Der Fantasyteil war super, aber der Liebesgeschichte fehlte es an Tiefe
Liga Lexis – Nachtschwarze Worte„Nachtschwarze Worte“ ist der erste Band der Liga Lexis-Reihe der deutschen Autorin Mo Enders aus dem Fischer-Sauerländer-Verlag.
Inhalt
Nachdem sie in ein Buch gezogen wurde und Unbekannte bei ihr zu ...
„Nachtschwarze Worte“ ist der erste Band der Liga Lexis-Reihe der deutschen Autorin Mo Enders aus dem Fischer-Sauerländer-Verlag.
Inhalt
Nachdem sie in ein Buch gezogen wurde und Unbekannte bei ihr zu Hause auftauchen, weiß die sechzehnjährige Waise Annie, dass etwas nicht stimmen kann. Sie erfährt daraufhin, dass sie eine Migra ist, halb Mensch, halb Buchfigur. Deswegen wird sie schon bald auf das Internat Bookford Manor gehen, um zu wissen, wie sie mit ihren Kräften umgehen muss. Dort wird ausgerechnet der unausstehliche Caspian de Vries als ihr Beobachter verpflichtet. Doch schon bald gehen merkwürdige Dinge in der Buchwelt vor sich und als auch noch Caspian verschwindet und Annie die Einzige ist, die ihn retten kann, geht das Abenteuer erst richtig los.
Meine Meinung
Cover und Illustrationen
Das Cover ist golden mit einer rennenden Silhouette in der Mitte. Es ist sehr hübsch und ansprechend, genau wie das Cover unter dem Schutzumschlag, welches ein wenig schlichter ist. Der Farbschnitt ist überwältigend schön, besonders die Details sind sehr auffällig. Alles in allem passen Cover und Farbschnitt sehr zu einem Jugend- beziehungsweise Fantasybuch. Illustrationen, die an das Cover erinnern, gibt es immer am Kapitelanfang.
Schreibstil
Der Schreibstil von Mo Enders ist flüssig, auch wenn ich hin und wieder über einzelne Wortwahlen stolpere. Die Detailfülle war sehr ausgewogen: genug Details, um sich die Situationen vorzustellen, aber nicht in Details zu versinken. Generell konnte mich Mo Enders angenehmer Schreibstil sehr fesseln. Besonders gefiel mir, dass sie innerhalb ihres Buches viele Klischees umdrehte. Im Buch war nicht nur Caspian, also die männliche Hauptfigur, der Starke, in so mancher Situation war Annie, die weibliche Protagonistin, die, die ihn rettete.
Spannungsaufbau
Der Prolog hat mich durch seine fesselnde und Spannung erzeugende Wirkung sehr neugierig auf das Buch gemacht. Leider hat sich noch nicht geklärt, wie der Prolog mit dem Rest des Buches zusammenhängt, aber hier hoffe ich noch auf Band 2 und 3.
Generell startete man schnell in die Geschichte und damit auch die Spannung des Buches. Für mich war das teilweise ein wenig zu schnell. Verschiede Schlüsselszenen haben mir gefehlt. In einem Kapitel kommt Annie gerade auf Bookford Manor an, im nächsten ist sie schon drei Wochen da, hat schon viel gelernt und beste Freunde gefunden. Ich hätte es interessant gefunden, diese Szenen mit Annie mitzuerleben und finde es schade, dass sie einfach übergangen wurden.
Als sich die Geschichte dem Ende zuneigte, überschlugen sich die Ereignisse. Aus vielen davon hätte man noch sehr viel mehr herausholen können, hier liefen viele spannende Situationen für mich viel zu glatt. Ganz am Ende wendete sich die ohnehin für mich nicht ganz nachvollziehbare Liebesgeschichte noch einmal komplett. Das erzeugte bei mir den Eindruck, als hätte man am Ende nach irgendeinem Cliffhanger gesucht, um die Spannung auf den nächsten Band zu erhöhen. Bei mir kam das Ganze leider etwas undurchdacht an.
Figuren
Annie ist eine sehr herzliche Migra und ich mochte sie und ihr Verhalten gegenüber anderen Figuren sofort. Zu ihr konnte ich sofort eine gewisse Sympathie aufbauen, was ich über Caspian leider nicht behaupten kann. Bei ihm brauchte es eine Weile, bis ich anfing ihn zu mögen. Er machte einen launischen, teilweise unreifen Eindruck. Ihm ist die Meinung seines Vaters wichtiger als alles andere, auch über seine große Liebe. In seine Gedanken und Gefühle konnte ich mich leider nicht so gut hineinversetzen. Hier hätte es mir geholfen, mehr Szenen aus seiner Perspektive lesen zu dürfen.
Unter anderem durch Caspians Charakter bekam die Liebesgeschichte für mich keine richtige Tiefe.
Annies Figur wirkt deutlich durchdachter als Caspians, besonders ihre Stärken und Schwächen wurden gut herausgearbeitet. Dadurch wirkt insbesondere ihre Figur sehr authentisch.
Themen
In diesem Buch werden die Bedeutungen von Freundschaft und Liebe thematisiert. Beide Themen wurde aber nur oberflächlich behandelt, da wie bereits erwähnt Schlüsselszenen der Freundschaftsgeschichte ausgelassen wurden und die Liebesgeschichte sehr von Caspians Stimmungsschwankungen abhing.
Originalität und Umsetzung
Die Fantasygeschichte und die Erschaffung der Welt der Migras ist eine großartige und kreative Idee, deren Umsetzung Mo Enders sehr gut gelang. Sie erschuf eine völlig neue Welt, die man als Bücherliebhaber einfach kennen und lieben muss. Die Buchmagie der Migras fand ich sehr spannend und ich hätte mir noch mehr Einblicke in den Unterricht auf Bookford Manor gewünscht, um noch mehr über diese Magie zu erfahren. Aber gut, die Autorin muss sich auch noch ein paar Überraschungen der Welt der Migras für Band 2 und 3 aufheben.
Die Liebesgeschichte wurde nicht so gut umgesetzt, aber auch hier hoffe ich noch auf eine Verbesserung in den nächsten Bänden.
Lesespaß
Es hat unfassbar viel Spaß gemacht, Annie auf ihrem Weg durch die Buchwelt (im wahrsten Sinne des Wortes) zu begleiten. Der Lesespaß wurde ein wenig durch die kleinen Holpersteine im Schreibstil und die Liebesgeschichte sowie die Auslassung von Schlüsselszenen gedämpft, ansonsten freue ich mich schon sehr darauf, hoffentlich bald in Annies Welt zurückkehren zu dürfen.
Fazit
Mit „Liga Lexis“ hat Mo Enders eine völlig neue, kreative Buchwelt erschaffen, die einfach nur beeindruckt. Der gesamte Fantasyteil gefiel mir sehr gut, dafür mangelte es bei der Liebesgeschichte an der Tiefe. Mo Enders Schreibstil und der damit einhergehende Spannungsaufbau gefallen mir sehr gut. In die Protagonistin Annie konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, bei Protagonist Caspian dauerte das ein wenig.
Ich freue mich schon sehr auf Band 2 und 3 und kann mit gutem Gewissen eine Leseempfehlung und eine Bewertung von 4 Sternen geben.