"Ganz klar der Ozean"
Richard Powers erzählt die Biografien von vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Auf Makatea im Pazifik lebt Ina Aroita, die ihre Skulpturen aus dem erschafft, was das Meer ihr schenkt. ...
Richard Powers erzählt die Biografien von vier Menschen, die unterschiedlicher nicht sein können. Auf Makatea im Pazifik lebt Ina Aroita, die ihre Skulpturen aus dem erschafft, was das Meer ihr schenkt. Ihr Mann Rafi Young ist ein Büchernarr, verträumt und ehrgeizig, der jedoch an seinen eigenen Ansprüchen scheitert. Sein Freund Todd Keane erfindet ein Spiel mit dem Ziel, die Welt für immer zu verändern. Älter als sie ist Evie Beaulieu, die als Kind ihre Leidenschaft fürs Tauchen und die Unterwasserwelt entdeckt hat und dafür lebt. Sie erleben mit, wie sich die Welt verändert. Evie hat sich mit den Bewohnern des Meeres angefreundet, sie versucht das Spiel der Mantarochen, die auf dem auffälligen Cover abgebildet sind, zu verstehen. Sie sieht, dass der Ozean und mit ihm seine Bewohner sich verändern. Inas jüngstes Werk besteht aus Plastik, denn das ist das Material, was hauptsächlich am Strand zu finden ist. Todd hat es verstanden, aus einer kostenlosen Basisversion ein Spiel zu kreieren, das sich nach den Wünschen seiner Spieler erweitert und damit eine Kundenbindung der besonderen Art geschaffen. Nicht zuletzt dank einer Idee von Rafi.
Die Protagonisten sind authentisch beschrieben, wenn auch nicht immer sympathisch. Ihre Beweggründe werden nachvollziehbar erklärt, was nicht heißt, dass der Leser sie unbedingt teilen muss. Sehr geschickt nutzt Richard Powers unterschiedliche Erzählperspektiven. Die Erzählung wird immer wieder durch einen Ich-Erzähler unterbrochen, erkennbar an den kursiv gedruckten Texten.
Richard Powers ist in meinen Augen ein begnadeter Erzähler, aber er fordert seine Leser. Nicht immer erschließt sich alles auf den ersten Blick, einiges wird zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen, es gibt Vorgriffe und manches erschließt sich erst im Rückblick. So ergeht es mir jedenfalls. Am Ende gibt es ein Ereignis, bei dem ich nicht sicher bin, ob sich das genauso abgespielt haben kann, es erscheint mir nicht realistisch. Vielleicht bin ich hier zu kritisch, vielleicht hat es schlicht dramaturgische Gründe.
Mich lässt der Roman sehr nachdenklich zurück. Todds Traum ist, ein Spiel zu erschaffen, dass die Welt verändert, „auch wenn es das Ende unserer jetzigen bedeutet.“ Wird es am Ende nur Verlierer geben oder gibt es eine Chance, das Gleichgewicht wieder herzustellen?
Fazit: ein großartiger Roman, absolute Leseempfehlung