Nigel hat den Pub, in dem er aufwuchs, von seinen Eltern geerbt. Hier lebt er ein zurückgezogenes Leben, ohne Freunde oder Familie. Doch er sieht kein Problem mit seiner Art zu leben, denn er hat ein Geheimnis ...
Nigel hat den Pub, in dem er aufwuchs, von seinen Eltern geerbt. Hier lebt er ein zurückgezogenes Leben, ohne Freunde oder Familie. Doch er sieht kein Problem mit seiner Art zu leben, denn er hat ein Geheimnis in seinem Keller, um das er sich kümmern muss, das ein fixer Teil seines Lebens ist. Obwohl Nigel das Leben eines Kindes führt, hat er eine fixe Arbeit und verdient sein eigenes Geld. Bei der Arbeit trifft er immer wieder die beiden hübschen Frauen Karen und Cheryl, und Nigel hat sich schon seit längerem in Cheryl verkuckt, jedoch noch nie getraut, sie zu sich einzuladen, oder mit ihr etwas zu machen. Doch da laden sich Karen und Cheryl bei ihm ein, und Nigel kann nicht anders, als ja zu sagen. Anfangs ist er dann auch noch voller Vorfreude, doch das Treffen entwickelt sich langsam zur Katastrophe. Und auch das Geheimnis im Keller droht Nigel über den Kopf zu wachsen.
Ich hatte zuvor bereits andere Thriller von Simon Beckett gelesen und hatte eigentlich was ähnliches erwartet. Doch die Geschichte um Nigel war unerwartet anders. Nigel war ein wirklich außergewöhnlicher Protagonist. Er war sehr vielfältig und sehr gut beschrieben. Man wusste immer, was er dacht und fühlte, und dadurch, dass es immer wieder Rückblenden in das bisherige Leben gibt, weiß man, warum Nigel heute der ist, der er ist. Auch wenn Nigel sehr ungewöhnlich ist, ist er der einzige Protagonist, der mir sympathisch wurde. Alle anderen, Nigels Eltern, Karen, Cheryl und Pete, aber auch der Verkäufer am Kiosk und die alten Nachbarn von Nigel, waren nur auf sich bedacht, herrisch, unsympathisch und hatten keinerlei Interesse daran, Nigel zuzuhören oder sich seinen Standpunkt der Welt zu betrachten. Besonders gut gefallen hat mir, dass sich die Handlung nur um Nigel dreht, und alles durch seine Augen beobachtet wurde. Überraschend kam für mich das Ende. Der Schreibstil von Simon Beckett liegt mir nicht, aber man kam trotzdem Flott durch das Buch.
So oder so ist das Buch sehr gelungen und ich kann es wirklich weiterempfehlen, auch wenn es ein Thriller der anderen Art, aber nicht minder spannen ist.
Württemberg im späten 18. Jahrhundert: Charlotte, eine junge Sattlerstochter soll einen Mann heiraten, den sie aber nicht liebt. Sie verlässt den elterlichen Hof und zieht durchs Land, bis sie in die Hände ...
Württemberg im späten 18. Jahrhundert: Charlotte, eine junge Sattlerstochter soll einen Mann heiraten, den sie aber nicht liebt. Sie verlässt den elterlichen Hof und zieht durchs Land, bis sie in die Hände einer gefährlichen Räuberbande fällt und von dieser gezwungen wird, das fürstliche Gestüt Marbach auszukundschaften. Um auf dem Gestüt arbeiten zu können muss sie allerdings ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und innerhalb weniger Tage einen prunkvollen Sattel für den Herzog herstellen. Doch Charlotte darf auch nicht die Liebe unterschätzen.
Der Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig zu lesen. Und auch an Spannung mangelte es das ganze Buch über nicht. Die Charaktere waren interessant und sympathisch, aber nicht besonders facettenreich. Immer wieder kamen leider im Buch Stellen Buch vor, die mir unlogisch und an den Haaren herbeigezogen vorkamen. Interessant war allerdings die Recherchearbeit über Friedrich Schiller, und mir gefiel besonders, dass am Anfang jedes Kapitels ein Zitat aus einem der Werke Schillers, meist aus Die Räuber angeführt wurde.
Letztendlich ist das Buch gut geschrieben, in meinen Augen jedoch nichts besonderes, trotzdem nicht weniger lesenswert.
Dima kommt zusammen mit seiner Mutter neu in das Städtchen Fontainbridge. Schnell stellen die beiden fest, dass sich hier scheinbar alles um Weihnachten zu drehen scheint. Und so sind auch die Winters, ...
