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Veröffentlicht am 08.10.2019

Schöne Liebesgeschichte mit einigen Schwächen

Show me the Stars
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Liv hat sich während ihres Journalistik-Studiums und danach mächtig ins Zeug gelegt, aber es läuft beruflich trotzdem nicht gut. Als sie ihre größte Einnahmequelle bei einer Zeitung verliert, meldet sie ...

Liv hat sich während ihres Journalistik-Studiums und danach mächtig ins Zeug gelegt, aber es läuft beruflich trotzdem nicht gut. Als sie ihre größte Einnahmequelle bei einer Zeitung verliert, meldet sie sich zunächst betrunken bei der Annonce für das Housesitting. Doch aus ihrer finanziellen Not heraus fliegt sie schließlich doch nach Irland um dort den Leuchtturm zu beziehen und ihr berufliches Leben neu anzugehen. In dem kleinen Örtchen lernt Liv Airin, die ein kleines Bed & Breakfest führt, und Kjer, der sie und regelmäßig Lebensmittel zum Leuchtturm bringt, kennen.

Liv ist ein Charakter, dem ich zwiegespalten gegenüberstehe. Sie ist zielstrebig und obwohl sie alles dafür gegeben hat, hat es beruflich bisher einfach nicht geklappt. Ihre Verzweiflung und Einsamkeit, die sich durch die letzten Jahre ohne enge Freunde gegeben hat, sind ein wichtiger Aspekt von Livs Leben. Auch ihrer Angststörung, an der sie seit früherster Kindheit leidet, findet einen präsenten Platz in der Geschichte. Ich finde es gut, dass eine Protagonistin auch mal ein nicht so gut funktionierendes Leben hat, denn viele Aspekte davon sind mehr als real. Ebenfalls wie ihre absolute Naivität, die mich jedoch immer öfter gestört hat. Etwas wurde von anderen Charakteren im Buch mehrmals angesprochen und auch Liv war sich dessen sehr bewusst, aber trotzdem hat sie mehrmals ihren Kopf ausgeschaltet und sehr impulsiv und naiv gehandelt. Mir war das leider stellenweise zu viel, sodass sie mit den Seiten einiges an Sympathie bei mir eingebüßt hat.

Der Schreibstil von Kira ist gewohnt humorvoll und sarkastisch. Dies hat mich besonders zu Anfang durch die Geschichte getragen und mich oft amüsiert. Ich liebe Geschichten, die humorvolle Begebenheiten beinhalten.
Die Beschreibungen über Irland sind wunderschön. Man kann sich die Wiesen voller Schafe, den Lichteinfall, das Farbspektrum und das raue Wetter an der Küste bildlich vorstellen. Besonders die kleine Insel mit dem Leuchtturm und der Aussicht daraus sind von Liv anschaulich beschrieben.

"Zerrissene Wolken, zusammengeballte Wolken, turmhoch aufragend Wolken, manchmal weiß und harmlos, manchmal dunkel und bedrohlich. Mitunter wogt das Meer sanft, unbeschwert, kaum eine Welle ist darauf zu erkennen, und dann gibt es Tage, an denen die Gischt bis weit über den Rand der klippen aufspritzt. Und es wechselt seine Farbe. Graublau, grünblau, stahlgrau, an einem Tag beinahe schwarz, dann wieder moosgrün. Man muss völlig neue Farbennamen erfinden, um der Vielfalt gerecht zu werden." S. 243

Das Ende war mir etwas zu aufgebauscht und hätte schneller vonstattengehen können. Zwischen Liv und Kjer ging es immer einen Schritt vor und einen zurück, bis endlich mal sein Problem ans Licht kommt. Ich empfand es als verständlich, wenn auch leicht übertrieben im Sinne von unrealistisch. Aber die Beziehung der beiden und ihre aufgebaute Vertrautheit fand ich gut.


