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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.11.2024

Ein Kaffee der dein Leben verändern kann

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Mit großer Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt. In den letzten Jahren nimmt, zu meiner großen Freude die Anzahl der japanischen Romane, die auch ins Deutsche übersetzt werden, stetig zu. ...

Mit großer Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt. In den letzten Jahren nimmt, zu meiner großen Freude die Anzahl der japanischen Romane, die auch ins Deutsche übersetzt werden, stetig zu. Der Klappentext klang für mich wie eine Mischung aus der kanadischen Fernsehserie „Being Erica“ und dem Roman „Das Café am Ende der Welt“. Ein Selbstfindungstrip mit Wohlfühlatmosphäre.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, wenn doch der Fokus der Geschichte anders als erwartet ist. Denn im Mittelpunkt steht nicht wie gedacht die sagenumwobene Barista Hayari-san, wenn doch sie eine wichtige und tragende Rolle einnimmt, sondern die, im Klappentext fälschlicherweise als Studentin bezeichnete, Mittelschülerin Himari-chan. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, um den sich die Geschichte dreht.
Shiori Ota hat mich mit ihrer Geschichte sofort in den Bann gezogen und ich konnte alles lebhaft vor meinem inneren Auge sehen. Der Schreibstil ist recht nüchtern und klar, trotzdem hat es mir nicht an emotionaler Tiefe gefehlt. Die Autorin hat ein gutes Auge für Details und schafft es wunderbar den Fokus auch auf kleine, teilweise unscheinbare Dinge zu lenken. Die Geschichte ist klar strukturiert und angenehm leicht zu lesen. Langeweile kam bei mir nicht auf und es gab auch keine unnötig in die Länge gezogenen Passagen.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und gerade Himari-chans inneren Kampf mit sich selbst, ihrer Mutter und ihrer ganzen Situation wurde nachvollziehbar behandelt. Das Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen und immer wieder stelle ich mir die Frage wie es wäre, wenn ich für 4’33“ in die Vergangenheit reisen könnte. Würde ich die Chance ergreifen und das, was ich am meisten bereue, ändern?
Autorin Shiro Ota hat es geschafft Themen wie Schuldgefühle, Reue, aber auch Angst und Trauer auf eine Art und Weise in die Geschichte einzuflechten ohne erhobenen Zeigefinger und ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Für viele mag das Buch zu nüchtern erzählt sein. Ich persönlich liebe gerade diese nüchterne Klarheit, die man oft bei japanischen Autoren und Autorinnen findet, die wie bereits erwähnt trotzdem eine Fülle von Emotionen transportiert.
Das Ende des Buches lässt vermuten, dass es eine Fortsetzung der Geschichte geben wird. Mit Sicherheit weiß ich das aber leider nicht. Ich würde mich aber auf jeden Fall darüber freuen, denn die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Meine Augen und Ohren werde ich auf jeden Fall offenhalten, denn ich möchte unbedingt noch mehr von Shiori Ota lesen.

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Veröffentlicht am 20.10.2024

Slawische Mythologie trifft Moderne

Tage einer Hexe
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Tage einer Hexe ist der erste Teil einer Duologie, wobei ich für die deutsche Übersetzung noch keinen Erscheinungstermin gefunden habe. Die englische Originalausgabe erscheint am 22. Oktober 2024. Nach ...

