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Veröffentlicht am 04.10.2024

Wenn Freud und Leid ganz nah beieinander liegen

Die Telefonistinnen - Tage des Zweifels
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Die ersten harten Nachkriegsjahre sind überstanden und es geht langsam aufwärts. Das spüren auch die Telefonistinnen bei der Versicherung Pering in Köln, wo es Veränderungen in der Geschäftsführung gibt. ...

Die ersten harten Nachkriegsjahre sind überstanden und es geht langsam aufwärts. Das spüren auch die Telefonistinnen bei der Versicherung Pering in Köln, wo es Veränderungen in der Geschäftsführung gibt. Doch auch privat stehen bei Hanni, Gisela, Julia, Charlie und Erna die Zeichen auf Umschwung – ob zum Guten oder zum Schlechten sei nicht verraten.

Das Herzensstück dieser historischen Romanreihe sind einfach die Damen aus der Telefonzentrale, die so lebensnah geschildert sind, dass man versucht ist, sich mit Gisela auf ein Stück Buttercremetorte zu treffen oder mit Charlie für die Rechte der Frauen auf die Straße zu gehen. Jawoll, richtig gehört: Das verwöhnte Töchterchen aus höherem Hause entdeckt die Ideale der Frauenbewegung für sich und macht sich direkt daran, diese in der Versicherungsgesellschaft umzusetzen. Dies ist eine weitere große Stärke der Reihe, nämlich die geschickte Einflechtung historischer Ereignisse und Zusammenhänge. Besonders bewegend in diesem Band fand ich das thematisierte Trauma der Kriegsheimkehrer. Eindrucksvoll und einfühlsam werden uns die entsetzlichen Spätfolgen des Krieges vor Augen gehalten und damit ein Stück Zeitgeschichte dokumentiert.

Ich freue mich sehr auf den Abschlussband und spreche für diese Reihe gerne eine Leseempfehlung aus.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Ein Roman wie eine Umarmung

Café Seelenzauber am See
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„Ich liebe Umarmungen. Oftmals sind sie so viel erfüllender als Worte.“

Das ist der Haken an einer Freundschaft plus oder an nicht genau definierten Beziehungen: Früher oder später will einer von beiden ...

„Ich liebe Umarmungen. Oftmals sind sie so viel erfüllender als Worte.“

Das ist der Haken an einer Freundschaft plus oder an nicht genau definierten Beziehungen: Früher oder später will einer von beiden mehr, und dann gerät die Sache in eine emotionale Schieflage. So ergeht es Sarah. Längst reicht es ihr nicht mehr, mit Quirin heimliche Kuschelstunden zu verbringen, während er sie vor seinen Kumpels verleugnet. Als Sarah dann auch noch ihren Job verliert, wertet sie dies als Zeichen, ihr Leben einmal ordentlich zu überdenken und umzukrempeln.

Ach ich mag diese Freundesgruppe am Walchensee einfach so sehr. Im ersten Band der Reihe hatten wir ja Julia und ihren ach so niedlichen Fabio (halt, das darf man ja nicht sagen! Er ist natürlich einfach nur cool!) kennengelernt, und auch die anderen Kumpels von Fabio und Quirin spielen hier wieder eine große Rolle bzw. spielen sogar Liebesbote.
Die ganze Geschichte liest sich wahnsinnig schön und braucht gar keine künstlich aufgebauschten Dramen, sondern punktet mit viel Herz und Seelenwärme. Es ist so wohltuend, wie die Freundinnen füreinander da sind und sich gegenseitig stärken und bekräftigen. Die positive Grundhaltung wird beim Lesen spürbar und hinterlässt nichts als pures Wohlgefühl. In unserer hektischen Zeit sind dies so wichtige Botschaften, und dieser Roman fühlt sich an wie ein Seelenstreicheln oder wie eine innige Umarmung.

Ein wenig Seelenzauber können wir doch alle gut gebrauchen, daher gibt es von mir eine Herzensempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Die schottische Schnapsbrennerin und der Viscount

Sturmjahre
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Schon im vierten Band kehren wir zurück ins Schottland nach dem ersten Weltkrieg zur Familie Dennon / Macay, und in der Familie gibt es diese eine Schwester, die aus der Reihe tanzt: Die eigensinnige Blaire, ...

Schon im vierten Band kehren wir zurück ins Schottland nach dem ersten Weltkrieg zur Familie Dennon / Macay, und in der Familie gibt es diese eine Schwester, die aus der Reihe tanzt: Die eigensinnige Blaire, die auf Konventionen pfeift und in schwierigsten Zeiten einfach mal ihre eigene Destillerie aufbaut. Ganz ehrlich, ich habe mich wirklich gefragt, welchen Partner Blaire einmal an die Seite gestellt bekommt. Vielleicht hat sich Blaire das auch selbst gefragt!

Und nun kommt das große Staunen, denn es ist kein Geringerer als der Viscount, mit dem Isabella Mac Conallta im dritten Band hätte zwangsverheiratet werden sollen. Ein Engländer! Und als wäre das nicht schon „schlimm genug“ für unsere wilde Schottin, ist es auch noch ein schnöseliger Adeliger. Und genau zu dem soll Blaire reisen, um auf seinem Anwesen einen neuen Gin zu kreieren. Den besten Gin. Für den Boss der Edinburgh Lads, den gefürchteten Don Mac Conallta.