Fazit:
„Show me the Stars“ ist eine tolle Liebesgeschichte, deren Ende mich nicht gänzlich überzeugen konnte. Die Beschreibungen der grünen Insel sind sehr bildhaft und anschaulich beschrieben, sodass ich am liebsten auch in den Leuchtturm ziehen würde. Außerdem überzeugt Kira Mohn wieder mit ihrem humorvollen Schreibstil und unschlagbaren Sarkasmus.

Veröffentlicht am 09.12.2018

zunächst mittelmäßige Geschichte, deren Ende überrascht

Zwei wie du und ich
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In dem Buch wird abwechselnd die Geschichte von Annie und Kate beschrieben. Beide haben eine harte Zeit durchgestanden und verlieben sich nun in einen Mann. Können sie sich in der Beziehung fallen lassen ...

In dem Buch wird abwechselnd die Geschichte von Annie und Kate beschrieben. Beide haben eine harte Zeit durchgestanden und verlieben sich nun in einen Mann. Können sie sich in der Beziehung fallen lassen oder wirft die Vergangenheit immer noch Schatten auf ihr Leben?

Kate ist aus Dublin und ihrem Job geflohen, um sich auf einem Reiterhof eine Auszeit zu nehmen. Obwohl sie keine Ahnung von Pferden hat, gibt sie einen guten Stallburschen ab und kommt den menschlichen wie tierischen Bewohner immer näher. Ihre Kollegen werden ihr gute Freunde und mit einem Pferd baut sie eine sehr enge Beziehung auf, wo sie sich fallenlassen und die Ruhe genießen kann. Währenddessen verliebt sie sich in den Stallbesitzer Mark.

Annie hingegen ist sehr verschlossen und ängstlich, seitdem ihre Mutter in ihrer Kindheit verstorben ist. Sie trägt sehr viel negative Gefühle mit sich, die sie hindern, ihr Leben zu leben und nicht vor allem und jedem Angst zu haben. Selbst ihre Freunde von „Le Clöbb“, wie sie sich nennen, können sie nicht darin bestärken, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Dann trifft sie Stephen, einen sehr smarten und zuvorkommenden Geschäftsmann, der ihr einen Job in seiner Firma anbietet. Annie verliebt sich in ihn und auch er scheint Gefühle für sie zu haben. Kann dieses Märchen wahr sein?

Der Leser lernt die toughe Kate und die sensible Annie immer näher kennen. Man erkennt gut, wie unterschiedlich die beiden sind und wie sie sich fühlen. Trotzdem konnte ich Annie nicht wirklich verstehen, geschweige denn den Grund für ihre Gefühle nachvollziehen. Auch wurden ihre Kapitel immer langweiliger, sodass ich lieber in die Geschichte von Kate eintauchen wollte. Annies Erlebnisse ziehen sich anfangs sehr, doch ab circa der Hälfte werden auch diese Abschnitte berührend und spannender.
Ich muss ehrlich sagen, dass mich Annies Geschichte kaum interessiert und ergriffen hat. Ich habe weitergelesen, um mich mit Kate in Mark zu verlieben und herauszufinden, was der starken Frau immer noch so zusetzt. Das Ende jedoch hat mich sehr überrascht und die gesamte Handlung auf den Kopf gestellt. Ich habe so vieles, vor allem Annie, mit anderen Augen gesehen. Ich bin sehr beeindruckt, welch eine grandiose Geschichte Lucy Robinson geschaffen hat. Das Ende hat mich sehr bewegt und bestürzt.


Fazit:
„Zwei wie du und ich“ erzählt zwei Geschichten: Die Liebesgeschichten von Annie und Kate, zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein können. Der Leser ist dabei, als sich anfängliche Gefühle entwickeln und immer stärker werden um eine Beziehung zu bilden. Doch beide Frauen wurden vom Leben verletzt. Ob sie dennoch glücklich werden, beschreibt Lucy Robinson sehr intensiv und berührend, aber auch oft langwierig und ermüdend. Das Ende sticht mit einer sehr beeindruckenden und überraschenden Wendung hervor, sodass mich die Geschichte wieder überzeugt hat. Für Fans von Liebesgeschichten, verletzten Charakteren und Geheimnissen kann sich die Geduld lohnen, auf der letzten Seite anzugelangen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Figuren
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 25.07.2017

bedrückendes Thema

Die unterirdische Sonne
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Die fünf Kinder und Jugendlichen Sophia, Eike, Maren, Conrad und Leon werden in einem Keller gefangen gehalten. Nach Willkür der Entführer werden die Jugendlichen einzeln nach oben geholt, wo schlimme ...

