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Veröffentlicht am 02.04.2024

Süß und sauer

Die Frauen der Familie Carbonaro
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Endlich geht es mit der Familiensaga um die Carbonaros weiter und dieses Mal erleben die LeserInnen die Geschichte aus der Perspektive der Frauen. Während im ersten Band vor allen Dingen der ...

Endlich geht es mit der Familiensaga um die Carbonaros weiter und dieses Mal erleben die LeserInnen die Geschichte aus der Perspektive der Frauen. Während im ersten Band vor allen Dingen der Lebensweg des Patriarchen Barnaba Carbonaro im Mittelpunkt stand, kommen nun seine Frau Pina, deren Schwiegertochter Anna und die Enkelin Maria zu Wort. Ich habe mich sehr auf diese Fortsetzung gefreut, aber leider konnte ich keine volle Punktzahl vergeben - wie bei Zitrusfrüchten vermischt sich Saures mit Süßem.
Leider las sich vor allem der erste Teil des Romans wie eine Wiederholung und es gab mir zu viele Parallelen zum ersten Buch. Zwar fand ich eine gewisse Auffrischung der Informationen hilfreich, um wieder in die Geschichte zu kommen und sich an die vielen Charaktere zu erinnern, aber alles in allem war mir das dann doch zu umfangreich. Es kam keine rechte Spannung auf, weil ich schon wusste, wie sich die Handlung entwickelt und es voraussehbar wurde. Außerdem war es manchmal schwierig dem roten Faden zu folgen und den Überblick über die vielen Personen zu behalten, da die Erzählung über die drei Generationen hinweg vor- und zurückspringt und man sich immer wieder vergegenwärtigen muss, in welcher Zeitebene man sich gerade befindet. Dass ist doppelt verwirrend, wenn Namen doppelt auftauchen. Da musste ich manches Mal überlegen, wer jetzt eigentlich gemeint ist.
Nichtsdestotrotz ist der Roman aber gut geschrieben und er liest sich ansonsten leicht weg. Das italienische Flair wird gut vermittelt und ich halte die Familiensage der Carbonaros deswegen auch für ein geeignetes Sommerbuch! Und im zweiten Teil wird es auch deutlich interessanter! Gerade die Münchner Jahre, die von der Enkelin Maria erzählt werden, haben mir sehr gut gefallen und dann wird auch endlich eine neue Perspektive aufgemacht und die Handlung entwickelt sich weiter. Am Ende erfährt man dann auch Neues über den Werdegang der Carbonaros und es wird interessanter, aber leider erfolgt das wie gesagt etwas zu spät für mich. Aber gerade das Ende des Romans hat mich nun doch neugierig auf einen weiteren Band der Reihe gemacht, von dem ich hoffe, dass er die Geschichte der Enkelgeneration aufgreift und weiterspinnen wird.
Zusammenfassend war das Buch wie eine Zitrusfrucht für mich: irgendwie erfrischend und leicht zu lesen, teilweise etwas "sauer" durch die vielen Parallelen zum ersten Buch, aber gegen Ende doch mit einer gewissen "Süße", die mich am Ende die Lektüre noch recht positiv bewerten lässt.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

(Zu) Exotischer Lesetrip

Die sieben Monde des Maali Almeida
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Eines Tages findet sich Maali Almeida im Jenseits wieder und weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist. Er hat nun sieben Monde (bzw. Tage) Zeit, um herauszufinden, wer ihm das Leben genommen hat und warum. ...

