Cover-Bild Das Wohlbefinden
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 17.08.2024
  • ISBN: 9783608986853
Ulla Lenze

Das Wohlbefinden

Roman | Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024

»Ulla Lenze schreibt eine tolle, empfindungsintensive Prosa. Echt und wahr und ehrlich.« David Wagner

Die Fabrikarbeiterin Anna wird als Medium verehrt, Johanna Schellmann ist Schriftstellerin. In den Heilstätten Beelitz entsteht eine Verbindung zwischen den ungleichen Frauen, von der beide profitieren – bis der Kampf um Anerkennung und Aufstieg sie zu Rivalinnen macht. Ulla Lenze hat in ihrer unvergleichlich kristallinen Prosa einen großen Roman über die Verführungskraft der Selbsterlösung geschrieben.  

Versteckt in den Kiefernwäldern vor den Toren Berlins liegen die Arbeiter-Lungenheilstätten Beelitz. Als sich die Fabrikarbeiterin Anna Brenner und die Schriftstellerin Johanna Schellmann hier im Jahr 1907 begegnen, hat das für beide Frauen existenzielle Folgen. Anna gilt als hellsichtig, und obwohl die Avantgarde der Kaiserzeit begeistert mit dem Okkulten experimentiert, wird Annas wachsende Anhängerschaft für den Leiter der Heilstätten zum Problem. In Johanna legt die Begegnung eine tief verschüttete Spiritualität frei, und sie ahnt, dass Anna eine Schlüsselrolle in ihrem literarischen Schaffen spielen könnte. Nur: Anna lässt sich nicht vereinnahmen, von niemandem. Sechzig Jahre später versucht Johanna Schellmann Worte für ihre Verstrickungen in der Vergangenheit zu finden, doch erst Vanessa, ihre Urenkelin, bringt Licht ins Dunkel – mitten in einem luxussanierten Beelitz, durch das noch die Geister der Vergangenheit wehen. Vom Kaiserreich bis in die Gegenwart porträtiert Ulla Lenze drei Frauenleben, die Befreiung und Aufstieg erfahren und sich doch nicht vor dem drohenden Bedeutungsverlust retten können.   

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2024

Etwas schwer nachzuvollziehen

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Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, es kam mir von der Thematik her so unglaublich spannend vor. Als ich es in den Händen hielt, brannte ich förmlich darauf, zu beginnen und überlegte bereits, wie ...

Dieses Buch wollte ich unbedingt lesen, es kam mir von der Thematik her so unglaublich spannend vor. Als ich es in den Händen hielt, brannte ich förmlich darauf, zu beginnen und überlegte bereits, wie ich mich denn soweit zurückhalten könnte, um wirklich nur den jeweils vorgegebenen Abschnitt - ich las es im Rahmen einer Leserunde - zu genießen.

Nun, diese Befürchtung war vollkommen grundlos - leider, muss ich sagen, denn bereits der Einstieg bedeutete für mich den Start in ein ziemliches Wirrwarr und das, obwohl ich einst - zugegeben vor sehr langer Zeit - Geschichte studiert habe und leidenschaftlich gerne Romane über historische Themen lese. So war ich auch auf diesen gekommen: Er handelt von der Autorin Johanna,, die Anfang des 20. Jahrhunderts ein Buch über eine Heilanstalt schreiben wollte und nicht ihren Gatten, einen Arzt, sondern eine ehemalige Insassin dieser Einrichtung, die dem Vernehmen nach hellsichtige Anna zu Rate zog, die zum Verdruss des Gatten bei ihnen einzog.

Die zweite Erzählebene widmet sich Vanessa, der Urenkelin Johannas, die sich auf die Spuren ihrer Ahnin begibt.Und eigentlich gibt es auch noch eine dritte, nämlich Johanna selbst als alte Frau in den 1960er Jahren zur Zeit der Studentenunruhen. Was für tolle Themen!