Die fünf Kinder und Jugendlichen Sophia, Eike, Maren, Conrad und Leon werden in einem Keller gefangen gehalten. Nach Willkür der Entführer werden die Jugendlichen einzeln nach oben geholt, wo schlimme Dinge geschehen. Über das, was dort geschieht, dürfen sie nicht miteinander reden. Deshalb wird im gesamten Buch auch nie ausdrücklich gesagt, was genau den fünf angetan wird. Trotzdem errät der Leser durch die Andeutungen schnell, was die jungen Menschen ertragen müssen. Mit jeder Seite hofft man jedoch, dass es nicht wahr ist und noch explizit erwähnt wird, was die Entführer ihnen antun.

Die fünf Jugendlichen, die ca. 10-14 und 18 Jahre alt sind, haben die Tat der Entführung und der daraus resultierenden Konsequenzen ganz unterschiedlich verarbeitet. Maren stottert seitdem und hat Mühe ihre Gedanken in Sätzen zu formen. Sophia kämpft zunächst und stützt sich auf ihren Glauben. Eike rebelliert in seinen Gedanken und Worten. Conrad zieht sich zurück und lässt das Geschehene auf sich zu kommen. Leon akzeptiert das Geschehene in Maßen, obwohl er viel Angst verspürt.

Das Geschehen wird aus Sicht der Jugendlichen beschrieben. Alle fünf erzählen von sich und dem was passiert auf ihre ganz eigene Art und Weise, sodass man als Leser sehr schnell merkt, wer in dem vorliegenden Kapitel seine Empfindungen mit dem Leser teilt. Sie berichten, was im Keller geschieht, triften aber auch oft in Erinnerungen ab, wobei sie ihre bisherige Lebenssituation beschreiben. Zeitweise zieht sich das Geschehen jedoch, wobei ich das währenddessen nicht allzu schlimm fand, da ich immer noch auf eine (andere) Erklärung gehofft habe, was den Jugendlichen oben im Haus geschieht.

Der Schreibstil ist von Anfang an sehr erdrückend, zeitweise poetisch und anders. Als Leser liest man auch zwischen den Zeilen, wie sehr die Jugendlichen durch die Geschehnisse in ihrer Psyche angegriffen werden und von den Geschehnissen überfordert sind. Gestört hat mich daran allerdings, dass auch bereits bei den neu eingetroffenen Jugendlichen so ein drückender und düsterer Schreibstil herrschte, wodurch man als Leser das Gefühl hatte, dass sie schon von Anfang an passiv sind und kapituliert haben. Mir haben in der Situation noch die anfängliche Hoffnung und der Prozess hin zum Aufgeben gefehlt.

Die Atmosphäre wird zum Schluss hin immer bedrückender. Man hat zwar Hoffnung für die fünf Jugendlichen, obwohl man wie sie genau weiß, dass man es eigentlich lassen sollte. Das Ende gefällt mir im Großen und Ganzen, da es passend zur Geschichte ist. Trotzdem stört mich ein Detail, weil es zu wenig erläutert wurde, sodass ich es hätte nachvollziehen können.


Fazit:
Insgesamt ein Buch, das über grausame Geschehnisse spricht, die an fünf Jugendlichen verübt werden. Obwohl sie nie konkret beschrieben werden, ahnt man anhand der Andeutungen, was „dort oben“ geschieht. Das Mindestalter von 16 Jahren kann ich nur zustimmen, da man eine gewisse Reife und Wissen braucht, um das Kernthema des Buches verarbeiten zu können. Der Schreibstil ist ehrlich, poetisch und erdrückend. Einige Details passen für mich nicht richtig zur Geschichte bzw. wurden zu wenig erläutert, sodass ich sie verstehen und akzeptieren könnte. Trotzdem ein lesenswertes Buch über eine Entführung und dem Grauen, das daraufhin folgt.

