Eines Sommers traf ich einen alten Mann, der meinte, dass ich „Drohnenland“ von Tim Hillebrand mögen würde, da ich ja Fantasy mag, und „'Drohnenland' ist ja Science Fiction, und das ist ja das Gleiche wie Fantasy! Und es ist ein Krimi!!“
Meine Antwort: „Ich fand Krimis aber noch nie besonders toll...“ Darauf meinte er: „Jo, les das, das ist eher SciFi als Krimi, und SciFi ist ja eigentlich Fantasy!!“ Das jedenfalls war seine Aussage. Er schickte mir eine Ausgabe des Buches per Post – und das ist eigentlich der einzige Grund, warum ich dieses Buch gelesen habe, denn ich mag weder deutsche SciFi-Romane, noch Kriminalromane – und beides trifft leider auf dieses Buch zu. Ich habe aber darüber hinweg gesehen, und das Buch gelesen.
Das Buch ist im Präsens geschrieben, und wird aus der Ich-Perspektive des Protagonisten Kommissar Westerhuizen erzählt. Das ist erst einmal gewöhnungsbedüftig, nach gewisser Zeit habe ich mich dann aber daran gewöhnt.
Das Buch spielt mehrere Jahre in der Zukunft. Drohnen zeichnen alles auf, und man kann, wenn man dazu berechtigt ist, diese Daten abrufen – was für einen Mordfall ziemlich nützlich sein kann. Diese treten dementsprechend selten auf, denn wie kann man sicher sein, dass man nicht beobachtet wird?
Kommisar Westerhuizen, der Protagonist dieses Buches, muss in einem Mordfall ermitteln: ein Parlamentarier wird kurz vor einer wichtigen EU-Abstimmung ermordet. Obwohl die Drohnen so ziemlich alles, was irgendwo passiert, aufnehmen, gibt es kaum Indizien für den Mörder. Jedoch taucht – kurz nachdem Westerhuizen fast seinen Job verliert, da er den Mörder nicht schnappt – ein Bekennerschreiben auf, das natürlich der einzige Grund ist, warum der Mordfall aufgelöst wird. Jedoch taucht in dem Video nur eine kyrptische Nachricht auf, die nichts mit dem Tod zu tun hat... Anscheinend sah der Plan des Autors beim Schreiben so aus: „Mord passiert. Ermitteln, aber ohne wirkliche Indizien, darüber sehr viel schreiben!!! Das ist wichtig, weil da Drohnen gebraucht werden!!! Und ich so die Welt beschreiben kann!!!!! Dann taucht Erkennerschreiben auf. Modfall wird sofort gelöst.“
Das war die erste Hälfte des Buches, aber spätestens hier hat es in mir geschrieen: „Dieses Buch hat keinen bemerkenswerten Plot!! Dieses Buch tut nur auf Krimi und SciFi, damit es sich verkauft!!!! Und der Autor ist nur auf Geld aus, weshalb er es geschrieben hat!!!!“ Eigentlich hätte ich hier aufgehört... aber da ich ja eine Rezension hier hochladen wollte, entschloss ich mich, weiter zu lesen. Ich bin aber nicht weiter gekommen, denn das Buch war mir zu schlecht.
Das wars mit dem Plot. Nun zu den Charakteren!
Ava, Westerhuizens Assistentin, soll durch ein neues Programm ausgetauscht werden. Westerhuizen ist nicht gerade erfreut darüber, dass dies geschieht – und als Grund wird zwar angeführt, dass „Programme keine Intuition haben, Menschen jedoch schon, und das braucht man bei der Polizei“ - der wirkliche Grund wird jedoch nicht gesagt, wenn man aber jedoch zwischen den Zeilen liest, bemerkt man ihn: Westerhuizen sieht Ava nicht als Mensch, sondern als Sexobjekt, das man für seine persönliche Begierde benutzen kann. Er zieht sie in seinen Gedanken öfters aus, reduziert sie auf ihren Körper (und wird, als er ein kleines Stückchen ihrer Haut sieht, sexuell erregt). Außerdem sind Frauen bei der Polizei nur Assistenten, die die ausführenden Personen... und die meisten Kommissare haben auch eine Affäre mit ihren Assistenten. Der Grund, laut Westerhuizen: Die Assistenten sind alle heißt und müssen deswegen als Affäre herhalten.
Außerdem wird Ava nur gebraucht, um die Drecksarbeit zu erledigen, da Westerhuizen einfach keine Lust darauf hat: „Wir stellen uns an eine Straßeneckevon der aus man alles gut im Blick hat. Ava markiert Milar für mich, [...]“ (Seite 123) und „Ich lasse Ava ein bisschen vorspulen [während ich nichts mache] [...]“ (Seite 126).
Die Reduzierung Avas und der anderen Frauen auf ein begehrtes Sexobjekt, dass nur für die Befriedigung der männlichen Bevölkerung dient und die Drecksarbeit erledigen muss, stört mich sehr.
Mit Aart Westerhuizen, dem Kommissar, konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Er nutzt seine Assistentin und manche seiner polizeilichen Vorteile schamlos aus, und sitzt ofr einfach nur nichtstuend in einem Taxi rum, oder guckt sich Spiegelungen (also die Drohnenaufnahmen) an und schwadroniert dann darüber. Derweil frisst er Lakritz (und zwar nur Lakritz) in sich hinein – nichts anderes. Kein schnelles Mittagessen während der Ermittlung, oder ein spätes Abendessen nach einem anstrengenden Tag – nein, einfach nur Lakritz, pausenlos. Die lässt er sich dann noch in die Drohnenaufnahmen projizieren und stopft da auch noch pausenlos (nicht reales) Lakritz in sich hinein. Ich stell mir da so einen sabbernden, alten Mann vor, der einfach nichts auf die Reihe bekommt, und sich deswegen auf seine Assistentin und die (teilweise veraltete Polizei-)Technik, stützen muss.
Der Schreibstil ist natürlich auch noch wichtig. Man merkt, dass es ein deutsches Buch ist, von einem deutschen Autor. Viele Übersetzungen sind ja alle in einem ähnlichen Stil verfasst (da anscheinend viele Übersetzer nicht so viel Sprachgefühl haben), weswegen ein in Deutsch geschriebens Buch mal angenehm zu lesen war. Der Stil war aber nicht herausragen gut, er war eher so lala. Einen gleichen Stil hätte ich auch bei Fanfictions erwartet.
Zum Schluss kommt ja immer die eigene Meinung, aber ich denke, die wurde schon in der Rezension klar... Gut fand ich das Buch jetzt nicht – aber ich habe auch schon schlechteres gelesen. Da stehen noch diverse Jugend- und Schundliteratur darunter, sowie die meisten Romanzen... aber viel besser wars jetzt auch nicht. Ernsthaft – ich habe schon diverse Geschichten online gelesen, die nicht lektoriert waren, aber besser als dieses Buch geschrieben waren. Ein Pluspunkt ist aber, dass er eine einigermaßen realistische Zukunftsversion gestaltet hat. Das schaffen auch nicht alle Autoren.
Das mach dann 2.75 von 5 Sternen. Da man leider keine 2.75 Sterne verteilen kann, bekommt das Buch leider nur 2 Sterne.