Cover-Bild Dorf ohne Franz
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13,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Septime Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 12.02.2024
  • ISBN: 9783991200413
Verena Dolovai

Dorf ohne Franz

Maria erinnert sich, wie sie in den 1960er-Jahren auf einem Bauernhof mit ihren Brüdern Josef und Franz im Dorf aufgewachsen ist. Während Josef, der Älteste, in die Fußstapfen des Vaters tritt, entzieht sich Franz, Nesthäkchen und Liebling der Mutter, den traditionellen Erwartungen des rauen Alltags. Maria ist zerrissen zwischen Anpassung und Sehnsucht. Sie träumt von einem selbstbestimmten Leben außerhalb der engen Grenzen des Dorfes, bleibt aber, heiratet Toni und bekommt ein Kind. Mittellos und in Abhängigkeit gefangen, arbeitet Maria pflichtbewusst mit, wo sie gebraucht wird, und pflegt nahe Angehörige. Als Maria Toni eines Tages reglos am Boden vorfindet, sieht sie erstmals eine Chance, dem vorgezeichneten Leben zu entgehen.

Verena Dolovai erzählt in ihrem Roman von patriarchal geprägten dörflichen Strukturen und der Schwierigkeit, auszubrechen. Gelingt es Maria, das Dorf hinter sich zu lassen? Und wo ist eigentlich Franz?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2024

Sehr ergreifendes Schicksal

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Mein Fazit:
Ich hatte das Buch bei einer Bloggerin gesehen und bin von der Geschichte fasziniert. Ich wurde nicht enttäuscht …

Wir lernen die Hauptprotagonisten Josef, Franz und Maria kennen. Drei Geschwister, ...

Mein Fazit:
Ich hatte das Buch bei einer Bloggerin gesehen und bin von der Geschichte fasziniert. Ich wurde nicht enttäuscht …

Wir lernen die Hauptprotagonisten Josef, Franz und Maria kennen. Drei Geschwister, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Es ist kurz nach Kriegszeit in den 60-er Jahren das Leben in einem typischen österreichischen Dorf, geprägt von Standesdünkel, harter Arbeit und Vormundschaft. Josef ist seinem Vater sehr ähnlich und erbt den geliebten Hof. Franz, das geliebte Nesthäkchen der Mutter, ist zu schwächlich und wird vom Vater daher ignoriert. Maria wächst ohne Liebe auf, da sie nur ein Mädchen ist und somit "wertlos" für den Hof. Ein hartes Leben, mit Entbehrungen, ohne Liebesbekundungen, ohne Vertrauen und Zusammenhalt der Geschwister, Verrat und ohne Hoffnung auf ein besseres Leben … her ein tragisches Schicksal zur damaligen Zeit … was aber tief unter die Haut geht.

Die Autorin lässt Maria in der Ich-Form ihr trauriges Leben erzählen. Ihr tragisches Schicksal hat mich am meisten berührt. Sie unterschreibt unwissend den Vertrag auf Erbverzicht, muss die härteste Arbeit auf dem Hof erledigen, ohne Anerkennung der Eltern und Liebe zurechtkommen, wird vom Mann hintergangen.... Wunderbare Charaktere, die den Leser mitreißen, mitfühlen lassen und einfach nur begeistern. Ich liebe Charaktere, die sich im Laufe der Geschichte entwickeln und mit denen man sich identifizieren kann, da sie glaubhaft wirken.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, modern gehalten, fesselnd und mit viel Gefühl geschrieben. Sie jongliert mit Worten, die mich tief bewegt und zum Nachdenken gebracht haben. Sie geht dermaßen in die Tiefe und bringt uns die damalige Zeit hervorragend näher. Ein Weltbild, das erschüttert und gleichzeitig fasziniert, von der Geschichte her. Das Ende ist nicht vorhersehbar, und ich frage mich, gibt es eine Fortsetzung der Geschichte um Maria? Wäre toll.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Mittleres Mädchen

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Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes ...

