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Veröffentlicht am 02.10.2024

Beeindruckende literarische Zeitreise

Am Himmel die Flüsse
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MEINE MEINUNG

Mit ihrem neuesten Roman „Am Himmel die Flüsse" ist der renommierten und vielfach ausgezeichneten türkisch-britischen Autorin Elif Shafak erneut ein beeindruckendes und sehr bewegendes Werk ...

MEINE MEINUNG

Mit ihrem neuesten Roman „Am Himmel die Flüsse" ist der renommierten und vielfach ausgezeichneten türkisch-britischen Autorin Elif Shafak erneut ein beeindruckendes und sehr bewegendes Werk gelungen, das zum Nachdenken und zu weitergehenden Recherchen anregt.
Hierin erzählt uns Shafak eine fesselnde, Jahrhunderte umspannende Saga, die sich um drei faszinierende Charaktere - Zaleekhah, Narin und Arthur - rankt, die jedoch geografisch und zeitlich durch verschiedene Epochen voneinander getrennt sind.
Als besonderes literarisches Stilmittel verbindet Shafak ihre drei Hauptfiguren durch einen einzigen kostbaren Regentropfen, der durch einen sich wiederholenden „ewigen“ Kreislauf von Fallen, Kondensation, Aufsteigen, Gefrieren und Auftauen durchläuft, sich auf einer langen Zeitreise befindet und zugleich mit jedem Charakter in einer gewissen Weise interagiert.
Typisch für ihren anspruchsvollen Erzählstil hat Shafak eine vielschichtige, hochkomplexe Handlung angelegt, in der sie geschickt verschiedene Zeitebenen und Erzählstränge miteinander verwoben hat. Sie lässt in ihrer raffiniert angelegten Geschichte nicht nur Ereignisse und kulturelle Traditionen aus Vergangenheit und Gegenwart aufeinandertreffen, sondern versteht es auch hervorragend historische Ereignisse sowie ewigwährende und aktuelle Probleme, die in religiösen und politischen Konflikten begründet liegen, mit ganz persönlichen Schicksalen ihrer Figuren zu verknüpfen und uns deren nachhaltige Auswirkungen auf das Leben der einzelnen Menschen äußerst detailliert und anschaulich vor Augen zu führen.
Durch die eindringliche Behandlung von gesellschaftlichen und persönlichen Themen gelingt es ihr, ein lebendiges, vielfältiges und authentisches Bild von Kultur und bewegter Historie zu zeichnen und darüber hinaus bedeutsame Fragen zu Identität, Vertreibung, kulturellem Erbe, Folgen des Kolonialismus und zur politischen Situation in der Region aber auch zu Menschenrechten und zur Rolle der Frau in der Gesellschaft aufzuwerfen.
Zugleich vermittelt sie uns spannende tiefgründige Einblicke in das Leben der Eziden, die uralte komplexe ezidische Kultur und die tragische Geschichte dieser schon im osmanischen Reich verfolgten Minderheit.
So rankt sich auch die Geschichte auch um Ninive - die bedeutende antike Stadt in Mesopotamien und letzte Hauptstadt des assyrischen Reiches am östlichen Ufer des Tigris gelegen. Sie symbolisiert die Blüte und den Fall dieses mächtigen Imperiums und spielt somit eine wichtige Rolle in der Geschichte des alten Nahen Ostens.
