Raffiniert gestrickter Roman
„...Aber Ivor ist tot. Ivor kümmert es nicht, wann du heimgehst. Ihn wird nie wieder etwas kümmern. Du kannst gehen, so früh es dir passt...“
Schon diese Zeilen im ersten Kapitel lassen vermuten, dass ...
„...Aber Ivor ist tot. Ivor kümmert es nicht, wann du heimgehst. Ihn wird nie wieder etwas kümmern. Du kannst gehen, so früh es dir passt...“
Schon diese Zeilen im ersten Kapitel lassen vermuten, dass die Ehe von Imogen kein reiner Sonnenschein war. Seit zwei Monaten ist sie nun Witwe. Das ist in Gesellschaft nicht immer einfach. Ivor war ein bekannter Professor.
Die Autorin hat einen fesselnden Roman im Stile der englischen klassischen Spannungsliteratur geschrieben. Der Schriftstil ist sehr fein und raffiniert ausgearbeitet. Er vermittelt eine subtile Spannung. Nach außen hin geschieht nicht viel. Doch es sind die tausend Nadelstiche, die für Unruhe sorgen.
Auf der Veranstaltung von Myrtle wird ihr Terry vorgestellt. Sie kann dem jungen Mann nichts abgewinnen. Wenige Tage später allerdings konfrontiert er sie mit einem Verdacht.
„...Denn schauen Sie, Mrs. Barnicott, ich weiß zufällig recht viel über Ihren Mann und die Umstände seines Todes. Zum Beispiel, dass es kein Unfall war. Und Sie wissen das auch...“
Imogen lässt ihn abblitzen. Imogen ist die dritte Frau von Ivor gewesen.
Kurz vor Weihnachten steht Robin, der Sohn aus erster Ehe, vor der Tür und möchte einziehen. Er ist wieder einmal arbeitslos. Er hat eine Freundin mitgebracht, die gerade eine Unterkunft sucht. Seine Schwester Dot erscheint mit ihren beiden kleinen Söhnen wenig später und belegt ebenfalls ein Zimmer. Herbert, ihr Mann, folgt ihr. Und auch Cynthia,die zweite Frau von Ivor, steht bald auf der Matte, um Imogen in ihrer Trauer beizustehen. Wie hatte Imogen vor kurzem noch gedacht?
„...Das war das Wunderbarste daran, dass sie das Haus endlich für sich alleine hatte: Sie fiel niemanden auf die Nerven. Welche Wohltat, treppauf und wieder treppab stromern zu können, hinein in die Küche und wieder heraus, ohne das jemand fragte: Wonach suchst du, Liebes?...“
Die komplexen Beziehungen der Protagonisten sorgen für eine unterschwellige Spannung. Außerdem blitzt an vielen Stellen ein feiner Humor auf. Dazu kommen aber noch ungewöhnliche Vorkommnisse im Haus. Wer von den Bewohnern erlaubt sich diese fiesen Späße?
An Abreise dachte jedenfalls keiner. Imogen kommen dazu fast philosophische Gedanken.
„...Denn alles Vorübergehende trägt den Samen seiner eigenen Zerstörung in sich. Wenn es bleibt, wird es dadurch dauerhaft, verwandelt sich hinterrücks in eben den Feind, gegen den es eigentlich Schutz bieten sollte...“
Kurz vor Schluss gibt es eine dramatische Wendung. Plötzlich lösen sich alle Fragen auf.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Hier wird auf gekonnt raffinierte Art ein hoher Spannungsbogen aufgebaut.