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Veröffentlicht am 03.07.2018

Es bleiben Erinnerungen

Eine Liebe, in Gedanken
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Wenn nahe Angehörige versterben ist das natürlich immer eine äußerst emotionale und belastende Situation. Wenn die eigene Mutter stirbt verstärken sich diese Emotionen um ein Vielfaches.

Wie man diesen ...

Wenn nahe Angehörige versterben ist das natürlich immer eine äußerst emotionale und belastende Situation. Wenn die eigene Mutter stirbt verstärken sich diese Emotionen um ein Vielfaches.

Wie man diesen Moment erlebt, und durchlebt, kann man nicht vorhersagen oder planen. Besonders wenn man in den letzten Stunden nicht da gewesen ist, aus welchen Gründen auch immer.
Toni's Tochter war nicht bei ihrer Mutter, obwohl ein Besuch geplant war für diesen Abend, es ging der Mutter nicht gut, sie wollte lieber allein sein und der Tochter die lange Fahrt nicht zumuten. Am nächsten Morgen ist sie tot.

Gleich zu Beginn des Buches durchlebt die Tochter ein imaginäres Gespräch mit ihrer verstorbenen Mutter über ihre letzten Stunden und das Auffinden. Sehr leicht, fast etwas ironisch geht die Autorin durch diese Situation, in der der Charakter der Mutter auf den Punkt gebracht wird, ihre Art zu leben kommt in dieser kurzen Szene zum Ausdruck. Von der Tochter erfährt der Leser eher wenig, die Kapitel im Buch wechseln zwischen Szenen aus Toni's Leben und Momenten in denen wir die Tochter dabei begleiten, wie sie die Hinterlassenschaften ihrer Mutter auflöst.

Die Geschichte um Toni umfasst in erster Linie ihre Liebe zu Edgar. Eine Liebe, die letztlich keine Zukunft hatte, aber in Gedanken immer Bestand.
Die Autorin beschreibt diese Liebe mit wunderbar greifbaren Worten. Sehr bildhaft kann der Leser dem Geschehen folgen. Die Eigenarten der damaligen Zeit sind im Verhalten der Personen gut dargestellt. Als emanzipierte Frau der heutigen Zeit kann man manches nur mit Unverständnis und Kopfschütteln verstehen. Der Zeitgeist ist gut getroffen.
Die Liebesgeschichte wird chronologisch erzählt, unterbrochen von einzelnen Abschnitten aus der heutigen Zeit. Um es dem Leser einfacher zu machen sind die Abschnitte der Liebesgeschichte mit dem jeweiligen Datum gekennzeichnet.

Ich hatte mir bei dem Buch mehr Mutter-Tochter Erinnerungen vorgestellt. Im Prinzip gibt es zwei separate Geschichten.
Die Liebe zwischen Toni und Edgar, in der die Tochter noch nicht vorkommt, die sie aber anscheinend bis ins Detail aus den immer wiederkehrenden Erzählungen ihrer Mutter kennt, und das Auflösen der Wohnung, mit den damit verbundenen Erinnerungen an die Mutter.

Ein sehr gefühlvolles, sensibles Buch, liebevoll und leicht im Umgang mit der Situation des Verlustes. Eine romantische Liebesgeschichte bei der man nicht weiß, ob man den Figuren ein Happyend wünschen soll oder nicht. Ein Buch über die Wünsche, die man an das Leben stellt und darüber auf welche Wege es uns manchmal führt.

Veröffentlicht am 06.10.2024

Familie

Aus dem Haus
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Die Eltern organisieren gerade den Umzug, vom ungeliebten Haus in eine Wohnung und inmitten der zusammenzupackenden Habseligkeiten gibt es so viele Erinnerungen.

Die Autorin fungiert in diesem Buch als ...

Die Eltern organisieren gerade den Umzug, vom ungeliebten Haus in eine Wohnung und inmitten der zusammenzupackenden Habseligkeiten gibt es so viele Erinnerungen.

Die Autorin fungiert in diesem Buch als Ich-Erzählerin und gibt dem Leser Einblicke und Rückblicke in das Familienleben. Aus der räumlichen Entfernung erlebt sie die Umzugsvorbereitungen nur am Telefon mit, froh darüber, dass sie selbst nicht involviert ist und sich kümmern muss.