Mittlerweile wimmelt es in der Buchreihe schon von vertrauten Gesichtern, so dass man beim Lesen in ein regelrechtes eigenes Universum eintaucht. Die Chemie zwischen Blaire und dem Viscount, den sie nur verächtlich Rochester nennt, war von Anfang an ganz großartig. Da prallten vordergründig Welten aufeinander, doch nach und nach schafft es die Autorin, Schicht um Schicht abzuziehen, so dass am Ende die wahre Blaire und der wahre Henry zu Tage kommen. Das las sich wirklich wunderbar, und ich fand auch die Szenen über die Entwicklung des Gins lebendig und anschaulich geschildert, so dass man beim Lesen beinahe Heidekraut und Wachholder zu riechen glaubte.

Eine wirklich schöne Reihe, und ich fiebere schon sehnsüchtig dem Abschlussband entgegen.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Auf in phantastische Welten

Liga Lexis – Nachtschwarze Worte
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Eine aufregende Reise in ein komplett neues Buchuniversum! Für die Jugendliche Anne steht das Leben von heute auf morgen auf dem Kopf. Sie muss ihre Mutter in Berlin verlassen und in ein ganz besonderes ...

Eine aufregende Reise in ein komplett neues Buchuniversum! Für die Jugendliche Anne steht das Leben von heute auf morgen auf dem Kopf. Sie muss ihre Mutter in Berlin verlassen und in ein ganz besonderes Internat nach Irland ziehen. Dort erfährt Annie, wie sie hier genannt wird, dass sie eine Migra ist. Zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Buchwesen. Bookford Manor bietet ihr ein neues Zuhause und ganz neue Möglichkeiten, auch wenn sie sich hier erst einmal einfinden muss. Zum Glück findet sie in Mac und Fitz rasch Freunde und Verbündete, während sie nicht weiß, was sie von dem rätselhaften Caspian halten soll. Denn es zeigt sich bald, dass ihr nicht alle hier freundlich gesinnt sind.

Dieser Jugendroman ist eine Hommage an all die geliebten Jugendbücher, so dass mir als Bookie das Herz weit aufgegangen ist. Er ist gespickt mit wundervollen Zitaten aus Peter Pan oder Momo, da laufen eben mal Edward und Bella durchs Bild, es ist ein wahres Paradies. Doch trotz aller Anspielungen schafft es die Autorin, eine eigene Welt und eine eigene Geschichte zu erschaffen. Die Spannung und die Gefühle der Story sind dabei perfekt für ein Jugendbuch abgestimmt. Für mich war es vor allem der hohe Wiedererkennungswert mit geliebten Büchern, der den besonderen Charme der Geschichte ausmachte. Ob das jugendlichen Leser*innen auch so geht und die zitierten Werke auch ihnen bekannt sind, bleibt herauszufinden. Für mich jedenfalls war es ein lohnenswerter Ausflug in die Welt meiner Herzensbücher und dazu eine wirklich schön erzählte Abenteuergeschichte in einem neu erschaffenen Buchuniversum.

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Veröffentlicht am 27.09.2024

Vom Fortgehen und Ankommen

Zwei Leben
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„Es war, als hätte sie in ihrem Haus eine Tür gefunden, die sie seit fünfzehn Jahren übersehen hatte.“

Ein Dorf in Süddeutschland in den 1970er Jahren. Die Menschen dort gefangen in Konventionen, gefangen ...

„Es war, als hätte sie in ihrem Haus eine Tür gefunden, die sie seit fünfzehn Jahren übersehen hatte.“

Ein Dorf in Süddeutschland in den 1970er Jahren. Die Menschen dort gefangen in Konventionen, gefangen in alltäglichen Zwängen, in ihrem engen Dasein. Nur einer von ihnen war einmal im Leben frei, ausgerechnet als er in Gefangenschaft war.

Zwei Frauen, die sich sehnen. Nach der Ferne, nach dem freien Leben, nach dem „Mehr“, das es doch geben muss.

Die eine der beiden Frauen ist die junge Roberta, die nach ihrer Schneiderlehre zurück auf den elterlichen Hof kommt und dort sofort wieder in die immer gleichen Abläufe eingepresst wird. Die andere ist Gertrud, die Frau des Pfarrers, die in sich ein Sehnen spürt, ein Ziehen, das sie in die Welt hinauslocken möchte. Ewald Arenz versteht es meisterhaft, uns in dieses kleine Dorf mitzunehmen, die Abläufe des Jahres, die Natur, die gesellschaftlichen Bindungen und Verbindungen. All dies beschreibt er meisterhaft und bedient sich dabei eines Schreibstils, der haargenau Zeit und Ort widerspiegelt und lebendig werden lässt. Die Handlung nimmt sich Zeit, sich zu entfalten, Beziehungen wachsen, Sehnsüchte reifen zu lassen. Hier nun zeigt sich die wahre Meisterschaft des Autors, wenn er die Handlungsstränge geschickt verwebt, Parallelen entstehen und Wege sich kreuzen lässt, und wir erfassen so langsam die wahre Tiefe des Titels und der Handlung.
Und dann birgt dieser Roman noch eine ganz besondere Perle: Selten gibt es diese Charaktere, die nachhallen, die wir im Herzen behalten und von denen wir uns wünschen, es wären wahre Personen. Robertas Opa ist so jemand, der aus einer Geschichte eine Herzensgeschichte macht.

Für mich war es ein großartiges Leseerlebnis in Klang und Geschehen. Klare Leseempfehlung für diesen Roman.

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