Platzhalter für Profilbild

Gisel

Lesejury Star
offline

Gisel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Gisel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2024

Larmoyant

Geile Zeit
0

Kindheit in den 90ern, das schien einfach nur Idylle pur zu sein. Bis zum 11. September 2001. Dann werden den Millenials einige Steine in den Weg gelegt, bis hin zum erschwerten Berufsstart im Lockdown. ...

Kindheit in den 90ern, das schien einfach nur Idylle pur zu sein. Bis zum 11. September 2001. Dann werden den Millenials einige Steine in den Weg gelegt, bis hin zum erschwerten Berufsstart im Lockdown. Selbst in dieser Zeit aufgewachsen, erzählt Niclas Seydack von seinen eigenen Erlebnissen und denen seiner Generation.

Anfangs ist das Buch recht unterhaltsam. Auch wenn ich etwas älter bin, habe ich einiges davon erkannt, auch den Umschwung, der unsere Gesellschaft mit dem 11. September 2001 geprägt hat, auch die Amokläufe und natürlich die Pandemie haben vermutlich sämtliche Jahrgänge betroffen gemacht. Doch zunehmend fiel der Ton der Erzählung larmoyanter aus, bis dahin, dass ich mir im letzten Drittel des Buches überlegte: Der Autor wird doch wohl nicht den Generationenvertrag in Frage stellen? Ob er das tut, werde ich nicht verraten; wer das wissen will, muss sich die Lektüre dieses Buches selbst antun. Ich muss gestehen, ich hatte hier doch etwas mehr Objektivität erwartet.

Auch wenn der Schreibstil des Buches recht flüssig ist und die Anekdoten anfangs ganz witzig sind, gerät mir der Ton der Erzählung zu larmoyant und zu anklagend. Dieses Buch kann man lesen, muss dies aber nicht tun. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.10.2024

Zwiespältig

Seinetwegen
0

Zoras Vater starb 1963 bei einem Autounfall, die Tochter war damals gerade acht Monate alt. Mutter und Tochter konnten nie über ihn sprechen, der tote Vater war die große Leerstelle in der Familie. 60 ...

Zoras Vater starb 1963 bei einem Autounfall, die Tochter war damals gerade acht Monate alt. Mutter und Tochter konnten nie über ihn sprechen, der tote Vater war die große Leerstelle in der Familie. 60 Jahre später fragt Zora nach den Hintergründen des Unfalls und nach dem damals 28-jährigen Unfallverursacher. Wie hat er die ganze Zeit mit seiner Schuld gelebt?

Die Autorin Zora del Buono versucht sich 60 Jahre nach dem Tod ihres Vaters und der Stille um diesen toten Vater an einer Auseinandersetzung mit dem damaligen Geschehen und dem danach folgenden Schweigen in der Familie. Es ist eine tragische Geschichte, die hinter diesem Verlust steht, sowohl für die Tochter, die den Vater nie kennenlernen konnte, wie auch für seine Ehefrau, die zeit ihres Lebens keine weitere Bindung an einen Mann einging. Hut ab vor dieser Auseinandersetzung, vor ihrer Beharrlichkeit, Fragen zu stellen und Antworten einzufordern wie auch damit, sich immer wieder neu mit dem Gefühl des Verlusts zu konfrontieren. Ich habe beim Lesen ihren Schmerz gefühlt wie auch den ihrer Mutter. Diese Erzählung gerät dadurch sehr privat, sie wirkt sehr intim. Doch je mehr ich eintauchte in die Geschichte, umso mehr störten mich die vielen Sprünge in der Erzählung und die Ausschweifungen, die meiner Ansicht nach gar nichts mit dem Geschehen zu tun haben. Letztendlich fragte ich mich, ob diese Geschichte in ihrer jetzigen Form eher eine Auseinandersetzung für die Autorin darstellt, die auch privat bleiben sollte.

Mich hinterlässt diese tragische Geschichte sehr zwiespältig, so recht weiß ich nicht, ob ich das Buch weiter empfehlen kann. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.10.2024

Peinlichkeiten

Wolke Sieben ganz nah
0

Delphi erstickt mit 27 Jahren in ihrem leicht peinlichen Nachthemd an einem Mikrowellen-Burger. Sie wird empfangen von Merrit, die ihr zunächst einen Zusammenschnitt ihres Lebens zeigt – einige Highlights, ...

Delphi erstickt mit 27 Jahren in ihrem leicht peinlichen Nachthemd an einem Mikrowellen-Burger. Sie wird empfangen von Merrit, die ihr zunächst einen Zusammenschnitt ihres Lebens zeigt – einige Highlights, aber vor allem ganz viele Tiefpunkte. Doch dann steht sie plötzlich versehentlich dem attraktivsten Mann gegenüber, dem sie je begegnet ist. Der wird allerdings wieder auf die Erde zurückgeschickt, sein Ende war noch gar nicht geplant. Delphi soll eine zweite Lebenschance erhalten, wenn sie es schafft, dass dieser Mann sie innerhalb von zehn Tagen küsst. Schwierig ist nur, dass er sich nicht an sie erinnern wird und dass sie nur seinen Vornamen und den ersten Buchstaben des Nachnamens weiß. Wird es Delphi gelingen, in ihr Leben zurückzukehren?

