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Veröffentlicht am 15.08.2021

Spannende Idee, aber zu wenig Erklärung zum Weltenaufbau

Der dunkle Schwarm
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Atlas bzw. Oracle lebt in einer Welt, in der die Menschen über ihre persönlichen Adics (Implantate im Gehirn) kommunizieren, die Klimaerwärmung weit vorangeschritten ist und zwar noch Staaten existieren, ...

Atlas bzw. Oracle lebt in einer Welt, in der die Menschen über ihre persönlichen Adics (Implantate im Gehirn) kommunizieren, die Klimaerwärmung weit vorangeschritten ist und zwar noch Staaten existieren, aber alles stark vom Geld und den großen Konzernen kontrolliert wird. Atlas hat durch ihr Adic gewisse Fähigkeiten, die sie einsetzt um Informationen zu stehlen und sie im Untergrund unter dem Namen Oracle verkauft. Eines Tages erscheint Noah und möchte, dass sie herausfindet wer einen ganzen Hive (quasi wie ein Gruppenchat bei WhatsApp) ausgelöscht bzw. getötet hat, zu dem seine Schwester gehörte. Bei diesen Recherchen hilft Oracle immer ihr einstiger Ziehvater Julien, der aufgrund seines Androidendaseins heute eher als externer Datenverarbeiter für Oracle dient. Da diese zukünftige Welt in einer zerstörten Natur lebt, gibt es noch die Organisation „The Cell“, die gegen die großen Konzerne rebelliert. Das zukünftige Washington hat mich mit seinen unterschiedlichen Levels, den großen Wolkenkratzern und den Leuchtreklamen stark an Marie Grasshoffs Welt in ihrer „Neon Birds“-Reihe erinnert. Nur ist das Leben hier noch düsterer, da z. B. die Natur nur noch in unter Kuppeln angelegten Gärten existiert und der Blick auf die Sonne bzw. in den Nachthimmel nur noch sehr selten möglich und mittlerweile hauptsächlich künstlich ist, sowie die meiste Nahrung.

„Es würde mir immer ein Rätsel sein, wie man auf die Idee gekommen war, die Natur so zu deformieren, dass sie dem persönlichen Geschmack entsprach. Das war vermutlich einer der Gründe, aus denen sich die Menschheit an dem Punkt befand, an dem sie nun war.“, S. 173

Und damit kommen wir zu meinem größten Kritikpunkt: Das Aussehen der dystopischen Welt konnte ich mir gut vor Augen führen, aber wie die Gesellschaft strukturiert ist und die Menschen leben, konnte ich mir lange nicht richtig vorstellen. Der Unterschied zwischen Oracles Adic und dem der anderen wurde mir zu Beginn nach und nach klarer. Trotzdem haben mir diesbezüglich viele Informationen gefehlt, um mir ein umfassendes Bild der Gesellschaft zu bilden und damit Oracle und Noah bei ihrer Recherche verstehen zu können. Wie funktionieren Hive-Minds? Wann und wie erhält man das Implantat? Welchen Status und welche Rechte haben die Androiden? Sind sie nur Arbeiter für die reichen Menschen oder ist es ihnen möglich ein eigenständiges Leben zu führen? Von der Autorin ist man deutlich dickere Bücher gewohnt und auch hier hätte ich mir mehr Seiten gewünscht. Ich weiß, dass dieses Buch zunächst als Hörbuch mit begrenzter Wörterzahl erschienen ist, aber eine erweiterte Version in Schriftform hätte mir mehr zugesagt und mich mehr in das Geschehen eintauchen und mitfiebern lassen.

