Tiefsinnig ohne zu beschweren
Josie und Rena sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Anton in ihre Stufe wechselte, nahmen sie ihn freundschaftlich auf. Beide verlieben sich für kurze Zeit in ihn, doch er sagte ihnen, dass er ...
Josie und Rena sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Als Anton in ihre Stufe wechselte, nahmen sie ihn freundschaftlich auf. Beide verlieben sich für kurze Zeit in ihn, doch er sagte ihnen, dass er Frauen nichts abgewinnen kann. Rena hat sich mit den beiden in der Sauna verabredet, weil sie etwas Wichtiges mit ihnen besprechen will. Josie hat ein ungünstiges Verhältnis zu ihrem Körper. Sie hasst es, wenn ihr weicher weißer Körper sich in alle Richtungen ausbreitet und ist dann nur noch damit beschäftigt, wie die anderen sie sehen könnten. Obwohl sie sich dann vehement sagt: „Dein Körperbild ist nur eine Folge der Marketingstrategie“, fühlt sie sich dadurch selten wohler.
Rena berichtet, dass sie vor zwei Wochen umgekippt ist. Sie bekam keine Luft mehr und fiel einfach um. Im Krankenhaus erfuhr sie, dass einer ihrer Lungenflügel kollabiert ist. Während sie weg war, hatte sie sich von außen betrachtet, dann habe sie in ein Licht gehen wollen, das so ansprechend war, wie nie eine Lichtquelle zuvor, aber ihr Vater habe sich zwischen sie und den gleißenden Schein gestellt und dann sei sie wieder in ihren Körper gesogen worden. Sie sei jetzt halbwegs stabil müsse jedoch operiert werden. Und deshalb wolle sie ein paar Dinge in ihrem Leben verändern. Josie starrt sie an, begreift nicht das Ausmaß dessen, was Rena da erzählt und Anton sind die schlauen Sprüche ausgegangen mit denen er die beiden sonst nervt.
Rena ist sehr diszipliniert, denn wenn sie sich anstrengt ist ihre Mutter stolz auf sie. Josie ist mit dem Gedanken aufgewachsen, dass sie sich anstrengen muss, weil auch ihre Mutter und deren Mutter so dachten. Ihre Eltern haben ein Büdchen und arbeiten sechs Tage die Woche von früh morgens bis spät abends. Josies Mutter ist so pragmatisch, dass in Josie regelmäßig Zorn aufsteigt. Ihr Essverhalten hat sie mittlerweile im Griff, das Kalorienzählen aufgegeben, doch sie kann sich schlecht abgrenzen. Und dann hat Rena eine Idee mit deren Hilfe Josie eine Grenzerfahrung macht, die zu ihrer Obsession wird.
Fazit: Elli Kolb ist mit einem wundervollen Debüt gestartet. Sie hat drei Freunde fürs Leben verbunden, die versuchen ihren Alltag zu meistern. Die jungen Frauen stoßen an ihre körperlichen Grenzen. Josie findet in sich einen Raum, der ihr gehört, während Rena zuerst um ihr Leben und dann um ihre Integrität kämpft. Die Geschichte zeigt die Schwierigkeiten junger Menschen in einer Gesellschaft, die auf Leistung getrimmt ist. Die Stimmfarbe ist jung, frisch, voller guter Dialoge und Gedanken, die mir Josies Selbstbild nahebringen. Für alle Leser*innen, die „22 Bahnen“ oder „der Bademeister ohne Himmel“ mochten. Feine tiefgründige Unterhaltung ohne großartig zu beschweren.