Die Zeiten ändern sich – die 70er Jahre
Nach „Die Welt war eine Murmel“ und „Die Welt war voller Fragen“ nimmt Herbert Dutzler mit „Wenn die Welt nach Sommer riecht“ die Leser wiederum mit auf eine Zeitreise in die 70er-Jahre.
Worum geht es?
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Nach „Die Welt war eine Murmel“ und „Die Welt war voller Fragen“ nimmt Herbert Dutzler mit „Wenn die Welt nach Sommer riecht“ die Leser wiederum mit auf eine Zeitreise in die 70er-Jahre.
Worum geht es?
Der erwachsene Siegfried räumt nach dem Tod der Mutter das Elternhaus. Anhand von Fotos erinnert er sich an Begebenheiten aus seiner Teenager- bzw. Schulzeit, die technische Neuerungen, an Hits und Filme der damaligen Zeit, die Hippie-Bewegung und die erste Verliebtheit.
Wie die Vorgängerbände ist auch dieses Buch eine edel ausgeführte Hardcover-Ausgabe mit Lesebändchen. Das Cover verströmt Sommerfeeling. Das Buch erschien 2024 und ist in elf kurze Kapitel mit Überschriften unterteilt. Der Schreibstil ist flüssig und humorvoll. Es wechseln sich die Erzählungen aus der Kindheit mit den Gedanken bzw. der heutigen Meinung des zurückblickenden erwachsenen Siegfried ab, letztere sind in Kursivschrift gehalten. Ich bin seit dem ersten Band ein Fan dieser Reihe, holt sie doch unzählige Erinnerungen an meine eigene Jugend ins Gedächtnis. Die Bücher sind jeweils unabhängig voneinander lesbar. Trotzdem, man sollte sich alle gönnen, nicht nur um den Reifeprozess des Jungen mitzuerleben, sondern insbesondere den Wandel der Zeit.
Der Gymnasiast Siegfried ist ein intelligenter Junge voller Wissensdurst, der lieber liest als Sport zu betreiben, der nicht nur gerne isst, sondern sich auch fürs Kochen interessiert, was dem damaligen Rollenbild so gar nicht entspricht. Er hinterfragt alles, was die Lehrer meist als vorlaut und frech empfinden. So kassiert er statt Anerkennung negative Klassenbucheintragungen. Nicht nur im Gymnasium gibt es Probleme, sondern auch im Elternhaus, wo die zunehmenden Eigenständigkeitsbestrebungen der Mutter – sie geht arbeiten, fährt Auto und geht im Urlaub eigenen Hobbys nach – zu Streitigkeiten führen.
Die handelnden Personen wirken generell sehr lebendig, gut vorstellbar und authentisch, auch Nebenfiguren wie Verwandte, Lehrkörper oder Schulkameraden. Sigi steht natürlich im Mittelpunkt. Er ist an allem interessiert, was in der Welt geschieht, schaut über die Grenzen des kleinen Ortes hinaus. Er erkennt, wie wichtig Fremdsprachen sind und lernt mit Begeisterung Englisch. Wie alle Teenager dieser Zeit würde er gerne Trends wie lange Haare und legere Kleidung mitmachen, stößt hier aber bei den konservativen Eltern auf Grenzen.
Was ich an dieser Reihe so liebe ist, dass sie so viele Erinnerungen an die eigene Jugend weckt. An das Umfeld, von Mode und Schlagern angefangen bis zu politischen Ereignissen und technischen Neuerungen. Wie sporadisch seinerzeit die Urlaubsquartiere waren! Ja, solche Urlaube erlebte ich auch. Keine üppigen Frühstücksbuffets, kein eigenes WC, selbst Warmwasser war keine Selbstverständlichkeit im Zimmer. Wie Sigi habe ich gerne gelesen, nicht nur ebenfalls Karl May, sondern auch die Bücher von Thor Heyerdahl und natürlich auch die Zeitschrift Bravo. Amüsiert las ich von Sigis Schokopudding mit Himbeersirup, denn das gab es auch bei uns daheim und ich habe es geliebt.
Mir hat der Roman großes Lesevergnügen bereitet, mich animiert, in den eignen Fotoalben von damals zu blättern und ein bisschen in der Nostalgie zu versinken. Ich empfehle dieses Buch nicht nur Gleichaltrigen. Es ist doch sicher auch für jüngere Leser interessant, ein wenig in das Leben ihrer Großeltern einzutauchen.
Eine unbedingte Leseempfehlung!