Delphi hatte es zum größten Teil nicht leicht in ihrem Leben, wurde sie doch gewaltig gemobbt, und zwar von ihrer besten Freundin aus alten Kindertagen. Leider ist es mir nicht gelungen, mit Delphi warm zu werden, zu farbig wird ihr Leben als Loserin gezeichnet, die ihre Tage als junge Erwachsene nun in einem erbärmlichen Leben fristet. Ihre Versuche, sich in diesem und auch in ihrem neugewonnenen Leben einzurichten, sind von unendlich vielen Peinlichkeiten begleitet, die immer wieder unter die Gürtellinie rutschen. Hier erstarb mir das Lachen über die Situationskomik, bevor es noch entstehen konnte. Immer wieder überlegte ich die Lektüre abzubrechen, Delphis Schicksal war mir zu weit weg von allem, was mich interessiert. Erst das Ende konnte mich ein bisschen mit dem Buch versöhnen, das fand ich dann doch wieder ganz pfiffig.

Wirklich empfehlen kann ich dieses Buch nicht, so dass ich sogar erwogen habe, nur 2 Sterne zu vergeben. Erst das Ende der Geschichte hat dazu geführt, dass ich wohlwollende 3 von 5 Sternen vergeben kann. Aber Geschmäcker sind ja verschieden, das zeigt sich daran, dass es durchaus auch sehr gute Rezensionen für dieses Buch gibt. Mögen andere mehr Gefallen daran finden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 16.06.2024

Komplexe Fantasy-Welt

Der Rabengott
0

Das Königreich der Iraden wird vom Rabengott beschützt. Seinen göttlichen Willen überbringt er über einen Rabenvogel an seinen menschlichen Statthalter. Wenn der Vogel des Rabengottes stirbt, muss auch ...

Das Königreich der Iraden wird vom Rabengott beschützt. Seinen göttlichen Willen überbringt er über einen Rabenvogel an seinen menschlichen Statthalter. Wenn der Vogel des Rabengottes stirbt, muss auch der Statthalter Platz für seinen Nachfolger schaffen. Doch als der rechtmäßige Erbe Mawat mit seinem Freund Eolo in der Hauptstadt eintrifft, hat sein Onkel die Regentschaft übernommen, der bisherige Statthalter scheint verschwunden zu sein. Mawat will seine Regentschaft unbedingt zurückerobern. Und was ist mit dem Rabengott und dem Rabenvogel?

Diese Fantasy-Geschichte erzählt aus einer komplexen Welt, in der viele Gottheiten eine Rolle spielen. Hier den Überblick zu erhalten, ist nicht ganz leicht. Mit dem Schreibstil habe ich mich etwas schwer getan, weil hier eine Gottheit eine Romanfigur anspricht und dessen Geschichte erzählt, das alles in der Vergangenheit. Da war es einerseits schnell zu erkennen, welcher Handlungsstrang gerade erzählt wurde, andererseits hat mich das immer wieder aus dem Lesefluss gerissen. Das geht oft auf Kosten der Spannung, ich habe mich zunehmend schwer getan mit den Charakteren der Geschichte.

Ich habe mich mit diesem Buch eher schwer getan, so dass es mir schwer fällt, es weiter zu empfehlen. Zum Glück sind Geschmäcker äußerst unterschiedlich. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 21.05.2024

Hat mich nicht so ganz überzeugen können

Selbe Stadt, anderer Planet
0

Die Ärztin Johanna kehrt nach dem Tod des Vater in die väterliche ärztliche Praxis zurück. Sie ist fast erschlagen von all den Ansammlungen, die im elterlichen Haus verblieben sind und nun darauf warten, ...

Die Ärztin Johanna kehrt nach dem Tod des Vater in die väterliche ärztliche Praxis zurück. Sie ist fast erschlagen von all den Ansammlungen, die im elterlichen Haus verblieben sind und nun darauf warten, weggeräumt zu werden. Ihre Schwester Doris ist im Ort wohnen geblieben und hat Tischlerin gelernt. Zur gleichen Zeit soll der chinesische Strategieberater Ren im Auftrag der Regierung eine Kopie des österreichischen Hallstatt in China nachbauen lassen. Er hat einen österreichischen Vater und deshalb einige Zeit seines frühkindlichen Lebens in Österreich verbracht.

Etwas überrascht war ich, dass ich so lange brauchte, um im Buch darauf zu stoßen, dass Johanna und Doris das chinesische Hallstatt besuchen. Da war ich fast schon am Ende der Geschichte. Ansonsten finde ich es spannend, wie der Massentourismus auf die Schippe genommen wird in diesem Buch, gepaart mit jeder Menge Humor. Dennoch hat das Buch immer wieder gewisse Längen. Mir fehlte auch ein bisschen der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Handlungssträngen, es schien mir ein bisschen bemüht zusammengeführt.

So wirklich überzeugen konnte mich das Buch nicht. Vielleicht können andere Leser mehr damit anfangen. Ich vergebe 3 von 5 Sternen.