Eines Tages findet sich Maali Almeida im Jenseits wieder und weiß nicht, wie er dorthin gekommen ist. Er hat nun sieben Monde (bzw. Tage) Zeit, um herauszufinden, wer ihm das Leben genommen hat und warum. Also wandelt er als Geist durch das vom Bürgerkrieg gezeichnete Sri Lanka und versucht die Umstände seines Todes aufzuklären, wobei schnell klar ist, dass seine Arbeit als Kriegsfotograf damit zusammenhängt. Auf diesem übernatürlichen Trip trifft er auf zahlreiche Dämonen, Geister und lebende, aber ebenso zwielichtige Gestalten und wird mit der Brutalität des bürgerkriegsgeschüttelten Sri Lankas konfrontiert.
Das exotische Setting, der magische Realismus und nicht zuletzt das psychedelische Cover haben mich angesprochen und da ich gerne anspruchsvolle Roman lese, mit denen ich meinen Horizont erweitern und dazulernen kann, habe ich mich mit Maali Almeida auf diese außergewöhnliche Reise gewagt. Aber schnell hat mich der Roman überfordert und war doch allzu exotisch für mich, weswegen ich ihn dann leider abgebrochen habe und bei diesem Lesetrip nicht bis ans Ziel gelangt bin.
Dabei ist „Die sieben Monde des Maali Almeida“ durchaus gut und literarisch anspruchsvoll geschrieben, was auch ein Grund ist, warum ich doch bis zur Hälfte durchgehalten habe. Der Roman ist in der „Du-Perspektive“ geschrieben und dadurch ist man sehr nah am Protagonisten und der Handlung dran. So wirken die Kriegsgräuel noch erschütternder auf einen und der Roman bekommt eine atmosphärische Dichte. Auch der schwarze Humor des Erzählers und das ungewohnte Setting machen die Lektüre interessant, doch habe ich schnell gemerkt, dass mir das nötige Hintergrundwissen zur Geschichte Sri Lankas fehlt.
Auf jeden Fall sollte man sich über die politischen und gesellschaftlichen Umstände informieren, denn ansonsten verliert man jeglichen Kontext. Nicht nur, dass die historischen Hintergründe der Handlung verworren und kompliziert sind, auch die unglaubliche Fülle von Personen und deren lange, exotische Namen erschweren das Verständnis. Dazu springt der Erzähler zwischen mehr als einer Ebene hin und her: Jenseits und Diesseits, Gegenwart und Vergangenheit, verschiedene Orte in der Gegenwart – anstrengend! Durch das episodenhafte Erzählen wird die Handlung nur bruchstückhaft klar und es ist mir schwergefallen, bei diesem wilden Lesetrip auf der Spur zu bleiben. Da zudem häufig die Personen auch einfach im direkten Dialog mit einander sprechen, fehlt wieder ein erklärender Kontext und all das hat mich dann leider doch überfordert. Auch sollten Leser nicht zart besaitet sein, denn es mangelt nicht an Blut und Leichen…
Ich habe mir von dem Buch eine Lektüre außerhalb meiner gewohnten „Lesekomfortzone“ versprochen, wollte eine fremde Welt und eine surreale Wirklichkeit kennenlernen. Das habe ich zwar bekommen, aber es war dann doch zu viel des Guten und zu exotisch für mich.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Coming-of-Age in der römischen Antike

Ich, Sperling
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„Ich, Sperling“ ist die Coming-of-Age-Geschichte eines namenlosen Erzählers, der in der römischen Antike im 4. Jahrhundert nach Christus in einem Bordell zwischen Prostituierten, Zuhältern und allerlei ...

„Ich, Sperling“ ist die Coming-of-Age-Geschichte eines namenlosen Erzählers, der in der römischen Antike im 4. Jahrhundert nach Christus in einem Bordell zwischen Prostituierten, Zuhältern und allerlei anderen zwielichtigen Gestalten aufwächst. Dabei wird er mit der brutalen Realität derer konfrontiert, die am Rande der Gesellschaft leben, und muss sich seinen Weg durchs Leben kämpfen.
Für mich persönlich ist das Buch hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die die vielen lobenden Besprechungen geweckt haben. Sicherlich ist der Roman gut geschrieben und akkurat recherchiert, doch mit den Charakteren bin ich nicht richtig war geworden, da sie mir alle eher unsympathisch waren.
Erzählt wird aus der Sicht des Protagonisten, der sich abschnittsweise immer wieder im Stile der antiken Geschichtsschreibung an die Leser wendet und die Fiktionalität und Subjektivität seiner Berichte betont. Was wahr und was erdichtet ist, lässt er somit im Zweifel.
Und nicht nur der Erzählstil, auch das historische Setting wird im Roman authentisch geschildert. Man merkt, dass der Autor umfangreich recherchiert hat, um die historischen Fakten korrekt und atmosphärisch wiederzugeben und so durch viele Details sowie intertextuelle Bezüge zu antiken Schriftstellern seine Leserschaft glaubhaft in die römische Antike zu versetzen. Besonders gerne gelesen habe ich zum Beispiel die Marktszenen, denn was man über das Alltagsleben der normalen Leute in der römischen Provinz erfährt, ist wirklich interessant.
Doch wie gesagt konnten mich die Charaktere nicht voll überzeugen, da sie für mich wenig Identifikationspotenzial geboten haben und eher abstoßend wirkten. Der Roman spielt in einem Milieu am Rande der Gesellschaft und dementsprechend sind einige Szenen recht brutal oder pornografisch. Der Protagonist versucht in dieser „Schattengesellschaft“ seine Identität zu finden und sich im wahrsten Sinne des Wortes einen „Namen zu machen“. Diese Coming-of-Age-Geschichte ist auch der einzige Handlungsschwerpunkt, was mich aufgrund der fehlenden Verbindung zu den Personen trotz aller Faszination für die römische Antike dann gelangweilt hat.
Für wen ist das Buch also etwas? Vielleicht für Fans von Robert Harris, der Krimis, die in der römischen Antike spielen, schreibt. Zwar ist „Ich, Sperling“ kein Krimi, aber an zwielichtigen Gestalten mangelt es nicht. Auch Leser und Leserinnen, die sich für Themen wie Identität, „Coming-of-Age“ und Selbstbehauptung interessieren, dürfte der Roman ansprechen. Oft werden diese Themen in einem modernen Kontext behandelt, doch hier lernt man mal eine neue, ungewöhnliche Perspektive kennen. Obwohl der Roman in der Antike spielt, lassen sich die Probleme und Fragen auf die heutige Gesellschaft übertragen.

