Cover-Bild Das Lied des Propheten
(47)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 13.07.2024
  • ISBN: 9783608988222
Paul Lynch

Das Lied des Propheten

Roman | Booker Preis 2023
Eike Schönfeld (Übersetzer)

»Wenn es so etwas wie ein zentrales Buch für unsere Zeit gibt, dann ist es dieses. Brillant und Eindringlich« The Observer

An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen.

Irland befindet sich in der Gewalt einer Regierung, die auf dem Weg in die Tyrannei ist. Eilish findet sich in der alptraumhaften Logik einer kollabierenden Gesellschaft wieder, angegriffen von unsichtbaren Kräften, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sie ist gezwungen, alles zu tun, um ihre Familie zu schützen und alle zusammenzuhalten. Wie soll sie ihren Kindern erklären, was passiert ist, wenn sie nach dem Vater fragen? Wie wird ihr eigener zunehmend dementer Vater auf die gravierenden Veränderungen seines Alltags reagieren? Und wie weit wird Eilish selbst gehen, um sich und ihre Familie zu retten? »Das Lied des Propheten« ist ein atemloses Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe, das stilistisch und emotional seinesgleichen sucht. Paul Lynchs meisterhafter Roman ist das Buch der Stunde – und ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.

»Ein Triumph des emotionalen Erzählens, mutig und anregend« Booker Prize Jury

»Ein wichtiges und unvergessliches Leseerlebnis.« The Guardian

»Einer der erschütterndsten und provokativsten Romane, die ich seit langem gelesen habe.« Scotsman

»Paul Lynch ist einer der meistgefeierten irischen Schriftsteller seiner Generation und ›Das Lied des Propheten‹ ist Irlands ›1984‹.« Telegraph

»Ein Meisterwerk« Big Issue

»Erschreckend plausibel« Irish Times

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.10.2024

Eindrücklich

0

Paul Lynch schreibt in seinem 2023 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Buch „Das Lied des Propheten“ über ein totalitäres System, das völlig ungebremst immer stärker die Rechte ihrer Bürger einschränkt.
Das ...

Paul Lynch schreibt in seinem 2023 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Buch „Das Lied des Propheten“ über ein totalitäres System, das völlig ungebremst immer stärker die Rechte ihrer Bürger einschränkt.
Das Buch begleitet den Alltag von Eilish Stack, deren Mann Larry sowie ihren vier Kindern. Larry, der Gewerkschaftler ist wird wegen dieser Aktivität zunächst angehört und verschwindet dann vom einen auf den anderen Tag. Wie bei einem solchen System nicht anders zu erwarten, wird ihm wird kein Anwalt an die Seite gestellt und auch seine Familie wird nicht darüber informiert, wie es ihm geht. Doch Eilish lässt sich von dem immer brutaler vorgehenden System nicht einschüchtern und ist eine der einzigen, die sich gegen den Staat auflehnt.

Lynch beschreibt sehr eindrücklich, wie stark sich ein System in einer relativ kurzen Zeit mithilfe von Verordnungen, der Polizei und einem Sicherheitsdienst ändern kann. Auch wenn es für mich sehr erschreckend war zu lesen, in was für einer grausamen Realität Eilish leben muss, so muss ich leider doch sagen, dass die beschriebenen Entwicklungen mit Blick auf die deutsche Vergangenheit realistisch sind. Durch Lynch stark einnehmenden Schreibstil war ich schnell in der Geschichte drin und habe dann kaum mehr das Buch aus der Hand legen wollen. Eilish Alltag wird sehr bewegend und ausführlich beschrieben, sodass man sich die gegebenen Umstände gut bildlich vorstellen kann. Durch ihre taffe Art macht es Spaß zu verfolgen, inwieweit Eilish sich gegen das System auflehnt. Gerade mit Blick auf aktuelle Wahlergebnisse erschreckt einen das Buch nur umso mehr und ist hoffentlich ein Weckruf für viele. Dementsprechend ein sehr empfehlenswertes Buch, das nochmals unseren Blick auf aktuelle Entwicklungen schärft und gerade zur aktuellen Zeit wichtiger denn je ist.