Veröffentlicht am 30.09.2024

Anfangs nervig, dann emotional

Alles, was ich geben kann – The Last Letter
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Ella ist eine junge Mutter mit 5-jährigen Zwillingen und besitzt außerdem ein Hotel mit einigen kleinen Hütten. Ihr Bruder ist Soldat und schlägt ihr vor, einem anderen Soldaten aus seiner Einheit, Deckname ...

Ella ist eine junge Mutter mit 5-jährigen Zwillingen und besitzt außerdem ein Hotel mit einigen kleinen Hütten. Ihr Bruder ist Soldat und schlägt ihr vor, einem anderen Soldaten aus seiner Einheit, Deckname Chaos, einen Brief zu schreiben, woraus sich eine innige Brieffreundschaft entwickelt. Währenddessen erkrankt ihre Tochter an Krebs und Ella muss um deren Leben kämpfen. Dann fällt ihr Bruder und auch von Chaos kommt kein Lebenszeichen mehr, während Beckett vor ihrer Tür steht, weil Ellas Bruder sich gewünscht hat, dass er sich um seine Schwester kümmert. Was wir Leser/innen wissen, Beckett aber tunlichst verschweigt: Er ist ihr Brieffreund Chaos.

Es wird direkt mit Ellas ersten Brief an Chaos begonnen, während wir Chaos und Ellas Bruder in der Einheit kennenlernen und daraufhin auch Ella in ihrem Leben. Was mich direkt überrascht hat, war, dass Ellas kleine Tochter erkrankt ist und nun gegen den Krebs kämpfen muss. Als dann Ellas Bruder und vermeintlich auch Chaos fallen, ist die Geschichte sehr negativ belastet, was mir teilweise zu viel wurde. Nach 50 Seiten springt das Geschehen vier Monate voran, als Beckett vor Ellas Tür steht. Und dieser Aufbau hat mich gestört, so vieles daran hat mich gestört, dass ich das Buch für einige Wochen weggelegt habe, weil mir die Lust vergangen ist, bis ich es nun schlussendlich beendet habe. Ich konnte unter anderem nicht in die Geschichte finden, weil Beckett bis über beide Ohren in Ella verliebt war. Nach nur vier Briefen und 50 Seiten, die wir Leser/innen miterlebt haben. Ich mag es mitzuverfolgen, wenn sich Protagonisten verlieben und hier waren seine heftigen Gefühle einfach da. Die anderen Briefe werden nach und nach in einigen Kapiteln vorangestellt, weil der Inhalt des Briefes perfekt zu dem jeweiligen Kapitel passt. Das ist wirklich schön gemacht und hat mir gut gefallen, aber anfangs fehlen mir einfach die Verbindung zwischen den beiden Protagonisten und das Nachempfinden ihrer Emotionen. Der nächste störende Punkt ist, dass Ella ständig bemängelt hat, sie wäre so alleine. Ja, ihre Eltern und Großmutter sind gestorben und ihr Bruder als Soldat ständig abwesend, aber erstens hat sie die Herausforderung alleinerziehende und arbeitende Mutter zu sein gut gemeistert und zweitens gibt es drei Mitarbeiter/innen im Hotel, von dem zwei ein älteres Ehepaar ist, dass schon seit Jahrzehnten dort arbeitet und Ella auch bei der Kinderbetreuung unterstützt. Weiterhin hat Ella mehr um Chaos getrauert, den sie inzwischen schon gut kennengelernt hatte, als um ihrem Bruder. Ich bin jetzt noch verunsichert, wie eng ihre Geschwisterbeziehung eigentlich war. An Beckett haben mich auch einige Dinge gestört: Da er in Ella verliebt ist, will er sie natürlich beschützen, aber dass er ihren Ex verprügeln will, wenn er ihm je begegnen sollte, wobei dieser gar keine Rolle mehr in Ellas Leben spielt, und später auch ein mögliches Date, ist einfach zu viel. Er war zu dem Zeitpunkt nicht mit Ella zusammen und selbst wenn, sind diese Gedanken zu viel Aggressivität für mich. Ja, er ist ein Soldat, da ist er krasser drauf und dass mir Soldaten in Geschichten nicht zusagen, ist dann doch meine Schuld zu dem Buch gegriffen zu haben, aber trotzdem… Ein weiter Punkt ist, dass Beckett Ella nicht verraten will, dass er Chaos ist, weil er denkt für den Tod ihres Bruders verantwortlich zu sein. Es ist völlig verständlich, dass er Schuldgefühle hat, aber erstens: Welcher Loveinterest hat wirklich je so eine große Schuld auf sich geladen? Und zweitens hat er das immer wieder und wieder und wieder gedacht, was mir auch einfach zu oft unnötig wiederholt wurde.