Der lebendige, poetische und sehr bildreiche Schreibstil der Autorin ist sehr ansprechend. Er lässt sich wegen des ausschweifenden Stils zwar nicht immer leicht lesen, konnte mich aber rasch in die schillernde Welt der Geschichte ziehen.
Der Roman ist auf drei unterschiedlichen, einander abwechselnden Zeitebenen angelegt, die von der Antike bis zur Gegenwart reichen. Auf der historischen Zeitebene lernen wir den cleveren Jungen Arthur, 1840 am Ufer der Themse als „König der Abwasserkanäle und Elendsquartiere" geboren, seinen Überlebenskampf in extremer Armut und seine erstaunliche Lebensgeschichte im spätviktorianischen London kennen.
Im Fokus eines weiteren, im Jahr 2014 angesiedelten Handlungsstrangs steht das bewegende Schicksal des 9-jährigen, ezidischen Mädchens Narin und ihre Erlebnisse rund um die brutale Vertreibung aus ihrem Dorf Hasankeyf am Tigris im Zuge eines großen Dammbauprojekts der türkischen Regierung.
Im Handlungsstrang der Gegenwart von 2018 begegnen wir schließlich der Hydrologin Zaleekhah, die wegen ihrer Ehekrise auf ein Hausboot auf der Themse gezogen ist.
Gekonnt schafft die Autorin faszinierende Berührungspunkte zu den verschiedenen Handlungsstränge und verwebt diese zu einer mitreißenden und bewegenden Geschichte, die schließlich alle drei Charaktere 2018 am legendären Tigris zusammenführt. Durch einen Wechsel der Perspektiven und den verschiedenen Schauplätzen wird der Spannungsbogen allmählich immer mehr gesteigert.
Sehr informativ und fesselnd war für mich insbesondere der sorgsam recherchierte historische Handlungsstrang, der uns mit den facettenreichen Einblicken in die sozialen Verhältnisse und beklemmenden Lebensbedingungen jener Zeit in eine längst vergangene Welt eintauchen lässt. Auch der bewegende Erzählstrang rund um Narin, ihre abenteuerliche Reise mit der Großmutter ins heilige Lalisch-Tal, ihr trauriges Schicksal sowie die eindrucksvollen Rückblenden zu den Ahnengeschichten haben mich mit seiner Intensität hat er völlig in den Bann gezogen.
Hervorragend ist der Autorin die einfühlsame, vielschichtige Figurenzeichung ihrer Protagonisten gelungen, die mit ihren geschilderten Beweggründen und inneren Konflikten sehr lebendig und glaubhaft wirken. Ein besonderes Highlight war für mich die liebevoll und authentisch ausgearbeitete Figur von Arthur und seinen bemerkenswerten Talenten, die auf einer realen historischen Persönlichkeit basiert. Auch Narins beklemmendes Schicksal und ihrer ezidischen Familie konnte mich sehr fesseln. Die faszinierenden Einblicke in die ezidische Kultur, ihre Traditionen und historischen Hintergründe sind sehr stimmig veranschaulicht und lehrreich.

