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Veröffentlicht am 18.10.2024

Ein Roman, der berührt

Am Himmel die Flüsse
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Elif Shafak erzählt die Geschichte dreier ganz verschiedener Menschen, deren Leben aber dennoch verwoben sind, auch, aber nicht nur durch einen Regentropfen, der bereits dem assyrischen König Assurbanipal ...

Elif Shafak erzählt die Geschichte dreier ganz verschiedener Menschen, deren Leben aber dennoch verwoben sind, auch, aber nicht nur durch einen Regentropfen, der bereits dem assyrischen König Assurbanipal ins Haar gefallen war.

Arthur wird 1840 zwar in bittere Armut geboren aber mit erstaunlichen Fähigkeiten. Schon früh entwickelt er ein großes Interesse für die assyrische Stadt Ninive. 2014 lebt das ezidische Mädchen Narin mit ihrer Großmutter in Hasankeyf, doch ihre Heimat soll einem Staudamm weichen. 2018 treffen wir die Hydrologin Zaleekhah, die jung ihre Eltern verloren hat und bei ihrem Onkel aufwuchs.

Elif Shafaks Roman hat mich schnell gefangengenommen, besonders Arthur und Narin wuchsen mir schnell ans Herz, während das bei Zaleekhah nicht ganz gelang. Arthur ist der einzige, dessen Leben wir von Anfang bis zum Ende miterleben, es ist einzigartig, und hat, wie wir im Anhang erfahren, sogar ein reales Vorbild. Ein Thema des Romans ist Wasser, dem oben genannten Regentropfen werden wir noch öfter begegnen, das alte Mesopotamien, das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris ist immer wieder Thema, ebenso die Themse und die vielen verborgenen Flüsse, wie es sie nicht nur in London gibt. Ein anderes Thema sind die Eziden und ihr Schicksal, das auch heute noch schlimme Auswirkungen hat. Dies alles ist so gelungen miteinander verbunden wie die Leben der drei Protagonist:innen.

Erzählt wird sehr eingängig, bildhaft und teilweise poetisch. Auch die Charaktere konnte ich mir sehr gut vorstellen, auch wenn nicht alle tiefgängig gezeichnet sind. Der Roman enthält zusätzlich ein paar Illustrationen, die vor allem die antiken Statuen und Texte betreffen. Sehr lesenswert sind auch die Anmerkungen der Autorin.

Am Ende wird man vielleicht manches anders sehen, hat einiges gelernt und ist emotional berührt.

Elif Shafak ist ein Name, den ich mir merken werden. Ihr Roman hat mich sehr berührt und wird lange nachhallen.

Veröffentlicht am 13.10.2024

Ein spannender und ziemlich düsterer Pageturner

Bis in alle Endlichkeit
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Privatdetektiv Lee Crowe findet während er an einem Fall arbeitet, eine tote Frau, offensichtlich von einem Gebäude herabgestürzt. Die Polizei denkt schnell an Selbstmord, doch Olivia Gravesend, die Mutter ...

Privatdetektiv Lee Crowe findet während er an einem Fall arbeitet, eine tote Frau, offensichtlich von einem Gebäude herabgestürzt. Die Polizei denkt schnell an Selbstmord, doch Olivia Gravesend, die Mutter der Toten, glaubt nicht daran und engagiert Lee, den Grund für Claires Tod zu finden. Mit seinen Ermittlungen sticht Lee in ein Wespennest und ist bald selbst in großer Gefahr.

„Fünf Winter“ war für mich ein großartiger Roman und so war ich sehr gespannt auf das nächste Werk James Kestrels. Nun, „Bis in alle Endlichkeit“ ist ganz anders, hat mir aber auch sehr gut gefallen.

Dieses Mal befinden wir uns nicht in der Vergangenheit, sondern im heutigen Kalifornien. Lee ist ein gelungener Protagonist, erinnert schnell an die Detektive des Crime noir, und hat das Zeug zum Reihenhelden. Wenn ich mir das Ende anschaue, und die Anmerkung des Autors im Nachwort, könnte es vielleicht wirklich zu Nachfolgebänden kommen, ich würde mich sehr freuen.

Der Fall entwickelt sich ganz anders, als zunächst gedacht, und als Lee eine junge Frau trifft, die der Toten sehr ähnelt, fängt man als Leser:in so richtig an mitzurätseln. Es gibt viele spannende Wendungen, viel Action und einen Protagonisten, den ich immer mehr ins Herz geschlossen habe. Auch andere Charaktere sind interessant und nicht immer gleich durchschaubar. Mit Lee zusammen ist man auch selbst ständig misstrauisch und auf der Hut. Trotzdem hat er natürlich seine Leute, auf die er sich verlassen kann, auch, weil er sie bezahlt. Im Grunde ist er aber mehr der Typ einsamer Wolf, seine Fälle sind oft brisant.

