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Veröffentlicht am 22.10.2024

Die Anfänge des Fahrrads, der Eisenbahn und des Automobils

Im Takt der Freiheit
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Die Schloss Liebenberg-Trilogie der Autorin habe ich sehr gern gelesen, deswegen habe ich mich schon sehr auf ihren neuen Roman gefreut. Auch mit ihrem Buch konnte sie mich begeistern.
Berlin, 1888: Die ...

Die Schloss Liebenberg-Trilogie der Autorin habe ich sehr gern gelesen, deswegen habe ich mich schon sehr auf ihren neuen Roman gefreut. Auch mit ihrem Buch konnte sie mich begeistern.
Berlin, 1888: Die 19jährige Felicitas lebt mit ihrem Vater Egidius und ihrer jüngeren Schwester Tessa in einer hochherrschaftlichen Villa. Egidius ist erfolgreicher Unternehmer, er träumt davon, ins Eisenbahngeschäft im Osmanischen Reich einzusteigen und will in das Projekt Anatolische Eisenbahn investieren. Interne Informationen erhofft er sich vom Grafen von Brück-Bürgen. Dieser ist hochverschuldet und lässt sich auf das Geschäft mit Egidius ein. Die beiden beschließen, ihre Kinder miteinander zu verheiraten – der Graf und sein Sohn bekommen Felicitas‘ Mitgift, und Egidius erhält im Gegenzug Informationen.
Felicitas lernt bei einem Spaziergang im Park Lorenz Schwerdtfeger kennen. Dieser ist mit dem Fahrrad unterwegs. Lorenz ist Student, sein Vater ist Kutschenfabrikant aus Coburg, in Egidius‘ Augen kommt er als zukünftiger Schwiegersohn nicht in Frage.
Lorenz erregt als Fahrradfahrer viel Aufsehen, da alle anderen mit Pferdekutschen oder auf einem Pferd unterwegs sind. Er träumt davon, Fahrräder in großen Mengen zu produzieren und sie für jedermann zugänglich zu machen. Lorenz bringt Felicitas das Fahrradfahren bei, und die beiden verlieben sich ineinander.
Egidius plant, Felicitas Verlobung mit dem Grafensohn auf einem Ball zu verkünden. Es soll ein Ball werden, der alle anderen Bälle an Pracht übertrifft. Doch Felicitas sorgt dafür, dass auf dem Ball nichts so abläuft wie geplant. Dafür nimmt sie Kontakt mit ihrer Tante Apollonia auf, mit der Egidius seit Jahren zerstritten ist.
Sehr interessant fand ich den Charakter der Zofe Minna. Minna kam als Kind aus Afrika nach Berlin und kann sich kaum noch an ihre Kindheit erinnern. Der Schneidergehilfe Menkam ist der einzige Schwarze, den sie in Berlin kennt. Menkam träumt davon, nach Amerika auszuwandern. Von Menkam erfährt Minna einiges über die Kolonialisierung.
Der Roman hat mir die Geschichte des Fahrrads, der Eisenbahn und des Automobils nahegebracht. Bitte lest unbedingt das Nachwort. Darin verrät die Autorin einiges über die Geschichte der Transportmittel, die Pferde und Kutschen ersetzt haben.
In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass das Nachwort im Hörbuch leider nicht enthalten ist, was ich sehr schade finde, da wir darin erfahren, wie die Geschehnisse im Buch mit historischen Begebenheiten verknüpft sind.
Hanna Caspian hat es geschafft, mich für einige Stunden ins Kaiserreich zu katapultieren. Ich habe Im Takt der Freiheit sehr gern gelesen und mich gefreut, so viel Spannendes über die Geschichte des Fahrrads und das Leben der Reichen in Berlin des 19. Jahrhunderts zu erfahren. Den Roman empfehle ich sehr gern weiter und vergebe fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Demenz, Psychiatrie, Kriegsberichterstattung - feinfühlig erzählt

Die andern sind das weite Meer
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Die andern sind das weite Meer von Julie von Kessel hat mir sehr gut gefallen. Es werden wichtige und interessante Themen behandelt wie Demenz und Kriegsberichterstattung in der Ukraine, der Umgang mit ...