Die zweite Buchhälfte hat mich insgesamt etwas versöhnlicher gestimmt. Ich hatte immer noch manchmal Fragezeichen im Kopf, aber es wurde langsam mehr erklärt, wodurch ich tiefer in die Geschichte eintauchen konnte. Trotzdem war vieles für mich zu spät erwähnt. Hier wurde auch endlich das Geschehen rasanter und es kam viel mehr Spannung auf. Durch den ständigen Wechsel der Orte und das Aufeinandertreffen von Atlas, Julien und Noah mit unterschiedlichen Charakteren nimmt die Geschichte endlich an Fahrt auf. Mit einem Detail am Ende hätte ich fast gar nicht mehr gerechnet, aber mich gefreut, dass es noch erwähnt wurde. Die Erkenntnis hat mich sehr überrascht: Die Autorin hat definitiv eine Bombe platzen lassen. Und dann tat Alaska etwas, was mir zum einen nicht gefallen hat (muss es nicht, ich weiß), aber zum anderen hab ich es auch mal wieder nicht verstanden. Obwohl Alaska sehr leicht in die Köpfe anderer schauen kann, hat sie es mir nicht leicht gemacht, es bei ihr ebenso zu tun und ihre Gefühle gänzlich nachvollziehen zu können. Die Szene ist überhastet und ich hätte mir mehr aktives und verbales Geschehen gewünscht.


Fazit:
„Der dunkle Schwarm“ beinhaltet eine tolle Idee, deren Umsetzung aber noch ausbaufähig ist, wodurch ich mich in der faszinierenden Welt nie richtig zurechtfinden konnte. Wer gerne verstehen möchte, wie etwas funktioniert oder warum es so ist, sollte vielleicht lieber die Finger von dem Buch lassen. Ich finde es sehr schade, dass mich die Geschichte nicht mitreißen konnte, Potential dazu hat sie definitiv! Ein kleiner Tipp zum Schluss: In einem IGTV-Video (Instagram) der Autorin findet man einige Infos zu den Hive-Minds.

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Tolle Freundschaft in langweilige Handlung verpackt

Wir für uns
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Josie ist Anfang Vierzig und nun von ihrem Freund schwanger. Doch der hat neben Josie noch eine Frau und Kinder, weshalb er kein weiteres mehr will. Josie steht vor der Frage, was sie selbst will: Kind ...

Josie ist Anfang Vierzig und nun von ihrem Freund schwanger. Doch der hat neben Josie noch eine Frau und Kinder, weshalb er kein weiteres mehr will. Josie steht vor der Frage, was sie selbst will: Kind behalten oder nicht? Könnte sie eine gute Mutter werden? Würde sie mit einer Entscheidung für das Kind ihre Beziehung aufs Spiel setzen? Durch einen verlorenen Gegenstand, den sie Kathi wiederbringt, lernt sie ebendiese ältere Dame kennen. Erst kürzlich hat Kathi ihren Mann beerdigen müssen, mit dem sie fast 50 Jahre lang verheiratet war. Die beiden freunden sich mit jedem weiteren Gespräch an und sind sich gegenseitig eine große Stütze, während beide gerade an einem Scheideweg im Leben stehen.

Das Geschehen im Buch baut immer weiter aufeinander auf, da die Protagonisten größere Entscheidungen fällen, z. B. Josie für oder gegen das ungeborene Kind. Beide Frauen leben aber auch oft in der Vergangenheit. Kathi denkt an ihre verlorene Beziehung und auch ihre Kindheit, die sie bei ihren Großeltern verbracht hat und nur teilweise von Zuneigung geprägt war. Genauso hängt Josie in den vergangenen neun Jahren mit ihren Freund fest und denkt aufgrund ihrer Schwangerschaft immer öfter an ihre ältere verstorbene Schwester, die seit jeher in der Familie totgeschwiegen wird. Mir hätten weniger Wiederholungen in den Gedanken der beiden Protagonisten und mehr aktives Geschehen gefallen. Zumal einige Begebenheiten in der Gegenwart (z. B. der Mutter-Tochter-Urlaub) recht schnell vorübergegangen sind. Auch wenn es keine überraschenden Geheimnisse gab, finde ich die Geschichte recht kurzweilig zu lesen. Es wird im Geschehen auch darauf eingegangen, welche Beziehung Eltern und Kinder zueinander haben. Kathi denkt zum Beispiel oft an ihre Kindheit bei den Großeltern und hat nun in der Gegenwart mit dem eher distanzierten Verhalten zu ihrem Sohn zu kämpfen.

