Dynamische Lovestory mit viel Tiefe
Farbenrauschen (Sweet Lemon Agency, Band 2)Kyrah Groh schreibt unheimlich bildgewandt und einfallsreich. Ich musste mehrmals bei ihrer Wortwahl lächeln und habe mich beim Lesen einfach sehr gut unterhalten gefühlt. Definitiv ein Schreibstil, der ...
Kyrah Groh schreibt unheimlich bildgewandt und einfallsreich. Ich musste mehrmals bei ihrer Wortwahl lächeln und habe mich beim Lesen einfach sehr gut unterhalten gefühlt. Definitiv ein Schreibstil, der die Handlung super unterstützt.
Zur Geschichte allgemein:
Die Story wird abwechselnd aus den Perspektiven von Franka und Felix erzählt. Beide arbeiten zusammen in einem Marketingbüro, was natürlich dazu führt, dass sie sich jeden Tag sehen und so gut wie alles mitkriegen, was bei dem jeweils anderen so passiert. Das führte dazu, dass die Handlung sehr dynamisch war. Die beiden stießen immer wieder aufeinander, ob sie nun wollten oder nicht. Das klassische Enemies-to-Lovers passte für mich perfekt zu dieser Situation.
Von Anfang an herrscht aber gleich die Stimmung „was sich liebt, das neckt sich“-Stimmung, die wunderbar die Funken fliegen lässt. Franka mochte ich sofort total gerne, weil sie sehr selbst bestimmt ist und weiß, was sie kann, ohne es raushängen zu lassen. Sie verlässt sich sehr auf ihre Freunde, ist aber gleichzeitig auch immer für sie da. Außerdem fällt sie wohl unter den Typ „harte Schale, weicher Kern“, denn nach außen hin wirkt sie sehr taff, innen drin sieht es in ihr aber oft anders aus. Das liegt unter anderem an ihrer Krankheit, aber auch an ihrer familiären Situation. So ganz voneinander zu trennen ist das nicht und man merkt schnell, wie sie jeden Tag mit dieser Situation zu kämpfen hat. Das gibt ihrer Figur natürlich unheimlich viel Tiefe. Zudem sorgt die Thematik für Spannung, weil man erstmal nicht weiß, was eigentlich Sache bei ihr ist. Was ist ihre Krankheit, was ist mit ihrer Mutter? Fragen, die sich nach und nach detaillierter beantworten. Das Überraschende war für mich, dass die Krankheit gar nicht so sehr hervorgehoben wird. Zwischendurch konnte ich es geradezu vergessen. Ganz im Gegenteil zu Franka. Für sie war es immer präsent und man konnte sehr gut durch sie nachvollziehen, welche Belastung damit einhergeht und wie unsicher man sich in einigen Situationen fühlt, in denen andere keinen Gedanken daran verschwenden.
Felix war etwas weniger präsent für mich, aber auch er war mir sofort sympathisch. Er ist ein Workaholic, aber nicht ohne Grund. Auch bei ihm gibt es einen tiefgreifenden Hintergrund, der fast mit genauso viel Scham einhergeht wie bei Franka. So ist es kein Wunder, dass die beiden sich erst einmal nichts von ihren Problemen erzählen. Tatsächlich kommt die Geschichte fast komplett ohne einen Fokus auf ihre inneren Konflikte aus. Stattdessen geht es um das Tagesgeschäft und den Alltag der beiden, in dem sie sich sehr langsam, aber intensiv immer näher kamen. Das fand ich richtig gut, weil zwar die Chemie von Anfang an da war, aber beide ihre Geheimnisse nicht ohne vollstes Vertrauen aussprechen und dieses entwickelt sich nicht von einem Moment auf den anderen, nur weil man jemanden gut findet.
Die beiden machen einfach eine tolle Entwicklung durch, in der sie sich aufeinander einlassen. Etwas, was anfangs undenkbar schien.
Zu diesem sehr authentischen Umgang mit ihren Problemen passte auch das Ende, denn es ist happy, aber nicht zu happy. Die beiden teilen ihre Geheimnisse, aber nur deshalb, sind nicht sofort alle Probleme gelöst und Unsicherheiten vergessen. Das fand ich super, denn nicht selten enden Bücher gefühlt erzwungenermaßen mega happy – und damit auch oft unrealistisch.
Bis zu diesem Ende punktet die Geschichte immer wieder mit tollen Szenen, in denen die beiden ernste Gespräche führen, heiße Szenen, in denen es letztlich auf die Wahrheit ankommt und Szenen, in denen die Nebenprotagonisten sich entfalten konnten. Das mögen bestimmt besonders diejenigen, die den ersten Band schon gelesen haben. Aber auch ohne, dass man Vorwissen hat, hat man alle sofort liebgewonnen und sie wurden allesamt sehr greifbar.
Fazit:
Ich mochte die Geschichte von Franka und Felix total. Die beiden sind super sympathisch, zwischen ihnen fliegen die Fetzen, es gibt jede Menge Emotionen und Tiefe. Dazu ist die Story sehr dynamisch, hat tolle Nebenprotagonisten und kommt ohne klassische Kniffe innerhalb des Handlungsablaufes aus. So war es durchweg spannend und ich habe es mit einem total guten Gefühl beendet.
5 von 5 Sterne von mir.