Doch ach, wie verzwickt wird das alles dargestellt, ich fühlte mich von Beginn an nicht zum Weiterlesen ermuntert, sondern fand mich häufig verwirrt oder gelangweilt mitten in einem Leseabschnitt, von dem ich hoffte, er wäre doch bitte schon längst vorbei. Es fällt mir schwer, es zu beschreiben, aber ich konnte der Handlung oft nicht recht folgen, verlor den Faden , das Interesse oder gar beides.

Nun, ich bin enttäuscht, wobei ich nicht so recht sagen kann, ob von dem Buch oder von mir selbst. Kannte und mochte ich doch bereits einen Roman der Autorin Ulla Lenze, "Der Empfänger", den ich vollkommen anders empfunden habe als diesen hier. Aber es hilft alles nichts, besser kann ich ihn einfach nicht bewerten!

Veröffentlicht am 01.10.2024

Nett, aber wenig Konflikt

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Ich habe das Buch über eine Leserunde gewonnen und ich fand das Thema "Beelitz" interessant. Verglichen mit dem Historien-Roman davor geht das Thema leider unter, stattdessen verstrickt sich die Autorin ...

Ich habe das Buch über eine Leserunde gewonnen und ich fand das Thema "Beelitz" interessant. Verglichen mit dem Historien-Roman davor geht das Thema leider unter, stattdessen verstrickt sich die Autorin in zwei Traumata, die über mehrere Generationen getragen werden.

Rezi enthält Spoiler!

Worum geht es?

Der Text spielt auf drei Ebenen: Im Jahre 1907/08 erleben wir die Schriftstellerin Johanna, die ihren Erfolgsroman schreibt und wir sehen die Vorgänge in Beelitz. Außerdem erleben wir das Medium Anna, das zur Schlüsselfigur wird. Im Jahre 1967 ist Johanna dement und Erinnerungen kommen auf. 2020 findet ihre Urenkelin Vanessa Notizen Johannas, gleichzeitig hadert sie mit ihrem eigenen Leben. Und wieder spielt Beelitz eine Rolle. Über allem schwebt das Thema Okkultismus.

Wie hat mit das Buch gefallen?

Das Cover finde ich toll, es erinnert mich an Wandbilder der 20er Jahre im Jugendstil. Verglichen mit anderen Titelbildern ist es ein bisschen einzigartig - es würde auffallen, aber ich habe das Gefühl, schon ähnliches gesehen zu haben.

Der Inhalt selbst war nett, aber nicht prägnant. Johanna ist eine Frau des Bürgertums, die vom Vater ein Haus geerbt hat und mit einem Arzt verheiratet ist. Dieser verkörpert die Naturwissenschaften im Buch. Im Gegensatz zu Johanna fühlt er sich von Übersinnlichem abgestoßen und sucht ein Heilmittel gegen Tuberkulose. Johanna selbst sieht sich als Autorin, fühlt sich aber von vielem gestört - Geräuschen, ihrem Mann, den Kindern. Umso empfänglicher ist sie für Natur und Übersinnliches. Auf mich wirkte sie hochsensibel. Ihr Problem ist, dass sie es der herrischen Mutter nie recht machen konnte und daher in Anna jemanden findet, der sie unterstützt. Auch in ihre Familie findet sie sich nicht hinein, zu sehr ist sie in der Angst verhaftet "nicht richtig" zu sein.

Anna bleibt bis zum Schluss eine Figur, die man nicht greifen kann, und wahrscheinlich nicht greifen soll. Auch sie hat einen Hang zum Übersinnlichen, sieht Dinge, bevor sie passieren. Sie kommt mit Tuberkulose nach Beelitz und wird gleichermaßen ausgegrenzt und vereehrt. Nach einer Nahtoderfahrung verstärkt sich das Gefühl, dass das Göttliche durch sie spricht, sie wird als Medium, auch missbräulich, erforscht und benutzt. Später dient sie Johanna als Mutterersatz und Muse. Sie schleicht sich aber auch in das Leben der Familie und nutzt ihre Fähigkeiten selbst für Vorführungen. Anhand Annas sehen wir unterschiedliche Strömungen des Okkulten und hinterfragen, welchen Sinn das hat. Viele Figuren im Buch glauben mehr oder weniger daran und es ist nie klar, was fiktiv und was echt ist.