Abgerundet wird der Roman durch ein interessantes Nachwort, in dem die Autorin ausführlich auf den historischen Kontext und zahlreichen überlieferten historischen Fakten ein, die sie im Rahmen ihrer fundierten Recherchen zusammengestellt hat, aber auch ihre künstlerischen Freiheiten, die sie sich genommen hat.

FAZIT
Ein anspruchsvoll erzählter und sehr beeindruckender Roman, der uns tief in die Historie eintauchen lässt, zum Nachdenken anregt und noch länger nachwirkt!

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  • Handlung
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Veröffentlicht am 02.10.2024

Viel versprechendes Debüt

Der Bademeister ohne Himmel
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MEINE MEINUNG
Das interessante Debüt „Der Bademeister ohne Himmel" der österreichischen Autorin Petra Pellini ist ein bewegender Roman, der sehr einfühlsam über die außergewöhnliche Freundschaft zwischen ...

MEINE MEINUNG
Das interessante Debüt „Der Bademeister ohne Himmel" der österreichischen Autorin Petra Pellini ist ein bewegender Roman, der sehr einfühlsam über die außergewöhnliche Freundschaft zwischen der 15-jährigen Linda und dem im gleichen Haus lebenden, 86-jährigen Hubert, einem pensionierten Bademeister mit rasch fortschreitender Demenzerkrankung, erzählt.
Zugleich präsentiert uns die Autorin eine erfrischende Coming of Age-Geschichte der höchst bewundernswerten jungen Protagonistin Linda, die im Mittelpunkt des tiefgründigen und nachdenklich stimmenden Romans steht.
Die 15-jährige Teenagerin muss sich mit einer Fülle von Problemen wie emotionaler Vernachlässigung, Gewalterfahrungen, Scheidung der Eltern, Selbstfindung, Einsamkeit, Depression und düsteren Suizidgedanken herumschlagen und kümmert sich dennoch äußerst rührend um den alten Hubert.
Mit ihrer direkten, ungeschönten Sprache und ihren bisweilen scharfzüngigen, witzigen Kommentaren lässt uns Linda als Ich-Erzählerin recht ungefiltert an ihrem Denken und Fühlen teilhaben. Diese sehr lebendige Erzählweise passt hervorragend zu der jungen Protagonistin und lässt ihre Figur sehr authentisch wirken.
Die warmherzige Darstellung der Charaktere und ihre lebendig eingefangene Interaktionen haben mich sehr beeindruckt und berühren können.
Die Autorin hat mit Linda einen sehr vielschichtigen und lebendigen Charakter geschaffen, der mich mit ihrer starken Persönlichkeit und Verletzlichkeit, ihren tiefgründigen Aussagen und großer Sensibilität sehr beeindruckt hat. Insbesondere in ihrem Umgang mit dem dementen Hubert wirkt sie sehr empathisch, verständnisvoll und reif für ihr Alter.
Sehr gelungen sind auch die faszinierenden Nebenfiguren von dem jungen Kevin, den der traurige Zustand unserer Welt und Umwelt zunehmend bedrückt und ängstigt sowie die patente, herzensgute polnische Pflegerin Ewa mit all ihren Schrullen und ihrem liebevollen Charakter. Sie sind entsprechend ihrer Rollen facettenreich ausgearbeitet und wirken sehr lebensnah, natürlich und glaubwürdig.
Die Autorin beleuchtet in ihrem Roman sehr einfühlsam und differenziert Huberts fortschreitende Demenz. Sie vermittelt uns anhand von eindrücklichen Momentaufnahmen des Alltags ein authentisches Bild dieser tückischen Krankheit und deren Auswirkungen auf das Leben. Versiert und mit viel Feingefühl beleuchtet sie den schwierigen Umgang mit den Betroffenen, die zunehmend den Bezug zur Realität verlieren, ihre Erinnerungen verlieren und zu ungewöhnlichem Verhalten neigen, so dass sie auf permanente Unterstützung im Alltag angewiesen sind.
Sehr bewegend ist es mit zu verfolgen, wie Linda sich trotz ihrer eigenen Probleme auf Huberts veränderte Persönlichkeit einlässt und sich bemüht, kleine Erinnerungsfetzen an seine Zeit als Bademeister und an die große Liebe zu seiner verstorbenen Frau Rosalie zu wecken. So gelingt es ihr bisweilen trotz Huberts Demenz emotionale Momente der Verbundenheit und Freude heraufzubeschwören. Sehr schön hat die Autorin die berührenden Interaktionen und die feine, respektvolle Verbindung zwischen den so unterschiedlichen Generationen herausgearbeitet, die einen nachhaltigen, positiven Einfluss aufeinander ausüben. Hautnah haben wir Anteil an Lindas eindrucksvoller persönlicher Entwicklung und erleben mit, wie sie an den Herausforderungen wächst, ihre schwierige Lebensphase bewältigen lernt und allmählich neuen Lebensmut schöpft.
Pellini versteht es hervorragend, komplexe Themen wie Depression und Verlust, die vielfältigen Herausforderungen des Alterns aber auch des Heranwachsen sowie das Krankheitsbild der Demenz mit all seinen Hochs und Tiefs facettenreich und mit viel Feingefühl zu behandeln. Dabei gelingt es ihr hervorragend trotz der ernsten Themen einen leichten und humorvollen Erzählton anzuschlagen.
Die Autorin lässt ihren Roman trotz einiger dramatischer und trauriger Entwicklungen mit einem stimmungsvollen, versöhnlichen Ausklang enden und entlässt eine gereifte, sehr bemerkenswerte Protagonistin ins Erwachsenenleben.