Tage einer Hexe ist der erste Teil einer Duologie, wobei ich für die deutsche Übersetzung noch keinen Erscheinungstermin gefunden habe. Die englische Originalausgabe erscheint am 22. Oktober 2024. Nach dem ersten Teil bleiben zwar ein paar Fragen offen, aber das Buch lässt sich auch als Einzelroman gut lesen.
Autorin Genoveva Dimova ist in Bulgarien aufgewachsen und lebt seit einigen Jahren in Schottland. Ihren slawischen Hintergrund merkt man dem Roman auf jeden Fall an. Insbesondere was die Namen der Protagonisten und der Monster betrifft. Genoveva Dimova schafft es auf wunderbare Art und Weise die slawische Mythologie mit modernen Elementen zu kombinieren. An sehr vielen Stellen war ich von den neumodischen Dingen, seien es Züge, Autos oder Telefone, immer wieder (positiv) überrascht, da ich mich eher wie im Mittelalter gefühlt habe.
Die Protagonisten des Buches sind alles andere als perfekt; jede und jeder trägt sein Päckchen und seine Geheimnisse mit sich, so wie es im echten Leben eben auch der Fall ist. Gerade Kosara kämpft mit den Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit getätigt hat, versinkt immer wieder in Selbstvorwürfen und bringt sich durch ihre eigene Sturheit immer wieder in Bedrängnis. Gerade diese Echtheit macht Kosara auf eine skurrile Art und Weise sympathisch und man fiebert so richtig mit ihr mit, auch wenn man nicht alle ihrer Entscheidungen nachvollziehen kann.
Die Stimmung des Buches ist, wie nicht anders zu erwarten war, eher düster. Genoveva Dimova beschreibt sowohl die Städte Chernograd wie auch Belograd, sowie auch die Monster auf beeindruckend bildhafte Art und Weise. Dies ermöglichte es mir, komplett in die Geschichte einzutauchen.
Besonders angenehm empfand ich auch, dass am Ende des Buches ein „Praktischer Leitfaden“ zu den verschiedenen im Buch erwähnten Monstern angeführt ist. Hier können dann schlussendlich noch alle Unklarheiten, welche im Zusammenhang mit den verschiedenen Monstern möglicherweise entstanden sind, beseitigt werden.
‚Tage einer Hexe‘ hat mich wirklich restlos begeistert und ich bin gerne in diese einzigartige Mischung aus slawischer Mythologie und Moderne eingetaucht. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil zu lesen und hoffe auch, dass Genoveva Dimova uns mit weiteren Geschichten begeistern wird.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Herzerwärmend und kurzweilig

Das kleine Café an der Mühle
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Es gibt Tage, da möchte man sich einfach nur entspannen, die Seele baumeln lassen und sich ein wenig berieseln lassen. Manche schalten dann den Fernseher ein, ich suche mir ein einfaches, aber doch unterhaltsames ...

Es gibt Tage, da möchte man sich einfach nur entspannen, die Seele baumeln lassen und sich ein wenig berieseln lassen. Manche schalten dann den Fernseher ein, ich suche mir ein einfaches, aber doch unterhaltsames Buch. Das kleine Cafe an der Mühle ist dafür optimal geeignet.
Die Charaktere sind liebenswert, teilweise ein wenig schrullig und wunderbar charmant beschrieben. Die Szenerie an der Mosel, an der der Großteil der Handlung stattfindet, lädt wunderbar zum Träumen ein und die Geschichte ist verhältnismäßig einfach gestrickt, aber keineswegs uninteressant oder langweilig.
Gerade die Protagonisten des Buches machen das Besondere der Geschichte aus. Die Verstrickungen und Verbindungen der Charaktere und die Schrulligkeit der Dorfbewohner sind wirklich amüsant zu lesen.
Besonders spannend finde ich, dass hinter dem Pseudonym Barbara Erlenkamp ein Autoren Ehepaar steckt. Hier würde mich wirklich interessieren wie die Entstehung und Entwicklung des Buches von statten gegangen ist.
Als kleiner Bonuspunkt des Buches gibt es am Ende auch noch einige Rezepte, so dass man sich das Café Gefühl auch noch auf andere Art ins Haus holen kann.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Eine fulminante Inszenierung für Jung und Alt

Der satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch - Das Hörspiel
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Obwohl das Buch bereits zu den Kinderklassikern zählt und ich natürlich den Autor bzw. andere seiner Werke kenne, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch ...