Veröffentlicht am 06.10.2024

erschreckendes Szenario

0

In Das Lied des Propheten zeichnet Paul Lynch eine düstere Welt aus Tyrannei und autoritäre Regierung in Irland. Irgendwie ist Irland wie geschaffen für diese Art von Geschichte, sei es aus geschichtlichen ...

In Das Lied des Propheten zeichnet Paul Lynch eine düstere Welt aus Tyrannei und autoritäre Regierung in Irland. Irgendwie ist Irland wie geschaffen für diese Art von Geschichte, sei es aus geschichtlichen Aspekten als auch aus politischen Gesichtspunkten. Die Schreibweise von Paul Lynch kann ich nur als atemberaubend beschreiben. Er schafft es in langen, wirklich langen Sätzen doch so viel Leben einzuhauchen, dass es dem Leser dennoch nicht langweilig wird. Ihn aber atemlos zurück lässt und Dialoge gekonnt verschwinden lässt. Das Buch und vor allem der Autor wurde in meinem Augen zurecht mit dem Book Prize 2023 ausgezeichnet.


Das Szenario rund um den Gewerkschafter Larry Stack und seiner Familie ist vielleicht nicht neu, aber doch sehr aktuell. Ich bin der Meinung, dass sie so oder so ähnlich wirklich passieren könnte oder vielleicht auch schon passiert. Bei allen Ereignissen stellt sich immer hintergründig die Frage wie würde ich in einer solchen Situation reagieren. Würde ich mich einfach unterordnen nur um in Ruhe und frieden mit meiner Familie leben kann? Oder würde ich eher wie Larrys Frau Eilish alles daran setzten sie zu beschützen und darum zu kämpfen ein freies Leben führen zu können.

Eilish ist eine Frau mit vielen Ecken und Kanten genauso wie ihr Mann und die Kinder, doch genauso sind wir alle. Mir hat es sehr gefallen das der Autor hier in dem typischen Geschlechter-Schubladen denkt, um dieses denken dann doch wieder zu brechen um aufzuzeigen wie stark eine typische Frau ist.
Auch die Aufzeichnung der allgegenwärtigen Gefahr welche schon Heute von immer mehr werdenden autoritären Regimen ist grandios klar und erschütternd.

Mir hat das Buch sehr gefallen und es hallt einfach nur noch lange nach dem lesen nach. Ein klare Empfehlung für Leser der besonderen Literatur.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 05.10.2024

Beklemmend, aktuell und wichtig

0

Beklemmend ab der ersten Seite und wirklich geschrieben, um hin- und hergerissen zu sein. Immer wieder musste ich das Buch pausieren und mich fragen, wie ich an Eilishs Stelle gehandelt hätte. Wäre ich ...

Beklemmend ab der ersten Seite und wirklich geschrieben, um hin- und hergerissen zu sein. Immer wieder musste ich das Buch pausieren und mich fragen, wie ich an Eilishs Stelle gehandelt hätte. Wäre ich früher gegangen? Was hätte ich an dieser Stelle getan, was hätte ich gefühlt, wie wäre ich damit umgegangen?

Die Atmosphäre ist wirklich unheimlich gut eingefangen und geht unter die Haut. Beklemmung ist die treffende Beschreibung für das Gefühl, das ich das ganze Buch über hatte. Und Hoffnung, auch wenn diese mit zunehmendem Fortschritt der Handlung weniger wurde.
In einem Beitrag fiel das Wort "klaustrophobisch" und das passt wirklich gut zum Buch. Man ist gefangen zwischen den Seiten, merkt eine Bedrohung von überall und kann doch nicht aufhören, Eilish zu folgen.