Im Prinzip von Seite eins an wird klar, dass die Mutter das Haus nie gemocht hat. Sie lässt kein gutes Haar an dem Bau, hadert mit ihm genauso wie mit dem Umzug nach Kassel. Die Tochter erzählt recht humorig von verschiedensten Begebenheiten, vom Leben vor dem Umzug, von den Personen, die ihre Eltern zu dieser Zeit waren und wie sich dann alles verändert hat in der neuen Stadt. Die Bewohner von Kassel, die Umgebung, die Stadt selbst und natürlich das Haus kommen dabei nicht gut weg. Falls ein Kasselaner dieses Buch liest nimmt er das hoffentlich mit Humor. Verschiedene Familienmitglieder werden in diese Erinnerungen eingebunden, so die briefeschreibende, tief religiöse Tante, oder die ungeliebte Stiefschwiegermutter, in deren Obstgarten das Haus gebaut wurde. Der Bau des Hauses wird als unausweichlicher Entwicklungsschritt beschrieben, etwas, das ein Mann seiner Familie eben ermöglichen muss, um den eigenen Status klar zu machen. Das das Haus sich dann aber schon während der Bauphase als ständiges Ärgernis entpuppt, fuchst vor allem die ewig nörgelnde Mutter.

Anfangs fand ich den Stil, in dem die Geschichte erzählt wird ziemlich gut. Die Autorin beschreibt die verschiedenen Szenen einer Familie mit einem guten Auge für Details und äußerst witzig. Mit der Zeit ist mir das dann aber zu viel geworden, weil ich irgendwann nicht mehr das Gefühl hatte, die Ich-Erzählerin lacht mit ihrer Familie, sondern eher über sie und das fand ich schade. Obwohl man das Ganze angesichts der dauergenervten, an allem rumnörgelnden, nie zufriedenen Mutter durchaus als Galgenhumor und einen gewissen Schutzmechanismus sehen kann. Das Lesen wurde durch das Hin und Herspringen zwischen den unzusammenhängenden Erinnerungen zunehmend anstrengend, die Figur der Mutter wurde mir immer unsympathischer, der Vater, der leider so gar nicht gut weg kommt bei dem Ganzen und doch recht blass bleibt, tat mir einfach nur leid und die Tochter, naja, ich frage mich die ganze Zeit, was eigentlich ihre Intention ist, was will sie dem Leser sagen.

Das Buch ist durchaus eine witzige Art Liebeserklärung an die eigenen Eltern, ihre Marotten und Eigenheiten. Ich fand die Grundidee ziemlich interessant und war auch vom Klappentext angesprochen. Leider hat die Autorin mich im Verlauf dann immer mehr verloren, auch eben dadurch, dass bis zuletzt nicht klar wurde warum sie diese Geschichte erzählt.

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Veröffentlicht am 25.08.2024

Streifzug durch die Geschichte

Was war denn da los?!
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Podcasts sind der Trend der heutigen Zeit und bieten Interessierten wirklich zu jeder Thematik das passende Format. Felix Melching und David Neuhäuser, von Haus aus Historiker, liefern in ihrem Podcast ...

Podcasts sind der Trend der heutigen Zeit und bieten Interessierten wirklich zu jeder Thematik das passende Format. Felix Melching und David Neuhäuser, von Haus aus Historiker, liefern in ihrem Podcast natürlich Geschichtliches und haben nun für Leser eine Auswahl ihrer Themen in einem Buch zusammengebracht. Die Autoren führen durch verschiedenste Ereignisse aus Antike, Mittelalter, Neuzeit, 19.Jahrhundert bis hin zur Gegenwart, insgesamt in 30 ausgewählten Beiträgen.

Der interessierte Leser erfährt so beispielsweise etwas über die kriegerischen Amazonen, Neros Verhältnis zu seiner Mutter, den spanischen Nationalhelden El Cid, ebenso wie über Rasputin, oder darüber, wie London sein Abwasserproblem lösen konnte und zahlreichen Nazis nach Beendigung des zweiten Weltkrieges die Flucht nach Südamerika gelang.