Obwohl das Buch bereits zu den Kinderklassikern zählt und ich natürlich den Autor bzw. andere seiner Werke kenne, muss ich zu meiner Schande gestehen, dass ich den satanarchäolügenialkohöllischen Wunschpunsch bis dato nicht kannte.
Die Geschichte selbst ist äußerst amüsant, wenn auch ein wenig klischeebehaftet. Die Charaktere sind skurril, wie bei Michael Ende nicht anders zu erwarten, aber teilweise durchaus liebenswert.
Die Altersempfehlung für die Geschichte liegt bei 10 bis 11 Jahren. Hierbei bin ich mir unsicher, ob dies nicht ein wenig zu früh ist. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass ich mich als Erwachsene von dem Buch auch sehr gut unterhalten gefühlt habe. Etwas anderes habe ich mir von Michael Ende aber auch nicht erwartet, meiner Meinung nach, sind seine Bücher immer generationenübergreifend.
Hörspiele habe ich seit meiner Kindheit nicht mehr gehört und war daher umso neugieriger auf die Inszenierung. Die Zusammenstellung von Hintergrundgeräuschen, wie zum Beispiel Feuerknistern, unheimlicher Musik und den Dialogen war einfach fantastisch. Ich konnte von der ersten Sekunde weg komplett in die Geschichte abtauchen und die Welt um mich herum vergessen. Die Abmischung ist hervorragend gelungen und weder sind die Geräusche zu dominant noch die Gespräche zu leise.
Die Sprecher haben einen fantastischen Job gemacht und den Figuren wirklich und wahrhaftig Leben eingehaucht. Meine besondere Hochachtung ergeht an die Sprecher den manche der Wortschöpfung sind wahrlich Zungenbrecher, man denke nur an den Titel.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Über Bücher und Menschen

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Bevor man mit dem Lesen beginnt, sollte man sich bewusstwerden, dass dieses Buch kein fiktionaler, sondern ein autobiographischer Roman ist.
Nanako Hanada beschreibt in eindrucksvoller und sehr verständlicherweise ...

Bevor man mit dem Lesen beginnt, sollte man sich bewusstwerden, dass dieses Buch kein fiktionaler, sondern ein autobiographischer Roman ist.
Nanako Hanada beschreibt in eindrucksvoller und sehr verständlicherweise die wahrscheinlich herausforderndste Zeit ihres Lebens; unglücklich mit ihrem Job und gerade frisch von ihrem Mann getrennt. Bedingt durch den Titel und dem Wissen, worum es in dem Buch geht, war ich auf eine sehr traurige und schwere Geschichte eingestellt. Natürlich gibt es Passagen im Buch die genau dies sind, aber große Teile des Buches sind zwar durchaus tiefsinnig, aber weit entfernt von Schwermut.
Der Großteil des Buches widmet sich den Treffen und Bekanntschaften die Nanako über die App „Thirty Minutes“ erlebt. Bei der ersten Erwähnung der App dachte ich an ein japanisches Pendant der Datingapp Tinder. Doch bei Thirty Minutes geht es nicht (nur) um das Finden eines Partners, sondern wirklich um das Schließen von Bekanntschaften und guten Gesprächen.
Nanako Hanada beschreibt diese Treffen in sehr sympathischer Art und Weise und wenn auch nicht jedes Treffen so abläuft wie sie sich das vorstellt, bleibt sie in ihren Beschreibungen immer sehr respektvoll. Nanakos Versprechen an jeden der Menschen, die sie trifft, ist, dass sie ihnen ein Buch empfehlen wird. Wobei sie nicht irgendein Buch empfiehlt, sondern das Buch wirklich speziell für die Person auswählt. Dies ist ein zweiter Schwerpunkt des Buches, die Empfehlungen und Beschreibungen der Bücher die Nanako empfiehlt. Verständlicherweise sind hierbei viele japanische Autoren und Autorinnen dabei. Die meisten Bücher waren für mich unbekannt, aber interessant war schon allein zu lesen wie Nanako zu ihren Empfehlungen kommt.
Die einsame Buchhändlerin von Tokio bietet einen wunderbaren Einblick in die japanische Kultur, ohne dabei langweilig oder langatmig zu werden. Für mich eines der Lesehighlights meines heurigen Jahres.

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