Die andern sind das weite Meer von Julie von Kessel hat mir sehr gut gefallen. Es werden wichtige und interessante Themen behandelt wie Demenz und Kriegsberichterstattung in der Ukraine, der Umgang mit dem frühen Verlust der Mutter, aber auch das Thema Beziehungen, sowohl partnerschaftliche als auch familiäre.
Das Buch ist aus der Sicht von Hans und seinen drei erwachsenen Kindern geschrieben: Tom, Luka und Elena.
Hans ist Botschafter a.D., der ehemalige Diplomat ist seit einigen Jahren pensioniert und lebt in Bonn. Seine Frau Maria, die er in Mexiko kennengelernt hatte, ist an Brustkrebs gestorben, als die Kinder noch klein waren.
Tom ist 42, er leitet eine psychiatrische Klinik in Berlin, Luka ist Reporterin, und Nesthäkchen Elena hat Brustkrebs und verdrängt die Diagnose, die Strahlentherapie bricht sie ab. Obwohl sie einen liebevollen Partner und eine dreijährige Tochter hat, stürzt sie sich in eine Affäre und trauert ihrer Jugendliebe nach. „Sein jüngstes Kind hat sich nicht gedreht, sich nicht zum Ausgang bewegt, beides sind Tatsachen, aus denen er später viel über ihr Leben ablesen wird. Sie muss per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Ihr muss von Anfang an geholfen werden.“ (S.143).
Stressbedingt begeht Luka in der Ukraine einen verhängnisvollen Fehler, der sie nicht nur ihren Job kostet, sondern auch Menschenleben gefährdet. Tom verliert einen Patienten, der ihm sehr am Herzen lag, und Elena verliert auf einer Party die Beherrschung – da erreicht sie die Nachricht, dass ihr Vater verschwunden ist. Die drei fahren in ihr Elternhaus nach Bonn und machen sich auf die Suche nach Hans. Allmählich wird ihnen klar, dass ihr Vater demenzkrank ist.
Mir haben das Buch und das Ende sehr gut gefallen. Ich fand alle vier Charaktere sehr interessant und konnte mich gut in sie hineinversetzen, besonders feinfühlig hat die Autorin Hans‘ Gedanken beschrieben. „Luka kannten alle aus dem Fernsehen. Aber sonst gab es nicht viel, womit er hätte prahlen können, keine Hochzeiten, keine Enkelkinder-Schar, keine Immobilien, nichts, was hier zählte.“ (S. 107) Hans denkt nicht nur über seine Kinder, sondern auch über seine Eltern nach, die mit seiner mexikanischen Ehefrau und seinen fremdländisch aussehenden Kindern alles andere als glücklich waren: „Was ist das denn für ein dunkles Bürschchen? Gehört er überhaupt zu uns? Er nennt ihn ab sofort den kleinen Indio.“ (S. 142)
Ein kleines Highlight war für mich das Lokalkolorit. Da ich Bonn gut kenne, habe ich viele der Schauplätze wiedererkannt, auch die Stelle, an der Hans im Rhein schwimmen geht. Von mir eine große Leseempfehlung für diesen feinfühligen Roman, der mich sehr berührt hat.

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Veröffentlicht am 12.10.2024

Korpsgeist, Serienvergewaltiger + plötzlicher Kindstod

Wer mit den Wölfen heult
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„Wer mit den Wölfen heult“ ist der zweite Fall für die Psychologin und ehemalige Polizistin Lily Brown. Lily lebt in mit ihrem Kater Mick in Canterbury, hält sich aber häufig bei ihrem Freund Dan in London ...

