Zwischen Liebe und Bedrohung: Rezension zu Tainted Dreams
Kim Nina Ocker schafft es von Beginn an, den Leser in die Geschichte von Tainted Dreams zu ziehen. Der spannende Prolog wirft zahlreiche Fragen auf, die den Ton für den Rest des Buches setzen: Ist Charlotte ...
Kim Nina Ocker schafft es von Beginn an, den Leser in die Geschichte von Tainted Dreams zu ziehen. Der spannende Prolog wirft zahlreiche Fragen auf, die den Ton für den Rest des Buches setzen: Ist Charlotte wirklich tot? Wer erzählt die Geschichte? Diese Unklarheiten wecken sofort das Interesse, und auch die ersten Kapitel überzeugen durch eine gelungene Einführung der Protagonistin Charlotte und ihres Umfelds. Sie arbeitet als Selbstverteidigungstrainerin für ihren Bruder, lebt in einer WG und bekommt schließlich ein mysteriöses Jobangebot: Sie soll als Personenschützerin für die wohlhabende Newton-Familie nach Miami kommen. Trotz anfänglicher Zweifel nimmt sie die Stelle an.
Kaum in ihrem neuen Leben angekommen, häufen sich seltsame Vorfälle. Am Flughafen begegnet sie einem Mann, der fast ihren Koffer stiehlt, und später sieht sie ihn auf einer Party der Newtons wieder – er scheint sich jedoch nicht an sie zu erinnern. Zudem wird Charlotte von einem maskierten Fremden beobachtet, der auf unheimliche Weise verschwindet. Diese mysteriösen Begegnungen werfen viele Fragen auf, insbesondere da niemand genau zu wissen scheint, warum die Newtons sie eingestellt haben. Charlotte soll den ältesten Sohn Gideon beschützen, obwohl angeblich keine konkrete Gefahr besteht. Gideon selbst nimmt es gelassen hin, dass ihm eine Personenschützerin zugewiesen wurde, und zeigt sich überraschend respektvoll und offen. Zwischen den beiden entsteht allmählich eine spürbare Anziehung, die der Handlung zusätzliche Spannung verleiht.
Der zweite Abschnitt von Tainted Dreams hat mir nochmal besser gefallen als der erste. Er war voll von spannenden Momenten, die mich richtig gepackt haben. Ein besonders intensiver Moment war die Begegnung mit dem Krokodil an der Bucht – kurzzeitig dachte ich, dass der maskierte Mann zurückgekehrt sei, doch letztlich war es "nur" das Krokodil. Gideon war natürlich zur Stelle, um Charlotte zu helfen, und einmal mehr zeigt sich, wie hilfsbereit und freundlich er ist. Obwohl er gelegentlich distanziert wirkt, nur um eine gewisse emotionale Grenze zu wahren, ist er im Kern alles andere als arrogant. Meine Lieblingsstelle war, als die beiden am Strand schwimmen waren, was eher ungeplant war. Danach taucht Gideon bei Charlotte auf und sie kommen sich näher – eine Szene voller knisternder Spannung, die dann durch das Auftauchen der maskierten Person noch bedrohlicher wird. Auch hier zeigt sich, dass Roméo Favreau eine immer größere Rolle im Geschehen spielt, da er Charlotte erpresst und Informationen über Gideon verlangt.
Zu Beginn des letzten Abschnitts sind Gideon und Charlotte auf einer Promotour, wo sie sich weiter kennenlernen und auch Roméo erneut ins Spiel kommt. Besonders gefallen hat mir Gideons Selbstreflexion, dass er sich der Vorzüge seines privilegierten Lebens bewusst ist, ohne abgehoben zu wirken. Mein Lieblingsmoment war, als er vorgab, betrunken zu sein, und Charlotte „Engel“ nannte – eine kleine, aber schöne Szene, die ihre wachsende Verbindung zeigt. Auch wenn die Beziehung zwischen den beiden sich vertieft, bleibt sie bis zum Ende eher oberflächlich und entwickelt sich nicht zu einer vollwertigen Liebesgeschichte, was ich ein wenig schade fand. Der Fokus liegt jedoch klar auf der Spannung und den Intrigen.
Roméo mischt sich immer mehr ins Geschehen ein, wobei sich herausstellt, dass der maskierte Mann, den Charlotte gesehen hat, einer von Roméos Handlangern ist. Das hat für mich ein wenig die Spannung genommen, da Roméo als Bedrohung nicht so intensiv wirkte, wie es hätte sein können. Dennoch sorgt er für einige dramatische Wendungen, wie den versuchten Entführungsversuch von Daphne, der die Familie Newton zwingt, Gideon und Charlotte zurück auf das Anwesen zu holen. Roméos Familie steckt hinter dieser Tat, was zeigt, dass er mit Charlotte ein gefährliches Spiel spielt.
Am Ende des Buches wird Charlotte auf dem Rückweg zum Newton-Anwesen in einen Unfall verwickelt, als ihr Auto von der Straße gedrängt wird und in den Ozean stürzt. Diese Szene war sehr spannend, auch wenn ich mich fragte, warum Charlotte zunächst die Autotür nicht öffnen konnte, am Ende aber doch einen Spalt aufbekam – leider zu spät. Der Prolog ergibt nun Sinn: Roméo beobachtet die Bergung und spricht von einem Krieg, den er führen will.
Der letzte Abschnitt entwickelt die Geschichte weiter und bringt einige Antworten, ohne jedoch alle Geheimnisse zu lüften. Mit dem Cliffhanger hätte ich nicht gerechnet, und es bleibt offen, ob Charlotte wirklich tot ist. Immerhin folgen noch zwei weitere Bände, was die Spannung aufrechterhält. Ich bin gespannt, welche Fragen in den kommenden Büchern gelöst werden – warum wurde Charlotte von den Newtons engagiert, was hat es mit der Gavin-Sache auf sich, und wer steckt wirklich hinter dem Anschlag? War Roméo vielleicht die ganze Zeit im Recht?
Insgesamt hat mir Tainted Dreams sehr gut gefallen, besonders der Schreibstil der Autorin, der es schafft, lebendige Bilder und Emotionen zu erzeugen. Der letzte Teil der Geschichte ging mir persönlich etwas zu schnell, aber die Spannung und der flüssige Stil haben mich überzeugt. Die Mischung aus Thriller-Elementen und sanften romantischen Untertönen funktioniert gut, auch wenn ich mir eine intensivere Liebesgeschichte gewünscht hätte. Für mich ist das Buch definitiv 4 von 5 Sternen wert.