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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.10.2024

Eine Reise zu sich selbst

Reise nach Laredo
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Was für ein verführerischer Gedanke, wenn man nur im Jetzt lebt, leben kann. Es gibt keine Zukunftsängste und die Vergangenheit bleibt unberührt als nicht zu verändernde Tatsache.
Karl war Zeit seines ...

Was für ein verführerischer Gedanke, wenn man nur im Jetzt lebt, leben kann. Es gibt keine Zukunftsängste und die Vergangenheit bleibt unberührt als nicht zu verändernde Tatsache.
Karl war Zeit seines Lebens ein einflussreicher Herrscher, der nun spürt, dass seine letzten Wochen und Tage anbrechen. Zurückgezogen lebt er in einem Kloster in Yuste und trifft dort auf seinen unehelichen Sohn Geronimo, der vor Lebensfreude nur so strotzt. Kurz entschlossen begeben sich beide auf eine Reise nach Laredo, ans Meer. Der Weg dorthin ist auch der Weg in das innere seiner selbst. Karl reflektiert sein Leben mit allen Höhen und Tiefen, seine Entscheidungen, seinen Empfindungen. Es ist eine zu tiefst emotionale Analyse, die versucht darzustellen was am Ende bleibt, was wichtig und bedeutend war.
Arno Geiger verbindet Fiktion und Historie in seinem Roman 'Reise nach Laredo', in dem er Bezug nimmt auf den mächtigen Kaiser Karl V, ihn als Mensch sich selbst betrachten lässt auf einer Reise, die historisch belegt ist. Wortgewaltig präsentiert er eine Geschichte mit ausdrucksstarken Protagonisten, eine ungeschönte Wahrheit als Fazit geschenkter Zeit, die das Leben uns abverlangt.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Romanze mit Tiefgang

Der Plan des Herzens
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Wenn zwei Charakter aufeinandertreffen, die so scheinbar gar nicht zueinander passen, die aber trotz allem miteinander auskommen müssen, weil ein Arbeitsauftrag das verlangt, dann sind Spannungen vorprogrammiert. ...

Wenn zwei Charakter aufeinandertreffen, die so scheinbar gar nicht zueinander passen, die aber trotz allem miteinander auskommen müssen, weil ein Arbeitsauftrag das verlangt, dann sind Spannungen vorprogrammiert. Als der in sich gekehrte Burke und die vor Lebensfreude nur so sprudelnde Charlotte sich bei der Restaurierung eines alten Hauses begegnen, sind Missstimmungen ganz offensichtlich. Es braucht schon einen kleinen Anschubser, um den beiden die Augen zu öffnen.
Karla Sorensen schafft es in ihrem Roman 'Der Plan des Herzens' zwei authentische Charaktere in den Mittelpunkt ihrer gefühlvollen Geschichte zu stellen, die das Leben geprägt hat und sich nun dem Offensichtlichen zu stellen haben. Die Vergangenheit hat tiefe Spuren hinterlassen, die sehr unterschiedlich verarbeitet wurden und sich natürlich auf die Gegenwart auswirken. Die aus wechselnder Ich Perspektive geschriebene Handlung schafft es, tiefe Einblicke in die Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten zu vermitteln.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Brisante historische Ereignisse

Die Mitford Schwestern
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In die Reihe 'Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte', herausgegeben vom Verlag Kiepenheuer & Witsch, reiht sich als sechster Band der von Marie Benedict geschriebene Roman 'Die Mitford Schwestern' ...

In die Reihe 'Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte', herausgegeben vom Verlag Kiepenheuer & Witsch, reiht sich als sechster Band der von Marie Benedict geschriebene Roman 'Die Mitford Schwestern' ein. Die Bestsellerautorin präsentiert eine brisante Geschichte um die drei schillernden Schwestern Unity, Nancy und Diana, die durch akribische Recherchearbeit historisch belegter Tatsachen besticht. Die Familie entstammt dem alten englischen Adel, verlor durch Fehlentscheidungen ihr finanzielles Polster, pflegte dennoch Beziehungen zur Upper Class bis hin zum Königshaus.
Die eigenwilligen jungen Damen Unity und Diana gehen äußerst konsequent ihren eigenen Weg, leben ungeachtet möglicher Konsequenzen ihre Überzeugungen aus und geraten schließlich durch ihre offen zu Tage getragene Zuneigung zu Personen aus den Reihen deutscher Nazis und englischer Rechtsnationaler in einen Konflikt, der nicht nur familiäre Auswirkungen haben könnte. Das wiederum bringt Nancy in arge Bedrängnis mit weitreichenden Folgen.
Mir war dieses Stück Geschichte bisher unbekannt, umso interessierter war ich daran, diesen Roman zu lesen. Er ist abwechselnd aus der Ich-Perspektive der drei Schwestern in einem leicht zu lesenden Schreibstil verfasst und bekommt meine Empfehlung, sich auf ihn einzulassen.