Doch ab und an stolperte ich über sehr merkwürdige Formulierungen und Sätze, die einfach sehr unpassend wirkten und mich aus dieser beklemmenden Atmosphäre rissen. Ein Lächeln, das aus dem Kiefer auf den Boden rutscht zum Beispiel. Zum einen spannend, weil ich über solche sehr beschreibenden Formulierungen manchmal nachdachte und sie mir bildlich vorstellen wollte, zum anderen aber auch sehr ablenkend von einer Handlung, die diese Ablenkung nicht gebrauchen kann.
Gerade im ersten Drittel fand ich es dann doch eher störend, weil ich das Hörbuch pausierte, um nachzudenken und so wirklich ein paar Anläufe brauchte, um der Geschichte ohne Ablenkungen folgen zu können. Im letzten Drittel war dies gar kein Problem mehr, da fesselte mich die Handlung komplett an das Hörbuch.

Und so furchtbar die Handlung auch ist, irgendwie sind dann doch auch viele tröstende Stellen im Buch. Ganz klein, im großen Bild eigentlich kaum wahrnehmbar und ohne große Kommentare. Aber Eilish stößt mitunter schon auf Menschen, die helfen, auf Zusammenhalt. Auch wenn diese positiven Dinge im Schrecken einfach untergehen.

Was mich aber wirklich sehr gestört hat ist das Fehlen jeglicher Stellungnahme des Autors im Werk. Ich hoffe, dass ich es entweder überhört habe oder einfach nur in der Audioversion fehlt, die mir zur Verfügung gestellt wurde. Aber letztlich ist dieses Werk unteranderem deswegen so erfolgreich, weil es so aktuell und auf die reale Welt so leicht zu übertragen ist.
Dass dann mit keinem Wort das Leid, die Qual und Angst, die Not und das Überleben von Flüchtlingen anerkannt und geframet wird, ist mir echt sauer aufgestoßen. Ich möchte auf keinen Fall damit sagen, dass ich nicht glaube, dass der Autor dies nicht gemacht hat. Es fehlt aber einfach in diesem Buch, das mit einer möglichen Flucht über das Meer endet.
Ich bin der Meinung, dass Autor:innen über alles schreiben können und sollen, eben auch über Dinge, die sie (zum Glück) nicht selber erfahren mussten. Und natürlich sind Geschichten hilfreich, um einzelne Schicksale besser nachvollziehen zu können, die in einer Masse häufig untergehen.
Aber letztlich wird hier Profit aus einer Geschichte geschlagen, die für so viele Menschen Realität ist.

Für mich steht das Buch außerhalb eines Bewertungsrahmens. Da ich Punkte/Sterne vergeben muss, sit die volle Anzahl nur angemessen. Generell ist dies jedoch ein Buch, über das sich jede:r eine eigene Meinung machen sollte.

Veröffentlicht am 17.09.2024

Beeindruckende und beklemmende Dystopie

0

REZENSION – Bereits im vergangenen Jahr wurde der dystopische Roman „Prophet Song“ des irischen Schriftstellers Paul Lynch (47) mit dem britischen Booker Prize ausgezeichnet und stand auf der Shortlist ...