„Schmerz ist eine subjektive Empfindung. Und er gehört immer nur dem, der ihn fühlt.“, Josie, 66 %

Daneben spielen auch viele wichtige Themen eine Rolle. Zum Beispiel wird das Down-Syndrom angesprochen. Aufgrund von Josies Alter ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Kind es haben könnte. Außerdem gibt es einen sehr liebenswerten Charakter in der Geschichte, der das Down-Syndrom hat. Daneben wird auch Homosexualität in die Geschichte eingeflochten. Damit verbunden die Ablehnung von anderen, aber auch die Erkenntnis, dass das eigentlich nichts ausmacht. Auch die Einsamkeit im Alter spielt eine Rolle, denn Kathi lebt nun plötzlich alleine und ihr fehlt die zweite Person im Haus, auch wenn sie mit ihrem Mann oft die selben Gespräche hatte. Und Josie hat währenddessen die Entscheidung zu fällen, ob sie ihr Baby aufziehen möchte oder nicht. Dabei fragt sie sich, ob sie es alleine schaffen kann bzw. muss dies anderen Personen bestätigen. Neben ihr befinden sich bereits ein paar Charaktere in der Geschichte, die ihre Kinder alleine großziehen.

Der Schreibstil der Autorin ist kurz und knapp gehalten. Es gibt kaum Satzgefüge, weshalb die Geschehnisse und Gefühle direkt auf den Punkt gebracht werden. Die Emotionen der Protagonisten wurden immer ausreichend beschrieben. Auch beinhaltet die Geschichte viele schöne Sätze, die ich mir markiert habe. Jedoch liegt mir diese Art des Schreibstils nicht, weshalb das Lesen für mich insbesondere zu Beginn eher holprig war. Ebenfalls hat mich die eher niederdrückende Stimmung manchmal gestört. Die Geschichte ist eintönig und durch vergangene oft nicht positive Erlebnisse deshalb auch trist. Wir verfolgen Josie und Kathi im Wechsel. Josies Kapitel sind aus der Ich-Perspektive geschildert, für Kathis nutzt die Autorin die personale Erzählperspektive.

„Das Leben ist schon seltsam. Es besteht aus lauter Augenblicken, die sich unaufhörlich aneinanderreihen. Ohne Pause und ohne erkennbare Logik. Jeder Augenblick für sich genommen ist einmalig, aber wir […] schenken ihnen keine Beachtung. Und irgendwann sind wir dann alt und stellen fest, dass wir unser ganzes Leben verpasst haben.“, Kathi, 87 %


Fazit:
„Wir für uns“ erzählt in ruhiger und angenehmer Weise von einer Freundschaft zwischen der 40-jährigen Josie und der 71-jährigen Kathi. Die eine scheint am Anfang von etwas neuem zu stehen, die andere muss etwas gehen lassen. Das Buch ist ruhig, hält keine Überraschungen parat und spielt sich oft in den Überlegungen der Protagonisten wieder. Die Geschichte ist kurzweilig zu lesen, aber ich habe sie trotzdem als öde empfunden. Daneben spielt die Eltern-Kind-Beziehung eine große Rolle, wie auch die Themen Down-Syndrom, Alleinerziehende, Homosexualität und Einsamkeit.

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Veröffentlicht am 20.06.2021

Geschichte hat andere Prioritäten als erwartet

Play
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Jonas hat seinen Schulabschluss gemacht und sich entschieden, eine völlig offene und unvorhersehbare Reise zu machen. Der Grund ist eine App, die er im Darknet gefunden hat und die die Zukunft voraussagen ...

Jonas hat seinen Schulabschluss gemacht und sich entschieden, eine völlig offene und unvorhersehbare Reise zu machen. Der Grund ist eine App, die er im Darknet gefunden hat und die die Zukunft voraussagen kann. Diese hat ihm einen ähnlichen Lebensweg wie dem seines Vaters vorhergesagt, mit dem Jonas keinen Kontakt mehr hat. Diese Zukunft lehnt Jonas vehement ab und tut deswegen auf der Reise alles, um das neue Ergebnis der App in seinem Sinne zu beeinflussen.