FAZIT
Ein nachdenklich stimmender, bewegender Roman über den Umgang mit Demenz und dem Altern und den Herausforderungen der Jugend – einfühlsam und humorvoll erzählt, mit liebenswerten, authentischen Charakteren!

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
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Veröffentlicht am 29.09.2024

Eine Liebeserklärung an die heimische Gemüsevielfalt

Liebes Gemüse
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MEINE MEINUNG
"Liebes Gemüse - Die wundervolle Welt unserer heimischen Vielfalt " erschienen im Gräfe und Unzer Verlag ist ein beeindruckendes, sehr liebevoll gestaltetes Kochbuch, das uns zudem mitnimmt ...

MEINE MEINUNG
"Liebes Gemüse - Die wundervolle Welt unserer heimischen Vielfalt " erschienen im Gräfe und Unzer Verlag ist ein beeindruckendes, sehr liebevoll gestaltetes Kochbuch, das uns zudem mitnimmt auf eine faszinierende Reise in die bunte Welt der heimischen Gemüsevielfalt.
Die Autorinnen Pascale Amez und Melissa Knüsel bekannt durch ihren Blog "Urkraut" präsentieren hierin eine beeindruckende Sammlung von praktischen Tipps, umfangreichem Fachwissen und interessanten Rezepten rund um regionale Gemüsesorten. Zudem spürt man in jeder Zeile deutlich, ihre Leidenschaft für nachhaltige, saisonale Ernährung und ihre tiefe Verbundenheit zur Natur. Es bietet nicht nur eine Vielzahl kreativer Rezeptideen, die uns inspirieren und die Alltagsküche bereichern werden, sondern auch eine Fülle von detaillierten Hintergrundinformationen zu den verschiedenen Gemüsesorten. So erfahren wir allerlei Wissenswertes über die Herkunft, besonderen Eigenschaften und vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten der vorgestellten Gemüse, die von Spinat, Tomaten, Gurken und Zucchini & Kürbisse über Möhren und Rote Beete bis hin zu Kohl und Zwiebeln reichen.
Das Buch richtet sich an ein breites Publikum - von Hobbyköchen bis hin zu erfahrenen Küchenprofis- und insbesondere an alle, die ihre Ernährung „pflanzlicher“ gestalten möchten und Interesse an nachhaltiger und regionaler Küche haben.
So finden Anfänger leicht umsetzbare Rezepte und grundlegende Informationen, während fortgeschrittene Köche sich Inspiration für kreative, gemüsebasierte Gerichte holen und mit neuen Gemüsesorten experimentieren können. Der Schwerpunkt liegt ganz deutlich auf den vielfältigen heimischen Gemüsesorten.
Insbesondere die Nachhaltigkeit und saisonale Ernährung liegt den Autorinnen sehr am Herzen. Wichtig ist ihnen, fast vergessene Sorten wiederzuentdecken und in unsere moderne Küche zu integrieren. Sie ermutigen uns, vorrangig saisonal und regional einzukaufen oder sogar den eigenen Anbau von Gemüse zu erwägen. Zudem geben sie viele praktische Ratschläge zur Haltbarmachung und optimalen Lagerung der verschiedenen Gemüsesorten. Sehr wertvoll sind auch die Tipps zur Verwertung von Gemüseresten zur Vermeidung von Lebensmittelverschwendung.
Das von den Autorinnen vorgestellte "Baukastenprinzip" macht es möglich, vorhandene Zutaten flexibel zu verwenden, fördert zugleich unsere Kreativität und Experimentierfreudigkeit in der Küche und unterstützt zudem den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln. Die Rezepte reichen von einfachen Alltagsgerichten bis hin zu raffinierteren Kreationen, die sowohl Anfänger als auch erfahrene Köche ansprechen. Sehr gut gefallen hat mir auch die übersichtliche Zusammenstellung zu Aromakombinationen, die dazu anregen, neue geschmackliche Variationen auszuprobieren.
Das Buch zeichnet sich durch seine gut durchdachte und übersichtliche Gliederung aus. Es beginnt mit einer Einführung in die Grundlagen der vegetarischen und veganen Gemüseküche, gefolgt von Basisrezepten, die als Ausgangspunkt für kreative Variationen dienen.
Der Hauptteil des Buches widmet sich dann in den jeweiligen Kapiteln den einzelnen Gemüsesorten, die eine Menge an faszinierendem Hintergrundwissen zu den vorgestellten Pflanzen beinhalten. Von Herkunft und Geschichte, Anbautipps und Sortenvielfalt, über Verwendungsmöglichkeiten, Nährwert und gesundheitliche Vorteile bis hin zu zahlreichen detaillierten Rezepten inklusive praktischen Tipps zur Zubereitung und Lagerung, einer übersichtlichen Zusammenstellung von besonders gut harmonierenden Begleitern sowie kurzen einer Rezeptideensammlung für weitere Zubereitungsmöglichkeiten – hier ist wirklich an alles gedacht!
Die präsentierte Rezeptauswahl ist bemerkenswert vielfältig. Sie reicht von einfachen Alltagsgerichten bis hin zu raffinierten Kreationen. Besonders hervorzuheben sind hierbei interessante Gemüsesäfte und Smoothies, köstliche Suppen und Eintöpfe, vielseitige Aufstriche und Dips sowie abwechslungsreiche Ofengemüse-Variationen. Zudem gibt es Hauptgerichte, bei denen Gemüse im Mittelpunkt steht und nicht zuletzt außergewöhnliche Desserts mit Gemüse als Hauptzutat. Die Zubereitung wird verständlich und Schritt für Schritt nachvollziehbar beschrieben, so dass man keine Probleme beim Nachkochen hat. Zu jedem Rezept findet sich eine übersichtliche, meist für die jeweilige Personenzahl ausgelegte Zutatenliste die Kalorienzahl pro Portion sowie Angaben zur Zubereitungs- bzw Backzeit. Zudem finden sich noch hilfreiche Tipps zu Alternativen und mögliche Varianten der vorgestellten Rezepte.