REZENSION – Bereits im vergangenen Jahr wurde der dystopische Roman „Prophet Song“ des irischen Schriftstellers Paul Lynch (47) mit dem britischen Booker Prize ausgezeichnet und stand auf der Shortlist des Irish Book Award. Auch die im Juli als „Das Lied des Propheten“ beim Verlag Klett-Cotta veröffentlichte deutsche Fassung hätte einen Preis verdient. Wer dieses Buch gelesen hat, wird wohl nicht sofort mit dem nächsten beginnen können. Man braucht etwas Zeit, um diese aufwühlende Handlung über das schrittweise Erstarken des Rechtsextremismus und seine ungeahnten Folgen, die der Londoner „Telegraph“ in Anspielung an George Orwells Klassiker zu Recht „Irlands 1984“ nennt, verarbeiten zu können. Denn obwohl dieser Roman rein fiktiv und in der Republik Irland angesiedelt ist, muss er gerade auf uns deutsche Leser angesichts aktueller Wahlergebnisse in Ostdeutschland und ergänzt um das Wissen über das einstige Erstarken der Nazis und dessen Folgen, beängstigend wirken.
Lynch hat seinen Roman über die allzu leichte Zerbrechlichkeit westlicher Demokratien in seiner Heimat angesiedelt, wo ebenfalls rechtsextreme Parteien und Gruppen wachsen. In seiner Erzählung ist es die National Alliance Party (NAP), die schon zwei Jahre zuvor an die Macht gekommen ist und nun – die Parallele zur Machtergreifung der Nazis ist offensichtlich – durch ständig neue Notverordnungen sowie Einsatz der Gardaí-Polizei und des neuen GNSB-Staatssicherheitsdienstes das Land unter ihre Kontrolle bringt.
Eines Abends stehen zwei GNSB-Beamte vor der Haustür der Dubliner Wissenschaftlerin Eilish Stark. Sie wollen ihren Ehemann Larry sprechen, einen bekannten Funktionär der Lehrer-Gewerkschaft, die gerade eine Großdemonstration vorbereitet. Noch vertrauen die Eheleute auf den Rechtsstaat und die Verfassung des Landes. „Das ist ein eklatanter Bruch internationalen Rechts. Warum dürfen die machen, was sie wollen, warum hat niemand Stopp geschrien?“ - „Das geht alles vorbei, Eilish, früher oder später wird die NAP nachgeben müssen, in ganz Europa herrscht Empörung.“
Doch Larry wird verhaftet und bleibt für Eilish unauffindbar. Sie versucht, ihren Kindern Mark (17), Molly (15) und Bailey (12) sowie Nachzügler Ben (1) die „heile Welt“ zu bewahren. Doch die Ereignisse spitzen sich zu. Nicht nur das Wohnhaus der Familie Stark, die inzwischen als Regime-Gegner bekannt ist, wird von Schlägern beschädigt. „Windschutzscheiben mit Rohren und Baseballschlägern [werden] zertrümmert, Schaufenster eingeschlagen und Hausfassaden demoliert. Es gehen Gerüchte, einige der Männer seien Angehörige der Sicherheitskräfte, einige gehörten den Gardaí an.“
Das Regime hat inzwischen Justiz und Wirtschaft unter seine Kontrolle gebracht, in Unternehmen werden Regime-Kritiker gegen Anhänger ausgetauscht. „Jeden Tag schließt wieder ein internationales Unternehmen unter Ausflüchten die Tore.“ Irlands Nachbarländer schweigen. Es formiert sich eine Rebellen-Armee, der sich auch der 17-jährige Mark anschließt. Wie wird es weitergehen? Was kann Eilish tun, um sich und ihre Familie zu retten? Muss sie weiter ausharren, um auf die Rückkehr von Ehemann und Sohn zu warten? Es bleibt eine Hoffnung: „Früher oder später wird der Schmerz zu groß für Furcht, und wenn die Menschen die Furcht verloren haben, wird das Regime weichen müssen.“ Wird es das?
Paul Lynch erzählt das Schicksal einer bürgerlichen Durchschnittsfamilie in einem einst demokratischen Rechtsstaat, die durch politische Umwälzungen unschuldig und unerwartet in Gefahr für Leib und Leben gerät. Er schildert auf beklemmende Weise, wie sich der Totalitarismus im Land festigt. Doch die Dramatik der Handlung entsteht nicht durch die Zuspitzung der Geschehnisse allein, sondern auch durch Lynchs ungewöhnlichen Schreibstil: Wörtliche Rede wird nicht durch Anführungsstriche kenntlich gemacht, sondern Prosa und Dialoge verschmelzen ineinander zu langen Sätzen, die durch das Auslassen von Pausen schon beim Lesen fast den Atem nehmen.
„Das Lied des Propheten“ ist ein Roman, der uns alle angeht – gerade in heutiger Zeit. Was Paul Lynch in seinem Buch beschreibt, ist noch fiktive Dystopie. Doch sie kann schneller als gedacht Wirklichkeit werden. Brauchen wir wirklich erst einen irischen Schriftsteller als Warner vor rechtem Extremismus, da „der Prophet im eigenen Land“ bekanntlich nichts gilt?