Dima kommt zusammen mit seiner Mutter neu in das Städtchen Fontainbridge. Schnell stellen die beiden fest, dass sich hier scheinbar alles um Weihnachten zu drehen scheint. Und so sind auch die Winters, die Nachbarfamilie, fanatische Weihnachtsfans und Luis, der Sohn der Familie meldet sich rasch als Tourguide, um Dima in die weihnachtlichen Traditionen der Stadt einzuweihen. Schnell kommen die beiden sich näher, doch während Luis mit sich und seiner Identität im Reinen ist, scheint Dima noch ein wenig in der Selbstfindungsühase festzustecken.
Gerade habe ich viel Stress rund um mich herum und habe dringend was gebraucht, was mich leicht unterhaltet und wo ich den Kopf ausschalten kann. Einfach etwas fürs Herz. Und in diesem Roman findet man sehr gut auch soetwas. Nur bin ich wahrscheinlich schon ein wenig zu alt für die Geschichte. So hat mir das Setting leider nicht ganz so gut gefallen. Es war mir viel zu viel Bling-Bling und Weihnachtskitsch. Nußknacker-Dekorier-Wettbewerb und andere Wettbewerbe, die nicht das Weihnachten repräsentieren, dass ich persönlich feiere und mich dementsprechend auch kaum in Weihnachtsstimmung versetzen konnten. Auch hätte die Kleinstadt abseits von Weihnachten ein wenig mehr Charakter und Substanz vertragen, denn sie war für mich ansonsten nur recht schwer greifbar.
Das gleiche gilt auch für den Großteil der handelnden Figuren. Dima und Luis sind ganz okay, einigermaßen gut beschrieben und gerade Dima macht auch eine interessante Charakterentwicklung durch. Aber der Rest der Figuren war für mich zu sehr ein Einheitsbrei, bzw. manche insbesondere Hannah und Alec, die besten Freunde Luis' waren für mich zu klischeehaft und teilweise ein wenig nervtötend. So richtige Besties aus Jugendfilm und -buch, mit denen im echten Leben aber glaube ich kaum jemand großartig etwas anfangen könnte.
In der Mitte des Buches fand ich die Geschichte auch ein wenig zäh, der Autor hat stellenweiße Spannungspotential verschenkt. Gerade aber das Ende war dann doch sehr angenehm und wohltuend, und hat ein paar Überraschungen, manche mehr manche weniger erwartbar mitgebracht.
Insgesamt ein tolles Buch für die kuschelige Weihnachtszeit und gerade für Teenager sehr zu empfehlen. Ich habe mich halt alterstechnisch nicht mehr ganz angesprochen gefühlt.
Durga, halb Inderin, halb Deutsche, hat gerade ihre freiheitsliebende Mutter verloren, als sie nach London kommt, um an einer Neuverfilmung eines Poirot-Filmes mitzuarbeiten. Dieser soll ganz im Zeichen ...
Durga, halb Inderin, halb Deutsche, hat gerade ihre freiheitsliebende Mutter verloren, als sie nach London kommt, um an einer Neuverfilmung eines Poirot-Filmes mitzuarbeiten. Dieser soll ganz im Zeichen des Postkolonialismus und der Aufarbeitung rassistischer Stereotype stehen. Für viele der Brit:innen, die gerade den Tod ihrer Queen zu betrauern haben, kommt nun dieser vermeindliche Angriff auf ihre geheiligte Agatha Christie wie ein Angriff auf ihr Leben selbst. Und so muss sich Durga nicht nur mit ihrer eigenen Trauer auseinandersetzen, sondern auch mit Menschen, die kaum dazu bereit sind, über die porblematischen Aspekte ihres Kulturgutes zu diskutieren. Doch plötzlich findet sie sich im Jahr 1906 wieder, im India House, umgeben von Kämpfern für die indische Unabhängigkeit.
