Ein Kaffee der dein Leben verändern kann
Das kleine Café der zweiten ChancenMit großer Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt. In den letzten Jahren nimmt, zu meiner großen Freude die Anzahl der japanischen Romane, die auch ins Deutsche übersetzt werden, stetig zu. ...
Mit großer Begeisterung habe ich mich auf dieses Buch gestürzt. In den letzten Jahren nimmt, zu meiner großen Freude die Anzahl der japanischen Romane, die auch ins Deutsche übersetzt werden, stetig zu. Der Klappentext klang für mich wie eine Mischung aus der kanadischen Fernsehserie „Being Erica“ und dem Roman „Das Café am Ende der Welt“. Ein Selbstfindungstrip mit Wohlfühlatmosphäre.
Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, wenn doch der Fokus der Geschichte anders als erwartet ist. Denn im Mittelpunkt steht nicht wie gedacht die sagenumwobene Barista Hayari-san, wenn doch sie eine wichtige und tragende Rolle einnimmt, sondern die, im Klappentext fälschlicherweise als Studentin bezeichnete, Mittelschülerin Himari-chan. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt, um den sich die Geschichte dreht.
Shiori Ota hat mich mit ihrer Geschichte sofort in den Bann gezogen und ich konnte alles lebhaft vor meinem inneren Auge sehen. Der Schreibstil ist recht nüchtern und klar, trotzdem hat es mir nicht an emotionaler Tiefe gefehlt. Die Autorin hat ein gutes Auge für Details und schafft es wunderbar den Fokus auch auf kleine, teilweise unscheinbare Dinge zu lenken. Die Geschichte ist klar strukturiert und angenehm leicht zu lesen. Langeweile kam bei mir nicht auf und es gab auch keine unnötig in die Länge gezogenen Passagen.
Die Charaktere sind gut herausgearbeitet und gerade Himari-chans inneren Kampf mit sich selbst, ihrer Mutter und ihrer ganzen Situation wurde nachvollziehbar behandelt. Das Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen und immer wieder stelle ich mir die Frage wie es wäre, wenn ich für 4’33“ in die Vergangenheit reisen könnte. Würde ich die Chance ergreifen und das, was ich am meisten bereue, ändern?
Autorin Shiro Ota hat es geschafft Themen wie Schuldgefühle, Reue, aber auch Angst und Trauer auf eine Art und Weise in die Geschichte einzuflechten ohne erhobenen Zeigefinger und ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Für viele mag das Buch zu nüchtern erzählt sein. Ich persönlich liebe gerade diese nüchterne Klarheit, die man oft bei japanischen Autoren und Autorinnen findet, die wie bereits erwähnt trotzdem eine Fülle von Emotionen transportiert.
Das Ende des Buches lässt vermuten, dass es eine Fortsetzung der Geschichte geben wird. Mit Sicherheit weiß ich das aber leider nicht. Ich würde mich aber auf jeden Fall darüber freuen, denn die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen. Meine Augen und Ohren werde ich auf jeden Fall offenhalten, denn ich möchte unbedingt noch mehr von Shiori Ota lesen.