Die ausgewählten Beiträge sind vielfältig, allerdings vermisse ich eine gewisse Logik in der Zusammenstellung. Den meisten Lesern wird vieles bekannt sein, anderes zwar neu, aber wahrscheinlich auch wenig interessant. Viele der Themen sind eindeutig politischer Natur, oft geht es um kriegerische Handlungen, Aufstände, oder Revolutionen und die darin involvierten Persönlichkeiten, Margaret Thatcher und der Falkland Krieg, Fidel Castros Rolle beim Umsturz in Cuba, die Taten der RAF und der Roten Brigaden, nur selten um Wissenschaft und Forschung, wenn etwa über die Suche nach einer verschollenen Expedition in die Arktis erzählt wird. Alles in allem sehr bunt und willkürlich gemischt, ohne erkennbaren roten Faden.

Ich hatte mit von diesem Buch nicht unbedingt wegweisende neue Fakten versprochen, ich habe nach dem Klappentext und dem Untertitel eher auf eine kurzweilige Lektüre gehofft, die mit einigen kuriosen Anekdoten und historischen Hintergründen aufwarten kann, die so vielleicht nicht in jedem Geschichtsbuch stehen. Ich hatte Fakten erwartet, die man (nicht im negativen Sinne) unter sinnloses Wissen verbucht, die aber immer wieder für Lacher und erstaunte Blicke sorgen, wenn man sie im passenden Moment zum Besten geben kann. Fakten und Infos, die man nicht wie Jahreszahlen mühselig auswendig lernen muss, sondern solche, die einem eben wegen ihrer Kuriosität im Gedächtnis bleiben.

Sicher ist das Buch für Geschichtsinteressierte, die noch in den Anfängen stecken eine schöne Anfangslektüre, ich hatte etwas anderes erwartet.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Verbrechen im Urlaubsidyll

Die Chinesin (eBook)
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Der deutsche Ex-Polizist Gerhard Beckmann lebt nach dem Unfalltod seiner Frau dauerhaft auf der Ferieninsel Sardinien. Hier begegnet er am Strand einer Chinesin, die Massagen anbietet, eine Begegnung, ...

Der deutsche Ex-Polizist Gerhard Beckmann lebt nach dem Unfalltod seiner Frau dauerhaft auf der Ferieninsel Sardinien. Hier begegnet er am Strand einer Chinesin, die Massagen anbietet, eine Begegnung, die sein Leben ziemlich stark beeinflussen wird.

Autor Jochen Brunow stellt dem Leser mit seiner Hauptfigur einen ziemlichen Einzelgänger vor, der sich in seinem zurückgezogenen Leben eingerichtet hat. Recht schnell wird klar, dass der Tod der Ehefrau noch lange nicht aufgearbeitet ist und auch der fehlende Kontakt zur Tochter, die Beckman eine Mitschuld am Unfall der Mutter gibt, belastet den Ruheständler sehr. Durch seine Bekanntschaft mit Chinesin Xia wird nun die Eintönigkeit unterbrochen, Beckmann wird gezwungen seine Kompfortzone zu verlassen, sich mit sich und auch mit seiner Trauer zu beschäftigen. In all diese persönlichen Probleme kommt nun der Kriminalfall, wird Beckmann doch Zeuge eines brutalen Überfalls.

Das Buch verbindet hier sehr stark die persönlichen Hintergründe der Figuren mit dem vorliegenden Kriminalfall, hier rund um die Ausbreitung der chinesischen Triaden in Europa. An sich ist diese Thematik äusserst spannend, allerdings empfand ich die Ermittlungen hier als recht langatmig, teilweise verworren und undurchsichtig. Zwischendrin dann ein frisch verliebter Ex- Polizist, die, doch sehr klischeehaft gezeichnete, italienische Polizei und wunderschöne, seitenlange Beschreibungen der Insel Sardinien.

Leider war mir diese Mischung nicht ganz ausgewogen. Natürlich verstehe ich den Hintergrund, das Anliegen des Autors zu zeigen, dass das Verbrechen eben auch vor der Idylle der italienischen Urlaubsinsel nicht halt macht und das Corruption, Menschenhandel, moderne Sklaverei inzwischen überall zu finden sind. Ich komme aber eben so überhaupt nicht mit dem Kontrastprogramm, dem Privatleben der Hauptfigur klar, die so viel Raum innerhalb der Geschichte einnimmt, dass ich oft das Gefühl hatte zwei verschiedene Bücher zu lesen.

