Konnte mich nicht überzeugen
Der Inhalt des Buches lässt sich mit nur einem Satz zusammenfassen: Die Protagonistin Kalima reist nach Island, lernt dort Nói kennen und die beiden verlieben sich ineinander, was allerdings keiner der ...
Der Inhalt des Buches lässt sich mit nur einem Satz zusammenfassen: Die Protagonistin Kalima reist nach Island, lernt dort Nói kennen und die beiden verlieben sich ineinander, was allerdings keiner der beiden wirklich zugeben will. Und das war's. Mehr passiert nicht.
Und dadurch könnt ihr vielleicht bereits erahnen, dass sich bei mir relativ schnell beim Zuhören ein Desinteresse eingestellt hat, weil es diesem Buch an einem Plot fehlt. Und ein "Will they - won't they" reicht für mich einfach nicht (mehr) aus, um mich bei der Stange zu halten, vor allem, wenn es - wie in diesem Buch hier - keine wirkliche Begründung dafür gibt, weshalb die Charaktere ihre Gefühle voreinander verbergen. Es hat den Anschein erweckt, dass dies allein deshalb der Fall war, damit die Autorin ein ganzes Buch füllen konnte.
Es handelt sich um einen Debütroman, und leider merkt man das dem Schreibstil an. Ich habe normalerweise nichts gegen die Ich-Perspektive im Präsens, aber hier hat diese Erzählperspektive einfach nicht funktioniert. Besonders Limas Kapitel haben mich nicht überzeugt. Der Erzählstil wirkte unglaublich aufgesetzt und die Sätze wirkten stellenweise so, als wären einfache Formulierungen mehrfach durch den Thesaurus gejagt worden, was sich beim Lesen befremdlich angefühlt hat. Limas innerer Monolog erinnerte eher an ein modernes Shakespeare-Stück, als einen Contemporary Romance Roman. Das wäre weniger störend gewesen, wenn sich Hallak für eine auktoriale Erzählperspektive entschieden hätte, aber für die Ich-Perspektive einer jungen Frau in den 20ern wirkten die Gedankengänge einfach nicht authentisch.
Da das Buch keinen wirklichen Plot hat, besteht die Handlung hauptsächlich aus Aufeinandertreffen der beiden Protagonist:innen und sehr dialoglastigen Szenen, die oftmals jedoch so belanglos waren, dass ich mich zum Weiterhören zwingen musste. Ich bin allerdings grundsätzlich kein Fan von Büchern oder Filmen, die rein charakterbasiert sind, wie es hier der Fall ist.
Die Dialoge habe ich oft als unfreiwillig komisch empfunden, besonders wenn Ausdrücke wie "cringe" oder "Chill mal" eingebaut wurden. Das passte nicht zu Limas gekünstelten inneren Monologen und hat eher so gewirkt, als hätte man im Nachhinein versucht, noch einige altersentsprechende Äusserungen einzufügen.
Leider haben mich auch die Figuren nicht überzeugt. Einerseits fand ich es schön, dass die Autorin ihre Erfahrungen mit (Alltags-)Rassismus eingeflochten hat, diese Passagen waren berührend. Andererseits ging mir Lima zunehmend auf die Nerven. Ich bin kein Fan von schwachen Charakteren, die ständig jammern und sich in der Opferposition sehen. Und genauso hat die Protagonistin zunehmend auf mich gewirkt. Sie musste immer wieder vom männlichen Protagonisten gerettet werden, was sie eher bemitleidenswert als bewundernswert erscheinen lässt. Nói hingegen verdient Respekt für seine Engelsgeduld mit Lima, die ihn oft an seine Grenzen bringt.
Die Liebesgeschichte war niedlich, aber vorhersehbar und wirkte konstruiert. Man wusste von Anfang an, wie es ausgeht, und es bot kaum genug Stoff, um ein Buch zu füllen – umso erstaunlicher, dass die Autorin daraus gleich eine ganze Reihe macht.
Island als Kulisse hat mir gefallen, wohl auch, weil das Land ganz oben auf meiner Reise-Wunschliste steht. Allerdings merkt man, dass die Autorin nicht selbst von Island stammt, sondern Deutsche ist. Manche Beschreibungen wirkten wie "Fun Facts", die aus Wikipedia-Artikeln übernommen wurden, zum Beispiel wenn sich die beiden Protagonst:innen in einer Szene darüber unterhalten, dass es in Island keine Mücken gibt.
Die beiden Sprecher:innen haben ihre Arbeit gut gemacht, und durch die unterschiedliche Besetzung für Nói und Lima konnte man den Perspektivenwechsel gut folgen.
Fazit:
Das Buch konnte mich leider nicht überzeugen. Die Handlung war vorhersehbar und bot kaum genug Stoff, um ein ganzes Buch zu füllen. Limas ständige Opferrolle und die aufgesetzte Sprache haben es mir schwierig gemacht, eine Verbindung zu den Charakteren aufzubauen. Trotz der berührenden Passagen zu (Alltags-)Rassismus und der schönen Kulisse Islands wirkte vieles unauthentisch und konstruiert. Von mir gibt es 2 Sterne und die Fortsetzung werde ich nicht mehr lesen.