Ich fand die Idee ganz hervorragend, die heutigen Diskussionen über Kolonialismus bzw. Postkolnialismus den Vorstellungen und Sichtweisen der Freiheitskämpfer, die noch mitten in diesem Kolonialismus feststecken, gegenüberzustellen und so die Möglichkeit zu schaffen, diese direkt zu vergleichen. Vor allem weil der Klappentext gerade was die Handlung in der Vergangenheit angeht, durchaus rasant und handlungstechnisch spannend zu versprechen scheint. Allerdings hat gerade die erste Hälfte des Buches ein ganz substanzielles Problem. Die Handlung dreht sich nur um die Vorstellung von mehr oder minder wichtigen Figuren, vor allem im kolonialen Handlungsstrang, und aus sehr vielen Diskussionen über Indien, die richtige Form des Widerstandes, die Frage nach Identität und Religion und noch viel mehr. Zu lesen durchaus interessant, da einerseits neue Aspekte zum indischen Freiheitskampf und vor allem auch zu dessen postkolonialer Entwicklung, insbesondere des Hindutva thematisiert werden. Allerdings fehlte es an sonstiger Handlung, ganz einfach. Man handelt sich quasi von Podiumsdiskussion zu Podiumsdiskussion, hin und her zwischen Indiahouse, 1906 und den Drehbuchautor:innen 2022. Die Autorin versäumt hier definitiv die Gelegenheit, der Geschichte mehr Tiefe zu geben, neben dem informierenden Aspekt auch noch Spannung miteinzubauen. Das sie es kann, beweist sie ja in der zweiten Hälfte des Romanes. Hier bekommt gerade der historische Handlungsstrang Fahrt und ein Ziel, auf dass er zuzusteuern scheint. Über das ganze Buch erstreckt sich aber meine Verwirrung, bzw. abwartende Haltung, wie sich der Zusammenhang zwischen Handlung in den Jahren 2022 und 1906, und Durgas Mutter ergibt. Diese spielt zwar immer wieder eine Rolle und wird von Durgas Gedanken- und Gefühlswelt immer wieder aufgegriffen, das Buch hätte meiner Meinung nach aber auch sehr gut ohne der Mutter funktioniert.
Neben der inhaltlichen Einseitigkeit hatte ich allerdings auch die eine oder andere Schwierigkeit mit den Figuren. Egal ob im India House oder im Kollegium Durgas, wir begenen zwar ständig den gleichen Figuren, allerdings musste ich immer wieder am Ende des Buches in den Personenbeschreibungen, oder dem Cast, wie es hier kreativ genannt wird, nachzuschauen, mit wem ich eigentlich gerade interagiere. Denn leider verschwimmen diese bis auf wenige Ausnahmen recht stark zu einem Einheitsbrei. Und so habe ich mir durchaus die Frage gestellt, ob nun ein Mangel an charakterlicher Tiefenzeichnung durch die Irrelevanz für die Handlung oder mangelnde Fähigkeiten der Autorin gegeben sind. Wie dem auch sei, mit Durga, bzw. ihrem Pendant im Jahr 1906 wurde ich auch nicht so richtig warm. Stellenweise kommt sie mir dann doch sehr naiv vor und hat mich zeitenweise doch ziemlich genervt. Dadurch, dass sie die Hauptfigur ist, haben wir jedoch deutlich mehr Substanz, als bei den anderen Protagonist:innen, gerade dadurch, dass wir einen mehr oder minder starken Prozess der Reflektion erleben. Und auch den Leser:innen wird vor Augen geführt, wie Theorien zur Revolution und damit einhergehenden moralischen Aspekten auf die Probe gestellt werden. So stellt sich sicherlich nicht nur Durga die Frage, ob pazifistischer Widerstand nicht gerade dadurch menschenverachtend und falsch ist, dass er ein mindestmaß an menschlichen Kollateralschäden erfordert.
Ansonsten maschieren mehr oder minder bekannte Persönlichkeiten der Geschichte, der Literatur und der damaligen gesellschaftlichen Bewegungen durch das Bild. So machen wir Bekanntschaft mit Ghandi, Sherlock Holmes und den Suffragetten. Manchmal cringe, aber insgesamt ziemlich amüsant und auflockernd.
Insgesamt hört sich das ganze jetzt ziemlich negativ an, trotz all der Mängel hat das Buch dennoch sehr stark zum Nachdenken angeregt und mich gerade in der zweiten Hälfte auch sehr gut unterhalten. Und am Ende, nachdem ich das Buch zugeklapt und beiseite gelegt habe, hat ein gutes und angenehmes Gefühl nachgehallt. Und auch wenn ich einige Abstriche machen musste, so kann ich das Buch gerade wegen dem Inhalt sehr empfehlen, muss allerdings sagen, dass ein wenig Vorwissen zum Hindutva oder auch zu den Versuchen der indischen Unabhängigkeit vor dem Ersten Weltkrieg sehr von Vorteil sind.
Johnnie Roane kommt nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kleinstadt in Connecticut zurück, in der er aufgewachsen ist. Mehrere Jahre war er weg, und nun möchte er sein Leben und seine Ehe mit der schönen ...
Johnnie Roane kommt nach dem Zweiten Weltkrieg in die Kleinstadt in Connecticut zurück, in der er aufgewachsen ist. Mehrere Jahre war er weg, und nun möchte er sein Leben und seine Ehe mit der schönen Glory wiederaufnehmen. Doch schnell muss er merken, dass das Idyll und der Zusammenhalt, den man von einer Kleinstadt erwartet, nicht realitätsferner sein könnte.