Am ersten Rastplatz angekommen, trifft er auf drei Studentinnen, die sich eine Eintrittskarte für eine Party erspielen. Bevor sie den Standort der Party erfahren, müssen sie viele verschiedene verrückte Aufgaben lösen. Jonas schließt sich Sun und ihren Freundinnen an. Die Party selbst ist dann auch sehr wild uns ausufernd. Durch Jonas übertriebenes Verhalten um die App zu beeinflussen wird überwiegend Alkohol- und Drogenkonsum beschrieben. Diesen Teil der Geschichte fand ich eher wenig interessant, außerdem war dies das einzige abenteuerliche, das im Klappentext versprochen wird. Danach wird die Geschichte viel ruhiger und es geht eher um die Gespräche, die Jonas mit Sun führt. Dabei fand ich Sun oft zickig und stimmungsschwankend, es andererseits aber auch interessant hinter ihr Geheimnis zu kommen.

„Du suchst nach Wahrheiten, was prinzipiell ja nicht schlecht ist. Nur glaube ich, dass du sie vor allem offline finden wirst und nicht zwischen Nullen und Einsen.“, S. 214

Zunächst dachte ich, dass diese Geschichte in nicht allzu ferner Zukunft spielt und die App eine große Rolle in der Gesellschaft einnimmt. Doch Jonas lebt im Jahr 2019 und hat die App nur durch Zufall gefunden. Außerdem spielt die App weiterhin noch viel weniger eine Rolle in der Geschichte, als ich erwartet hätte. Sie bildet lediglich den Rahmen der Handlung und wird von Jonas nur als Wegweiser genutzt, indem er über die Stränge schlägt und ausschließlich so handelt, wie er denkt, dass die App es nicht von ihm erwartet. Jonas möchte nicht berechenbar sein und keine durchschnittliche Zukunftsprognose erhalten.

Der Schreibstil des Autors ist sehr gut. Obwohl die Geschichte doch manchmal recht langsam voranging, wurde es nie mühsam weiter zu lesen. Durch viele Beschreibungen von Jonas‘ Gedanken und Gefühle, lernt der Leser ihn sehr gut kennen. Obwohl seine Handlungen übertrieben sind und oft nicht seinem Wesen entsprechen, kann Tobias Elsässer Jonas‘ Charakter aber anschaulich darstellen.

Die beiden wichtigen Themen, die Tobias Elsässer in dem Buch anspricht, sind die Zukunft, die wir uns wünschen und wie viele Daten über uns im Internet im Umlauf sind, wodurch Firmen sehr viel über jeden Einzelnen uns wissen können. Es ist erschreckend, wie viel Schlüsse aus unseren Profilen, Verbindungen mit anderen Accounts und Nachrichten gezogen werden können und wie weit das in Jonas‘ Fall das Leben beeinflussen kann. Weiterhin wird durch Jonas‘ Kampf gegen die App aufgezeigt, wie stark die Wünsche und Pläne für die Zukunft das Heute schon beeinflussen.


Fazit:
„Play“ ist ein Buch, das eine wirklich tolle Geschichte verspricht, aber leider nicht ganz halten kann. Die App, die die Zukunft vorhersagen kann, kam mir insgesamt im Geschehen zu kurz. Außerdem finde ich die erste Buchhälfte nicht sehr interessant und die zweite zu langweilig. Der Schreibstil hingegen ist jedoch sehr gut, sodass mein Lesefluss nicht ins Stocken geriet. Ein weiterer Pluspunkt sind die zwei wichtigen Themen, die der Autor anspricht: Die persönliche Zukunft und die Speicherung persönlicher Daten im Internet.

Veröffentlicht am 07.08.2020

Enttäuschende Liebesbeziehung

Wildflower Summer – In deinen Armen
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Olivia führt die weitläufige Wildflower Ranch, während ihr Bruder Justin hingegen zum Militär ging. Bevor er gestorben ist, hat er seinen Kollegen und Freund Nathan gebeten, auf seine Schwester aufzupassen. ...

Olivia führt die weitläufige Wildflower Ranch, während ihr Bruder Justin hingegen zum Militär ging. Bevor er gestorben ist, hat er seinen Kollegen und Freund Nathan gebeten, auf seine Schwester aufzupassen. Somit kommt Nathan zur Wildflower Ranch, auf der er bald einen Job findet und von Anfang an von Olivia begeistert ist.

