Ein Haus mit Charakter
Die Küstenlandschaft Maines ist schon ein Sehnsuchtsort an sich. Hier hinein versetzt J. Courtney Sullivan ihre Leser mit ihrem neuesten Roman.
Es geht um eine alte, verlassene, viktorianische Villa, ganz ...
Die Küstenlandschaft Maines ist schon ein Sehnsuchtsort an sich. Hier hinein versetzt J. Courtney Sullivan ihre Leser mit ihrem neuesten Roman.
Es geht um eine alte, verlassene, viktorianische Villa, ganz versteckt auf den Strandfelsen einer unbedeutenden Kleinstadt in Maine. Die jugendliche Jane Flanagan hat sie für sich entdeckt. Hierhin verzieht sie sich in den Sommern ihrer Kindheit, um zu lesen und zu träumen. Später zeigt sie das Gebäude ihrem Verlobten, doch schon nach kurzer Zeit wird dieses Juwel von einem Haus von einer neureichen Touristin gekauft und protzig renoviert.
Die Handlung springt nun, nicht gerade chronologisch, durch die Lebensgeschichten der jeweiligen Besitzerinnen. Es sind alles starke Charaktere mit beeindruckenden Schicksalen.
Ein anderer wichtiger Handlungsstrang ist der von Jane. Sie hat ein ganz anderes Schicksal, das sie lange nicht vor sich eingestehen möchte. Sie ist das vernachlässigte Kind einer schweren Trinkerin. Wie hat sie ihre Mutter wegen ihrer Schwäche verachtet! Nun geht Jane einen schmerzhaften Weg der Selbsterkenntnis, auf dem sie sich nur langsam eingesteht, wie sehr auch sie abhängig ist.
Und zwischen diesen beiden großen Themen werden immer interessante Fakten erzählerisch eingeflochten, in denen es zum Beispiel um Esoterik oder geschichtliche Begebenheiten geht. Manchmal sind diese Exkurse etwas ermüdend und man wünschte sie sich etwas konzentrierter erzählt.
Insgesamt ist es ein sehr schöner, leicht zu lesender Roman. Die eingestreuten Randerzählungen hätten für mich nicht unbedingt sein müssen, auf jeden Fall nicht in dieser Ausführlichkeit. Dennoch war es ein schöner literarischer Ausflug nach Maine.