Generelle finde ich es immer gut den Figuren Tiefe durch Hintergrundgeschichten und Nebenhandlungen zu geben, hier ist mir das Ganze aber zu viel. Der Autor erzählt diesen Teil unglaublich intensiv, erzeugt eine tolle Atmosphäre, zeichnet wunderschöne Bilder um dann komplett umzuschwenken und den Fokus auf den anderen Teil der Geschichte zu lenken, der dann eben wie gesagt langatmig und zäh verläuft. Die Balance, eine Verbindung zwischen beiden Teilen fehlt mir so ein bisschen und das hat mir das Lesen letztlich sehr erschwert, die Krimihandlung war wenig spannend und konnte mich nicht wirklich fesseln.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Viel Drumherum, wenig Spannung

Signum
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Kim Ribbing will nun endlich Antworten von seinem Peiniger, Doktor Martin Rudbeck und hat ihn deshalb im Keller seiner Villa versteckt, allerdings läuft nicht alles nach Plan und plötzlich hat Kim ein ...

Kim Ribbing will nun endlich Antworten von seinem Peiniger, Doktor Martin Rudbeck und hat ihn deshalb im Keller seiner Villa versteckt, allerdings läuft nicht alles nach Plan und plötzlich hat Kim ein ziemlich großes Problem. Probleme gibt es auch in der Beziehung zu Ex-Polizistin und Krimiautorin Julia Malmros, denn die kommt nur bedingt mit Kimˋs Stimmungsschwankungen zurecht und natürlich ist da auch noch Astrid Helander, der Kim angeboten hat ein Zimmer in seinem Haus als Zuflucht zu nutzen.

Nachdem das erste Buch mit einem ziemlichen Cliffhanger geendet hat, musste ich natürlich wissen wie es weitergeht, obwohl im Groben recht klar war, was sich da wohl im Keller des ehemaligen Botschaftsgebäudes abspielt. Der Fortgang der Geschichte, rund um Kimˋs Rache und damit verbunden eventuell auch eine gewisse Aufarbeitung seiner Vergangenheit versprach recht spannend zu werden. Spannend war es dann auch, allerdings nur wenige der 480 Seiten lang, denn der große Knall kommt ziemlich früh im Buch und dann beobachtet man die Protagonisten eigentlich nur noch dabei, wie sie krampfhaft versuchen der Polizei wenigstens einen halben Schritt voraus zu sein.

Irgendwie hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass sich die Figuren einmal komplett gedreht haben. Aus der taffen Julia wird eine stets jammernde, sich selbst leidtuende Frau mittleren Alters, die ständig mit ihrer Beziehung und ihrer beruflichen Zukunft hadert. Kim, der unerschütterliche, immer einen Ersatzplan inpetto habende Hacker, macht einen dilettantischen Flüchtigkeitsfehler nach dem Anderen und wäre ohne die Hilfe von Julia, Astrid und dem geheimnisvollen Ces ziemlich verloren, und Astrid die für Tierrechte kämpfende Hardcoreveganerin entpuppt sich als manipulative, skrupellose Trickbetrügerin. Das wurde mir alles zu viel und hat auch nicht unbedingt zu dem Bild gepasst, dass ich mir im ersten Buch von den Figuren gemacht hatte. Klar, ich liebe komplizierte, spezielle Figuren, mit Ecken, Kanten und gern auch einer Dunklen Seite, aber das hier war einfach zu viel des Guten. Man hat das Gefühl der Autor versucht einen Wettkampf um die durchgeknallteste Figur zu gewinnen. Einziger Lichtblick hier, Julias Freundin Irma, die herrlich selbstironisch von ihrem, hoffentlich noch weit entfernten Tod philosophiert. Leider kann dann auch die etwas unbeholfene, aber durchaus niedliche Romanze von Julias Ex mann Jonny die angeknackste Stimmung nicht mehr retten.

Rein theoretisch ist die Geschichte vom Beginn der Trilogie, in meinen Augen, auserzählt, ich kann mir also nicht vorstellen, was jetzt Thema im dritten und letzten Buch werden soll. Davon abgesehen glaube ich kaum, dass ich mich für den dritten Band noch werde motivieren können.

Obwohl ich das Buch wesentlich schwächer als seinen Vorgänger fand und die Geschichte gut auch mit der Hälfte der Seiten funktioniert hätte, gebe ich drei Sterne, weil zweieinhalb ja nicht geht und ich zwei dann doch zu drastisch fand.

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