserinnen. Der Ton bleibt dabei nüchtern, sachlich, jedoch keineswegs emotionslos. Es wirkt vielmehr als ob die sachliche Distanz erst ermöglicht, um so tiefer emotional vorzudringen.

In diesem Kontext behandelt die Autorin auf ihrer Reise zusätzlich wichtige Themen, wie den Umgang mit Demenz, Trauer, sowie Vorurteilen und Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft und Sexualität.

Besonders machen den Stil des Buchs auch die vielen Assoziationen und Anekdoten, die die Autorin bei ihrer Suche und im täglichen Erleben herstellt und teilt. Nur scheinbar zusammenhangslos erzeugen diese eine Stimmung, verdichten das Bild, und lassen am Erleben der Autorin auf diesem Weg teilhaben.

Seinetwegen ist ein besonderes Buch, auf das man sich stilistisch und inhaltlich einlassen muss, wer das tut, wird mit einem ebenso persönlich-inhaltlich wie literarisch-stilistisch besonderen Lebenserlebnis belohnt!

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