„Wer mit den Wölfen heult“ ist der zweite Fall für die Psychologin und ehemalige Polizistin Lily Brown. Lily lebt in mit ihrem Kater Mick in Canterbury, hält sich aber häufig bei ihrem Freund Dan in London auf. Dan ist Detective bei der MET.
Lily und Dan beschäftigen sich mit drei Fällen: Jerry Hoover, eine junge Mutter, die bei Lily in Therapie ist, die Suche nach einem Serienvergewaltiger und last but not least der Polizist Martin Gordon aus Dover, den Lily auf seine Dienstfähigkeit untersuchen soll, nachdem er während eines Einsatzes auf einen Kollegen geschossen hatte.
Die Kapitel sind meist aus Lilys oder Martins Sicht geschrieben. Es geht um Misogynie und Sexismus/Machismus bei der Polizei und in erster Linie um den Korpsgeist – einer für alle, alle für einen, leider auch in Bezug auf Mobbing und Frauenverachtung. Martin wurde kollektiv von seinen Kollegen geschnitten, nachdem er sich auf die Seite einer Kollegin gestellt hatte, die sexuell belästigt wurde.
In der Therapie erfährt Lily nur Bruchstücke aus Martins Privat- und Berufsleben. Da er ihr Wesentliches verschweigt, kann sie ihm nicht helfen. Nach Martins Tod will sie herausfinden, was vor acht Jahren in London geschehen ist, das dazu geführt hatte, dass sich Martins Leben von Grund auf verändert hatte.
Auch Kinder bzw. Babys spielen eine Rolle in dem Buch. Lily ist 32 und sehnt sich nach einem Kind, doch vorerst ist Dans Ex-Frau von ihm schwanger. Lilys Patientin Jerry Hoover hat bereits ein Kind durch den plötzlichen Kindstod verloren. Sie hat sich an Lily gewandt, da sie erneut schwanger ist und Angst hat, dass auch ihr zweites Kind sterben könnte. Lily recherchiert die Risikofaktoren für den plötzlichen Kindstod und leitet alles in die Wege, um den Schlaf des Säuglings minutiös zu überwachen. Doch auch Jerry ist nicht ehrlich Lily gegenüber.
Auch der zweite Band der Canterbury-Reihe hat mir sehr gut gefallen. Besonders erwähnenswert finde ich, dass die Autorin von dem realen Fall der Marinesoldatin Jenny Böken inspiriert wurde, die 2008 auf der Gorch Fock über Bord ging. Die Umstände ihres Todes sind bis heute nicht geklärt. Es haben sich keine Zeugen gemeldet, was dem Korpsgeist geschuldet sein könnte: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr und finde, dass ihre Canterbury-Reihe genauso spannend ist wie ihre KaDeWe-Dilogie. Über weitere Fälle für Lily Brown und Dan Baker würde ich mich sehr freuen.

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Glück und Tragik auf dem Lande in den 1970er Jahren

Zwei Leben
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Zwei Leben ist das vierte Buch des Autors, das ich lese, und wieder bin ich hin und weg, sowohl von der Geschichte als auch von dem wunderbaren, poetischen Schreibstil.
1971 in Salach, einem kleinen Dorf ...

Zwei Leben ist das vierte Buch des Autors, das ich lese, und wieder bin ich hin und weg, sowohl von der Geschichte als auch von dem wunderbaren, poetischen Schreibstil.
1971 in Salach, einem kleinen Dorf in Süddeutschland: Gertrud ist die Frau des Pfarrers. Sie kommt aus Hamburg und lebt seit zwanzig Jahren in Salach, fühlt sich dort jedoch immer noch wie ein Fremdkörper. Es zieht sie in die Stadt zurück. Doch sie bleibt – nicht wegen ihres Mannes, sondern wegen ihres Sohnes Wilhelm.
„Hermann, am Anfang haben wir von fünf Jahren gesprochen, und das kam mir damals schon lang vor. Überall sonst ist das Leben, nur hier nicht.“ (S. 56)
„Manche Lieder sind wie Fenster für mich. Wie Fenster in ein Leben, das ich nicht führe, und ich stehe in der Öffnung, lehne mich an den Rahmen und sehe sehnsüchtig hinaus“ (S. 57)
Roberta kommt vom Nachbarhof. In der Stadt hat sie eine Lehre zur Schneiderin gemacht, fühlt sich aber als das einzige Kind verpflichtet, auf den Bauernhof ihrer Eltern zurückzukehren und dort zu helfen.
Als Kinder haben Roberta, Wilhelm und Wolfgang zusammen gespielt, als Roberta wieder da ist, treffen die drei sich wieder regelmäßig. Roberta und Wilhelm verlieben sich, halten ihre Beziehung aber geheim. Robertas Vater wünscht sich einen Bauern als Schwiegersohn, Wilhelm soll nach seiner Zeit beim Bund in der Stadt studieren.
Als Georg, Gertruds Bruder und Professor an der Göttinger Universität, eine mehrwöchige Vortragsreise durch Europa unternimmt, ergreift Gertrud die Gelegenheit und fährt mit. Sie genießt die Reise in vollen Zügen und freut sich so gar nicht auf ihre Heimkehr. Soll sie Hermann verlassen?
„Sie wusste wieder, warum sie nicht mehr in Salach leben konnte. Weil es dort war, als säße man im dritten Rang im Theater und könnte alles Leben nur durch ein Opernglas betrachten; weit entfernt und niemals echt genug.“ (S.246)
Dann kündigt sich ein tragisches Unglück an: „Was machst denn du? Haben sie dir ins Gehirn geschissen? Du darfst doch den Hollerbusch nicht heraustun? Wenn du den heraustust, dann übers Jahr, stirbt doch einer am Hof!“ (S. 116). Die Welt gerät aus den Fugen.
Zwei Leben habe ich inhaliert, das Buch ist mein Jahreshighlight! Die Gedanken und Handlungen der beiden Protagonistinnen sind sehr authentisch beschrieben. Robertas Leben und ihre Arbeit auf dem Bauernhof wurde vielleicht einen Deut zu ausführlich beschrieben, was mich aber aufgrund der atmosphärischen Schreibweise nicht gestört hatte. Der Autor hat mir das Leben auf einem Bauernhof in den 1970er Jahren sehr nahegebracht. Sehr sympathisch und authentisch fand ich die Nebencharaktere Wolfgang, Eva und vor allem den Opa. Robertas Opa hatte selbst eine Geschichte, aus der Herr Arenz ein eigenes Buch schreiben könnte. Der Opa war Robertas größter Unterstützer, nicht nur beim Weben.
Zwei Leben – lest dieses Buch!

