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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 24.04.2024
  • ISBN: 9783103975987
Chukwuebuka Ibeh

Wünschen

Roman
Cornelius Reiber (Übersetzer)

Für den jungen Obiefuna, der im Nigeria der 2010er-Jahre aufwächst, sind Liebe und Verlangen untrennbar mit Schuld und Ablehnung verwoben. Als sein Vater Zeuge eines intimen Moments zwischen ihm und einem anderen Jungen wird, verbannt er den Sohn in ein christliches Internat, das von strenger Hierarchie und Gewalt geprägt ist. Allem Vertrauten entfremdet, begibt sich Obiefuna auf die Suche nach Verbundenheit. Seine Mutter Uzoamaka ringt indessen darum, ihn, den wichtigsten Menschen in ihrem Leben, nicht zu verlieren.

Chukwuebuka Ibeh, der Shootingstar der nigerianischen Literatur, lässt mit »Wünschen« ein aufwühlendes und feinsinniges Porträt unserer Gegenwart entstehen – eine vielschichtige Geschichte über Liebe, Einsamkeit und die Frage, ob ein freies Leben möglich ist, wenn Politik tief in unser Herz und Bewusstsein gedrungen ist.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2024

coming out

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Sehr gut geschrieben! Behutsam und sanft geht der Autor mit dem Thema Sexualität, Schwulssein in der Jugend vor - seinen Platz zu suchen und schussendlich auch zu finden. Dieser Roman spielt in Nigeria, ...

Sehr gut geschrieben! Behutsam und sanft geht der Autor mit dem Thema Sexualität, Schwulssein in der Jugend vor - seinen Platz zu suchen und schussendlich auch zu finden. Dieser Roman spielt in Nigeria, die Situation, die Suche, das Doppelleben, das verstecken, die Verzweiflung der jungen Menschen könnte aber überall auf der Welt stattfinden. Nur Nigeria stellt die Homosexualität unter Strafe! Wird unser Protagonist auch eine Scheinehe eingehen, wie sein Liebespartner, um der Starfverfolgung zu entkommen? Dies bleibt offen!
ein wirklich guter Einblick in die Gefühlswelt eines queeren Menschen.

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Berührend Geschichte, die betroffen macht

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„Ich glaube halt, Liebesgeschichten wie unsere haben grundsätzlich nicht die Tendenz zu Happy Ends“ S. 271

Allein dieser Satz geht einem bereits nahe. Wie furchtbar ist es wohl in eine Beziehung zu starten ...

„Ich glaube halt, Liebesgeschichten wie unsere haben grundsätzlich nicht die Tendenz zu Happy Ends“ S. 271

Allein dieser Satz geht einem bereits nahe. Wie furchtbar ist es wohl in eine Beziehung zu starten und gleichzeitig diese Überzeugung im Hinterkopf zu haben?!

Allerdings ist es nicht die Aussage von Obiefuna, dem jungen Protagonisten dieses Romans, denn er ist ganz anders.
Ich lerne ihn als unschuldigen, teilweise kindlich-naiven Jungen kennen, der mir sofort ans Herz wächst.
Als sein Vater einen anderen Teenager als Mitarbeiter für seinen Laden mit nach Hause bringt, ist keinem klar, was für eine schicksalhafte Begegnung das darstellt.
Denn die Familie lebt in den 2010er Jahren in Nigeria und amouröse Gefühle unter Gleichgeschlechtlichen sind untersagt und werden gesellschaftlich geächtet.
Insofern bleibt seinem Vater keine Wahl und er steckt ihn ein autoritäres Jungeninternat.

Hier wird Obiefuna erwachsen, lernt durch brutale Erfahrungen das „Prinzip des Stärkeren“ kennen und vor allem seine sexuelle Orientierung zu verstecken.
Der Autor veranschaulicht in seinem Werk diese Machtstrukturen in zwischenmenschlichen Beziehungen und Gesellschaften, ohne dabei zu explizit ins Detail gehen zu müssen. Die Beklemmung und Unterdrückung wird auch so spürbar.
Gleichzeitig schreibt er sehr zart und empfindsam über Emotionen zwischen den Charakteren und macht so ein Mitfühlen mühelos möglich.

Eine große Rolle in Obiefunas Leben spielt seine Mutter, der Chukwuebuka Ibeh den zweiten Handlungsstrang widmet. Auch sie veranschaulicht durch ihr Verhalten gesellschaftliche Normen des Landes und zeigt, wie schwer es ist sich dagegen aufzulehnen.

Für mich war es eine sehr berührende Lektüre, die mich bezüglich der herrschenden Realität in Nigeria betroffen zurückgelassen hat. Die Figure Obiefuna kam mir dabei sehr nahe und ich bewundere sie für ihre Kraft und ihre unverwüstliche Stärke.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Queersein in Nigeria

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Chukwuebuka Ibeh hat mit seinem Debut über den Jungen Obiefuna ein Thema aufgegriffen, das mit der politischen Entwicklung im erzkonservativen Nigeria und dem 2014 verabschiedeten Gesetz über die Strafbarkeit ...

Chukwuebuka Ibeh hat mit seinem Debut über den Jungen Obiefuna ein Thema aufgegriffen, das mit der politischen Entwicklung im erzkonservativen Nigeria und dem 2014 verabschiedeten Gesetz über die Strafbarkeit gleichgeschlechtlicher Beziehungen aktueller nicht sein könnte.