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Leider enttäuschend

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Obwohl ich schon lange Fan der Kluftinger-Reihe bin und mich eigentlich auf jeden neuen Kriminalfall von ihm freue, war ich dieses Mal von "Lückenbüßer" sehr enttäuscht. Es scheint, als wenn ...

Obwohl ich schon lange Fan der Kluftinger-Reihe bin und mich eigentlich auf jeden neuen Kriminalfall von ihm freue, war ich dieses Mal von "Lückenbüßer" sehr enttäuscht. Es scheint, als wenn den Autoren so langsam die Ideen ausgehen und sie sich an ausgelutschten Themen abarbeiten ohne dabei neue, interessante Gedanken einzubringen. So wirkt der ganze Roman sehr flach und wie am Reißbrett runtergeschrieben.
Inhaltlich geht es um einen Mordfall, der während einer von Kluftinger geleiteten Terrorübung in den Bergen geschieht. Schnell stellt sich heraus, dass der getötete Polizeibeamte auch im rechten Milieu unterwegs war, sodass sich die Ermittlungen im Kreis von Querdenkern und politisch zwielichtigen Personen abspielen. Auch Kluftinger selbst wird politisch aktiv, da er für den Gemeinderat kandidiert und dabei natürlich auf Dr. Langhammer als seinen Konkurrenten trifft.
Das alles klang für mich recht vielversprechend und gerade die Szenen, die sich um Kluftingers Privatleben drehen, fand ich immer unterhaltsam. Doch leider wirken in diesem Buch die Gags eher an den Haaren herbeigezogen und etwas zu übertrieben, sodass ich oft das Gefühl hatte, die Autoren wollen auf Teufel komm raus lustig sein, obwohl ihnen wirklich witizige und originelle Ideen fehlen. Dasselbe gilt für die "ernstere" Seite des Romans, nämlich des Kriminalfalls. Scheinbar jedes aktuelle, politisch kontroverse Thema wird aufgegriffen und irgendwie in das Buch mit hineingedrückt, wobei man manchmal gar nicht den Bezug zur Handlung erkennt und es gar nicht nötig gewesen wäre, dieses Thema nun auch noch zu nennen (z.B. KI oder Veganismus). Sei es Querdenkertum, Corona, Impfskeptiker, Shitstorms in den sozialen Medien, Kritik an "denen da oben", etc. - alles muss von den Autoren erwähnt werden. Dabei bringen sie aber wie gesagt keinerlei originelle Ideen mit ein oder regen zum Nach- und Weiterdenken an. Es findet sich einfach viel Phrasendrescherei und viele schon tausendmal gehörte Allgemeinplätze und Platitüden, sodass "Lückenbüßer" absolut nichts Neues bietet und sehr ideenlos wirkt. Die Ermittlungen in dem Mordfall verlaufen nicht allzu spannend und sind sehr vorhersehbar. Am Ende dachte ich nur: "Wie? Das soll es jetzt gewesen sein?", weil es gar keine überraschende Wendung o. Ä. gab. Das hat mich sehr enttäuscht und ich bin von Kluftinger-Krimis eingentlich anderes gewohnt.
Außerdem hat mich sprachlich genervt, dass die Autoren merklich bemüht waren, eine interessante Wortwahl zu verwenden, was leider dann nach hinten los geht, wenn es zu angestrengt wirkt und sich die Wörter wiederholen. Das passiert vor allem im Zusammenhang mit Verben der wörtlichen Rede. Als ich zum x-ten Mal "konstatierte" gelesen habe, habe ich nur noch mit dem Augen rollen können....
Zwei Sterne gibt es lediglich, weil ich den Kommisar Kluftinger eigentlich liebe und einige Szenen in dem Buch von seinem urigen Charme profitieren und doch für den ein oder anderen Schmunzler gut sind. Den zweiten Stern gibt es für das Potenzial der Geschichte, denn die Story hätte aufgrund der Bezüge zu aktuellen politischen Themen durchaus spannend sein können. Leider wird das Potenzial aber nicht ausgenutzt und es endet alles in abgedroschene Phrasen und Oberflächlichkeit, schade! Hoffentlich war das nur ein "Lückenbüßer" bis zum nächsten, spannenderen und originelleren Fall aus dem Allgäu.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Überbewertet