Die hochwertige Ausstattung und die natürlich wirkenden, stimmungsvollen Fotos, die zum größten Teil von den beiden Autorinnen stammen, sind ein besonderes Highlight und runden den rundum positiven Eindruck dieses wundervollen Kochbuchs ab. Jede Gemüsesorte - von der knorrigen Wurzel bis zur filigranen Blüte - wird in ihrer natürlichen Pracht mit ihrer faszinierenden Palette an Farben und Texturen eindrucksvoll dargestellt. Auch die Fotos der Gerichte sind nicht nur appetitanregend, sondern auch höchst inspirierend, so dass man sofort Lust zum Nachkochen bekommt. 
Am Ende des Buchs findet sich noch eine Bezugsquellenübersicht für Samen und Netzwerke zur Sortenerhaltung und eine kurze Danksagung.
Insgesamt ein tolles Buch, das man immer wieder gerne zur Hand nimmt – sei es, um ein neues Rezept auszuprobieren, mehr über eine bestimmte Gemüsesorte zu erfahren oder sich von den wunderschönen Bildern inspirieren zu lassen.

FAZIT
Ein außergewöhnliches Kochbuch und eine liebevolle Hommage an die Vielfalt heimischer Gemüse! Die gelungene Verbindung aus verständlichem Fachwissen, praktischen Tipps und leckeren, originellen Rezepten macht es zu einer unverzichtbaren Bereicherung für jede Küche. Ein Muss für alle Gemüse-Liebhaber, Hobbygärtner und jene, die Wert auf eine gesunde, regionale und kreative Küche legen! 