Als mittleres von drei Kindern und einziges Mädchen fehlt Maria von Anfang an die Liebe ihrer Eltern. Während der Vater den älteren Josef fördert, ist Nesthäkchen Franz der Liebling der Mutter. Maria indes muss stets fleißig zupacken am elterlichen Hof und auch später als Erwachsene alle Rollen als Ehefrau, Mutter, Hilfsarbeiterin und Altenpflegerin ausfüllen. Gibt es in einem österreichischen Dorf in den 1960ern tatsächlich keine andere Perspektive?

Titelbild und Klappentext laden ein auf spannende Erinnerungen der Ich-Erzählerin. Was den Leser dann tatsächlich erwartet, ist jedoch ein wenig ernüchternd. Maria sitzt in der Kirchenbank und sieht den Herrn am Kreuz an, hadert wohl mit ihrem Schicksal, fügt sich diesem aber im nächsten Moment klaglos, um wenig später eine Entscheidung zu treffen. Wie es dazu kommt, das erfährt man sogleich anhand einer monologähnlichen Schilderung der vergangenen Jahrzehnte. Maria berichtet über ihre Kindheit, das Gefühl, neben den Brüdern „übersehen“ worden zu sein, die List, sie vom Erbe auszuschließen mittels untergejubelter Verzichtserklärung, sodass sie wie selbstverständlich immer nur wie eine Magd für alle anderen zu funktionieren hat.

Verena Dolovais Erzählstil ist knapp und karg, spiegelt Marias Leben wohl sehr gut wider. Direkte Reden sind selten und in Kursivschrift nahtlos in den Text eingebettet, sodass sie sich unauffällig in den nüchternen Text einfügen anstelle für Lebendigkeit zu sorgen. Charaktere und ein enges Dorf als Schauplatz sind einerseits gut dargestellt, rufen aber beim Lesen keinerlei Gefühlsregung bei mir hervor. So bleibt mir Marias Tun über die gesamte Geschichte hin fremd und auch die Wende, welche die Handlung am Ende nimmt, gleicht einer Illusion und überzeugt mich nicht so recht.

Fazit: ein interessantes Thema, das auf besondere stilistische Weise aufgegriffen wird, aber für mich kaum Nähe zu den Geschehnissen zulässt. Drei von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Ernüchternd

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In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, ...

In einem österreichischen Dorf Mitte der 1960er Jahre erkennt Maria, einzige Tochter und mittleres Kind einer Bauernfamilie schon früh ihren Stellenwert. Während der älteste Bruder Josef den Hof weiterführt, kann der jüngere Bruder mit seinem ausgezahlten Erbteil sein Leben weitab vom Dorf gestalten. Für Maria, der eine Erbverzichtseeklärung regelrecht zur Unterzeichnung untergejubelt wurde, bleibt nur das typische Leben im Patriarch: unbezahlte Arbeitskraft auf dem Hof und im zu niedrig eingeheirateten Familiengasthof, neben Haushalt und Pflege dahinsiechender Angehöriger. Ihr Mann Toni (der falsch erwählt von zwei Brüdern) ein Trinker und Weiberheld, die Mutter eine boshafte Alte und ein Vater der ihr kaum Beachtung schenkt. Aber Maria fügt sich klaglos, nur manchmal dämmert ihr bei Besuchen ihrer ehemaligen Freundin Therese oder ihres Bruders Franz, die dem Dorfleben entkommen konnten, welches Leben auch möglich gewesen wäre. Und dann bekommt sie mit Toni's Tod ihre Chance dem Ganzen zu entfliehen.
So nüchtern gehalten wie der Titel ist die gesamte Erzählung.
Das harte Landleben und die Unterdrückung der Frauen wird schonungslos geschildert - der Leser erfährt viel über die Eigendynamik und Hierarchie im geschichtlichen Kontext. Und trotzdem fehlt mir ein gewisser Sog.
Mehr oder weniger zusammenhanglose Schilderungen schließen aneinander an, so das ich mehrere Male zurückblättern bzw. lesen musste, ob ich nicht einen wichtigen Aspekt überlesen habe.
Hatte ich beim Lesen noch gehofft und mir gewünscht das Maria ihre Chance bekommt, so ist für mich das offene Ende mehr als unbefriedigend.
Dieses Buch wurde für den Österreichischen Buchpreis 2024 nominiert und ich muss sagen, dass ich wieder einmal von dieser Ehrung enttäuscht war. Leider ein Buch welches bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.

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