In mehrfacher Hinsicht KALTBLÜTIG & zudem auch noch real
KaltblütigAm Freitag, dem 15. November 1959 dringen die beiden ehemaligen Zuchthäusler Richard Hickock und Perry Smith im Schutze der Nacht in das Haus des wohlhabenden Farmers Herbert Clutter ein, das zu dem im ...
Am Freitag, dem 15. November 1959 dringen die beiden ehemaligen Zuchthäusler Richard Hickock und Perry Smith im Schutze der Nacht in das Haus des wohlhabenden Farmers Herbert Clutter ein, das zu dem im US-amerikanischen Westkansas gelegenen Städtchen Holcomb gehört. Er selbst, seine Frau Bonnie und die beiden jüngsten Kinder der Familie, die 16jährige Nancy und der 15jährige Kenyon, werden brutal ermordet.
Der Schriftsteller Truman Capote (geb. 30. 09. 1924 als Truman Streckfus Persons, später vom 2. Ehemann seiner Mutter adoptiert, verstorben am 25. 08. 1984) erstellt geradezu akribisch eine Art Protokoll von Vorgeschichte, Tathergang, Ermittlungen, Gerichtsverfahren, Urteil und Vollstreckung.
Er tut dies ohne jede Sensationsaufplusterungsversuche à la BILD-Zeitung, Wertung oder Auslassungen.
So erleben wir Leser die zeitraubenden Wendungen während der Ermittlungen und der Urteilsfindung hautnah mit, ebenso wie deren Auswirkungen auf das Umfeld der mehr oder weniger involvierten Personen wie Nachbarn, Freunde und Familien der Opfer, Ermittler und Täter.
Capotes Stil ist so sachlich, dass man es fast auch als "kaltblütig" bezeichnen könnte.
Trotzdem oder vielleicht gerade deshalb berührt das Gelesene sehr. Capote fängt Stimmungen wie Angst, Misstrauen, Verzweiflung sehr gut ein und regt zu Überlegungen pro und kontra Todesstrafe generell und in diesem besonderen Fall an.
Er erschuf mit diesem Werk ein neues Genre, das man heutzutage als "True Crime" bezeichnet.
Obwohl unsere Nachrichten derzeit voll von Krieg, Mord und Tod sind, wird mir dieses Buch von Truman Capote lange in Erinnerung bleiben.