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Veröffentlicht am 23.09.2024

Allerlei Wissenswertes rund um Pilze

Mushroom Fever
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MEINE MEINUNG
Bereits ein kurzer Blick in das im KOSMOS Verlag erschienenen Sachbuch "Mushroom Fever – Über die Liebe zu Pilzen und wo du sie findest" von Moritz Schmid macht deutlich, dass der Autor nicht ...

MEINE MEINUNG
Bereits ein kurzer Blick in das im KOSMOS Verlag erschienenen Sachbuch "Mushroom Fever – Über die Liebe zu Pilzen und wo du sie findest" von Moritz Schmid macht deutlich, dass der Autor nicht nur wichtige Informationen und interessantes Hintergrundwissen rund um Pilze vermitteln möchte, sondern auch eine tiefe Wertschätzung für die Natur.
Der ehemalige Werbefotograf Schmid hat einen äußerst erfolgreichen deutschen Instagram-Kanal (@intothewoods_mushrooms), auf dem er als „Pilzfluencer“, ausgewiesener Fungi-Kundiger und erfahrener Pilzcoach eine stetig wachsende Fangemeinde an seiner Pilz-Leidenschaft und Naturliebe teilhaben lässt. Als besonderes Highlight versteht er es hervorragend sein Fachwissen und fotografisches Talent zu vereinen und die einzigartige Schönheit der Pilze und Natur in atemberaubend stimmungsvollen wie originellen Bildern einzufangen. So präsentiert sich sein Buch als ein höchst eindrucksvolles sehr ästhetisch ansprechendes Prachtexemplar, das man immer wieder gerne in die Hand nimmt.
Der Autor nimmt uns auf seine spannenden Streifzüge durch die Wälder zu den besten Pilzplätzen mit und zugleich auf eine faszinierende Reise ins Wunderland der Pilze. Auf unterhaltsame und gut verständliche Weise entführt er uns in eine Welt voller Überraschungen, denn das Universum der Pilze ist größer, vielfältiger und erstaunlicher, als man es sich überhaupt vorstellen mag. Schmids Pilzbegeisterung spürt man deutlich auf jeder Seite und inspiriert dazu, die spannende, ganz eigene Welt der Pilze selbst zu erkunden.
Bereits die kurzen inspirativen Texte TAG IN DEN PILZEN und PERFEKTE FORMEL ZUM GLÜCK auf dem anschaulich aufbereiteten Umschlagklappen machen neugierig auf den neuen Trend, der uns so manche Glücksmomente bescheren und vielleicht auch unser Leben bereichern könnte. Daneben findet man dort ein interessantes Autorenporträt, 7 TIPPS ZUR PILZSUCHE sowie TIPPS ZUR ZUBEREITUNG.
Im vorangestellten ersten Teil erhalten wir eine Menge allgemeine Informationen zu den Pilzen als evolutionsgeschichtliche Wunderwerke mit erstaunlichen Superkräften und einer unfassbaren Vielfalt sowie ein anschaulich und locker präsentiertes Grundlagenwissen rund ums Sammeln von Pilzen mit vielen wertvollen Tipps und Tricks.