Aus dem Kampf zwischen Übersinnlichem und Naturwissenschaftlichen, verkörpert durch beide Eheleute, entwickelt sich ein Spannungsfeld, das der Roman nur wenig ausnutzt. Stattdessen sehen wir Johanna, die ständig mit sich kämpft, und vom Ehemann sehen wir wenig. Die Auflösung des Konfliktes ist nett, aber nicht überraschend.

Im Roman klingt sovieles an, das man hätte näher ausführen können. Welche gesellschaftliche Funktion das Übersinnliche hatte, wie (vor allem) Frauen ausgenutzt wurden, weil man davon ausgeht, dass sie empfänglicher sind. Wie man mit Menschen umgeht, bei denen das mit einer psychischen Erkrankung einhergeht. Aber auch, dass Beelitz ein fortschrittliches Kurheim war, das aber einen kapitalistischen Hintergrund hatte: Man wollte die Menschen arbeitsfähig machen.

Die anderen Zeitebenen haben für mich die Spannung nur mäßig erhöht. Johannas Demenz zu sehen und zu erkennen, dass sie sich als Schriftstellerin wichtiger empfindet, als sie nach 60 Jahren ist, das war traurig. Vanessa stellt die Verbindung zur Jetzt-Zeit nach und gibt Möglichkeiten für Gesellschaftskritik. Trotzdem hätte ich auf beide Perspektiven verzichten können. Ohnehin hätte ich ganze Absätze überlesen können, ohne, dass ich etwas verpasst hätte.

Die Figuren haben mich emotional nicht gepackt, ich konnte mich mit allen etwas identifizieren, aber ich habe nicht mitgelitten.

Manche Leser:innen haben im Buch einige Verweise an reale Personen gefunden z.B. Rudolf Steiner und Thomas Mann. Wer gern zwischen den Zeilen liest, wird also seine Freude daran haben.

Fazit

Für mich hat das Buch leider nur wenige Spuren hinterlassen. Den Grundkonflikt fand ich auf emotinonaler und gesellschafticher Ebene interessant, es wurde aber zuviel angedeutet, zuviel erzählt.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Verschenkte Sujets

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Die Autorin mäandert planlos zwischen den unterschiedlichsten Themenstellungen herum, von denen manche, isoliert betrachtet, ein lohnendes Sujet abgeben könnten, deren insgesamt aber nur rudimentär durchgeführte ...

Die Autorin mäandert planlos zwischen den unterschiedlichsten Themenstellungen herum, von denen manche, isoliert betrachtet, ein lohnendes Sujet abgeben könnten, deren insgesamt aber nur rudimentär durchgeführte Behandlung für den Leser unbefriedigend bis ärgerlich ist.
Da ist einmal der revolutionäre soziale Aspekt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Arbeiterschicht eine Klinik für die seinerzeit noch unheilbare Tuberkulose zu schaffen. Unvermittelt wird die zur gleichen Zeit hochschwappende Mode des Okkultismus thematisiert. In einem untergeordneten Handlungsstrang wird, Jahre vor der tatsächlichen Entwicklung, die Erfindung des Penicillins vorweggenommen, scheiternd nur an den Kabalen innerhalb der Medizinerclique. In den Zusammenhang wird eine Ehegeschichte eingeflochten, garniert mit Eifersucht und Schuld, deren Protagonistin, bereits integriert in die Sphäre des Paranormalen, durch schriftstellerische Aktivität zum frühen Sprachrohr der Frauenemanzipation erscheint, bevor an eben dieser nach einem Zeitsprung die Probleme beginnender Demenz demonstriert werden. Um das Maß voll zu machen, werden an der Urenkelin alle Symptome moderner Orientierungslosigkeit durchexerziert, sinnig in die Coronaphase verlegt.
Himmel, was für ein Konglomerat!

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