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Veröffentlicht am 08.10.2024

Nachrichten aus dem Jenseits

Die Glückslieferanten
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Die Glückslieferanten ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Ich mag japanische Literatur, und die Haptik und Optik des Buches mit dem roten Farbschnitt ist außergewöhnlich schön. Auch ...

Die Glückslieferanten ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Ich mag japanische Literatur, und die Haptik und Optik des Buches mit dem roten Farbschnitt ist außergewöhnlich schön. Auch der Inhalt konnte mich für sich einnehmen.
Es sind vier Geschichten + Epilog über Menschen, die Briefe oder Päckchen von einer Firma namens Himmelsboten erhalten. Diese werden im Auftrag von Verstorbenen ausgeliefert.
Eine ältere Frau sieht keinen Sinn mehr im Leben, nachdem ihre beiden Freundinnen verstorben sind. Sie lässt das Häuschen, in dem sie zu dritt gewohnt haben, verkommen, geht nicht mehr vor die Tür, wartet auf den Tod. Die Glückslieferantin überreicht ihr ein Päckchen von den verstorbenen Freundinnen.
Ein junges Mädchen träumt davon, in Tokio zu studieren, doch ihre Eltern und vor allem die dominante Großmutter drängen sie dazu, in ihrem Heimatort ein Leben als Ehefrau und Mutter zu führen. Einige Monate nach dem plötzlichen Tod der Großmutter bekommt das Mädchen unerwarteten Besuch.
Ein Mann ist unglücklich verheiratet, jeden Abend verbringt er Bier trinkend im Park, versunken in der Erinnerung an seine Jugendliebe Maho, der er seine Liebe nie gestanden hatte, bis es dafür zu spät war.
Fünf Jugendliche, die sich aus dem Gymnasium kennen, bekommen Nachrichten vom verstorbenen Leiter der Science AG, bei der sie mangels Alternativen mitgemacht hatten. Alle fünf sind aus verschiedenen Gründen unglücklich – bis ihr damaliger Lehrer sie wieder zusammenbringt.
Im Epilog erfahren wir mehr über die Glückslieferantin Nanahoshi. Als sie ein Päckchen von einer Mutter an ihre Tochter ausliefern soll, muss sie an ihre eigene Mutter denken, mit der sie seit Jahren nicht gesprochen hatte. Doch für eine Aussprache ist es jetzt zu spät.
Die Kurzgeschichten haben mir sehr gut gefallen. Ich mag den ruhigen, unaufgeregten Schreibstil, der - wie ich finde - typisch für japanische Literatur ist. Die Geschichten haben mich zum Nachdenken angeregt und werden noch lange in meiner Erinnerung bleiben.

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