>>Wir sind unvollkommene Menschen, in einer unvollkommenen Welt zu solchen geworden, und wir können nicht immer beeinflussen, was uns formt. <<, Ella, S. 442

Als ich also nach einigen Wochen Abstand zu der Geschichte und den Dingen, die mich daran genervt haben, weitergelesen habe, hat sie mir viel mehr zugesagt. Abgesehen von Becketts besitzergreifender Art ist er einfach ein wunderbarer Mann, der voll und ganz für Ella und die Kinder da ist, um ihnen zu helfen. Ein perfekter liebevoller und unterstützender Bookboyfriend. Wie er mit den Zwillingen umgegangen ist und eine Verbindung aufbaut, ist einfach nur herzerwärmend. Der Schreibstil von Rebecca Yarros ist wunderschön und sehr gefühlvoll. Ich wurde beim Lesen von schönen oder auch schwierigen Situationen richtig emotional. Ich liebe es, wenn die Geschichte mir zu Herzen geht. Ich liebe es, wenn ich emotional so tief in der Geschichte abgetaucht und gefangen bin. Vor allem das Ende hat mich sehr berührt, dass ich Tränen in den Augen hatte. Rebecca Yarros hat sich tief in mein Herz geschrieben, es zerrüttet und wieder zusammengesetzt – naja teilweise, denn das Ende empfinde ich als unnötig.


Fazit:
„Alles, was ich geben kann“ ist vieles, zuerst zu viel an negativen und nervigen Details und dann perfekt viele Emotionen für mein Herz. Rebecca Yarros hat einen wunderschönen, gefühlvollen Schreibstil, sodass mir das Herz aufgegangen ist. Ich war beim Lesen emotional richtig tief in der Geschichte, was nur wenige Autor/innen in dem Ausmaß schaffen. Aber leider haben mich anfangs so viele Dinge an den Charakteren und Plot gestört, genauso wie das unnötige Ende, dass die Geschichte insgesamt leider nur Mittelmaß für mich ist.

Veröffentlicht am 04.09.2024

Unzusammenhängende, spannende Abenteuergeschichte ohne echte Auflösung

Die unendliche Reise der Aubry Tourvel
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Aubry und ihre Schwestern finden in Paris einen ungewöhnlichen Brunnen. Sie opfern einen Gegenstand, der ihnen wichtig ist, und wünschen sich jeweils etwas Bestimmtes. Doch Aubry hat kürzlich einen hölzernen ...

Aubry und ihre Schwestern finden in Paris einen ungewöhnlichen Brunnen. Sie opfern einen Gegenstand, der ihnen wichtig ist, und wünschen sich jeweils etwas Bestimmtes. Doch Aubry hat kürzlich einen hölzernen Rätselball gefunden, den sie nicht bereit ist herzugeben. Deshalb, so vermutet das junge Mädchen stets, bekommt es die Krankheit, die es bald über den ganzen Erdball schickt. Aubry kann nur wenige Tage an einem Ort bleiben, bis sie anfängt innerlich zu verbluten. Auch wenn Aubry die ganze Erde bereist hat, spielt die Geschichte hauptsächlich in Asien und teilweise in Afrika.

