Humorvoll und herzlich – aber auch Potenzial, das nicht ganz genutzt wird
Pi mal DaumenIn "Pi mal Daumen" erzählt Alina Bronsky von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: dem sechzehnjährigen Hochbegabten Oscar und Moni Kosinsky, ...
In "Pi mal Daumen" erzählt Alina Bronsky von einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen zwei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten: dem sechzehnjährigen Hochbegabten Oscar und Moni Kosinsky, einer Großmutter mit einer großen Leidenschaft für Mathematik und dem Traum vom Studium. Die deutsche Autorin mit russischen Wurzeln, bekannt für ihren scharfzüngigen Stil und skurrile Figuren, schaffte es mit Büchern wie "Scherbenpark" und "Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche" in die deutschen Bestsellerlisten. Ihre Romane zeichnen sich durch ihren humorvoll-ironischen Ton und starke Charaktere aus, und auch "Pi mal Daumen" wurde von unabhängigen Buchhandlungen 2024 zum Lieblingsbuch gewählt.
Worum geht’s?
Die Geschichte beginnt in einem Vorlesungssaal, wo der junge, adlige Oscar und die viel ältere Moni sich zum ersten Mal begegnen. Oscar, mit seinem analytischen Verstand und mathematischen Talent, sieht das Studium als Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere. Moni hingegen hat schon eine ganze Lebensgeschichte hinter sich und erfüllt sich heimlich ihren Traum von einem Mathematikstudium. Für viele ist sie dort jedoch fehl am Platz und wird aufgrund ihres Äußeren und Alters schnell als Putzfrau abgestempelt. Doch hinter ihrem ungewöhnlichen Auftreten verbirgt sich ein brillanter Verstand und ein großer Durchhaltewille. Zwischen Moni und Oscar entwickelt sich eine enge Freundschaft, die trotz aller gesellschaftlichen Unterschiede den Hörsaal überdauert und beiden eine neue Sicht auf das Leben eröffnet.
Meine Meinung
Das Buch ist mir in letzter Zeit oft in meinem Feed begegnet und wurde in meiner Lese-Bubble heiß diskutiert, besonders nach der Auszeichnung zum „Lieblingsbuch der Unabhängigen 2024“. Zwar hat mich der Klappentext nicht sehr angesprochen, doch aufgrund der Empfehlung durch eine Bekannten habe ich mich schließlich doch durchringen können, das Buch zu lesen. Zu Beginn erschien mir die Handlung etwas unspektakulär und langsam, und ich war mir nicht sicher, wohin die Geschichte führen würde. Doch je mehr ich die beiden Hauptcharaktere Moni und Oscar kennenlernte, desto mehr habe ich die Lektüre genossen. Moni und Oscar sind charmante Figuren, die beide auf ihre Weise liebenswert und speziell sind. Besonders durch Oscars Erzählweise bekommt das Buch eine heitere Note, die mich oft zum Schmunzeln brachte. Doch obwohl die Geschichte insgesamt unterhaltsam ist, empfand ich den Handlungsverlauf teilweise etwas aufgesetzt, und am Ende blieben einige Fragen offen, was ich etwas unbefriedigend fand – vielleicht ist ja ein zweiter Teil geplant, um dies aufzulösen.
Die Nebenfiguren, die das Umfeld von Moni und Oscar bereichern sollen, blieben mir leider zu oberflächlich und klischeehaft. Es hätte der Geschichte gutgetan, die Beweggründe und Hintergründe dieser Charaktere etwas mehr auszuarbeiten, um ihnen mehr Tiefe zu verleihen. Ebenso hätte ich es spannend gefunden, wenn die Geschichte abwechselnd aus Monis und Oscars Perspektive erzählt worden wäre. So erfährt man nur Oscars Sicht auf die Ereignisse, was besonders Monis Charakter für meinen Teil zu unnahbar erscheinen lässt. Ihre Beweggründe und Gedanken bleiben größtenteils im Dunkeln, und das Potenzial, ihre Persönlichkeit zu entfalten, wird nicht ausgeschöpft.
Ein großes Plus ist Bronskys Schreibstil: Die kurzen Kapitel und der fließende, angenehm lesbare Stil machen das Buch zu einem kurzweiligen Lesevergnügen. Ich habe es innerhalb von zwei Tagen verschlungen, denn trotz meiner Kritikpunkte bleibt die Geschichte eine unterhaltsame und leichte Lektüre.
Fazit
"Pi mal Daumen" ist eine charmante und unterhaltsame Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die durch Bronskys stilistischen Witz und das skurrile Figurenensemble lebt. Aber die Handlung ist stellenweise etwas klischeehaft, und einige Aspekte bleiben zu oberflächlich. Deshalb 3 von 5 Sternen.