Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace ist einsam und blickt kritisch auf ihr Leben und ihre Handlungen zurück, als sie überraschend ein Haus auf Ibiza erbt. Eine ehemalige Kollegin, die sie nur kurz kannte, vererbt das Haus an Grace anstatt ihrer eigenen Tochter. Doch warum? Und warum ist ihr Tod so mysteriös? Was Grace herausfindet ist so viel größer, als sie sich vorstellen kann.
Die Geschehnisse um Grace und Christina werden durch Briefe in eine Rahmenhandlunge eingebettet. Ein ehemaliger Schüler von Grace schreibt ihr und berichtet von seinen Problemen. Da es Grace auch lange nicht gut ging, sie durch die Erbschaft auf Ibiza aber Frieden mit sich und ihrem Leben gefunden hat, berichtet sie davon und schreibt einen langen Brief an ihren Schüler, der quasi dieses Buch ist. Denn Grace hat auf Ibiza unglaubliches erlebt. Und damit sind wir direkt bei meinem Problem mit diesem Buch: Im Verlauf kommt Übernatürliches auf, das immer weiter vertieft wird und alles, was Grace auf Ibizia erlebt und durchlebt, damit zusammenhängt. Matt Haig schreibt stets über das Leben und all seine Facetten, auch oft Romane mit magischem Realismus. Aber hier war es mehr, es ist sehr übersinnlich, was ich überhaupt nicht erwartet hätte und dadurch nicht wusste, wie ich es einordnen soll. Passiert das jetzt echt? Was will Matt Haig uns damit sagen? Wohin will der Autor mit der Geschichte? Dieses Buch beinhaltet Übersinnliches, oft schon Surreales und Spirituelles, worauf ich mich gerne eingelassen hätte, statt unsicher über den Plot des Buches zu sein. Deshalb hatte ich auch eigentlich keine Lust weiterzulesen, weil alles so langwierig wurde, aber durch die kurzen Kapitel konnte ich trotzdem gut in der Geschichte vorankommen. Und auch durch Matt Haigs nachdenklichen und flüssigen Schreibstil und Lebensweisheiten ist diese Geschichte recht schön, obwohl ich mir vergleichsweise nur wenig Zitate markiert habe, weil ich eben nicht wusste, wie ich all das, was Matt Haig beschreibt, einordnen sollte.
>>Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren, und doch sind wir hier, das unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens.<<
Grace ist Mathematikerin, sieht alles rational, und hat mit ihren 72 Jahren schon vieles erlebt, manches hätte sie gerne anders gemacht. Ich finde es schön, welche Entwicklung sie durchmacht und belastende Gedanken immer mehr loslässt. Ihre Gefühlswelt ist sehr anschaulich beschrieben und mir haben auch die vielen mathematischen Vergleiche und Beschreibungen gefallen. Das hat das Besondere des Buches nur noch mehr hervorgehoben. Matt Haig wollte hier die Magie des Lebens zeigen, ich weiß, aber ich konnte es leider nicht aufnehmen und nachempfinden. Vor allem weil dieses Übersinnliche Grace einfach aus ihrer negativen Situation herausgenommen hat. „Die Unmöglichkeit des Lebens“ ist eine lebensbejahende Geschichte, aber in der Realität ist das alles leider nicht so einfach, da muss man es selbst durchleben und wird nicht daraus gerettet. Vor allem weil Matt Haig als Mensch selbst schon viel Schlimmes durchmachen musste und es als Autor wirklich gekonnt in seinen Büchern umsetzt, finde ich es sehr schade, dass es hier für Grace eher so einfach und eben unrealistisch ist.
Jetzt bin ich schon wieder von den positiven Aspekten des Buches in die negativen abgerutscht. Neben dem Schreibstil und der geschickten Einbindung von Mathematik hat mir, trotz Überraschung und meiner Unsicherheit darüber, die Idee von Matt Haig doch recht gut gefallen. Denn diese Gedanken hatte ich oft schon selbst. Ich hab mir vorgestellt, dass und wie es passieren könnte und ehrlicherweise hoffe ich bei unserer momentanen Situation auf Erden, das genau das auch passieren wird. Auch sehr gut gefallen hat mir das Setting auf Ibiza. Ich war noch nie auf der Insel, aber ihre vielen Facetten zwischen Partys und Natur werden sehr anschaulich dargestellt. Dabei wurde auch auf Umweltschutz und Kritik am Massentourismus eingegangen. Ein schönes und überaus passendes Setting für diese Geschichte.
Fazit:
„Die Unmöglichkeit des Lebens“ spielt auf Ibiza und handelt von Graces Leben, aber überraschenderweise auch von Übersinnlichem und Spirituellem. Ich wusste einfach lange nicht, wie ich mit den Geschehnissen umgehen soll, was mir Matt Haig damit sagen will. Wenn der Droemer Verlag im Klappentext erwähnt hätte, dass die Geschichte auch übersinnlich wird, wäre ich mit dieser Erwartung ans Lesen gegangen und hätte dies von Anfang an mit einfließen und somit bestimmt auch genießen können. Denn bisher habe ich alle Bücher von Matt Haig geliebt.