Die Geschichte wird nicht linear erzählt. Wir steigen damit ein, dass Aubry auf einem Platz in Ruhe zeichnet, doch plötzlich fängt ihre Nase an zu bluten und sie weiß, sie hat nur noch wenige Augenblicke um von diesem Ort fortzukommen. So erfahren wir direkt am Anfang was passiert, wenn sie nicht alle paar Tage weiterreist. Als sie dabei auf einem Floß flüchtet, erzählt sie dort zwei Kindern einen Teil ihrer Geschichte. Und so geht es weiter: Aubry reist auf der Welt umher und erzählt einigen Leuten eine Begebenheit, wodurch ihre Erlebnisse und Erzählungen mit der Zeit ihr gesamtes Leben ergeben. Manchmal ist es verwirrend aus einer Erzählung Aubrys wieder aufzutauchen und sich im Geschehen zurechtzufinden. Außerdem wird später auf verschiedene Personen Bezug genommen, wo ich manchmal nicht sofort wusste, wer oder welches Erlebnis hinter dem Namen steckt. Dennoch sind die Erlebnisse von Aubry in sich spannend und faszinierend. Wir erfahren, wie das kleine wohlbehütete Mädchen gelernt hat sich zu ernähren und zu verteidigen. Wir dürfen mit Aubry die höchsten Berge überqueren, die freundlichsten Menschen treffen und auch bisher nicht entdeckte Tiere sehen. Wir lesen von ihren Liebesbeziehungen, die natürlich immer nur kurz andauern.

>>Niemand weiß mehr über das Heute, eben diesen Tag, als der Mensch, der ihn gerade lebt. Niemand weiß mehr über sie als sie.<<, S. 428

Und wir begleiten Aubry in die geheimnisvolle Bibliothek. Genau das ist es, weshalb ich zu dem Buch gegriffen habe. Ich wollte mit Aubry die Bibliothek entdecken, die anderen Suchenden treffen und das Geheimnis ihrer Krankheit ergründen, wie es im Klappentext angedeutet ist. Leider wurde ich enttäuscht, denn die Gleichgesinnten gib es nicht. Aubry befindet sich immer alleine in der Bibliothek. Diese ist jedoch sehr magisch und beeindruckend. An den unterschiedlichsten Orten findet Aubry die Bibliothek und liest sich wochenlang durch Bücher. Die Bibliothek finde ich wirklich faszinierend und das Bild, als sie im Urwald auftauchte und sich über all die Bäume erstreckte, hat mir besonders gut gefallen. Den philosophischen Sinn hinter der Bibliothek finde ich gut, dennoch wurde nicht genug daraus gemacht. Denn auf all die Fragen rund um Aubrys Krankheit erhält man dort keine Antwort. Am Ende der Geschichte wird auf Aubrys ungewöhnliche Krankheit eingegangen, aber das war mir nicht genug. Diese Geschichte zählt zu dem Genre magischer Realismus. Dass also hinter der Krankheit eine realistische Erklärung zu finden ist, hab ich nicht erwartet, dass aber so gar kein nachvollziehbares und sinniges Magiesystem dahinter steckt, finde ich doch sehr enttäuschend.



Fazit:
„Die unendliche Reise der Aubry Tourvel“ erzählt viele Episoden aus Aubrys Leben. Oft unzusammenhängend werden die einzelnen Begebenheiten geschildert, die jedoch spannend und faszinierend sind. Die Bibliothek ist immer wieder sehr beeindruckend, jedoch gibt diese auch nicht wirklich Antworten und ich wurde am Ende mit vielen offenen Fragen und Verwirrung zurückgelassen. Das System hinter dem magischen Realismus zeigt keine Verbindungen, geschweige denn Logik. Aubrys Krankheit gibt nicht ihr Geheimnis preis, sondern dient nur als Rahmen für diesen Abenteuerroman einer starken Frau.

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