Das Ende hat es in sich, und geht vielleicht noch ein Stück weiter, als manche:r erwartet. Wie der ganze Roman ist es ausgesprochen düster, und würde Lee nicht in Ich-Form selbst erzählen hätte ich wahrscheinlich noch mehr um ihn gebangt. Ob er aber wirklich überlebt, verrate ich hier natürlich nicht.

James Kestrel ist wieder ein richtig guter Roman gelungen, mit einem spannenden Fall, einem Protagonisten, mit dem man schnell mitfühlt, und vielen überraschenden Wendungen. Ich warte gespannt auf mehr von diesem Autor.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Wieder ein ganz besonderes Buch

Verborgene Fabelwesen der Meere
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1865: Eigentlich würde Konstantin O. Boldt lieber in seinem Refugium für Fabelwesen bleiben, doch einer dringenden Aufforderung Otto von Bismarcks kann er sich nicht widersetzen, und so bricht er schon ...

1865: Eigentlich würde Konstantin O. Boldt lieber in seinem Refugium für Fabelwesen bleiben, doch einer dringenden Aufforderung Otto von Bismarcks kann er sich nicht widersetzen, und so bricht er schon kurz nach der Letho-Expedition wieder auf, um Fabelwesen zu finden und zu erforschen, dieses Mal allerdings im Meer mit dem Unterseeboot Nautilus.

Da die Angriffe riesiger Seeungeheuer, einen hat Boldt selbst nur knapp überlebt, wie wir in „Fast verschwundene Fabelwesen“ miterleben konnten, stark zugenommen haben, soll die Bathys-Expedition auch herausfinden, warum das so ist. Neben Boldt sind wieder einige weitere Expert:innen mit an Bord, eine davon kennt man bereits aus dem Vorgängerband. Die Intentionen sind dabei durchaus unterschiedlich, nicht jede:r ist für eine friedliche Forschung, manch eine:r möchte auch am liebsten die Vernichtung der, oft gefährlichen, Wesen. Und so entwickelt sich die Expedition nicht nur wegen der Fabelwesen, von denen einige mehr als riesig sind, gefährlich.

Fabelwesen sind faszinierend, und die, die man hier mit den Expeditionsteilnehmer:innen zusammen entdeckt, sind es in besonderem Maße, denn ihre Ausmaße, ich habe es oben schon angedeutet, sind mitunter enorm. Natürlich sind auch Wesen dabei, die deutlich kleiner sind, wie Nixen und Meermänner. Es sind insgesamt nicht ganz so viele Wesen wie im Vorgängerband, dafür sind wieder einige dabei, die ich vorher nicht kannte.

Konstantin O. Boldt erzählt erneut selbst in Tagebuchform, wobei er einen Teil Jahrzehnte später anfügt, auch wegen der geheimen Art der Expedition. Das Besondere sind aber auch hier wieder die vielfältigen Illustrationen Elif Siebenpfeiffers. Da gibt es nicht nur Zeichnungen mit zum Teil ausführlichen Informationen, sondern unter anderem auch „Fotos“, Karten, verschiedene Zettel mit unterschiedlichen Handschriften, oft „benutzt“ wirkend, verschmutzt oder mit Tassenrändern zum Beispiel. Das macht die Erzählung zusätzlich sehr authentisch.

Wie schon „Fast verschwundene Fabelwesen“ ist auch dieses Buch besonders, ein Schatz, der nicht nur eine spannende Geschichte erzählt, sondern viel mehr bietet und dadurch sehr authentisch wirkt.

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Gelungener Mix aus Kriminalfällen, Historie und Privatem

Ein Fremder hier zu Lande
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Berlin 1856: Wilhelm von der Heyden hat sich als Kriminalkommissar etabliert, mit seinem Kollegen Vorweg arbeitet er sehr gut zusammen. Derzeit sind es drei Fälle, die zu bearbeiten sind, einer davon entwickelt ...

Berlin 1856: Wilhelm von der Heyden hat sich als Kriminalkommissar etabliert, mit seinem Kollegen Vorweg arbeitet er sehr gut zusammen. Derzeit sind es drei Fälle, die zu bearbeiten sind, einer davon entwickelt sich sehr brisant, denn ein Serienmörder scheint in Berlin umzugehen.

Bereits der erste Band der Reihe konnte mich schnell überzeugen, und auch dieser zweite packte mich nach kurzer Zeit. Ralph Knobelsdorf gelingt es wieder sehr gut, den historischen Hintergrund, das private Leben der Ermittler und spannende Kriminalfälle so zu verbinden, dass man den Roman kaum aus den Händen legen mag. Jedes dieser Teile ist dabei wichtig für die Gesamtgeschichte, wie etwa der reale Duelltod des Polizeipräsidenten, der Umstrukturierungen nach sich zog, und auch an Wilhelm und Vorweg nicht vorbeigeht. Oder die technischen und forensischen Entwicklungen, die in Berlin noch nicht ganz angekommen sind, aber sich schon abzeichnen, und so trifft man auch auf manche historische Persönlichkeit, wie Rudolf Virchow und sogar Prinz Friedrich Wilhelm, der tatsächlich einen wichtigen Part innehat.