Veröffentlicht am 28.08.2024

Wenn der Staat zum Monster wird

0

Eilish Stack, Mikrobiologin und vierfache Mutter, ist verzweifelt: Ihr Mann Larry, ein ranghoher Lehrergewerkschafter, ist im Umfeld einer Demonstration verhaftet worden und seither verschwunden. Sie muss ...

Eilish Stack, Mikrobiologin und vierfache Mutter, ist verzweifelt: Ihr Mann Larry, ein ranghoher Lehrergewerkschafter, ist im Umfeld einer Demonstration verhaftet worden und seither verschwunden. Sie muss sich nun alleine um ihre Kinder Mark, Molly, Bailey und Ben kümmern - und um ihren dementen Vater Simon. Derweil wird das autoritäre, nationalistische Regime in Irland immer radikaler und tyrannischer, was Eilish den Alltag zusätzlich erschwert…

„Das Lied des Propheten“ ist ein Roman von Paul Lynch. Er wurde mit dem Booker Prize 2023 ausgezeichnet.

Der Roman umfasst neun Kapitel. Erzählt wird im Präsens in chronologischer Reihenfolge aus der Perspektive von Eilish. Die Handlung ereignet sich über einen Zeitraum von etlichen Monaten.

Vor allem seine poetische Sprache macht den Roman ungewöhnlich und besonders. Neologismen und Metaphern schaffen viel Atmosphäre und einen unverwechselbaren Stil, der sich nur schwer ins Deutsche übertragen lässt. Angesichts dieser großen Herausforderung ist die Arbeit von Übersetzer Eike Schönfeld dennoch an den meisten Stellen gelungen.

Die Geschichte bleibt sehr nahe bei Protagonistin Eilish, deren Gedanken und Gefühlswelt zwar einerseits deutlich wird, deren langes Zaudern für mich andererseits aber nur schwer zu ertragen war. Ihr teils etwas widersprüchliches, teils inkonsequentes und wenig heldenhaftes Verhalten wirkt auf mich dennoch zutiefst menschlich und realistisch. Auch die übrigen Figuren erscheinen lebensnah.

Inhaltlich beleuchtet der Roman, wie eine autoritäre und faschistische Regierung mehr und mehr Freiheiten und Rechte einschränkt, wie sie manipuliert, lügt und kontrolliert, wie die Unterdrückung immer engere Kreise zieht und zunehmend Leib und Leben der Menschen bedroht. Die Geschichte fasst die Methoden solcher Regime zusammen, verdichtet deren Vorgehensweise auf eine kurze Zeitspanne und zeigt die äußersten Konsequenzen auf. Damit rüttelt die Lektüre auf und bietet reichlich Stoff zum Nachdenken.

Auf den rund 300 Seiten ist die Geschichte spannend und beklemmend zugleich. Sie schont die Leserschaft nicht und hält mehrere Grausamkeiten bereit. Dem Sog der Story konnte ich mich nicht entziehen.

Der deutsche Titel ist nahe am englischsprachigen Original („Prophet Song“). Das künstlerisch anmutende Cover, das ebenfalls übertragen wurde, passt nach meiner Ansicht ebenfalls hervorragend.

Mein Fazit:
Sowohl in sprachlicher als auch in inhaltlicher Hinsicht ist „Das Lied des Propheten“ eine Lektüre, die einiges abverlangt und nicht leicht verdaulich ist. Mit seinem preisgekrönten und empfehlenswerten Roman hat mich Paul Lynch dennoch überzeugt.