Obiefuna fällt es schon immer schwer im Vergleich mit seinem fußballinteressierten jüngeren Bruder Ekene die Gunst und Anerkennung seines Vaters zu gewinnen. Als absolutes Wunschkind hält seine Mutter schon immer die schützende Hand über den zarten Jungen, bis sein Vater eines Tages einen Blick zwischen ihm und dessen Lehrling mtibekommt, der das akzeptable Maß überschreitet. Obie wird auf ein christliches Internat geschickt, wo er die konservativen Werte seines Volkes eingeprügelt bekommt. Doch auch in der Kargheit und emotionalen Einöde des Jungeninternats kann er erste Beziehunugen entwickeln, immer in der Angst entdeckt und verurteilt zu werden.

Man kann sich wohl kaum vorstellen, was die ständige Angst und Beurteilung mit der Seele und dem Innenleben eines in der Entwicklung befindlichen Jungen anstellt. Chukwuebuka hat das aber mit seiner unheimlich schönen, wenn auch teilweise ernüchternden Sprache auf beeindruckende Weise eingefangen. Er erschafft Sätze, die hängen bleiben und zeichnet damit ein Bild von Nigeria, das wenig einladend, dafür aber umso mahnender ausfällt.

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Veröffentlicht am 25.06.2024

Wenn nur das Wünschen bleibt

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»Ich muss oft daran denken, wie viel Liebe verloren geht, während schwule Kinder groß werden. Man beraubt uns der Möglichkeit, die Unschuld jugendlicher Verliebtheit zu erleben, weil man die ganze Zeit ...

»Ich muss oft daran denken, wie viel Liebe verloren geht, während schwule Kinder groß werden. Man beraubt uns der Möglichkeit, die Unschuld jugendlicher Verliebtheit zu erleben, weil man die ganze Zeit Angst hat und mit dem Stress beschäftigt ist, die Fassade aufrechtzuerhalten.« (S.272)

Obiefuna wächst im konservativen Nigeria der Neuzeit auf. Von klein an ist er anders, interessiert sich nicht wie die anderen Jungen für Fußball und Machtkämpfe, sondern tanzt lieber und entdeckt früh, dass er sich zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Er pflegt ein inniges Verhältnis zu seiner Mutter, welches ein jähes Ende findet, als der Vater ihn mit einem anderen Jungen erwischt. Er schickt ihn auf ein christliches Internat, wo „er wieder zu sich finden soll“.
Zwischen Religion und seinem Begehren fühlt sich Obiefuna hin und her gerissen, versucht sich anzupassen, tritt nicht für sich ein.
Während des Studiums scheint er sich endlich so zu akzeptieren, wie er ist. Während jedoch in Amerika die gleichgeschlechtliche Ehe erlaubt wird, stellt die nigerianische Regierung Homosexualität unter Strafe und sein Weltbild wird erneut in Frage gestellt.
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Chukwuebuka Ibeh ist ein tiefgründiges, detailiertes Portrait eines jungen Mannes gelungen, der auf der Suche nach Zugehörigkeit und Identität ist. Die innere Zerissenheit des Protagonisten Obienfuna ist quasi greifbar. Lange versucht er sich anzupassen, sich zu verleugnen und im Glauben Hilfe zu finden.
Seine Jugend ist geprägt von gegensätzlichen Erkenntnissen und Gewalt. Während er auf der einen Seite Erfahrungen mit anderen Jungen sammelt, wird ihm aus dem Elternhaus, dem Internat und auch aus dem Freundes- und Bekanntenkreis immer wieder suggeriert, dass sein Begehren falsch ist… dass er falsch ist. Die Unbeschwertheit, die das Erwachen seiner Sexualität mit sich bringt, wird ihm verwehrt. Er gibt vor jemand anderes zu sein, beteiligt sich sogar an „Vergeltungsaktionen“ gegenüber anderen homosexuellen jungen Männern, nur um nicht aufzufallen. Er lebt in der permanenten Angst „enttarnt“ zu werden.
Auch in späteren Jahren wird klar, dass es nicht leicht ist er selbst zu sein, vor allem unter dem Aspekt der gesellschaftlichen und politischen Gegebenheiten.
Für mich war es sehr erdrückend zu lesen, wie vor allem der Vater hier reagiert. Er versucht nicht mal auf seinen Sohn einzugehen, mit ihm zu sprechen und vielleicht ein bisschen zu verstehen, sondern akzeptiert nur seine vorgefertigte Meinung. Ab es aus Angst vor der Reaktion anderer ist oder wirklich seinen konservativen Einstellungen entspringt, lässt sich schwer sagen, ist aber auch absolut irrelevant. Anstatt sein Kind so zu akzeptieren, wie es ist, schickt er es weg… Die Mutter hingegen nimmt hier den Gegenpart ein, ist verständnisvoll und urteilt nicht, leider ist es Obienfuna selbst, der hier für die Entfremdung sorgt, weil er annimmt, dass sie die Meinung des Vaters teilt.
Ich denke der Roman ist ein gutes Abbild dessen, was es mit einem Kind macht, wenn es sich nicht akzeptiert fühlt, wie stark Selbstzweifel ausgebildet werden, wie einsam es sich fühlt und welche Auswirkungen dies auch auf das spätere Leben hat. Ibeh hat dies wahnsinnig einfühlsam beschrieben und ich kann euch dieses Debüt nur allen ans Herz legen.