Ein Kind auf der Flucht
Javier Zamora ist als Kind von El Salvador in die USA geflüchtet, seinen Eltern hinterher, die bereits vor Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen waren. Er kann sich kaum noch an sie erinnern. Doch sie wollen ...
Javier Zamora ist als Kind von El Salvador in die USA geflüchtet, seinen Eltern hinterher, die bereits vor Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen waren. Er kann sich kaum noch an sie erinnern. Doch sie wollen ihn zu sich holen, und deshalb beauftragen sie einen Schlepper, der ihren Sohn quer durch Mittelamerika schleusen soll. Alle rechnen mit einer Reise von ca. zwei Wochen. Niemand ahnt, was auf den neunjährigen Jungen zukommt. Er reist allein in einer Gruppe fremder Erwachsener und findet sich eine kleine Ersatzfamilie auf dem gefährlichen Weg in die USA. Denn Gefahren lauern überall: schussbereite Gewehre, Täuschungen, über allem die Einsamkeit. Und doch finden die Flüchtlinge auch immer wieder Freundlichkeit und Hilfe.
Die Geschichte erzählt Javier Zamora selbst, zwanzig Jahre später, aus der Sicht des neunjährigen Jungen, der er damals war. Inzwischen längst erwachsen, hat er nach seiner Ankunft in die USA selten von seinen Erlebnissen gesprochen, zu traumatisch waren die Geschehnisse in diesen ungewissen Wochen. Gerade weil das Buch die Sicht des kleinen Jungen wiedergibt, gehen seine Erzählungen unter die Haut, man fühlt sofort mit, spürt die Ängste und die Einsamkeit des Kindes und hofft, dass die Flucht ihn zu seinen Eltern bringen wird, die er schon so lange nicht mehr gesehen hat, dass er sich kaum noch an sie erinnert und denen er doch entgegenfiebert. Erst durch Javiers Schilderungen bekommt man ein echtes Gefühl dafür, was die Flucht für den kleinen Jungen bedeutet, wie traumatisch sie für ihn war. Die Geschichte ist gespickt von vielen spanischen Redewendungen, die in einem Glossar erklärt werden. Das macht die Geschichte noch authentischer, auch wenn die Lesbarkeit ein bisschen darunter leidet.
Javiers erschütternde Erzählung wird wohl niemanden kalt lassen. Ich empfehle das Buch unbedingt weiter und vergebe alle 5 möglichen Sterne.