Ruhig und melancholisch
Twelve of Nights – Das gestohlene HerzIn dem abgelegenen griechischen Bergdorf Dodekada werden die zwölf Raunächte eingeläutet. Diesen zwölf Nächten liegt ein alter Mythos zu Grunde, denn in diesen Nächten wird das Dorf von den Kalikanzari ...
In dem abgelegenen griechischen Bergdorf Dodekada werden die zwölf Raunächte eingeläutet. Diesen zwölf Nächten liegt ein alter Mythos zu Grunde, denn in diesen Nächten wird das Dorf von den Kalikanzari heimgesucht. Wesen, die lediglich in den Raunächsten zum Leben erwachen und Menschen suchen, die bereit sind, ihr Herz zu opfern, indem sie entweder sterben oder ihr Herz im wahrsten Sinne des Wortes zu vergraben, um selbst als Kalikanzari zurückzukehren. In einer dieser Nächte trifft die junge Dorfbewohnerin Daphne auf Ioanna, die beiden Frauen fühlen sich zueinander hingezogen und doch scheint etwas mit Ioanna nicht zu stimmen, denn Ioanna hat ein Geheimnis.
Ich bin ein Fan von Mythologien und von diesem ganz speziellen griechischen Mythos hatte ich noch nie gehört, also war ich extrem neugierig auf dieses wunderschöne Buch.
Nena Tramountani schreibt sehr leicht, sehr fesselnd und doch spürt man auch schwere und Melancholie in ihren Worten, denn die Geschichte, die sie hier erzählt ist auch genau das, sehr schwer, düster und melancholisch.
Die Handlung verläuft sich über mehrere Jahre, allerdings nicht chronologisch, sondern immer wieder mit Sprüngen in die Vergangenheit, hin zur ersten Begegnung zwischen Daphne und Ionna. Wer hier einen großen Fantasypart erwartet, liegt aber falsch, denn der Bereich Romance liegt deutlich im Vordergrund. Die Liebe zwischen Daphne und Ioanna, die nur an zwölf Tagen im Jahr Wirklichkeit wird. Aber es geht auch um anderes, nämlich auch um Selbstfindung und der daraus resultierenden Selbstliebe, einfach akzeptieren, wie man ist, ohne das Gefühl haben, sich dafür entschuldigen zu müssen.
Das Tempo der Geschichte ist sehr ruhig, ich benötigte ein wenig Aufmerksamkeit, um der Handlung zu folgen, da ich größeres Tempo eigentlich bevorzuge und da hier auch noch zwei Perspektiven eine Rolle spielen und das jeweils in Ich-Form, musste ich aufpassen. Zwar steht vor jedem Kapitelbeginn wer, wann erzählt, aber das überliest man ja doch zwischendurch. Durch diese Ruhe erhält das Buch aber auch ganz viel Tiefgang, also wer solche Geschichten mag, sollte hier unbedingt reinlesen.
Das Bergdorf Dodekada mit seiner winterlichen Atmosphäre wurde hier unglaublich gut beschrieben, ich sah regelrecht die Atemwölkchen in der Luft vor mir. Dadurch bekommt die Atmosphäre der Geschichte noch einmal ein wenig mehr Schwere und Kälte, was hier hervorragend passt.
Ioanna und Daphne sind auf den ersten Blick zwei völlig unterschiedliche Charaktere, denn Daphne wirkt still, verschlossen und zurückhaltend. Ioanna hingegen scheint aufmüpfig, munter und direkt. Doch so sehr sie sich voneinander unterscheiden, so gut ergänzen sie sich auch und das macht die Geschichte zu etwas besonderem.
Mein Fazit: Eine stille, sehr melancholische Geschichte, deren Mythos rund um die Kalikazari wirklich spannend war und mir gut gefallen hat. Im Vordergrund steht hier die Liebe zwischen den beiden Frauen, aber auch die Liebe zu sich selbst, was das Buch durchaus besonders werden lässt. Mir fehlte leider ein kleines bisschen Tempo, aber schön war es trotzdem.