Neues Ermittlerteam mit Charakter und Schwächen
GegenspielerJedem Liebhaber deutscher Krimis, so auch mir, ist Arno Strobel ein Begriff, seine Bücher zieren nicht selten die Bestsellerlisten. Auch schrieb er schon im Duett mit Ursula Poznanski, der „Gegenspieler“ ...
Jedem Liebhaber deutscher Krimis, so auch mir, ist Arno Strobel ein Begriff, seine Bücher zieren nicht selten die Bestsellerlisten. Auch schrieb er schon im Duett mit Ursula Poznanski, der „Gegenspieler“ ist nun das erste Buch, das er gemeinsam mit dem Krimiautor Ingo Bott (bekannt durch die Pirlo-Serie) herausbringt. In diesem Buch treffen sich der Ex-Kriminalist Max Bischoff, der auch einer Krimiserie entstammt, und der Anwalt Dr. Anton Pirlo zu einem ersten Match. Die Aufmachung des Buches ist schon ein Hingucker, das Cover zeigt rundum die beiden Autoren (sehen so auch die Protagonisten aus?) oder sollte man lieber sagen, Antagonisten – man kann das Buch ins Regal stellen, wie man will, es hat auch zwei Rücken. Der Untertitel „Bischoff und Pirlo ermitteln“ hält alles zusammen.
Mit über 400 Seiten ist es ein recht umfangreiches Buch, da erwartet der (den) Krimileser auch einiges. Leider sind sich die beiden Hauptakteure überhaupt nicht grün und der ursprünglich zu lösende Kriminalfall eines vorgetäuschten Selbstmords bläht sich im Verlauf des Buches zu Größerem auf. Zuerst kommt der Anwalt Karl Müller von der renommierten Kanzlei Müller & Mahler zu Tode, danach folgt eine zweite Führungsperson aus dieser Kanzlei. Anwalt Ernst Mahler seinerseits will durch Privatermittler Max Bischoff zunächst den ersten Todesfall klären lassen, dass er Bischoff nur mit 50.000 Euro ködern kann, die dieser für die Heilungschance seiner Schwester verwenden will, mutet recht merkwürdig an. Weiter lernt man zu Beginn Sophie, die Tochter von Mahler, kennen, auch sie recht eigensinnig und von sich eingenommen. Der Apfel… Dummerweise wird Kanzleichef Mahler als Verdächtiger in Untersuchungshaft genommen. Als dann auch noch Sophies Lover und Mitanwalt Pirlo, der natürlich Mahler vertreten und heraushauen soll, in die Ermittlungen einbezogen wird, ist das Chaos fast perfekt. Gleich zu Beginn und zwischen den einzelnen Scharmützeln der Protagonisten meldet sich eine Mörderstimme aus dem Off und stiftet beim Leser Verwirrung – augenscheinlich strebt er nach unsterblichem Ruhm – und soll bestimmt die Spannung steigern.
Dass sich erst am Ende des Buches alles aufklärt, ist selbstverständlich, sonst hätte es mindestens 200 der 400 Seiten nicht gebraucht. Die letzten Kapitel nahmen aber doch unerwartet Fahrt auf und wurden dem Genre Krimi gerecht. Kurz, aber nicht ganz schmerzlos, rasant, und mit am Ende etwas überschwänglichem Ausgang. Ernst Mahler erscheint im wunderbaren Licht, das einem hochkarätigen Anwalt wohl gebührt. Mehr will ich nicht verraten. Dass es weitere Bischoff-Pirlo-Krimis geben wird, ist eigentlich klar. In diesem Buch haben sich die beiden Gegenspieler erst einmal nur beschnuppert.
Mich haben die langen Wortgefechte, das ewige aufs Handy starren und telefonieren, und die nicht ganz logischen Aktionen und Reaktionen der Protagonisten zuweilen etwas gelangweilt. Welcher Leser kann sich denn vorstellen, dass ein gestandener Professor sich als Anwaltspraktikant zu einer Anhörung beim Staatsanwalt einschmuggeln lässt? Recht absurd. Leider geriet das Ermitteln bei den vielen äußerlichen Beschreibungen, wie z. B. von Pirlos Haaren, manchmal in den Hintergrund.
Fazit: Ein neues Ermittler-Duo am Krimihimmel, da haben die beiden Autoren bestimmt noch Luft nach oben. Obwohl zwei Autoren am Werk waren, liest sich das Buch sehr stimmig, dass die Sicht- und Schreibweise passend zu den beiden Protagonisten Bischoff und Pirlo ausgelebt wird, ist überzeugend. Gute 3 Sterne.