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Christina19

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2023

Ein Roman für Architekturliebhaber

Das Haus am Meeresufer
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Der Roman gibt einen ausführlichen Einblick in das Leben und Wirken von Eileen Gray. Nach ihrem Kunststudium in London und Paris wird die Irin in der französischen Hauptstadt sesshaft und beginnt, zunächst ...

Der Roman gibt einen ausführlichen Einblick in das Leben und Wirken von Eileen Gray. Nach ihrem Kunststudium in London und Paris wird die Irin in der französischen Hauptstadt sesshaft und beginnt, zunächst Möbel zu entwerfen, später auch ganze Innenräume zu gestalten. Als sie auf Jean Badovici trifft, ermutigt sie dieser zum Bau eines Hauses. Obwohl Eileen Gray Talent hat, hat sie es als Frau im 20. Jahrhundert schwer, sich in der männerdominierten Branche durchzusetzen. Als Le Corbusier ihr Werk E.1027 zerstört, ist auch Eileen Gray am Boden zerstört. Erst viele Jahre später erfährt die Künstlerin die verdiente Anerkennung.

Architektur und Innenarchitektur sind Themen, die mich sehr interessieren, weshalb mich das Buch sofort angesprochen hat. Ich mochte die Erzählperspektive sehr gerne: Die Geschichte Eileen Grays wird rückblickend in Ich-Perspektive geschildert, wodurch man den Eindruck gewinnt, die Künsterlin selbst erzählte ihre Lebensgeschichte. Dabei werden immer wieder Rückblicke und Vorausschauen gewährt. Der Erzählstil ist beinahe poetisch, einem Gedicht gleich. Ich fand ihn für die Zeit, in der die Handlung spielt, passend, jedoch nicht ganz einfach zu lesen. Gut hätte es mir gefallen, wenn im Buch einige Fotografien eingebunden wären, die die Werke Grays wie ihren "Adjustable Table" oder das Haus E.1027 zeigen.
Trotz des anspruchsvollen sprachlichen Niveaus und fehlender Anschauung ist der Roman für Achitekturliebhaber lesenswert!

Veröffentlicht am 29.06.2023

Für Führungskräfte ein Muss!

Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht
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In der Erzählung "Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht" begibt sich Martha, die Leiterin eines Start-ups, vollkommen ausgebrannt auf eine fünfwöchige Reise durch Norwegen. Sie bewandert dort als Pilgerin den ...

In der Erzählung "Berge, Trolle, tiefe Sehnsucht" begibt sich Martha, die Leiterin eines Start-ups, vollkommen ausgebrannt auf eine fünfwöchige Reise durch Norwegen. Sie bewandert dort als Pilgerin den Olavsweg, auf dem sie einige Bekanntschaften macht und tiefsinnige Gespräche führt. Martha erfährt viel über den Umgang mit Menschen, vor allem den von Führungskräften mit ihren Angestellten. Dabei lernt sie sich selbst besser kennen und erreicht ihr Ziel Trondheim als veränderter Mensch.

Das Cover des Buches zeigt auf den ersten Blick, dass die Erzählung in Norwegen spielt. Mit seinen hohen Bergen, Fjorden und typischen roten Holzhäusern wirkt es sehr idyllisch.
Der Schreibstil der Autorin Susanne Ringen trägt dazu bei, dass man gut in die Geschichte kommt und diese sich flüssig lesen lässt.
Das Buch hat sehr viel Tiefgang, sodass man sich viel daraus für das eigene Leben mitnehmen kann. Vor allem im Mittelteil reiht sich ein Gespräch an das andere und somit auch eine Erkenntnis an die vorhergehende. Hier erging es mir beim Lesen ähnlich wie der Hauptfigur Martha, die die vielen neuen Impulse und die daraus resultierenden Gedanken erst einmal ordnen musste. Ich hätte mir an dieser Stelle daher ein etwas langsameres Erzähltempo und mehr Leichtigkeit gewünscht. Am Ende fügen sich die vielen neu gewonnenen Erkenntnisse zu einem Gesamtbild zusammen, sodass sowohl bei Martha als auch bei mir mehr Klarheit herrschte.
Die Erzählung eignet sich für alle, die an einem Wendepunkt in ihrem Leben stehen und noch herausfinden wollen, wie es für sie weitergehen kann. Unbedingt lesen sollten dieses Buch außerdem Führungskräfte!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.06.2023

Ein typischer Jonasson...

Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte
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Das Buch „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte, ist mir durch sein besonderes Cover ins Auge gestochen. Wie alle Romane von Jonas Jonasson ist es mit einem Tiermotiv versehen und ...

Das Buch „Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte, ist mir durch sein besonderes Cover ins Auge gestochen. Wie alle Romane von Jonas Jonasson ist es mit einem Tiermotiv versehen und in schlichter Farbigkeit gehalten. Ich mag die Gestaltung sehr gerne, auch wenn ich den Zusammenhang zwischen der Giraffe und dem Inhalt nicht ganz verstehe – vielleicht hätte ein Kaffernbüffel oder ein Löwe besser gepasst!?

Inhaltlich und stilistisch ist das Buch ein typischer Jonasson: Die Geschichte steckt voller Witz, kurioser Zufälle und unvorhergesehener Wendungen: Nachdem der Schwede Kevin von seinem Vater in Afrika ausgesetzt wurde, wächst er bei Ole Mbatian, seines Zeichens Häuptling der Massai und Medizinmann, auf. Eines Tages reist Kevin zurück nach Schweden, woraufhin Ole Mbatian ihm folgt und in Stockholm für so einiges Chaos sorgt… Die Charaktere zeichnet Jonasson für den Leser gut greifbar. Der Handlungsverlauf ist manchmal sehr detailliert beschrieben und teils rasant erzählt - meistens kann man ihm aber gut folgen. Eine wichtige Rolle im Buch spielen Werke der Künstlerin Irma Stern. Hier verschwimmen Realität und Fantasie, denn während einige ihrer Bilder als Farbdrucke im Buch zu finden sind, sind andere Werke, die ihr in der Geschichte zugeschrieben werden, frei erfunden.

„Der Massai, der in Schweden noch eine Rechnung offen hatte“ ist ein sehr unterhaltsamer Roman. Leser, die realistische Erzählungen mögen, sind mit einem anderen Buch allerdings besser beraten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.10.2024

Kolonialisierung, Sklaverei und starke Frauen

La Louisiane
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Als die „La Baleine“ Frankreich im Jahr 1720 in Richtung Louisiane verlässt, befinden sich 90 Frauen an Bord. Sie wurden unter den Bewohnern und Gefangenen einer psychiatrischen Anstalt in Paris ausgewählt, ...

Als die „La Baleine“ Frankreich im Jahr 1720 in Richtung Louisiane verlässt, befinden sich 90 Frauen an Bord. Sie wurden unter den Bewohnern und Gefangenen einer psychiatrischen Anstalt in Paris ausgewählt, um den Aufbau einer französischen Kolonie in Amerika zu unterstützen. Unter ihnen sind Charlotte, Étiennette, Pétronille und Geneviève. Während die Siedler versuchen, die Wildnis in dem fremden Land zu zähmen, bauen sich ihre Frauen auf dem neuen Kontinent unter widrigen Bedingungen ein neues Leben auf.