Als Olivia und Nathan sich zum ersten Mal begegnen, sind sie direkt angetan voneinander und auch alle anderen spüren ihre intensive Anziehungskraft. Jedes Mal, wenn sie sich begegnen, geht es in ihren Gedanken eigentlich nur um die Schönheit des anderen und darum, dass sie sich berühren und Küssen möchten. Irgendwann hab ich nur noch mit den Augen gerollt und gehofft, dass sie bald miteinander schlafen. Aber so extrem und nervig wie der Anfang auch für mich auch war, genauso schön wurde der Mittelteil, als sich die beiden endlich näher kennenlernten. Man hat viel mehr aus Nathans Leben erfahren, warum er einsam ist und kaum Nähe zulässt. Olivia, die sich sonst nur für andere aufopferte, übernahm die Initiative, damit es zwischen den beiden endlich mal vorangeht. Als sie sich endlich gefunden hatten, reihte sich aber eine Sexzene nach der anderen. Ebenfalls etwas zu extrem war eine Szene eher zu Beginn, als Nakos Olivia am Arm berührte und Nathan völlig austickte. Dafür, dass er in seinem Leben eher wenig enge Kontakte hatte, war er nach wenigen Tagen schon sehr besitzergreifend.

Eine Stärke von Kelly Moran ist es, dass sie ein tolles Setting mit vielen liebenswürdigen Charakteren schaffen kann. Die Ranch selbst ist mit ihren weitläufigen Feldern, blühenden Wildblumen und dem gemütlichen Haupthaus eine angenehme Kulisse für die Geschichte. Und auch Olivias herzensgute Tante und begnadete Köchin schafft mit dem Arbeiter und engen Freund Nakos von Olivia eine vertraute Gemeinschaft aus Charakteren, die ebenfalls zu einer traumhaften Atmosphäre beitragen. Außerdem hat die Autorin einen sehr flüssigen Schreibstil, wodurch man die Geschichte sehr schnell lesen kann, auch wenn es Szenen gibt, die einem nicht hundertprozentig zusagen.

Das Ende empfand ich als zu einfach gelöst und sehr unglaubwürdig. Von Anfang an möchte Nate keine Beziehung zu Olivia aufbauen, aus diesem einen Grund - der dann einfach verpufft. Wenn man als Autorin schon ein Problem einführt, dann muss man es auch lösen, statt mit einem Fingerschnippen zu beseitigen.


Fazit:
Nach Redwood Love ist „Wildflower Summer – In deinen Armen” leider eine kleine Enttäuschung. Zu Beginn haben mir die Charaktere und deren Beziehung gar nicht zugesagt, doch der Mittelteil entschädigte mich dafür und hatte viel zu bieten. Leider konnte Kelly Moran das nicht bis zum Ende durchhalten und hat ein klischeebehaftetes Happy End kreiert. Obwohl manches in der Geschichte nicht ganz Rund ist, hat die Autorin mit der weitläufigen Ranch wieder eine tolle Kulisse geschaffen.

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Veröffentlicht am 30.09.2024

Leider überraschend übernatürlich und spirituell

Die Unmöglichkeit des Lebens
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Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace ist einsam und blickt kritisch auf ihr Leben und ihre Handlungen zurück, als sie überraschend ein Haus auf Ibiza erbt. Eine ehemalige Kollegin, die sie nur kurz ...

Die pensionierte Mathematiklehrerin Grace ist einsam und blickt kritisch auf ihr Leben und ihre Handlungen zurück, als sie überraschend ein Haus auf Ibiza erbt. Eine ehemalige Kollegin, die sie nur kurz kannte, vererbt das Haus an Grace anstatt ihrer eigenen Tochter. Doch warum? Und warum ist ihr Tod so mysteriös? Was Grace herausfindet ist so viel größer, als sie sich vorstellen kann.

