Mutterschaft und Selbstverwirklichung: Gaia Manzini über die Komplexität des Lebens
Für uns gibt es keinen NamenGaia Manzinis Roman Für uns gibt es keinen Namen erzählt die Geschichte der jungen Ada, die mit 17 Jahren Mutter wurde und ihre Tochter Claudia bei den Großeltern am Lago Maggiore aufwachsen ließ. Während ...
Gaia Manzinis Roman Für uns gibt es keinen Namen erzählt die Geschichte der jungen Ada, die mit 17 Jahren Mutter wurde und ihre Tochter Claudia bei den Großeltern am Lago Maggiore aufwachsen ließ. Während Claudia nach ihrem Studium in Mailand Fuß fasst und dort den charmanten, aber homosexuellen Alessio kennenlernt, entwickelt sich zwischen ihnen eine unkonventionelle Freundschaft. Der Roman beleuchtet die schwierigen Beziehungen zwischen Ada, ihrer Tochter und den Menschen in ihrem Umfeld und stellt Fragen nach Identität, Mutterschaft und Selbstfindung. Gaia Manzini, eine vielfach nominierte italienische Autorin, ist für ihren mutigen und facettenreichen Schreibstil bekannt.
Worum geht's genau?
Der Roman entfaltet sich um das komplexe Leben von Ada und ihrer Tochter Claudia, die beide auf unterschiedliche Weise versuchen, ihren Platz in der Welt zu finden. Ada, die sich nach ihrer frühen Mutterschaft von der Gesellschaft distanziert fühlt, kämpft darum, ihre Rolle als Mutter mit ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung zu vereinen. Claudia hingegen steht vor der Herausforderung, ihren eigenen Weg zu gehen, ohne sich von ihrer schwierigen Kindheit definieren zu lassen. Die Beziehung zwischen den beiden ist von Spannungen geprägt, während Claudia in ihrer Freundschaft mit Alessio einen Menschen findet, der ihr nahesteht, jedoch nie die klassische Rolle eines Partners einnehmen kann.
Meine Meinung
Ich habe den Roman im Rahmen einer Leserunde erhalten, die jedoch leider nicht zustande kam. Dennoch habe ich das Buch selbstständig gelesen. Der Einstieg fiel mir leider ziemlich schwer, aber ich bin froh, dass ich drangeblieben bin. Die Geschichte hat dann nämlich fahrt aufgenommen und mir doch noch sehr gut gefallen. Die Charaktere, insbesondere Ada, sind vielschichtig und ihre Suche nach Identität und Selbstakzeptanz zieht sich wie ein roter Faden durch die Erzählung. Adas Reise zu sich selbst und ihre inneren Konflikte wirkten sehr authentisch und berührend.
Einige sprachliche Konstruktionen haben jedoch meinen Lesefluss gestört. Ich vermute, dass dies der Übersetzung geschuldet ist (bspw. wenn von Flugplatz statt Flughafen die Rede ist). Trotz dieser sprachlichen Hürden vermittelt der Roman eine starke emotionale Tiefe. Manzini nutzt eine distanzierte, nüchterne Sprache, um Adas Zerrissenheit und Einsamkeit darzustellen, die sich aus der Spannung zwischen beruflichem Erfolg und ihrer Rolle als alleinerziehende Mutter ergibt. Besonders beeindruckend ist, dass die Autorin dieses Szenario nicht romantisiert, sondern realistisch und wertungsfrei schildert. Das macht den Roman gerade im katholisch geprägten Italien zu einem mutigen und wichtigen Werk.
Die Vielfalt der thematisierten Beziehungen, die fernab klassischer Normen existieren, gibt dem Roman eine besondere Relevanz. Manzini zeigt auf, dass es im Leben keine einfachen Antworten auf Fragen der Identität und Mutterschaft gibt. Allerdings war es für mich durch die erzählerischen Sprünge nicht immer leicht, der Geschichte zu folgen, was hin und wieder zu Verwirrung führte.
Das Cover des Buches konnte mich nicht überzeugen. Ich fand es eher unscheinbar und denke, dass es in einer Buchhandlung nicht meine Aufmerksamkeit erregt hätte. Es ist schade, denn ich wäre beinahe an einem Werk vorbeigegangen, das inhaltlich sehr viel zu bieten hat. Ähnlich ging es mir auch mit einem anderen Buch des Verlags, "Und dann sind wir gerettet" von Alessandra Carati, das ebenfalls thematisch stark und lesenswert ist.
Fazit
Für uns gibt es keinen Namen ist ein tiefgründiger Roman, der auf einfühlsame Weise das Leben einer Frau zwischen Mutterschaft und Selbstfindung beschreibt. Gaia Manzini gelingt es, gesellschaftliche und persönliche Konflikte authentisch darzustellen, auch wenn sprachliche Stolpersteine und narrative Sprünge den Lesefluss gelegentlich behindern. Ein lesenswerter Roman, der 4 von 5 Sternen verdient.