Dass dabei die Kriminalfälle manchmal etwas in den Hintergrund treten, finde ich persönlich nicht schlimm, im Gegenteil, ich schätze es an historischen Kriminalromanen sehr, wenn auch die Historie selbst ein Teil der Geschichte ist. Am Ende werden alle Fälle natürlich nachvollziehbar aufgeklärt.

Dieses Mal erfährt man auch ein bisschen mehr über die privaten Hintergründe Vorwegs, sogar sein Vornamen wird endlich aufgedeckt. Nein, ich verrate ihn hier nicht, ich empfehle, das Buch zu lesen.

Wilhelm, Vorweg, Wilhelms Zimmerwirtin, und einige andere Charaktere, die man schon bereits im Vorgängerband kennengelernt hat, muss man einfach mögen, dem Autor ist es auch gut gelungen, ihnen Tiefe zu geben. Aber auch mancher Gegenspieler, wie etwas Wilhelms Kindheitsfreund, mit dem ihn nun eine erbitterte Feindschaft verbindet, ist wieder dabei. Am Ende ergeben sich private Entwicklungen, über die ich unbedingt in einem weiteren Band mehr lesen möchte, abgesehen davon, dass ich mir auch weitere interessante Romane erhoffe.

Erzählt wird vor allem aus den Perspektiven der beiden Ermittler, aber auch ein Täter kommt Wort. Es gibt einige überraschende Wendungen, insgesamt ist der Roman sehr gut zu lesen, wie auch das Nachwort des Autors, das manches noch vertieft, Fiktion von Fakten trennt, und weitere Hintergründe zu Geschehnissen und Personen liefert.

Auch der zweite Band der Reihe hat mir sehr gut gefallen, ich hoffe, es gibt noch viele weitere Bände, denn ich mag die gelungene Mischung aus Kriminalfällen, Historie und Privatem, die beiden Ermittler und ihr Umfeld sowie die spannenden Kriminalfälle.

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Veröffentlicht am 06.10.2024

Band 4 bringt nicht nur einen Drachen mit

KoboldKroniken 4. Drachenjagd im Dunkeln
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Dario und seine Freunde sollten sich vielleicht auf das vorbereiten, was vor ihnen liegt, aber derzeit klappt das nicht so richtig, Dario fühlt sich sogar ziemlich allein, zumal Rumpel in Kwertz geblieben ...

Dario und seine Freunde sollten sich vielleicht auf das vorbereiten, was vor ihnen liegt, aber derzeit klappt das nicht so richtig, Dario fühlt sich sogar ziemlich allein, zumal Rumpel in Kwertz geblieben ist. Doch dann geht es doch schneller als erwartet, und Dario landet wieder in der Koboldwelt.

Der vierte Band der Reihe bringt wieder alles mit, was schon die Vorgängerbände auszeichnete, neben einer spannenden Geschichte und phantasievollen Wesen liest es sich auch dieses Mal wieder wie ein Tagebuch inklusive „eingeklebter Mitbringsel“, Fotografien, Zeichnungen und ähnlichem, auch optisch hat dieser Band wieder viel zu bieten, Autor Daniel Bleckmann und Illustrator Thomas Hussung sind ein eingespieltes Team, das die Reihe immer wieder zu etwas besonderem macht, das Leser:innen aller Altersgruppen gefallen kann.

Die Geschichte wird, man ahnt es schon beim Titel, spannend weitererzählt, und dieses Mal ist er endlich auch dabei, der Drache. Obwohl, ein bisschen dauert es schon noch, bis er auftaucht, erst müssen noch ein paar andere kleine Abenteuer bestritten werden. Dario ist dieses Mal zunächst auf sich alleine gestellt, und das, obwohl sie ja zu Siebt sein sollen. Für das siebte, bisher noch unbekannte, Mitglied gibt es gleich mehrere Möglichkeiten, nicht nur der Drache ist neu im Spiel. Mir hat besonders gut der Porling gefallen, den man auch auf dem Titelbild bewundern kann, aber ob er Nummer 7 sein wird, verrate ich natürlich nicht. Apropos Titelbild: Auch dieses Mal gibt es wieder den „Überraschungseffekt“ mit dem ausgeschnittenen Teil, das gehört halt einfach dazu.

Dario und Kwertz, das ist eine besondere Verbindung, die weiter ausgearbeitet wird. Dazu gibt es ein Wiedersehen mit dem einen oder anderen bekannten Gesicht, nicht über alle freut man sich, außerdem lernen wir einen neuen Teil Kwertz' kennen.

Band 4 bringt die Geschichte gut voran, ist spannend und hat ein paar neue Wesen an Bord. Auch die besondere Buchgestaltung weiß wieder zu gefallen. Wer gute Kinderliteratur sucht, die auch Erwachsenen gefallen kann, ist hier auf jeden Fall richtig.

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