„La Louisiane“ ist mit all den Themen, die darin anklingen, ein sehr vielschichtiger Roman. Er berichtet von der Kolonialisierung und der damit einhergehenden Ungerechtigkeit, die die indigene Bevölkerung Nordamerikas erfahren hat. Neben der Besetzung und Aneignung großer Landflächen, die die Ureinwohner hinnehmen mussten, fanden sie sich auch mehrfach in gewaltsamen Auseinandersetzungen wieder. „La Louisiane“ gewährt außerdem einen Einblick in die Anfänge der Sklaverei und die Bedingungen, unter denen die afrikanischstämmigen Menschen arbeiten mussten. Vor allem aber berichtet Julia Malye von Frauen, ihren Aufgaben und ihrer Stellung in einer männlich geprägten Welt. Sie schreibt darüber, wie sie sich den Gegebenheiten ihrer Zeit oft unterordnen mussten, sich teils aber auch dagegen auflehnten, sich kleine und größere Freiheiten erkämpften, Homosexualität erkundeten und sich und ihre Familie selbst durchbrachten. Julia Malye erzählt von starken Persönlichkeiten im 18. Jahrhundert, die wir auf über 500 Seiten näher kennenlernen:
Die Französinnen Charlotte, Étiennette, Pétronille und Geneviève waren aus teils fragwürdigen Gründen in einer psychiatrischen Anstalt untergebracht und wurden von dort gegen ihren Willen nach Louisiane verschifft. In drei Abschnitten lässt uns die Autorin in ihrem Roman an den Leben dieser Frauen teilhaben. Jeder Leseabschnitt ist dabei wiederum in mehrere Kapitel gegliedert, in denen jeweils eine der Frauen im Mittelpunkt steht. Durch diesen stetigen Wechsel der Perspektive ist man nah dran am Leben aller Protagonistinnen. Ich mochte das sehr gerne, zumal es das Lesen abwechslungsreich machte. Die Kapitel bringen außerdem fortlaufend Zeitsprünge mit sich. Manchmal sind es einige Monate, manchmal mehrere Jahre, die zwischen ihnen liegen. Dadurch ist es möglich, Charlotte, Étiennette, Pétronille und Geneviève über einen längeren Zeitraum zu begleiten. Während der insgesamt 15 Jahre, die in der Geschichte beschrieben werden, ändert sich das Leben der Frauen grundlegend. Dem ersten Drittel des Buches konnte ich leicht folgen, doch vor allem im zweiten und dritten Abschnitt gibt es zahlreiche unvorhergesehene Ereignisse sowie viele Nebenfiguren. Dadurch hatte ich ab und an Mühe, den Überblick über die Geschehnisse und Zusammenhänge zu behalten.
Während die Hauptfiguren von der Autorin erdacht sind, liegen der Geschichte doch auch einige wahre Begebenheiten zugrunde. Die Anstalt „La Salpêtrière“ beispielsweise gab es tatsächlich und sie existiert bis heute als Krankenhaus in Paris. Die Überführung einiger Frauen auf einen fremden Kontinent ist ebenso wahr wie einige der Ereignisse, die in Louisiane geschildert werden. Diese Tatsache macht das Schicksal der (wenn auch fiktiven) Frauen noch ergreifender!
Empfehlenswert für Liebhaber historischer Romane.

Veröffentlicht am 14.09.2024

Eine Geschichte, auf der eine ungemeine Schwere liegt

Alte Sorten
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Nachdem Sally aus der Klinik geflohen ist, trifft sie auf einem Feldweg auf Liss. Die Frau auf dem Traktor scheint ein wenig eigenwillig zu sein, stellt aber glücklicherweise keine Fragen. Sie bietet Sally ...

Nachdem Sally aus der Klinik geflohen ist, trifft sie auf einem Feldweg auf Liss. Die Frau auf dem Traktor scheint ein wenig eigenwillig zu sein, stellt aber glücklicherweise keine Fragen. Sie bietet Sally ein Bett an – und die bleibt, nicht nur für diese eine Nacht. Sally beginnt, Liss auf dem großen Hof zu helfen. Zum ersten Mal fühlt sie sich bei einem anderen Menschen wohl. Die beiden Frauen freunden sich allmählich an und geben einander Halt.

Mit Sally und Liss hat Ewald Arenz zwei Figuren erschaffen, die eine bewegte Vergangenheit haben. In Rückblenden lernt man beide besser kennen und erfährt über die Gründe, weshalb die Frauen heute die sind, die sie nun einmal sind. So setzt sich mit Fortschreiten des Buches das Gesamtbild wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen.
Sally habe ich als junge Frau kennengelernt, die sich von Niemandem verstanden fühlt und daher einen regelrechten Hass auf ihre Mitmenschen, deren Blicke und Fragen, aber auch auf Regeln und Vorschriften entwickelt hat. Entsprechend ist sie schnell genervt und tritt in meinen Augen teilweise sehr respektlos auf. Die mitunter beleidigende Art passt gut zu der Figur und dem, was sie bislang erlebt hat. Dennoch habe ich für ein solches Auftreten nur bedingt Verständnis, weshalb mir Sally nicht unbedingt sympathisch war.
Liss scheint zunächst eine sehr eigenwillige Person zu sein und erst allmählich erfährt man, was dazu geführt hat, dass sie am Rande der Dorfgemeinschaft steht. Anfangs fand ich ihre Art und ihr Verhalten sehr ungewöhnlich. Je mehr ich über sie erfahren habe, desto klarer und greifbarer wurde ihr Charakter für mich.
Beide Frauen haben also jeweils ihr Päckchen zu tragen und so liegt über der Geschichte, wie ich finde, eine gewisse Schwere. Die negative Grundstimmung wurde für mich einzig dadurch aufgehellt, dass sich Sally und Liss von Beginn an gut ergänzten und wie eine Einheit zusammenarbeiten. So entsteht ein zartes Band, aus dem allmählich ein tieferes Vertrauen erwächst. Die Verbundenheit zwischen Sally und Liss sorgt damit für einen Lichtblick und ein versöhnliches Ende.