Am Klappentext wird uns Johnnie als der gute Mann, der aus dem Krieg nachhause kommt, angepriesen, der nun auf erschreckende Weiße feststellen muss, dass die Menschen in seiner Heimat rassistisch und auch sonst schlecht sind. Und so habe ich mir eigentlich erwartet, eine Geschichte zu lesen, in der die Probleme und die Voreingenommenheit einer amerikanischen Kleinstadt auf die Realitäten des moderenen Zeitalters stoßen. Eine Aufarbeitung von Themen wie Rassismus, Antisemitismus oder die Emanzipation der Frau. Im Endeffekt bekommt man leider nur eine lauwarme Gesichte über kleinstädtisches Drama. Immerhin aber in literarisch ansprechendem Mantel.
Erzählt wird die Geschichte vom "Doc", der der betrieber des lokalen Drugstores ist, und alle handelnden Personen eigentlich ziemlich gut kennt. Dann hätten wir noch die alte Mrs. Gramby, die irgendwie die moralisch hochwertige Figur des Romanes darstellen soll, den Taxifahrer, den alle nur wegen seines Aussehens und Verhaltens das Wiesel nennen, einen stadtbekannten Schürzenjäger und noch so andere Ausgeburten des menschlichen Abgrundes. Jedenfalls spielt Johnnie nur eine untergeordnete Rolle. Seine Ankunft ist nur der Stein, der die Geschichte ins Rollen bringt. Und auch die Eheprobleme zwischen ihm und seiner Frau Glory sind von recht minder tragender Rolle. In Wirklichkeit ist der Hauptstrang der Geschichte der Machtkampf zwischen Mrs. Gramby und ihrer abstoßenden Schwiegertochter.
Inhaltlich musste ich dann leider sehr schnell merken, dass die Auseinandersetzung mit dem Reaktionismus der Bevölkerung nicht wirklich stattfindet. Immer wieder sind geschickt rassistische, antiirische oder antisemtische Spitzen versteckt, die die fortschrittsscheue Bevölkerung der Stadt ins schlechte Licht rücken soll. Per se valide, denn ein Roman im ländlichen Amerika der unmittelbaren Nachkriegszeit kommt nur sehr schwer ohne dessen aus, das problematische gesellschaftliche Bild der meisten Bewohner:innen dieser Gegend zu behandeln. Allerdings sind die "guten" in der Geschichte zwar keine Rassisten, oder Antisemiten. Mrs. Gramby beschäftigt ein dunkelheutiges Dienstmädchen, einen portugisischen Gärtner und einen Koch, über den wir nicht mehr erfahren, als dass er einen ausländischen Akzent hat und aussieht wie ein Schwein. Mrs. Gramby ist nett zu diesen Angestellten und behandelt sie wie ihresgleichen. Mrs. Gramby ist also gut. No Front, ist sie nicht. Zumindest nach meinen Maßstäben. Es fiel mir wirklich schwer, die gute Frau beim Lesen ernst zu nehmen, geschweige denn, Sympathien für sie zu entwickeln. Sie ist herrisch, fresssüchtig, eitel und hält sich selbst für die moralisch höchste Instanz. Ihre Schwiegertochter ist zwar ein noch schlechterer Mensch, dennoch konnte ich diese in vielen Aspekten, was den Hass auf Mrs. Gramby anging, wirklich sehr gut verstehen.
Auch wenn die Charaktere so ziemlich alle des Todes unsympathisch sind, so kann man der Autorin dennoch ein großes Lob aussprechen. Denn die Ausgestaltung dieser ist sehr gut gelungen. Untragbar, aber realitätsnahe, und in den meisten Fällen auch facettenreich. Man hat definitv keinen Einheitsbrei an Figuren und auch die "böse" Seite des Figurensets unterscheidet untereinander durch Einzigartigkeit.
Leider muss ich sagen, dass es mir so vorkommt, dass das Buch einem nur beweisen will, wie schlecht die Menschheit ist, es aber immer noch diejnigen gibt, die es nicht sind. Dieser Beweis des Guten überflügelt leider den Rest der Geschichte, sodass diese nicht so ganz gut ausgefeilt ist, und ich bei manchen geschilderten Szenen mich immer wieder fragen musste, wo nun eigentlich der konstruktive Beitrag für das Fortschreiten der Geschichte läge; Im Umkehrschluss gibt es dann auch Stellen, die Potential für Konflikte oder eine weitere Ausarbeitung gehabt hätten, nur leider dann links liegen gelassen wurden.
Die Moral der Geschichte ist letztendlich, dass die Menschheit verdorben ist. Dafür hätte ich das Bucht nicht gebraucht. Dementsprechend leider nur eine mittelmäßige Milieustudie der amerikanischen Kleinstadt im vordigitalen Zeitalter.