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Veröffentlicht am 05.10.2024

Die Kunst der Performance

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Juno ist Performancekünstlerin, um die fünfzig Jahre alt und hangelt sich mit kleineren Jobs und finanziellen Unterstützungen durchs Leben. Gemeinsam mit ihrem schwerkranken Mann Jupiter, der an den Rollstuhl ...

Juno ist Performancekünstlerin, um die fünfzig Jahre alt und hangelt sich mit kleineren Jobs und finanziellen Unterstützungen durchs Leben. Gemeinsam mit ihrem schwerkranken Mann Jupiter, der an den Rollstuhl gefesselt ist, immer mehr auf ihre Hilfe angewiesen ist, lebt sie in Leipzig, in einer Wohnung, die nicht den Vorzug einer behindertengerechten Einrichtung besitzt. Es fehlen die finanziellen Mittel, das zu verändern. Jupiter schreibt, kann Auszeichnungen und Preise vorweisen. Doch diese Gelder können auch nicht die immer wiederkehrende Flaute im Geldbeutel verhindern, sind jedoch erstaunlicherweise ausreichend, um durch kleine Dinge, Freude ins Herz und ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.
In den schlaflosen Nächten ist Juno auf den Portalen der sozialen Medien unterwegs, bevorzugt in der Love-Scammer-Community. Wobei sie nicht ihre wahre Identität preisgibt, selbst geblockt wird, bis sie eines Tages auf Benu aus Nicaragua trifft. Sie begeben sich auf eine vertraute, fast freundschaftliche Ebene, tauschen sich intensiv aus.
Martina Hefter schreibt eher reduziert als ausschweifend. Klar und akzentuiert formuliert sie ihre Gedanken, denen ich sehr gern gefolgt bin. Die angerissene Themenvielfalt lässt Freiräume für eigene Überlegungen zur Auseinandersetzung mit Aussagen zur Liebe, zum Alltagsleben am Rande der Gesellschaft, zu Rassismus. Auf wenigen Seiten schafft die Autorin es, die kleine Welt Junos zu skizzieren.
Sie steht auf der Short-Liste für den Deutschen Buchpreis 2024.

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Veröffentlicht am 04.10.2024

Verlust, Trauer und Neubeginn

Für immer und ein Jahr
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Jan ist Tischler. Er steht mitten im Leben und arbeitet in einem Beruf, der ihn mit Leib und Seele ausfüllt. Seine kleine Familie Tochter Lina, Sohn Finn und seine Frau Maya geben ihm Halt, lassen die ...

Jan ist Tischler. Er steht mitten im Leben und arbeitet in einem Beruf, der ihn mit Leib und Seele ausfüllt. Seine kleine Familie Tochter Lina, Sohn Finn und seine Frau Maya geben ihm Halt, lassen die gemeinsame Zeit unbeschwert erscheinen. Bis eines Tages die Diagnose Krebs alles verändert. Maya verliert den Kampf gegen diese unbarmherzige Krankheit und lässt ihre Lieblingsmenschen trauernd und sehr unglückliche zurück. Doch in den letzten Wochen ihres Lebens trifft sie bestmöglich so manche Vorbereitung, um das weitere Leben, insbesondere das von Jan in Bahnen zu lenken, die ihm Halt und Stütze gegen sollen. Sie kennt ihren Mann sehr gut und weiß, dass er grundlegende Veränderungen in seiner Einstellung zum Leben im Allgemeinen und im Besonderen vornehmen muss zur Überwindung der auf ihn zukommenden Krise. Ein Geburtstagskalender, mit dem keine leichten Aufgaben verbunden sind, steht dabei im Mittelpunkt.
Stefanie Hansen erzählt in ihrem wunderschönen, zu Herzen gehenden Roman 'Für immer und ein Jahr' aus der Sicht des Protagonisten Jan eine Geschichte, die wahre Begebenheiten mit Fiktion verknüpft. Trotz der Schwere so ernster Themen wie Verlust und Trauer schafft die Autorin es, nicht zuletzt auch durch schräge Charaktere und hoffnungsvolle Ausblicke, das Geschehen aufzulockern, die Tränen zu trocknen. Ihr Schreibstil lässt den Leser mit viel Vergnügen über die Seiten gleiten. Ich konnte tief eintauchen in die Erzählung, fühlte mich als Begleiter im Setting.
Ich gebe diesem Buch sehr gern meine Leseempfehlung.

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