Yellowface
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So viele begeisterte Lesestimmen zu diesem Buch und ich habe einen ganz anderen Eindruck gewonnen… Da kann ich kaum glauben, dass wir von demselben Roman sprechen. Aufgrund des großen Rummels ...

So viele begeisterte Lesestimmen zu diesem Buch und ich habe einen ganz anderen Eindruck gewonnen… Da kann ich kaum glauben, dass wir von demselben Roman sprechen. Aufgrund des großen Rummels rund um die Veröffentlichung von „Yellowface“, der Lobeshymnen und auch des Klappentextes, der eine interessante, kontroverse Thematik verspricht, habe ich etwas ganz anderes, viel mitreißenderes und anspruchsvolleres erwartet. Ich persönlich bin dahingehend leider enttäuscht worden und halte das Buch für überbewertet. Aber zum Glück sind Geschmäcker ja verschieden…

Inhaltlich hat mich „Yellowface“ enttäuscht, da ich die Handlung als recht vorhersehbar empfunden habe. Vieles war durch den Klappentext vorweg genommen und es kam für mich keine rechte Spannung auf. Wie gesagt hat das Thema des Romans (kulturelle Aneignung) auch definitiv Potential und war mit ein Grund, warum ich das Buch gerne lesen wollte. Aber meiner Meinung nach wird das Potential für kontroverse, reflektierende Betrachtungen hier von der Autorin nicht ausgeschöpft und die Problematik wird nicht differenziert genug betrachtet oder durch neue, überraschende Sichtweisen angereichert. Schade, nachdem ich Interview mit der Autorin in der ZEIT gelesen habe, bin ich mit anderen Erwartungen an ein Werk von ihr herangegangen.
Ebenso hat sie mich sprachlich enttäuscht, da der Roman literarisch wenig anspruchsvoll ist. Die überwiegend kurzen Sätze sind ohne sprachliche Finesse oder Hintersinn und der Text wirkt für den Massengeschmack recht beliebig verfasst. Dazu war mir die Erzählerin sehr unsympathisch, da sie so selbstverliebt und arrogant wirkte. Im Roman fehlte mir ein Sympathieträger und ich konnte keine Verbindung zu den Charakteren und ihrem Schicksal aufbauen.
Allerdings gibt es zugegebenermaßen auch bessere Passagen, wenn es z.B. um die Vermarktungsstrategien im Verlagswesen geht oder die Erzählerin doch mal etwas tiefgründigere Gedanken zur Autorenschaft anstellt. Die vielmals angesprochenen satirischen Elemente sind erkennbar, aber liegen nicht auf meiner persönlichen Geschmackslinie.
Daher kann ich den ganzen Hype rund um „Yellowface“ nicht nachvollziehen. Mich hat der Roman nicht gefesselt und es gibt inhaltlich und sprachlich so viel bessere Bücher, die weniger beworben werden. Ich habe mich sogar schon gefragt, ob der Verlag selbstironisch extra so eine Marketingwelle losgetreten hat, um die ganze Dynamik aufs Korn zu nehmen. Ohne den ganzen Hype würde der Roman wahrscheinlich nicht so gefeiert werden… Doch vielleicht wird in den sozialen Medien z. B. bei TikTok oder instagram auch einfach ein anderer Stil bevorzugt, mit dem ich nichts anfangen kann? Eine Menge Leser und Leserinnen scheint „Yellowface“ ja begeistert zu haben. Mein Lieblingsbuch wird es wohl nicht mehr werden.

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