Schmid versteht es hervorragend seine Expertise und langjährigen Erfahrungsschatz äußerst lebendig und unterhaltsam zu vermitteln. Ohne komplizierte Fachwörter und Erklärungen werden wir in kürzester Zeit in den Bann gezogen und erleben dabei für so manches Aha-Erlebnis. Von hilfreicher Ausstattung, Klopftest über zu Infos zum Sammeln von geschützten Arten bis hin zur richtigen Ernte - die behandelten Themen sind höchst vielfältig, geben eine Menge praktische Tipps, vermitteln aufschlussreiche Einblicke und sind sehr anschaulich aufbereitet. Im Kapitel ETHIK DES SAMMELNS unterstreicht der Autor, dass neben einem guten Bestimmungsbuch gerade für Einsteiger auch Hilfestellung durch versierte Pilzsammler oder eine Pilzberatungsstelle wichtig ist, um fatalen Fehlern vorzubeugen. Pilzbestimmung ist sehr anspruchsvoll aber notwendig, da ein Fehler im schlimmsten Fall tödlich ausgehen kann. Daher rät er auch generell von Pilzbestimmungs-APPS ab.
Gekonnt macht Schmid deutlich, dass man die Pilzsuche am besten mit der richtigen Einstellung, viel Geduld und einem gewissen Fachwissen über die richtigen Standorte angehen sollte. Belohnt wird man dann nicht nur mit einem vollen Korb mit kulinarischen Köstlichkeiten, sondern als tollem Nebeneffekt auch mit einem klaren Kopf und glücklichem Herzen. Denn Pilze-Sammeln versteht Schmid als ein ganzheitliches Lebensgefühl, das ihn erdet und als wundervolle Inspirationsquelle dient. Ihm ist es wichtig, unser Gespür für die Zusammenhänge und Kreisläufe der Natur zu schärfen und uns hierfür zu sensibilisieren!
Im eigentlichen Hauptteil, der am grünen Farbschnitt leicht zu erkennen ist, finden wir 20 verschiedene Artporträts, in denen Schmid verschiedene Speisepilze sehr anschaulich und informativ präsentiert. Von bekannten Speisepilzen wie Pfifferling, Steinpilz oder Parasol werden auch weitere schmackhafte, vielleicht weniger geläufige Brüder wie Schwefelporling oder Rötelritterling sehr ausführlich vorgestellt. Zum Abschluss der Portraits findet sich zum besseren Überblick ein kurzer Steckbrief mit den wichtigsten Informationen zu Aussehen, Verbreitung und möglicher Verwechselungsgefahr. Die schönen Farbfotos der Pilze mit ansprechenden Detailaufnahmen in unterschiedlichen Formaten sowie stimmungsvolle Impressionen der Standorte sind ein besonderes Highlight dieses gelungenen Handbuchs und illustrieren den Inhalt hervorragend.
Die atemberaubenden Bilder und anschaulichen Artporträts machen das Buch zu einem ästhetischen Erlebnis.
Abgerundet wird das Buch mit einem alphabetischen Register zum Nachschlagen, einer Zusammenstellung von Giftnotrufzentralen sowie Hinweise zu weiterführender Literatur sowie einem Bildnachweis.
FAZIT
Ein beeindruckendes und inspirierendes Sachbuch, das Pilze als faszinierenden Lifestyle-Trend präsentiert und für einen respektvollen, achtsamen Umgang mit der Natur sensibilisiert. Moritz Schmid verbindet fundiertes Fachwissen mit einer tiefen Leidenschaft für die Natur und herausragendem fotografischem Talent. Weit mehr als ein gewöhnliches Pilzbuch lädt es uns ein die Welt der Pilze mit neuen Augen zu entdecken!