Die Geschehnisse um Grace und Christina werden durch Briefe in eine Rahmenhandlunge eingebettet. Ein ehemaliger Schüler von Grace schreibt ihr und berichtet von seinen Problemen. Da es Grace auch lange nicht gut ging, sie durch die Erbschaft auf Ibiza aber Frieden mit sich und ihrem Leben gefunden hat, berichtet sie davon und schreibt einen langen Brief an ihren Schüler, der quasi dieses Buch ist. Denn Grace hat auf Ibiza unglaubliches erlebt. Und damit sind wir direkt bei meinem Problem mit diesem Buch: Im Verlauf kommt Übernatürliches auf, das immer weiter vertieft wird und alles, was Grace auf Ibizia erlebt und durchlebt, damit zusammenhängt. Matt Haig schreibt stets über das Leben und all seine Facetten, auch oft Romane mit magischem Realismus. Aber hier war es mehr, es ist sehr übersinnlich, was ich überhaupt nicht erwartet hätte und dadurch nicht wusste, wie ich es einordnen soll. Passiert das jetzt echt? Was will Matt Haig uns damit sagen? Wohin will der Autor mit der Geschichte? Dieses Buch beinhaltet Übersinnliches, oft schon Surreales und Spirituelles, worauf ich mich gerne eingelassen hätte, statt unsicher über den Plot des Buches zu sein. Deshalb hatte ich auch eigentlich keine Lust weiterzulesen, weil alles so langwierig wurde, aber durch die kurzen Kapitel konnte ich trotzdem gut in der Geschichte vorankommen. Und auch durch Matt Haigs nachdenklichen und flüssigen Schreibstil und Lebensweisheiten ist diese Geschichte recht schön, obwohl ich mir vergleichsweise nur wenig Zitate markiert habe, weil ich eben nicht wusste, wie ich all das, was Matt Haig beschreibt, einordnen sollte.

>>Wir sind aus dem Nichts geboren, das ganze Universum ist aus dem Nichts geboren, und doch sind wir hier, das unmögliche Etwas, das aus dem Nichts zum Sein gekommen ist. Die Unmöglichkeit des Lebens.<<

Grace ist Mathematikerin, sieht alles rational, und hat mit ihren 72 Jahren schon vieles erlebt, manches hätte sie gerne anders gemacht. Ich finde es schön, welche Entwicklung sie durchmacht und belastende Gedanken immer mehr loslässt. Ihre Gefühlswelt ist sehr anschaulich beschrieben und mir haben auch die vielen mathematischen Vergleiche und Beschreibungen gefallen. Das hat das Besondere des Buches nur noch mehr hervorgehoben. Matt Haig wollte hier die Magie des Lebens zeigen, ich weiß, aber ich konnte es leider nicht aufnehmen und nachempfinden. Vor allem weil dieses Übersinnliche Grace einfach aus ihrer negativen Situation herausgenommen hat. „Die Unmöglichkeit des Lebens“ ist eine lebensbejahende Geschichte, aber in der Realität ist das alles leider nicht so einfach, da muss man es selbst durchleben und wird nicht daraus gerettet. Vor allem weil Matt Haig als Mensch selbst schon viel Schlimmes durchmachen musste und es als Autor wirklich gekonnt in seinen Büchern umsetzt, finde ich es sehr schade, dass es hier für Grace eher so einfach und eben unrealistisch ist.

Jetzt bin ich schon wieder von den positiven Aspekten des Buches in die negativen abgerutscht. Neben dem Schreibstil und der geschickten Einbindung von Mathematik hat mir, trotz Überraschung und meiner Unsicherheit darüber, die Idee von Matt Haig doch recht gut gefallen. Denn diese Gedanken hatte ich oft schon selbst. Ich hab mir vorgestellt, dass und wie es passieren könnte und ehrlicherweise hoffe ich bei unserer momentanen Situation auf Erden, das genau das auch passieren wird. Auch sehr gut gefallen hat mir das Setting auf Ibiza. Ich war noch nie auf der Insel, aber ihre vielen Facetten zwischen Partys und Natur werden sehr anschaulich dargestellt. Dabei wurde auch auf Umweltschutz und Kritik am Massentourismus eingegangen. Ein schönes und überaus passendes Setting für diese Geschichte.


Fazit:
„Die Unmöglichkeit des Lebens“ spielt auf Ibiza und handelt von Graces Leben, aber überraschenderweise auch von Übersinnlichem und Spirituellem. Ich wusste einfach lange nicht, wie ich mit den Geschehnissen umgehen soll, was mir Matt Haig damit sagen will. Wenn der Droemer Verlag im Klappentext erwähnt hätte, dass die Geschichte auch übersinnlich wird, wäre ich mit dieser Erwartung ans Lesen gegangen und hätte dies von Anfang an mit einfließen und somit bestimmt auch genießen können. Denn bisher habe ich alle Bücher von Matt Haig geliebt.