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Veröffentlicht am 22.09.2024

Beeindruckender Roman

Reise nach Laredo
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MEINE MEINUNG
Der berührende Roman "Reise nach Laredo" von dem mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichneten österreichischen Schriftstellers Arno Geiger entführt uns auf eine faszinierende literarische ...

MEINE MEINUNG
Der berührende Roman "Reise nach Laredo" von dem mehrfach mit Literaturpreisen ausgezeichneten österreichischen Schriftstellers Arno Geiger entführt uns auf eine faszinierende literarische Reise, auf der wir an den letzten Lebenswochen des abgedankten Kaisers Karl V. im Jahr 1558 teilhaben.
Dieser tiefgründige Roman ist jedoch weit mehr als ein historischer Roman. Er kann als eine zeitlose Parabel gelesen werden, die existenzielle Fragen aufwirft und zu einer tiefgründigen Auseinandersetzung mit universellen menschlichen Themen anregt wie Selbstfindung, Identität, Suche nach Sinn und dem wahren Wert des Lebens, Glauben, Sterblichkeit und Loslassen.
Geigers brillanter bildhafter und poetischer Sprachstil und seine atmosphärischen Beschreibungen lassen die Geschichte rasch lebendig werden.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 58-jährige, einst einflussreiche Herrscher Karl, der sich nach seiner Abdankung ins spanische Kloster Yuste zurückgezogen hat. Vereinsamt und gezeichnet von Krankheit und Alter sieht er dort seinem Tod entgegen. Die Begegnung mit seinem illegitimen elfjährigen Sohn Geronimo wird zum Auftakt einer spontanen nächtlichen Odyssee, die das ungleiche Paar über abenteuerliche Umwege schließlich ans Meer nach Laredo führt.
Geiger gelingt in seinem Roman eine faszinierende Verschmelzung von historischen Fakten und Fiktion. Die Geschichte entfaltet sich auf zwei kunstvoll verwobenen Erzählebenen: Einerseits begleiten wir Karl durch seinen schleichenden Verfall und langsamen Sterbeprozess, wobei uns tiefe Einblicke in sein Seelenleben und seine inneren Kämpfe gewährt werden. Andererseits entführt uns der Autor auf eine phantastische Reise nach Laredo, auf der die Protagonisten mit ihren eigenen inneren Dämonen konfrontiert werden, und die sich vorwiegend in Karls fiebrigen Wahnvorstellungen abspielt. Durch die geschickte Integration surrealer Elemente verwischt Geiger die Grenze zwischen Wirklichkeit und Phantasie. So entsteht ein vielschichtiges Narrativ, das historische Genauigkeit mit literarischer Freiheit vereint und den Leser in seinen Bann zieht.
Die symbolische Spiegelung der historischen letzten Reise von Karl V. von Laredo quer durch Spanien nach Yuste verleiht die dem Roman eine interessante zusätzliche historische Relevanz.
Die einfühlsame Darstellung von Karls Sterbeprozess nicht nur als Ende seines Lebenswegs sondern auch als eine erhellende Reise ins eigene Ich und zur Selbsterkenntnis ist besonders eindrucksvoll gelungen und tief berührend.
Geiger entwirft ein facettenreiches Bild Karls V., das sowohl den einst mächtigen Monarchen als auch den gebrechlichen alten Menschen offenbart. Er zeigt einen Mann, der unter der Last seiner Herrschaft litt und nun, am Ende seines Lebens, mit Schwächen, Zweifeln und Ängsten ringt. Gleichzeitig eröffnet ihm die imaginäre Reise ungeahnte Momente der Leichtigkeit und Freiheit - ein bewegender Kontrast zu seinem bisherigen, von Pflicht und Verantwortung geprägten Dasein.
Geiger verzichtet bewusst auf einen historischen Anhang zu Kaiser Karl V. und seiner Epoche. Diese Entscheidung fordert den Leser zwar heraus, sich selbst um die geschichtliche Einordnung zu bemühen, unterstreicht aber gleichzeitig die zeitlose, allgemeingültige Botschaft des Romans, die über die bloße historische Nacherzählung hinausgeht. Indem der Autor den Protagonisten nicht explizit als Karl V. identifiziert, öffnet er Raum für eine tiefere Deutungsebene: In jedem Menschen steckt ein "zurückgetretener König" - eine Metapher für die Suche nach dem eigenen Ich jenseits gesellschaftlicher Rollen.
FAZIT
Ein feinsinniger und anspruchsvoller Roman, der durch seine psychologische Tiefe und sprachliche Brillanz besticht. Ein beeindruckendes und bereicherndes Leseerlebnis, das tief berührt und zum Nachdenken über die großen Fragen des Lebens anregt!

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